Hans-Werner Sinn – Vernichtendes Urteil über Energiewende

In der Kirche ist der Klingelbeutel. Wir spenden, wir haben ein gutes Gefühl. Doch Trump und die Chinesen holen sich das Geld wieder aus dem Klingelbeutel, das wir vorher reingelegt haben.

© Axel Griesch/Finanzen Verlag

»Es kostet nur fürchterlich viel Geld, reduziert den Lebensstandard und verschandelt die Landschaft. Das kann es doch nicht sein!« Vernichtender kann ein Urteil nicht sein. Professor Hans-Werner Sinn fällt es in seinem Vortrag »Wie viel Zappelstrom verträgt das Netz? Bemerkungen zur deutschen Energiewende«. »Sobald in der Forschung etwas unter ideologischen Gesichtspunkten geschieht«, sagt er, »werde ich nervös.« Und der Volkswirt in ihm beginnt zu rechnen. In der Aula der altehrwürdigen Münchner Ludwig-Maximilian-Universität hielt Hans-Werner Sinn gestern den Weihnachtsvortrag und betrachtete genauer, wie sich der stark schwankende Strom von Sonne und Wind mit unserem Stromnetz verträgt.

Denn die tun den Energiewende-Planern nicht den Gefallen, sanft, stet und gleichmäßig zu liefern und vor allem dann, wenn wir den Strom benötigen. Professor Sinn kommt zu dem Ergebnis: Die Energiewende kann nicht funktionieren. In einem umfangreichen Zahlenwerk kalkulierte er dieses hanebüchene Energiewenden-Gebilde von verschiedenen Seiten her durch und kam zum gleichen Ergebnis, wie das auch hier bei TE und anderen Seiten wie Eike immer wieder beschrieben wurde. Er untermauert noch einmal seinen Satz »Energiewende ins Nichts«. Der Vortrag wird demnächst in der Mediathek des ifo-Institutes zu sehen sein.

Es geht uns heute unter dem Vorzeichen der Energiewende nicht anders als unseren Vorfahren. Entweder war Wind vorhanden und kein Getreide, sodass der Müller mahlen konnte, oder es wehte Wind, und die Bauern lieferten kein Getreide an. Der große Fortschritt in der Energieerzeugung aber bestand gerade darin, mit großen Maschinen in industriellem Maßstab Elektrizität preiswert und allzeit verfügbar herzustellen. Diesen Vorteil machen wir gerade wieder zunichte, wenn wir darauf hoffen, Wind und Sonne werden uns schon die nötigen Energien liefern. Und vor allem dabei keine Rechnung stellen.

Woher kommt der Strom von Morgen?
Prof. Hans-Werner Sinn zur deutschen Energiewende
Diese dümmliche Floskel des frühen Sonnenanbeters Franz Alt wurde auch zitiert und als das entlarvt, was sie ist: haarsträubender Unsinn. Die Sonne mag zwar keine Rechnung stellen, dafür aber die Stromlieferanten, die mit Maschinen und Anlagen die Sonnenenergie in Strom umwandeln müssen. Und da, wie Hans-Werner Sinn auch erwähnte, die Energiedichte von Wind und Sonne außerordentlich im Vergleich etwa gegenüber den Brennstoffen Öl und Kohle dürftig ist, benötigt man große und vor allem viele Windräder sowie riesige Flächen, die mit Fotovoltaikanlagen zugebaut werden.

Sinn untersuchte in seinem Vortrag, ob es denn möglich ist, das Hauptproblem der sogenannten erneuerbaren Energien zu umschiffen, dass es nämlich keine Speichermöglichkeiten für Strom gibt. Er geht aus unterschiedlichen Perspektiven heran und nimmt immer den theoretisch günstigsten Fall an, also zum Beispiel, dass bei der Energieübertragung keine Übertragungsverluste entstehen.

Wie Sinn es auch hin und her rechnet – es funktioniert nicht, kann nicht funktionieren, weil Bedarf und Lieferung zu diametral auseinanderklaffen, als dass beider Kennlinien zur Deckung gebracht werden könnten. Problem dabei, so hat er berechnet, sind nicht überwiegend die tagesaktuellen Unstetigkeiten von Strombedarf und Stromerzeugung, sondern die saisonalen Schwankungen. Im Sommer wird weniger elektrische Energie benötigt als im Winter.

Man müsste in Deutschland noch etwa 6.400 Pumpspeicherkraftwerke in die Landschaft setzen, um soviel Energie speichern zu können, dass die saisonalen Unterschiede ausgeglichen werden können. Unmöglich. Auch die Power-to-Gas Variante taugt nichts, weil nach der Umwandlung von Windenergie in Gas Kosten von 24 Cent pro Kilowattstunde anfallen, beim Import aus Russland aber nur 3 Cent. Immer wieder ins Feld geführt wird die Lösung, überflüssigen Strom nach Norwegen zu schicken, dort die reichlich vorhandenen Seen zu füllen, um dann im Bedarfsfall als Wasserkraftwerk daraus wieder Strom zu erzeugen.

