Sozialismus wirkt: Mietendeckel bedeutet weniger Mietwohnungen

Pünktlich vor der Einführung des Mietendeckels in Berlin, zeigt eine Studie, dass staatliche Eingriffe auf dem Immobilienmarkt höchst unerwünschte Folgen haben: vor allem für Mietwillige. 

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Für die rot-rot-grüne Landesregierung in Berlin ist die Lösung klar: Wenn die Preise für Mietwohnungen ungewöhnlich stark steigen, ist das die Schuld böser Vermieter und darum muss der Staat ihnen das einfach untersagen. Also wird in der Hauptstadt wohl demnächst ein so genannter Mietendeckel gelten, der weit über die bundesweit gültige Mietpreisbremse hinausgeht. 

Zur Erinnerung: Dieser staatliche Eingriff erfolgt von Politikern derselben Parteien in derselben Stadt, die jahrzehntelang die Erosion des staatlichen Gewaltmonopols gegenüber kriminellen Clans verantworteten und finden, dass Drogendealer aus Afrika zum Görlitzer Park dazugehören.  

Friede den Kriminellen, Krieg den Vermietern, scheint die Parole des Berliner Senats zu lauten. Oder: Warum soll sich die Staatsmacht mit ihren wirklichen, bedrohlichen Feinden anlegen, wenn sie andere Prügelknaben finden kann? 

Berlin
Zeit für den Rücktritt, Monika Herrmann
Nun könnte man sich als in Berlin wohnungssuchender Mensch (und vielleicht sogar nebenbei Drogenkonsument) sagen: Wenn denn die schicken Mietwohnungen in Prenzlauer Berg, in Mitte und „Kreuzkölln“ tatsächlich erschwinglich bleiben oder wieder werden, soll es mir doch recht sein, dass der Senat statt Dealern lieber Vermietern an den Kragen geht! 

Allein: Das könnte eben zu kurz gedacht sein. Das legt zumindest eine Vergleichsstudie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin nahe. Die DIW-Ökonomen haben die Geschichte der staatlichen Eingriffe auf dem Mietwohnungsmarkt in 27 Ländern in den vergangenen 100 Jahren untersucht. Fazit: Das Gegenteil des Erhofften tritt oft ein. Mietwillige sind die Gelackmeierten. 

Wenn der Staat nämlich das Vermieten unattraktiver macht, verkaufen viele bisherige Vermieter ihre Wohnungen stattdessen lieber. Das ließ sich in anderen Ländern, vor allem in Spanien und Großbritannien in der Vergangenheit beobachten, und auch in der deutschen Nachkriegszeit. Der Trend von Mietwohnungen zu Eigentumswohnungen ist auch jetzt in vielen angesagten Vierteln deutscher Großstädte schon zu beobachten. Nicht zuletzt weil der Anstieg der Kaufpreise für Eigentumswohnungen in jüngerer Zeit noch deutlich stärker war als der der Mieten. 

Eine steigende Wohneigentumsquote – in Deutschland ist sie mit knapp 46 Prozent viel geringer als in den meisten anderen europäischen Ländern – kann man durchaus positiv sehen. Für Bundesbauminister Horst Seehofer ist das ein politisches Ziel. Denn Wohneigentum gibt Sicherheit im Alter.

Frontbericht aus Charlottengrad
„Das muss doch Satire sein, eine Parodie auf die Nazis“
Aber was hat der besagte junge Mietwohnungssucher davon, wenn er in seiner Lebenssituation absolut nicht an den Erwerb von Wohneigentum denken kann, weil ihm Kapital fehlt und er womöglich ebenso schnell wieder ausziehen will/muss, wie er eingezogen ist? Womöglich nicht viel, wenn sich infolge der staatlichen Eingriffe das Mietwohnungsangebot stark verknappt hat.  Dieses Phänomen kennt man aus konsequent sozialistisch regierten: Vieles ist zwar billig, aber trotzdem Mangelware. 

