Umfrage zur Autoindustrie: Vertrauen in deutsche Autos verloren?

Kein Interview mit Cem Özdemir, in dem er nicht warnt, die deutsche Autoindustrie habe das Vertrauen der Kunden verspielt. Hat er Recht? Allensbach hat dazu eine Befragung gemacht.

© Getty Images

Den Befragten wurde vom Institut für Demoskopie Allensbach folgende Frage vorgelegt: „Neulich sagte jemand: ‚Diese ganzen Skandale um manipulierte Abgaswerte sind wirklich ärgerlich. Aber trotzdem hat sich an meinem Vertrauen in die Qualität deutscher Autos nichts geändert.’ Geht Ihnen das auch so, also dass Sie trotz der Skandale grundsätzlich Vertrauen in die Qualität deutscher Autos haben, oder haben Sie das Vertrauen in die Qualität deutscher Autos verloren.“ 61 Prozent der Autofahrer erklärten, an ihrem Vertrauen habe sich nichts geändert, 27 Prozent verneinten dies (der Rest war unentschieden).

0,7% ändern Kaufverhalten wegen Skandal

Von den Befragten, die bisher schon ein deutsches Auto fahren, erklärten 73 Prozent, sie würden wieder ein deutsches Auto kaufen. Nur 0,7 Prozent der Befragten sagten, sie würden das wegen des Abgasskandals nicht tun. Der Rest der Befragten war unentschieden oder würde aus anderen Gründen, die nichts mit dem Abgasskandal zu tun haben, ein ausländisches Fabrikat kaufen.

Auch in der Gesamtbevölkerung – also bei Autofahrern und Nicht-Autofahrern – überwiegt das Vertrauen mit 56 Prozent gegenüber 28 Prozent, die Vertrauen verloren haben. Große Unterschiede gibt es je nach Haushaltseinkommen: Während bei den Besserverdienenden mit einem Haushaltsnettoeinkommen ab 3.000 Euro 64 Prozent in deutsche Autos vertrauen, sind es bei Personen mit einem Haushaltseinkommen unter 1.750 Euro nur 46 Prozent.

Self-fulfilling prophecy?

Das alles sind gute Nachrichten für die Automobilindustrie. Noch haben die Käufer das Vertrauen – entgegen anderen Behauptungen – mehrheitlich nicht verloren. Doch ich fürchte, Grüne und andere Politiker reden das herbei, was sie (angeblich) befürchten. Die Fragestellung hat Auswirkungen auf die Antworten, wie wir generell aus der Meinungsforschung wissen. Allensbach legte den Befragten daher noch folgendes Statement vor: „Nach diesen ganzen Skandalen um manipulierte Abgaswerte bin ich nicht mehr sicher, ob man der Qualität deutscher Autos noch vertrauen kann.“ Fragt man so, dann antworten 44 Prozent, am Vertrauen in die Qualität deutscher Autos habe sich im Großen und Ganzen nichts geändert, aber 44 Prozent sagen auch, es habe sich etwas geändert (der Rest ist unentschieden).

Willkür trifft Willfährigkeit
Abgasskandal durch Grenzwertwillkür?
Natürlich haben Autohersteller wie VW selbst Schuld daran, aber man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es den Grünen Freude macht, das Auto, das sie schon immer abgelehnt haben, schlecht zu reden und aktiv dazu beizutragen, das Vertrauen weiter zu untergraben. Wenn Grüne Krokodilstränen über verlorenes Vertrauen in deutsche Autokonzerne vergießen, dann erinnert mich das an den Dieb, der ruft: „Haltet den Dieb!“ Die Grünen kritisieren ja nicht nur den Abgasskandal, sondern behaupten, ganz generell verfolgten die Hersteller eine verfehlte Produktpolitik, seien unfähig und hätten die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Daher müsse der Staat jetzt massiv eingreifen, um nach der Energiewende nun auch die „Mobilitätswende“ einzuleiten.

Auto-Planwirtschaft?

SPD, Grüne und Linke fordern deshalb Quoten für Elektroautos bzw. ein festes Enddatum, nachdem keine Fahrzeuge mehr mit Verbrennungsmotoren verkauft werden dürfen. Kretschmann steht allein gegen seine Parteifreude, deren Forderung er schwachsinnig findet.

