Merkel-Curry mit roten Paprikaschoten

Nach Deutschland kann man ohne Pass einreisen - nur zur Ausreise braucht man einen. Ohne grundlegenden Neuordnung des Asylrechts und seiner diversen Missbräuche sind die Probleme nicht lösbar, ein Einwanderungsgesetz nur Verschlimmbesserung. Wer traut sich?

© Tobias Schwarz/AFP/Getty Images

„Verwirrte Wähler“ ist ein Talkshow-Thema und auf Foren wird diskutiert, warum sich die verwirrten Wähler so von der Politik allein gelassen fühlen. Dabei ist doch alles so fein geregelt:

Eintopf in Variationen

Wer CDU wählt, kriegt Merkel; wer CSU wählt, sowieso. Wer SPD wählt, kriegt auch Merkel, notfalls als Vizekanzlerin, sagt der SPD-Spitzenkandidat und spätestens da stellt sich die Frage, wer hier wirklich verwirrt ist, Wähler oder Politiker. Das Besondere an der FDP ist, dass man mit ihr auch Merkel kriegt. Und die Grünen wollen sowieso nichts sehnlicher als Merkel.

Der Merkel-Eintopf wird angeboten wie das Curry beim Asia-Imbiss mit Paprikaschoten auf der Speisekarte: eine Schote, gleich kein Gewürz ist GroKo, mit FDP ist zwei Schoten, mit FDP und Grünen ist superscharf, also 3 Schoten, postfaktisch ungenießbar.

Und wer kein Curry mag, ist verwirrt. So einfach ist das.

Georg Anastasiadis, Chefredakteur des kreuzbraven Münchner Merkur, der Stimme Münchens, seit die Süddeutsche Zeitung nach Berlin-Kreuzberg umgezogen ist, stellt einen „Höhenflug“ der AfD fest – obwohl die „Erregungswellen hoch über Gauland und Weidel“ zusammenschlagen. Es geht eben nicht mehr um Personen und Programm – die AfD wird gewählt, weil sie die Merkel-muss-weg-Partei ist.“

Und die erhält umso mehr Zulauf, je gesicherter die Wiederwahl der Kanzlerin erscheint, ob nun in dieser oder jener Parteienkoalition. Klar. Ist der Ruf erst ruiniert, lebt´s sich gänzlich ungeniert. Deshalb ist es egal, ob und wieviele schwarz bezahlte Putzfrauen Alice Weidel beschäftigt oder wem sie E-Mails schreibt.

Wähler, die kein Curry mögen

Jetzt wird dieser Bundestagswahlkampf doch noch spannend. Gibt es Wähler, die kein Curry mögen? Für die SPD könnte es bitter werden. In Ostdeutschland wandern ihre Wähler nach Rechts zur AfD; in Westdeutschland eher nach Links zur Linkspartei, von der man zwar keine Merkel, aber ihr Curry und das sogar mit vier Paprikaschoten kriegt: mehr Immigrantion, mehr Griechenland-Hilfe, mehr Staatsknete, mehr Steuern, also wirklich ungenießbar. Die Linke ist für ihre Wähler, was auf der anderen Seite die AfD für ihre ist.

Nein, dieser Bundestagswahlkampf ist nicht langweilig. In seiner Endphase schält sich der Wettkampf um jenes Thema heraus, das die Bürger wirklich beschäftigt jenseits der Versprechungen und Programme. Und das ist nicht die ewig gültige und damit aktuell unwichtige Frage der SPD nach sozialer Gerechtigkeit; nicht einmal der Feldzug der Grünen gegen den Diesel beschäftigt so sehr und schon gar nicht das  infantile Buchstabengekröse #fedidwgugl der CDU. Es geht um die Regelung der Einwanderung. Und zwar nicht um Abschottung, eines dieser propagandistisch vergifteten Wörter, das notwendige Diskussionen ersticken soll.