Sinn wies auf den Unterschied hin: Es sind Wasserkraftwerke; in Norwegen gibt es praktisch keine Pumpspeicherwerke, die mit überflüssigem Strom Wasser auf ein energetisch höheres Niveau in höher gelegene Seen pumpen können. Wird Strom benötigt, schießt das Wasser durch Rohre in die Tiefe und treibt Turbinenschaufeln an, die wiederum einen Generator in Drehung versetzen, der Strom in die Netze presst. Sinn hielt entgegen: Das sind reine Wasserkraftwerke, mit denen kann man nichts speichern. Also auch dieser Weg bleibt den Energiewendlern verwehrt. Sinn: »Das ist eine Energiewende ins Nichts!«

In der anschließenden Diskussion kam eine der für meine Begriffe gravierendsten Folgen der Energiewende-Diskussion zur Sprache: der Glaubwürdigkeitsverlust der Forschung. An nahezu allen Forschungsinstituten bemühen sich Experten, nach Leibeskräften Physik und Naturgesetze umzubiegen, um die Energiewende posterior zu rechtfertigen.

Nur noch wenige unabhängige Wissenschaftler wagen es, brisante Worte öffentlich zu äußern. Kritiker werden mit brachialen Methoden mundtot gemacht. Nicht viel besser agieren Medien, die in penetranter Weise das Hohelied der Energiewende singen. Im Publikum saßen auch Vertreter der Süddeutschen Zeitung, die Mitveranstalter war, und die sich ebenfalls standhaft weigern, überhaupt die Frage zu stellen, ob so etwas wie die Energiewende sinnvoll ist. Sie bläst lieber in das aktivistische Horn: »Wie kann die Energiewende gelingen?«

»Wir wollen die Welt retten – deshalb darf man keine Kritik üben. So funktioniert die Forschung aber nicht!«, so Hans-Werner Sinn. In schöner Deutlichkeit sprach er aus, wie sich dieser gesamte Energiewende-Wahn zur Religion gewandelt habe. »In der Kirche ist der Klingelbeutel, ich gebe etwas rein. Wir spenden, wir haben ein gutes Gefühl, wir haben einen kleinen Beitrag geleistet.« »Doch Trump und die Chinesen holen sich das Geld wieder aus dem Klingelbeutel, dass wir vorher reingelegt haben.« meinte er abschließend.

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Kommentare ( 143 )

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micmor
4 Jahre her

Herr Sinn ist ein Ökonom und kein Naturwissenschaftler und auch kein Techniker. Aus diesem Grund bewerte ich ihn auch lediglich in seiner sozialwissenschaftlichen Disziplin: Es ist unmoralisch von ihm, den Schaden einer nuklearen Katastrophe für Leib und Leben vieler Millionen Menschen in Euro bewerten und daraus eine Haftpflichprämie für AKW-Betreiber bestimmen zu wollen. Ausserdem beziffert er den Umstieg auf Sonnen- und Windkraftenergie mit den Kosten für 32 bzw. 85 neue AKWs, obwohl er an keiner Stelle die wahren Kosten der Atomenergie nennt, so dass ich davon ausgehe, dass er hier lediglich die Baukosten meint. Ich bin der Ansicht, dass Herr… Mehr

micmor
4 Jahre her

Herr Sinn hat mich mit zwei seiner Aussagen, die ich hier sinngemäss wiedergeben möchte, zutiefst beeindruckt: 1. [1:24:38] Er meint, dass man die eigene radioaktive Strahlenbelastung auf ein Zwanzigstel reduzieren könne, würde man an den Zaun eines AKW an der Unterweser ziehen und man das einfach auch mal quantitativ ins Auge fassen müsse, anstatt immer alles so semantisch emotional zu absolutieren. 2. [1:26:44] Weiterhin meint er, dass man das Risiko der AKWs durch gesetzlich vorgeschriebene Pflichtversicherungen für AKW-Betreiber abfangen könne, denn das würde ja auch bei anderen Naturkatastrophen funktionieren. Damit könne man dann das ganze Thema dem Markt überlassen, denn… Mehr

Paul
6 Jahre her

Und das Fazit ist jetzt? Wir müssen nichts machen, weil es nichts bringt? Oder: es gibt kein Problem, weil wir keine Lösung haben? Oder ist das Fazit, das man ganz erhebliche Anstrengungen unternehmen muss, Energie nicht nur nachaltig zu erzeugen, sondern auch viel weniger zu verwenden? Das zum Beispile die privaten Haushalte 2/3 ihres Energieverbrauchs zum heizen aufwenden, obwohl man einen guten Teil davon durch Solarthermie gewinnen kann, ist doch schade.