Wohnungssuchende könnten also durch die Folgewirkungen des Mietpreisdeckels dazu genötigt sein, entweder in schwarzmarktähnliche Grauzonen auszuweichen, in denen die Deckelung illegal umgangen wird, oder eben doch Wohneigentum auf Kredit zu erwerben – und damit letztlich auch zum steigenden Risiko einer Immobilienblase beizutragen. Es ist kein Zufall, dass das jüngste Preisblasenfiasko in Spanien stattfand, wo fast 80 Prozent der Wohnungen von den Eigentümern bewohnt werden.  

Und was könnte die Politik stattdessen tun? Vielleicht zunächst einmal ohne ideologisches Brett vorm Kopf überdenken, was einerseits die Strategie des billigen Geldes der EZB damit zu tun hat, dass Anleger auf ihrer verzweifelten Suche nach Investitionsmöglichkeiten letztlich dem Betongold verfallen; und was andererseits vor allem die millionenfache Zuwanderung mit der wachsenden Wohnungsnachfrage in Deutschland zu tun hat. Steigende Preise haben in einer Marktwirtschaft für gewöhnlich nämlich nicht nur auf der Angebotsseite ihre Ursache, sondern ebenso bei den Nachfragern. 

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Kommentare ( 37 )

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WandererX
4 Jahre her

Das Heil leigt nicht unbedingt im breiten Eigentum, sondern in der Stringenz der Politik: bis 1990 hat die Regierung die Mieter recht gut geschützt und Eskapaden im Wohnungsmarkt recht gut vermieden. Seitdem ist das anders. Viele Berliner hätten kaufen können, taten es aber nicht, weil sie sich auf die deutschen Kanzler verließen. Seitdem es aber keinen nationalen und örtlichen Mietmarkt mehr gibt, sieht es anders aus.

Blackbird
4 Jahre her

Der Berliner Mietendeckel ist in meinen Augen Populismus pur und dazu passt, dass von Seiten der Bundespolitik kaum Widerspruch zu diesem wirtschaftspolitischen Unfug kommt. Ich halte dieses Instrument in der geplanten Ausgestaltung zum einen für klar verfassungswidrig. Die Frage ist in diesem Zusammenhang nur, inwieweit wir noch eine von der Politik unabhängige Verfassungsgerichtsbarkeit haben, die entsprechend urteilt. Zum anderen ist der Mietendeckel natürlich in der Tat ökonomischer Unfug. Die in dem Artikel besprochene Schrumpfung der Mietwohnungsmarkts dürfte ein Effekt sein. Generell werden die meisten Investoren einen Teufel tun, nun noch in Berlin Mietwohnungen zu bauen. Und Bestandsmieter kommen zwar in… Mehr

Sharkeen
4 Jahre her

Ich schätze Luxembourg ist zu weit weg für Berliner. Durch die EU Niederlassungsfreiheit sind deren Mieten explodiert, da die Nachfrage explodierte. Jeder weiss, dass hier nur mehr Angebot hilft, sprich bauen. Das versuchten auch viele. Gerade der günstige Wohnraum war Gebot der Stunde. Trotzdem entstand dieser nicht. Grund: die ökologischen Vorgaben. Günstig+ökologisch geht nicht. Viele Projekte wurden sistiert, wenn nicht ganz eingestampft. Ein Mietendeckel vermindert das Angebot (Leerstand oder Eigennutzung) bei gleichbleibender Nachfrage und führt zu steigenden Preisen. Eigentlich logisch. Im hochpreissegment kein Problem, aber was ist mit dem Tief- und Mittelpreissegment? Tja…

censere
4 Jahre her

Erst die Städte mit Wohnungssuchenden aus Gegenden südlich, südöstlich des Mittelmeers vollstopfen und sich dann über den völlig unerwartet hereinbrechenden Wohnungsmangel beklagen. Genau mein Humor. Spätestens nach der Thüringenwahl fragt man wieder nach den Gründe eines solch abstrusen Wählerverhaltens….

