Verhängnisvolle Appeasement-Politik von Unternehmen

Grüne und Linke greifen die Marktwirtschaft immer schärfer an. Und was tun die Unternehmen? Sie betreiben eine dumme Appeasement-Politik. Jüngstes Beispiel: Deutsche Wohnen.

imago/Steinach

Linke Antikapitalisten wollen das Unternehmen Deutsche Wohnen und andere große Vermieter enteignen. Die Entschädigungssumme soll weit unter dem Verkehrswert liegen. Linksextreme bedrohen den Chef des Unternehmens, der von mehreren Leibwächtern bewacht werden muss. Die Autos von Mitarbeitern des Unternehmens wurden schon „abgefackelt“. Die linke Regierung in Berlin beschließt einen Mietenstopp für die ganze Stadt, obwohl das verfassungswidrig ist, weil nur der Bund die Gesetzgebungskompetenz im Mietrecht hat. Nach dem Trommelfeuer von Attacken bricht der Kurs der Deutschen Wohnen und anderer börsennotierter Immobiliengesellschaften massiv ein. Die Linke jubelt. Ihr erklärtes Ziel, „Investoren aus der Stadt zu vertreiben“ scheint in greifbare Nähe gerückt zu sein.

Appeasement statt Aufklärung

Und was macht die Deutsche Wohnen? Klärt sie auf über die wirklichen Ursachen von steigenden Mieten und Preisen – die ausschließlich bei der Politik liegen? Schaltet sie ganzseitige Anzeigen, in denen der Bürger erfährt, dass sich unter der Bauverhinderungssenatorin Katrin Lompscher (seit 1981 SED/Linke-Mitglied) die Zahl der Bebauungspläne halbiert hat und ein Bebauungsplan heute 12 Jahre (!!) dauert? Demonstriert sie mit ihren Mitarbeitern gegen diese Politik?

Nein, das Unternehmen betreibt Appeasement:

Michal Zahn, Chef der Deutschen Wohnen erklärt im Interview, wie sympathisch ihm die Grünen sind (von denen ein Teil dafür ist, ihn zu enteignen). Zugleich kündigt der Konzern an, „freiwillig“ die Mieten zu begrenzen: Ab 1. Juli würden Mieterhöhungen so begrenzt, dass ein Haushalt maximal 30 Prozent seines Nettoeinkommens für die Nettokaltmiete aufwenden müsse. Diese „freiwillige“ Selbstverpflichtung gelte auch dann, wenn der Mietspiegel weitere Erhöhungen erlaube. Ferner will die Deutsche Wohnen eigenen Angaben zufolge jede vierte neu zu vermietende Wohnung an Mieter mit Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein vergeben. Gleichzeitig schlug Zahn ein politisches Alternativkonzept zu dem vom Berliner Senat geplanten Mietendeckel vor. Dieser „bringt eher Chaos und sät Zwietracht“, sagte Zahn dem „Tagesspiegel am Sonntag“. Er glaube, dass es „noch andere Wege geben kann, die Mietentwicklung zu dämpfen“. Zahn schlug vor, landesgesetzlich eine einkommensabhängige Mietsteigerung in einem „Solidarmodell“ von Vermietern, Mietern und Politik zu verankern.

Rolle des Sündenbocks akzeptiert

Ein absurdes Modell, zu dessen Umsetzung man eine gigantische Mieterdatei bräuchte, in der alle Mieter ihre Einkommens- und Vermögensverhältnisse offenlegen. Datenschutz ade. Wahrer Sozialismus braucht den gläsernen Bürger. Jeder Mieter müsste das tun, was man derzeit von Hartz IV-Empfängern verlangt. Denn anders könnte man seine Miete nicht festlegen.

Die Deutsche Wohnen hat damit die Rolle des Sündenbocks bereitwillig angenommen und die Argumente ihrer linken Gegner akzeptiert, dass Marktwirtschaft im Wohnungswesen nicht funktioniert. Die „Lösung“ ist der Aufbau einer gigantischen Sozialbürokratie.

Linke Antikapitalisten ermutigt

Der Kapitalismus und die Kapitalisten stehen unter Beschuss. Und wie reagieren sie? Einer der reichsten Deutschen, Reinhold Würth („Schrauben-Würth“) erklärte unlängst, nur die SPD und die Grünen seien noch für ihn wählbar – die SPD habe er nicht gewählt. Nachdem die Politik bereits aus der deutschen Energiewirtschaft eine Planwirtschaft gemacht und dabei Milliarden-Werte zerstört hat, geht sie nun ans Herzstück der deutschen Industrie, die Automobilindustrie. Nicht mehr die Unternehmen bestimmen, was produziert wird, sondern staatliche Pläne.