José Gomes
6 Jahre her

Du meine Güte, ich bin schockiert, dass Herr Prof. Sinn immer noch diesen Unsinn verbreitet, der schon längst von den Fakten widerlegt wurde. Herr Prof. Sinn rechnet hier mit einer „Auslastung“ der Windenergieanlagen von nur ca. 1.500 Volllastbenutzungsstunden/a, wie sie im Bestand per 2014 gegeben war. Moderne Anlagen erreichen jedoch auch onshore mittlerweile ca. 4.000 Volllastbenutzungsstunden/a. Da alle Altanlagen nach 20 Jahren rePowered werden, weil dann die Förderung ausfällt und sich diese alten Anlagen ohne Förderung nicht mehr betreiben lassen, findet ein zügiger Ersatz statt. Die neuen Anlagen können aufgrund ihrer hohen „Auslastung“ auch ohne Förderung betrieben werden. Aus diesem… Mehr

Mannewitz
6 Jahre her

Jeder Flugmodellbauer , der sich mit Elektroflug beschäftigt weiß , daß allein beim Ladevorgang eines Akkus schon 20-30% des Ladestroms verloren gehen.Wenn man die Verluste aller Umwandlungen , von Erzeugung bis zum Endverbrauch als mechanische Energie zusammenrechnet, kommt man auf die Effizienz einer Dampfmaschiene ! Meinung läßt sich manipulieren , die Physik nicht. Es Leigt nicht an den Wissenschftlern oder Ingenieuren sondern an den Bildungmängeln der Politischen Klasse und hier schließt sich dann der Kreis mit den veerminderten Leistungsanforderungen . Früher galt das Wort : Wer nichts wird , wird Wirt . Heute startet man in die Politik .

abcde
6 Jahre her

Der Artikel ist in einer Hinsicht etwas blauäugig-naiv. Selbstverständlich wissen unsere Oberen, dass das so nicht geht. Es gibt aber einen guten Grund, warum unsere Anführer so wild auf die Elektromobilität sind. Eine kleine Rechnung zeigt sofort, dass die Stromproduktion dafür nie ausreichen würde und der Strompreis sich verdreissigfachen müsste. Die hidden agenda ist aber die, dass man mit den ganzen Autobatterien die in den Garagen rumstehen würden, den flächendeckenden Energiespeicher hätte. Darum auch das ganze Theater mit den E-Autos und dem ganzen Zubehör (E-Zähler plus späterer Ergänzung mit fernsteuerbarer Rückspeisung). Und zwar über Steuern und Bargeldverbot kontrolliert und finanziert.… Mehr

Herbert
6 Jahre her

Leider leider kommt es in den wenigsten Hirnen an. Der Wahn geht einfach weiter und wir alle bezahlen den Schwachsinn. Wir retten mal wieder die Welt. Da passt auch das Glühbirnenverbot rein. Die Figuren die das alles möglich machen werden weiter gewählt und gefeiert. Mitbürger ihr seid in der Mehrheit reif für die Insel , hört sich besser an als reif für die Kl…. PUNKT

Bernd Packulat
6 Jahre her

Ich habe mir gestern den Vortrag in der IFO-Mediathek angeschaut, interessante Darlegungen in nur ca. 1 1/4 Stunden.
Meine Erkenntnis – Professor Sinn legt in seinen Vortrag sogar offen, das nur wir Deutschen die Windenergie und Solarenergie bis max. 49 % anteilig an der erzeugten Arbeit (Achtung – nicht installierte oder effektive Leistung!) für Deutschland ausbauen dürfen, die nördlichen und südlichen Anrainerstaaten werden nur dazu benötigt, die Leistungskurven zu glätten.
Die östlichen und westlichen Anrainer haben kein Interesse.
Damit trägt Deutschland allein die Kosten, alle anderen partizipieren eventuell davon…

Ich empfehlen jedem, sich den Vortrag selber anzuschauen!

Eberhard
6 Jahre her

Wir befinden uns in Bezug auf die Erneuerbaren immer noch im Stadium der Jäger Sammler der Steinzeit. Man muss nicht unbedingt Volkswirt sein, um dieses Vorhaben schon finanziell als unsinnig zu bezeichnen. Jeder halbwegs gebildete Elektrotechniker der auch etwas Erfahrungen zur Netztechnik hat, konnte das bereits am Kurzschluss mäßigen Anfang der Seuche erkennen. Die Politiker haben wieder einmal ein technisches und finanzielles Problem aus Eigennutz und mit rosaroter Brille total vergeigt. Die von Ideologen, den ihnen verfallenen Politikern und ihren Medien erzeugten unsinnigen Ängste, haben den vor Zukunftsängsten schlotternden und nur auf angebliche Wohltaten bedachten deutschen Michel, auch hier wieder… Mehr

Pater Rolf Hermann Lingen
6 Jahre her

Richtig, die Klimalüge ist eine falsche Religion.
Mehr als nur peinlich ist allerdings, dass auch reihenweise Klimarealisten hinsichtlich der Kirche damit hausieren gehen, die Gruppe von „Vatikanum 2“ sei die katholische Kirche. Das aktuelle sichtbare Oberhaupt, der Klima-Prophet Jorge Bergoglio, ist Ehrenrotarier. Na so etwas …
In welchen „Klingelbeutel“ kann man heutzutage etwas spenden und dabei noch ein gutes Gefühl haben? So richtig und wichtig die Kritik am Klimawahn ist – die Kirchenfrage ist ungleich viel wichtiger und sollte erst recht nach „Gefühl ist alles“ beantwortet werden.