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Dramatische Zunahme der Kriminalität durch Zuwanderer
Denn ein Einwanderungsland wählt sich seine neuen Bürger aus – egoistisch nach wirtschaftlichen wie sozialen Kriterien – und deshalb auch kultureller Verträglichkeit. Insofern ist Deutschland kein Einwanderungsland. Es ist ein Land, das sich selbst, seine Bevölkerung und seinen Sozialstaat zur Verfügung stellt. Illegal Zuwandernde werden von der Beitragspflicht für Leistungen des Sozialstaats freistellt, die für Einheimische gilt. Die Zahlen zeigen eindeutig: Das Land wird zum Asylort für Kriminelle, weil  gesetzwidriges Verhalten von Einwanderern achselzuckend hingenommen wird. Mehr noch: Kriminalität geradezu importiert.

Kein Einwanderungsgesetz

Bisher sind Versuche eines Einwanderungsgesetzes gescheitert; zuletzt ein Punkte-System, mit dem eine von der früheren CDU-Politikerin Rita Süßmuth geleitete Kommission 2002 Einwanderung regeln wollte – nach Kriterien wie Alter, Sprache, berufliche Qualifikation und Bedarf des Arbeitsmarktes. Es ging von der Überlegung aus, dass derart wirtschaftlich motivierte und erforderliche Einwanderung beiden nutzt – Immigranten, aber vor allem Deutschland. Das Vorhaben scheiterte – damals an der Union. Sie scheute die Auseinandersetzung um den Kampfbegriff „Einwanderung“. Aber nun ist sie millionenfach da – ungesteuert. Und das notwendige Gegenstück zum Einwanderungsgesetz wäre eine grundsätzliche Reform des Asylrechts – offene Schleusen gibt es genug. Es geht darum, sie zu schließen. Und da beginnt die Unmöglichkeit mit den herrschenden Parteien.

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Das Asylrecht bringt zwar Zuwanderer ins Land; aber um es glasklar zu formulieren: Diesen Immigranten hilft die deutsche Bevölkerung, und nicht umgekehrt. Das ist in vielen Fällen auch gut so, denn die humanitäre Verpflichtung Flüchtlingen in Not zu helfen ist nicht bestreitbar. Aber die sich verschärfenden sozialen und wirtschaftlichen Probleme werden so nicht gelöst. In den allermeisten Fällen ist es auch keine Asylsuche im Sinne unseres Grundgesetzes, sondern Zuwanderung in die überlasteten Sozialsysteme; daran ändern Sonntagsreden nichts und aufwendige „Integrationsmaßnahmen“ erkennbar wenig. Daher ist die klare Trennung zwischen Wirtschaftsmigration, Asyl wegen individueller Verfolgung und Flucht vor Krieg und Terror hilfreich – und ihre unterschiedliche Behandlung gerechtfertigt. Nur so kann auch dem Missbrauch des Asylrechts begegnet werden. Nur danach lohnt es sich über ein Einwanderungsgesetz zu reden.

Ohne Pass rein – aber nur mit Pass raus

Einfach wird es nicht werden: Derzeit darf jeder ohne Pass (oder auch: mit der Behauptung, er habe keinen Pass) in Deutschland einreisen. Ausreise auf dem Wege der Abschiebung allerdings geht ohne Papiere nicht. Es ist ein grober Missbrauch, an die wir uns gewöhnt haben: Ohne Pass rein, aber nur mit Pass raus. Hier wurde die Funktion des Passes buchstäblich umgedreht – eine deutsche Spezialität. Aber auch die reicht noch nicht.

Grober Missbrauch des Asylrechts
Deutschland hat um die Idee des Asyls komplizierte bürokratische Verfahren aufgebaut, die nicht grundgesetzlich geschützt sind. Sie führen zu einer Verstopfung der Gerichtswege, zu immer neue Klagen und zu gezielt langwierigen Verfahren, die dann zu einer Duldung führen: Wer lange Rechtswege ausschöpft und das Urteil verzögert, kommt damit zum Ziel. So wird Rechtssprechung ad absurdum geführt und der rechtsgläubige Bürger ist der Dumme. Dagegen wird ins Feld geführt, dass das Grundgesetz dies verlange. Komisch, was immer die Parteien sonst so wollen, dem steht das Grundgesetz nicht im Weg. Für „Ehe für Alle“ wird einfach der Begriff „Ehe“ im Grundgesetz uminterpretiert und passend gemacht. Nur in der Asylfrage – da ist das Grundgesetz unabänderlich. Erklärlich ist das nicht. Nur feig.