Hintergrund: Zuerst verkündete Angela Merkel als Planziel, dass bis 2020 insgesamt eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen fahren sollten. Nachdem sich die Bürger uneinsichtig zeigten, versuchte die Politik, sie mit hohen Subventionen dazu zu bewegen, E-Autos zu kaufen. Als die Bürger sich immer noch uneinsichtig zeigten, beschloss die Politik, nunmehr den Unternehmen vorzuschreiben, was sie zu produzieren haben. Was die Kunden wollen, spielt dabei keine Rolle mehr – ganz wie zu DDR-Zeiten. „Flottenziele“ nennen sich diese staatlichen Vorgaben aus Brüssel.

Und was macht die Automobilindustrie? Herbert Diess erklärt, dass er aus VW ein ganz und gar grünes Unternehmen machen will. Jawohl, Frau Bundeskanzlerin, der Plan wird erfüllt!

So war sie schon immer die deutsche Industrie: Opportunistisch hat man sich dem jeweils herrschenden Zeitgeist angepasst. Der Glaube, dass man mit Appeasement die Ideologen beschwichtigen könne, hat sich jedoch schon immer als falsch herausgestellt. Diese interpretieren das Verhalten von Unternehmen wie Deutsche Wohnen oder VW als das, was es ist: Als Schwäche. Die linken Antikapitalisten fühlen sich logischerweise ermutigt, genauso weiterzumachen. Wenn man einem Unternehmen mit Enteignung droht und es sich dann gefügig zeigt, wird man die Drohungen und Repressionen verstärken. Die Energieunternehmen waren seinerzeit so naiv und glaubten, wenn sie die Kernkraftwerke stilllegten sei Ruhe. Heute haben wir die gleichen gewaltsamen „Demonstrationen“ gegen Kohlekraftwerke wie seinerzeit gegen Kernkraftwerke.

„Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt“ – was war mal ein linker Sponti-Spruch. Ich würde diesen Spruch gerne an die Wände der vornehmen Sitzungszimmer von Vorständen deutscher Unternehmen hängen.

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Kommentare ( 46 )

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46 Comments
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gk
4 Jahre her

Sehr geehrter Hr. Zitelmann, Die von Ihnen richtigerweise „dumme Appeasement-Politik“ genannte Haltung trifft überwiegend auf angestellte Manager zu. (z.B VW mit Herbert Diess, während die Familienentscheider (Porsche / Piech) ihre, auch steuerliche, Heimat in u. a. Salzburg (ÖS) haben! Vieleicht sollte man einmal das Mensaessen an deutschen Universitäten prüfen (übrigens auch vom dt. Steuerzahler subventioniert)! Scheint was drin zu sein! Die Würth AG ist längst in der Schweiz verankert, sowohl die Unternehmensführung als auch die steuerliche Seite. Hr. Würth hat seinen persönlichen und Steuer-Wohnsitz in Salzburg (ÖS). Diese Entwicklungen stehen für eine Vielzahl unserer (ehemals deutschen) angesehensten Familienunternehmen. Nur Aufgrund… Mehr

Gerro Medicus
4 Jahre her

Sie haben mit Ihrem Artikel völlig recht, Herr Zitelmann. Jedoch: wissen wir, wem die Konzernlenker ihre Pöstchen verdanken? Welche Abhängigkeiten da in die Politik hineinragen? Bei VW ist das ja noch völlig offensichtlich. Bei Deutsche Wohnen ist es eher undurchsichtig, weil über 60% der Aktien sich in den Händen nicht genannter Aktionäre befinden. Denn ich gebe Ihnen völlig recht: es ist nicht nachzuvollziehen, warum sich die Industriekapitäne nicht frühzeitig gegen die beabsichtigte Zerstörung ihrer Geschäftsgrundlagen zur Wehr gesetzt haben. Es können ja nicht alle so verblendet sein wie ein Herr Würth, der die Grünen wählt, obwohl gerade die ihm ans… Mehr

martin ruehle
4 Jahre her

Damit Sie in den von Ihnen avisierten Konferenzraum gelangen, sollten Sie zwingend eine handvoll hüpfend und kreischender Kinder und Vertreter der „4.Gewalt“ im Schlepptau haben.
Ein Foto mit den kleinen Schreihälsen, den wohlwollenden Management-Vertretern und Ihrer Wenigkeit in den besprühten heiligen Hallen wäre Ihnen sicher!
Es allein zu versuchen scheitert, wenn nicht schon am Sicherheitsdienst der Einlasskontrolle, spätestens am bösen Blick der Chefsekretärin …

Udo Kemmerling
4 Jahre her

Verstehe die Aufregung nicht! Die Industrie hat sich vor, während und nach 1933 doch auch nicht anders verhalten.

