Planung für den Blackout

Die Energieversorger üben sich immer häufiger in Notstandsmaßnahmen. Sie proben, wie mit Abschaltungen von Städten und Regionen ein vollständiger Blackout zu verhindern ist.

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Im Winter in drei Jahren wird die Leistung von etwa acht großen Kraftwerken fehlen. Das ist die neueste Prognose der Bundesnetzagentur. Diese Behörde in Bonn soll auch die Energiemärkte regulieren und hat gerade wieder die Berichte der Stromversorger neu überprüft und veröffentlicht, wie viel Reservekapazitäten für die Stromversorgung künftig notwendig sind. Die Stromversorger sollen einmal im Jahr eine sogenannte Systemanalyse durchführen und den Mangel an Strom in Zahlen kleiden.

So besteht für den kommenden Winter 2019/2020 ein Bedarf von 5.126 MW, doch schon in drei Jahren sind nach vorläufiger Einschätzung Netzreservekraftwerke mit einer Gesamtleistung von 10.647 MW nötig, also schnell mal doppelt so viel. Das entspricht ungefähr der Leistung von acht Kernkraftwerken. Das letzte soll nach den Vorstellungen der Energiewender Ende 2022 abgeschaltet werden.

Dabei hat die Netzagentur noch nicht die dramatischen Folgen aus dem Wirken der Kohlekommission berücksichtigt. Diese schönfärberisch Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ genannte Gruppe hatte bekanntlich im Januar empfohlen, noch schneller noch mehr Kraftwerke abzuschalten als geplant und die Kohleabbaugebiete mit Geld zu fluten, um die Folgen zu mildern.

Das bedeutet: Der drohende Leistungsengpass ist mit Händen zu greifen. Der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann, kleidet den Notstand in warme, abwiegelnde Worte: »Es gibt nach wie vor einen Bedarf an Netzreserve, um das deutsche Stromnetz in kritischen Situationen stabil zu halten.«

Er betont die Bedeutung eines zügigen Netzausbaus deutlich, weiß aber mit Sicherheit, dass in drei Jahren nichts zu machen ist. Und er weiß hoffentlich, dass mit mehr Stromleitungen kein kW Strom mehr erzeugt wird.

Die Energieversorger üben sich immer häufiger in Notstandsmaßnahmen. Sie proben, wie mit Abschaltungen von Städten und Regionen ein vollständiger Blackout zu verhindern ist. Lastabwürfe nennen die Betreiber der Übertragungsnetze, wenn der Strom zwangsweise abgeschaltet werden soll, weil zu wenig Energie vorhanden ist.

Sie hoffen inständig auch auf den Erfolg der Smartmeter, die bald in Deutschland eingeführt werden sollen. Die werden intelligente Messsysteme genannt, sollen den katastrophalen Unsinn der Energiewende als schlau erscheinen lassen und bei allen Kunden, die mehr als 6.000 kWh Strom im Jahr verbrauchen, verpflichtend eingebaut werden.

Diese Smartmeter sollen gezielt bei Stromverbrauchern den Strom abschalten, wenn Wind und Sonne zu wenig Energie produzieren. Dafür müssen millionenfach diese Steuergeräte mit den Übertragungsnetzbetreibern verbunden werden.

So können die Stromversorger auf Knopfdruck gezielt Verbraucher vom Strom abschalten. Damit sollen zunächst Industrieanlagen und Maschinen, die viel Energie verbrauchen, abgeschaltet werden, aber nicht zum Beispiel die Beleuchtung. Das würde denn doch zu hässliche Bilder ergeben, wenn Frankfurt, Hamburg oder Berlin vollständig im Dunklen liegen.

Die Energiewendler erhoffen sich dadurch, flächendeckende Blackouts zu verhindern. Das ergäbe doch zu hässliche Bilder, die doch den einen oder anderen daran erinnern könnten, wem sie es zu verdanken haben, jetzt im Dunkeln zu sitzen.
Festgelegt ist diese Zwangsverwaltung des Strommangels in einem »Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende«. Verblüffend ist der Glaube, dass so viel neue und unerprobte Technik, die über ein Land gestülpt wird, funktionieren wird.

Ganz schlecht dran sind mittelständische Gewerbebetriebe. Die kommen nicht in den Genuss von Privilegien wie die Großindustrie. Die erhält extrem günstige Konditionen für die Bereitschaft, bei Strommangel auf Stromlieferung verzichten zu können. Sie müssen immer mehr für das teure Luxusgut Strom bezahlen – ebenso wie die privaten Verbraucher. Alle müssen zusammenrücken – um für das große Ganze das Klima zu retten.