Mit dem Zweiten sieht man schlechter
ZDF-"Doku": Wahlwerbung für Grün
Eine Quote für Elektroautos oder andere politische Vorgaben an die Autoindustrie wird laut der oben zitierten Umfrage von der Hälfte der Befragten abgelehnt, 39 Prozent befürworten solche Vorgaben. 50 Prozent stimmten der Aussage zu: „Es ist nicht die Aufgabe der Politik, Quoten für bestimmte Autos festzulegen. Am Ende sollten allein die Autokäufer entscheiden, welche Antriebsart sie kaufen und dadurch, welche Antriebsarten sich durchsetzen.“ Interessanterweise findet diese Aussage bei ostdeutschen Befragten deutlich größere Zustimmung (56,9 Prozent) als bei Bürgern der alten Bundesländer (48,4 Prozent). Vielleicht erinnern sich manche noch an die Zeiten der Planwirtschaft, als man in der DDR 12 bis 15 Jahre auf seinen Trabi warten musste …

Die Befragung habe ich zusammen mit dem Unternehmer Theo Müller bei Allensbach in Auftrag gegeben, weil mich die Frage beschäftigt, wie sich das Image der Automobilindustrie geändert hat. Und da ich und Theo Müller keinerlei wirtschaftliche oder persönliche Beziehungen zur Autoindustrie haben, kann uns niemand eigene Interessen unterstellen.


Das Vertrauen der Bürger in die deutsche Automobilindustrie
Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage September 2017

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Kommentare ( 25 )

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mathilda
6 Jahre her

Hallo Herr Zitelmann, natürlich vertraue ich „meinem Diesel“ (auch noch den Ingenieuren, weniger den Managern), aber was nützt einem Vertrauen, wenn Fahrverbote kommen?

Ivan De Grisogono
6 Jahre her

Sie haben Recht, wenige normale Vielfahrer interessieren die Abgaswerte eines PKWs. Es geht um Verbrauch, Kosten, Komfort, Image, Langlebigkeit etc.
Elektro-Auto ist für mich eine Mogelpackung, meinen Diesel werde ich weiter gerne fahren!

Dirk Röder
6 Jahre her

Ach so, wenn ihr Nachbar also Ihnen schon seit 1996 die Tageszeitung klaut, dann dürfen sie sich nicht aufregen?
Dass das Öl Ihres Diesels mit „Kreuzfahrtschiffen“ hierher kommt, ist für sie jetzt eine überraschende Neuigkeit. Kaufen Sie sich nun ein Elektroauto?

nein, dachte ich mir. Dann argumentieren Sie bitte besser

Atheist46
6 Jahre her

Wer sich wegen des „Dieselskandals“ kein deutsches Auto mehr kaufen will, muss entweder auf ein Auto ganz verzichten oder – richtig! – sich ein ausländisches Auto zulegen. Und kommt damit vom Regen in die Traufe, wie der ADAC festgestellt hat: https://www.adac.de/infotestrat/adac-im-einsatz/motorwelt/ecotest_euro6diesel.aspx

Dirk Röder
6 Jahre her

+100

Dirk Röder
6 Jahre her

Das nennt man Rechtsstaat. Das gilt natürlich immer, außer es trifft einen selber. Ich weiss, schlimm.

Beta
6 Jahre her

Als einfacher Bürger geht mir das „Too Big To Fail“ Prinzip gegen den Strich – was VW & Co. getan haben, ist kriminell, während Bürger, die sich dem GEZ-Zwang verweigern in den Knast müssen, dürfen die Verantwortlichen für den „Skandal“ weiter Schampus und Häppchen genießen, obwohl ihre kriminellen Handlungen massiv gegen die erklärte Umweltpolitik aller sogenannter etablierter Parteien (außer vielleicht FDP) verstossen und die Gesundheit vieler nicht nur gefährden sondern beeinträchtigen. Banken, jetzt die Autoindustrie – dem einfachen Bürger (oder sollte ich besser sagen Knecht) wird aber sein Plastiktütchen beim Einkauf oder sein Kaffeebecher mißgönnt. Jetzt soll eine Software lösen,… Mehr

AngelinaClooney
6 Jahre her

Wie kann eine solche Minderheiten-Partei nur so die politische Agenda eines Landes bestimmen -oder soll ich sagen in Geiselhaft nehmen?

Peter Poll
6 Jahre her

Das sieht ein Osnabrücker Audi Händler ganz anders. Er spricht von Unzufriedenheit und Verunsicherung der Kunden, die den Claim „Vorsprung durch Technik“ den Händlern jetzt vorhalten.
Der Audi Händler wünscht sich schonungslose Offenheit, stattdessen praktiziere der Audi-Chef Stadler Salamitaktik bei der Aufklärung. https://www.noz.de/lokales/osnabrueck/artikel/953744/osnabruecker-audi-haendler-macht-vw-konzern-schwere-vorwuerfe

Kofferträger
6 Jahre her

Jetzt aber…
Habe das Vertrauen in die deutsche Automobilindustrie schon bereits mit meinem
Mercedes C180 Kompressor verloren.
Bezüglich der Politik verlor ich mein Vertrauen unter Helmut Kohl. In einer seiner ersten Reden sprach er von Gürtel enger schnallen und Leistung soll sich wieder lohnen. Seid damals geht es irgendwie bergab.