StefanB
4 Jahre her

Der Chef der Deutschen Wohnen macht im Grunde nur eins: Er geht den Weg des geringsten Widerstands, um trotz der antikapitalistischen Politik zum angestrebten wirtschaftlichen Erfolg zu kommen. Dazu sattelt er von der Marktwirtschaft, die es im Mietrecht ohnehin nur sehr eingeschränkt gibt, systemkonform um auf das PRinzip der „sozial gerechten“ Miete. Auf Erträge verzichten will er selbstredend nicht. Deshalb sollen „die starken Schultern“ entsprechend ihrem höheren Einkommen mehr Miete zahlen, als die schwachen. Herr Zahn möchte per diesem Mechanismus quasi Teil des Sozialstaates werden, ähnlich der Sozialversicherungen, nur das man bei denen Zwangsmitglied ist, bei der Deutschen Wohnen hingegen… Mehr

elleb
4 Jahre her

Anscheinend hat’s noch kein CEO gelernt – einmal ist nicht genug für die links-Grünen antikapitalistischen Öko- Aktivisten . Gibt man erstmal anbiedernd den kleinen Finger, schnippschnapp ist als Nächstes die Hand dran und dann ist auch der Arm weg. Derer Kotaus wird es nie genug sein und bevor man sich versieht gibt es das “ radikale Umdenken “ mit VEB VW oder Daimler. Aber natürlich wird man auch dort stramm systemkonforme Lenker benötigen.

schukow
4 Jahre her

Welche Folgen hat eine widersätzliche Äußerung eines Unternehmers oder angestellten Unternehmensvorstands denn?
a) er kommt in die Schlagzeilen
b) er wird anschließend von Medien/Öffentlichkeit niedergebrüllt
c) die Kunden werden verunsichert
d) der Umsatz geht zurück
e) die in- und/oder externen Konkurrenten profitieren
Was Herrn Würth reitet, seine Wahlentscheidung öffentlich kundzutun, erschließt sich mir nicht. Es könnte sich um fortschreitende Altersdemenz handeln. Vielleicht hat er aber auch schon mehr sein Seelenheil als sein Vermögen im Blick oder er hat ‚mal eben 100 Mio in Öko-Fonds investiert und stößt sie nach seiner Äußerung für 110 Mio wieder ab.

non sequitur
4 Jahre her

Ich hatte bisher ja vermutet, dass sich nur die Manager-Kaste großer börsennotierter Unternehmen bei der Politik unterwürfigst anbiedert, also leitende Angestellte, denen es im Grunde egal ist, welches Unternehmen sie führen, heute einen Chemiekonzern, morgen ein Softwareunternehmen, übermorgen einen Automobilhersteller. Insofern ähneln diese stark dem heutigen Politikertypus, der in der Regierung als Minister heute das Umwelt-, morgen das Wirtschafts- und übermorgen das Verteidigungsressort, völlig unabhängig von jedweder Fachkompetenz oder beruflicher Qualifikation und Erfahrung leitet. So volatil, wie das Ressort bzw. die Branche für Politiker bzw. Manager, scheint beiden die persönliche Verantwortung und Haftung für eigenes Versagen im Amt zu sein.… Mehr

friedrich - wilhelm
4 Jahre her
Antworten an  non sequitur

….manager oder würth oder roßmann sind doch für einen unternehmer nicht maßgebend
auch nicht unternehmerverbände, selbst nicht die ihk, denn niemand von denen nimmt einem unternehmer seine unternehmerische entscheidung und urteilsfähigkeit ab! und von banken sollte er sich auch weitgehend unabhängig halten!

Eugen Karl
4 Jahre her

Das ist Korporatismus. Die Regierungen kungeln mit den Unternehmen, die Unternehmen kungeln mit den Regierungen. Von Marktwirtschaft keine Spur. Die Unternehmen wissen, in welche Richtung es geht, und da kuschen sie schon mal, um später, wenn der Sozialismus vollendet ist, der Darling der Mächtigen zu sein.

M.E.S.
4 Jahre her

Nun, es sind ja Manager und nicht Eigentümer. Schnell noch Kohle aus dem Unternehmen gezogen und dann ab nach Florida.