humerd
4 Jahre her

seit Jahren werden die Weichen hin zu Immobilienkonzernen und weg von Privatvermietern gestellt. Alleine die vielen Mieter freundlichen Urteile der letzten Jahre, schrecken immer mehr Privatpersonen ab. Immobilienkonzerne können sich eine Heerschar an Anwälten leisten, Privatleute bleiben auf den Kosten für ihren Anwalt sitzen. Ich bin Besitzer von 2 ETWs, eine ist noch vermietet, die andere bleibt erstmal leer. Schon die Neuvermietung einer Wohnung ist ein Alptraum geworden. Mietinteressenten mit negativen Schufa Auskunft dafür aber mit hohen Ansprüchen und das bei Neubauwohnungen mit gehobener Ausstattung plus Einbauküche. Nicht gar, dass noch der Bio Brokkoli im Kühlschrank bei Wohnungsübergabe gefordert wird.… Mehr

Fulbert
4 Jahre her

Was hat das eigentlich mit Sozialismus zu tun? Eine Plattitüde wird nicht durch ständige Wiederholung sinnvoller. Hier geht es einzig und allein um Wählerstimmen, d.h. um Stimmenfang der primitivsten Sorte. Und da in Berlin die Mieter zahlenmaessig überwiegen, liegen drartige Massnahmen nahe. Dass die Folgen dieser Regelungen gleichgültig sind, versteht sich von selbst. Wie alle Folgen politischen Handelns in diesem Land inzwischen egal sind, so lange es um den Machterhalt geht.

Wilhelm Cuno
4 Jahre her
Antworten an  Fulbert

Sozialismus ist, wenn die Politik meint, in Märkten ohne Kartellbildung den Preis, also in diesem Fall die Miete, besser bestimmen zu können als der Markt. Genau das will der Senat von Berlin.

Markus Gerle
4 Jahre her

Es gibt noch ein weiteres Kuriosum dieses sozialistischen Sündenfalls. Welcher Vermieter wird jetzt noch Geld für eine energetische Sanierung in die Hand nehmen? Wohl kaum einer in Berlin. Der Mietendeckel ist somit ein Klimakiller, um beim Wording der Links-Grünen zu bleiben.

Blackbird
4 Jahre her
Antworten an  Markus Gerle

Auch da werden die Sozialisten vermutlich ein Zwangsinstrument ersinnen. Böse Vermieter und Kapitalisten haben in deren Augen schließlich Geld ohne Ende und können daher auch entsprechend gemolken werden.

Norri
4 Jahre her
Antworten an  Blackbird

Sorgt halt dann, wie in den 50ern der DDR, dafür, dass jene, die haben, schnurstracks aus dem Lande fliehen.

Cojo Tee
4 Jahre her

Liebe Berliner, einfach das sozialistische Allheilmittel anwenden: bei den nächsten Wahlen, mehr vom Falschen und Schlechten. Ab 98,8% seid ihr dann endlich im sozialistischen Himmel angekommen. Mal wieder.

JoergPlath
4 Jahre her

Die vorgeschlagenen Alternativen für die Betonköpfe greifen bei eben solchen nicht. Kommunisten sind nicht einsichtsfähig in rationale Argumente. Apropos Mangelware: Die „DDR“ war das Land eben solcher. Sie existierte so lange, weil sie immer wieder vom Westen bezuschusst wurde. Warum z. b. Bayern für das kommunistische Berlin immer noch den Zahlmeister macht, erschließt sich mir allerdings nicht.

Tomas Kuttich
4 Jahre her
Antworten an  JoergPlath

„Warum z. b. Bayern…“ Äh, weil die Rechtslage das vorschreibt vielleicht?

W aus der Diaspora
4 Jahre her

Die Mieten in den Großstädten und der besondere Mietpreisdeckel Berlins sind doch nur eine Facette des Großen Ganzen.
Ich sehe derzeit in Deutschland eigentlich gar nichts mehr, dass im Bereich der Politik sinnvoll gemacht würde. Auch in der EU ist da für mich nichts sinnvolles zu erkennen.
Zudem nimmt das nicht-sinnvolle jeden Tag zu.