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Kommentare ( 67 )

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Martin W.
4 Jahre her

Wer wird dann der Sündenbock sein? Vermutlich wohl die profitgierige und selbstsüchtige Energiewirtschaft, die mit feindlichen Sabotageakten die gemeinwohlförderliche, umwelt- und menschenfreundliche Energiewende hintertreiben will.

horrex
4 Jahre her
Antworten an  Martin W.

Immer wieder erstaunlich, wie und dass sich – nicht wenige – Leute ausgerechnet hier her verirren, die in „profitgieriger Industrie“ die Probleme sehen. Bots, Spinner, ich weiß es nicht. –

Martin W.
4 Jahre her

Super Tipp. Wenn es dann soweit ist werde ich rechtzeitig in das Geschäft mit Notstromaggregaten einsteigen und mir auf meine alten Tage eine goldene Nase verdienen.

Ein Mensch
4 Jahre her

Sollten Zwangsabschaltungen kommen, sie werden bestimmt nicht die Hochburgen der Grün-linken treffen. Da wird eher in der Etappe abgeschaltet, und zwar großflächig. Wer interessiert sich den schon für Kleinstädte und Dörfer, genau, keine Sau. Wer ein Eigenheim besitzt sollte sich einen Diesel Generator anschaffen und eine Möglichkeit ihn mit dem Hausanschluss zu koppeln vorsehen. An diejenigen in Mietwohnungen, kauft Kerzen.
Ein Land in dem wir gut und gerne lebten.

katerhumpel
4 Jahre her

Vorbereitung wird zur Bürgerpflicht…
https://wincontact.builderall.net/blackout

Cubus
4 Jahre her

Wie sagte schon Mark Twain: „Als die Reisegesellschaft merkte, dass sie vom Weg abgekommen war, verdoppelte sie die Geschwindigkeit.“
Nicht nur bei der Energiewende, aber dort ganz besonders, weil sehr evident, scheint das das Paradigma der derzeitigen Politik zu sein. Dieser Kadavergehorsam führender Eliten (wo bleibt der Aufschrei in der Wissensschaft?) ist mir ein Rätsel, dasselbe gilt für das bööööööse CO2 – und die Schafe glauben weiter der Hirtin, die ihnen schamlos ins Gesicht lügt. Warum schweigen die Lämmer?

horrex
4 Jahre her
Antworten an  Cubus

Genauso ist es! Siehe oben mein Beitrag!!!

Bummi
4 Jahre her

Selbst mit Notstromaggregaten ist beim Backout nichts mehr zu retten. Es gibt keinen Diesel. Dieser kommt frühestens nach 3 Tagen. Und es gibt überhaupt nicht genug Notstromaggregate. Es bricht alles zusammen. Planlos und konzeptlos.

bfwied
4 Jahre her

DAs weiß man von Anfang an, seit 9 Jahren, trotzdem wird die Geschwindigkeit des Schwachsinns noch erhöht. Eigene Versorgung über Photovoltaik – halt nur im eigenen Haus – ist zwar auch teuer, aber lässt wenigstens den Kühlschrank das tun, was er soll! Aber wozu brauche ich dann eigentlich den Staat, zumal einen, der soviel Mist produziert wie alle Kuh- und Schweineställe der Welt zusammen? Ein Staat, der sich selbst aufgibt, übergibt in die Hände anderer, was ist der wert? Welche Existenzberechtigung hat der überhaupt noch, und das bei den immens hohen Abgaben?

Green
4 Jahre her

Kann der Artikel richtig sein, wenn man z.B. liest 03.05.2019 15:23 industriemagazin.at „Deutschland braucht bei Blackouts keine Hilfe von Österreich mehr Für kritische Momente in den Stromnetzen bucht Deutschland Kapazitäten von Kraftwerken im Ausland – auch in Österreich, etwa am Kraftwerk Mellach. Für den kommenden Winter werde aber die Kapazität deutscher Reservekraftwerke ausreichen, so die Bundesnetzagentur. Zur Stabilisierung des deutschen Stromnetzes muss auch im kommenden Winter voraussichtlich keine Leistung aus Kraftwerken im Ausland beschafft werden. Das hat die deutsche Bundesnetzagentur mitgeteilt. Die Kapazität der inländischen Reservekraftwerke reiche aus, „um das deutsche Stromnetz in kritischen Situationen stabil zu halten“, sagte der… Mehr

Roland Mueller
4 Jahre her

Die sogenannten Smartmeter sind mit Verlaub ein Paradies für Cyberkriminelle. So zu sagen, gewissermaßen, quasi das Sahnehäubchen auf dem angerichteten Chaos.

PM99
4 Jahre her

Ich finde, es sollten gezielt die Verbraucher abgeschaltet werden, die Ökostrom beziehen. Wäre doch nur konsequent.