Thüringen: 10 Gebote der Vernunft an diesem aufgeregten Abend.

Thüringen ist ein kleines Land. Gerade wird aber so getan, als sei es ein riesiges Schwarzes Loch, eine Art Anti-Materie, in dem das gesamte Land verschwindet. Wie wär's mit Rückkehr zur Vernunft?

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Heute Abend sind Demonstrationen angesagt, aber nicht „Nazis” marschieren mit Fackeln vor das Brandenburger Tor, sondern die Wahlverlierer von Thüringen ziehen vor die Bundesgeschäftsstelle der FDP. Welche Ironie! Ein paar einfache Lehrsätze möchte man den Aufgeregten mitgeben.

  1. Zur Demokratie gehört nicht nur das Gewinnen. Es gehört auch dazu, eine Wahlniederlage zu akzeptieren. Das mag ja manchmal schwer sein, wer verliert schon gerne? Aber jede Niederlage sollte in der Demokratie ein neuer Anfang sein – ein Anfang des Bessermachens, des Aufbaus von Alternativen. 
  2. Neuwahlen? Klingt ja so demokratisch. Aber in Thüringen gibt es ein  Wahlergebnis. Wer jetzt neu wählt, riskiert, dass die Wähler erst richtig trotzig werden. Sie lassen sich weder von Markus Söder aus Bayern noch von Bundespolitikern vorschreiben, wen sie zu wählen haben. Und wenn dann die AfD noch ein paar Stimmen mehr erhält und die FDP? Es ist eine gute Regel des alten Helmut Kohl, die es zu beherzigen gilt: Entscheidend ist, was hinten raus kommt. Und das ist nicht immer das, was sich Politiker von SPD und CDU so wünschen.
  3. Wer jetzt sagt, dass Kemmerich mit Stimmen von der AfD gewählt wurde, dem kann man sagen: Niemand hinderte die LINKE daran, ihn zu wählen oder zu unterstützen. Wer solche Angst vor der AfD hat, soll halt Kemmerich im Landtag stützen; mit Stimmen und mit Ministern. Das ist auch ein Weg. Mal darüber nachgedacht?
  4. Was gar nicht geht: Dem gewählten Mann einen Blumenstrauß vor die Füße werfen. Es ist nicht nur kindisch; die linke Frau erinnert an ein Kind, das mit dem Fuß aufstampft, wenn es seinen Riegel Kinderschokolade nicht erhält. Respekt ist das Mindeste, was man in der Demokratie verlangen kann. Die LINKE zeigt blanken Hass und damit ihre Unfähigkeit, sich am parlamentarischen System zu beteiligen.
  5. Aus den Augen gerät die Rolle der LINKEN. Sie ist keine genuin demokratische Partei, sondern die Nachfolgeorganisation der SED, der Partei, die ein ganzes Volk eingesperrt hat, und jeden, der die Grenze überschreiten wollte, gnadenlos dem Tod auslieferte. Sie ist die Partei des Schießbefehls und des Einsperrens und der Stasi, und der zwei Dutzend Landtagsabgeordneten von Ramelow, die auch noch das SED-Parteibuch in der Tasche haben. Ich weiß nicht, was schlimmer ist, der Teufel oder der Beelzebub. Ich liebe keinen von beiden, kann mich aber auch über keinen wirklich freuen. Aber wer so tut, als wäre DIE LINKE eine demokratische Alternative, hat den historischen Weitblick einer knienden Ameise. Lesen Sie SED-Kader und Stasi-Spitzel: Die Fraktion der LINKEN, nicht nur in #Thüringen.
  6. Es wird schwer werden für den FDP-Ministerpräsidenten, klar. Aber es wäre auch für eine Regierung Ramelow schwer gewesen. Lieber ein Demokrat an der Spitze als ein Demokratie-Darsteller wie Ramelow. Dann unterstützt halt alle den FDP-Mann, ihr CDUler und Grünen und die Demokraten, die es auch in der LINKEN geben soll. Demokratie heißt, verlieren können und trotzdem für das Wohl der Wähler arbeiten. Das nennt man die Solidarität der Demokraten.
  7. Ja, es ist eine Verschiebung der politischen Statik. Die Statik wurde jetzt ein Dutzend Jahre nach links verschoben. Offensichtlich wollen viele Bürger nicht weiter mitgehen. Aber noch haben die Parteien den Wählern zu dienen, nicht umgekehrt. Will die CDU den Rang einer Volkspartei wiedergewinnen, muss sie sich daran orientieren, dass sie keine schwarze SPD ist. 
  8. Und die SPD? Ach ja. Niemand spricht von ihr. Zu recht.
  9. Wenn Saskia Esken formuliert, die Wahl müsse „korrigiert“ werden, so ist der SPD dringen zu empfehlen, die Wahl von Frau Esken zu korrigieren.
  10. Und welche historische Geringschätzung angesichts der falschen Analogien, die jetzt dröhnen. Machtübernahme, wie manchen quatschen, denen das Blut in den Kopf schießt vor Wut? Haltet Maß! Wägt eure Worte auch im Zorn. Wer die Maßstäbe verliert, fördert den Aufstieg von Totalitären.
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Kommentare ( 241 )

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Wolfgang Brauns
4 Jahre her

Einspruch schon gegen den ersten Satz.
Es marschieren nämlich doch „Nazis“!
Nicht derjenige ist ein Nazi, den man so benennt, sondern derjenige, der sich so verhält.

Mike Berlin
4 Jahre her

Anfangs dachte ich, es würde Sinn machen, Deutschland und die Deutschen vor der nächsten Diktatur zu retten; inzwischen glaube ich, dass die Deutschen, als dümmstes Volk der Erde, sich ihren Untergang redlich verdient haben. Wer nach der grauenhaften Ära mit Herrn Hitler an der Spitze unterwürfig der gefährlichen FDJ-Agitatorin aus der DDR folgt, der schreit ja geradezu nach dem Darwin-Award. Unter all den hoch bezahlten Parlamentarieren im Bundestag findet sich keine Mehrheit zusammen, um diese unsägliche Frau aufzuhalten? Die Medien begleiten begeistert ihren Weg? Die Wähler wählen diese Frau ernsthaft auf den „Eisernen Thron“? Tut mir leid Mitbürger, ihr habt… Mehr

Nibelung
4 Jahre her

Der letzte Satz ist bemerkenswert und auf der einen Seite richtig, aber es gibt manchmal Situationen im Leben, wo nichts anderes hilft als heftige Gegenwehr und Druck erzeugt Gegendruck, auch das ist eine Binsenweisheit und nicht die Konservative Seite ist der Ursprung allen Übels, sondern die gesamte Linke dieser Republik und das schon seit Jahrzehnten und wie heißt es so schön: Es kann der Frömmste nicht im Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt und in der Situation befinden wir uns und wer das Recht grundsätzlich nicht beachtet, kann nicht erwarten, daß die Gegenseite sich konform verhält, das… Mehr

Vulkan
4 Jahre her

Die Demonstrationen und Aufmärsche der Antifa sollen einschüchtern und den Eindruck vermitteln, als sei diese Gruppe größer als das Bürgertum. Meine Interpretation: Die Chaoten haben nur mehr Zeit zum Demonstrieren als die Durchschnittsbürger, die einer geregelten Arbeit nachgehen. Merkel weiß, dass sie und ihre Hintermänner und -frauen vor Gericht gestellt würden, wenn die AfD in Regierungsverantwortung käme. Das muss sie natürlich unbedingt verhindern.

reconquistadenuevo
4 Jahre her

Eingangsstatement von Bundeskanzlerin Merkel beim Wirtschafts-Round-Table in Pretoria/Südafrika am 06.02.20: „Sehr geehrter Herr Präsident, lieber Cyril Ramaphosa, und liebe Gäste dieses Businessforums, ich darf vielleicht hinzufügen: Kommunisten unter freiheitlichen Bedingungen sind auch nicht mehr die Kommunisten, die sie einmal waren.“ Klarer kann man nicht offenbaren, warum sie in Thüringen Ramelow als Ministerpräsident haben will und deshalb das demokratische Wahlergebnis dort auf ihren Befehl hin rückgängig gemacht werden muss. Umgekehrt gilt ihr Statement natürlich nicht: „Nazis“ bleiben immer Nazis, gleich unter welchen politischen Umständen. Sie können sich nicht läutern. Und das gilt sogar für ihre Nachfahren, auf die sich diese Sünde… Mehr

HJH1
4 Jahre her

Vielen Dank für das Wort Vernunft.
Ist eigentlich ein altes Wort.
Warum wird es so selten benutzt?

Auswanderer
4 Jahre her

„schwarze SPD“ – Danke für den Begriff! Wir haben in Deutschland ausser der FDP und der AfD, CSU bedingt keine konserativen Parteien mehr. Bis sich „Freie Wähler“ bundespolitisch einbringen können dauert es noch.
Somit wird die sozialistische Kanzlerin weiter regieren mit den linken Kräften SPD, Grüne und Linke in Deutschland! Das ist ein Irrenhaus, ein Narrenschiff wäre wenigstens noch lustig.
Für mich ist Deutschland verloren! Vielleicht ist aber auch eine Neuwahl in Thüringen ein starkes Zeichen. Warten wir es ab.

Moses
4 Jahre her

Alle Linke verhalten sich wild, wann sie verlieren.
„ die linke Frau erinnert an ein Kind“ eher an ein schlecht erzogenes Kind.

Christoph Mayer
4 Jahre her

Statt Rücktritt und Landtagsauflösung hätten heute alle Parteien und Politker, die sich so großspurig „Demokraten“ nennen, die Aufgabe gehabt, den „Scherbenhaufen“ (ich sags mal so profan) auf demokratische Weise so zusammen zu kehren, dass keine Neuwahlen stattfinden…Mit anderen Worten: heute hätten die sog. „Altparteien“ zeigen können, dass sie wahre Demokraten sind…leider wurde eine historische Chance verpasst!

Gustl
4 Jahre her

Man muss nicht neu wählen! Man muss nur neu auszählen. Demokratie in Deutschland im Jahr 2020.