Diese Neuordnung der Zuwanderung ist jetzt Kernthema. Die FDP hat dazu nachdankenswerte „Prüfsteine“ für mögliche Koalitionsverhandlungen formuliert. Die CDU verweigert alles, was über leere Sprüche hinausgeht, weil sie darin eine indirekte Kritik an der bisherigen ungeordneten und folgenschweren Einwanderungspraxis sieht. SPD, Linke und Grüne lehnen solche Überlegungen als inhumane Verschärfungen des Asylrechts ab. Sie nehmen die Klagen von Immobilienspekulanten, der kirchlichen Asylindustrie und spendengierigen NGOs auf: Zu wenig Flüchtlinge sind da, um den Betreuungsapparat und die leerstehenden Aufnahmelager in Betrieb zu halten. In der Asylindustrie drohen Pleiten. Das Problem muss verschärft werden, damit daran wieder verdient werden kann. Der Kontrollverlust des Staates in Deutschland hat einen Namen: Grober Missbrauch des Ausländer- und Asylrechts.

Das ist das Thema.

Jetzt müssen die Wähler entscheiden. Es ist ein spannender Wahlkampf. Angesichts der jüngsten Verluste in Umfragen für Union und SPD  stellt sich die Frage: Wohin gehen die Wähler? Zur FDP oder weiter bis zur AfD?

Die Wahl allerdings ist kein Bestellvorgang wie Asia-Imbiss. Dort kann man die Paprikaschoten auswählen. In Deutschland kann man nur einen Stimmzettel ankreuzen für Parteienlisten und ihre Direktkandidaten – die Parteien entscheiden dann, wie scharf oder ungenießbar der Eintopf serviert wird. Das verschärft die Entscheidung weiter.

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Kommentare ( 54 )

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Ulrich Brossmann
6 Jahre her

Beide. Auch das Durchführen von Zwangsmaßnahmen ist kein Spass. Zum Glück gewöhnt mensch sich an solche Bilder.

Marcel Börger
6 Jahre her

Politische Poesie! Sehr schön!

Wolfgang M
6 Jahre her

Als erstes müsste SAUBER zwischen Asylsuchenden, Kriegsflüchtlingen, Armutsflüchtlingen und Arbeitssuchenden unterschieden werden. Der Grundgesetzartikel 16a spricht eindeutig von POLITISCH Verfolgten, die Asyl genießen. Die Flüchtlinge sind nicht politisch verfolgt, sondern schutzbedürftig entsprechend der Genfer Flüchtlingsordnung. Eine saubere Trennung dieser beiden Gründe für die Zuwanderung wäre als erstes wichtig. Die Leute werden auch anschließend verschieden betrachtet (subsidiärer Schutz). Auch Flüchtlinge einem Asylverfahren zu unterwerfen, ist Unfug. Armutsflüchtlinge haben überhaupt kein Recht zur Zuwanderung, auch wenn es Merkels humanistischer Imperativ vielleicht auch wieder anders sieht. Bei Arbeitssuchenden könnte man ein Punktesystem erstellen und besondere Visa erteilen. Zum fehlenden Pass: Bis heute habe… Mehr

Charly993
6 Jahre her

Ich oute mich da mittlerweile als AfD Mitglied. Nach dem AH ÄH wie das hätte ich ja nicht von dir gedacht…grins….kommt dann meist ein warum? Als Frau? Hä….aber dann kann ich den einen oder anderen doch überzeugen sich mal ernsthaft mit dem Wahlprogramm zu beschäftigen. Wenn nicht ist es auch gut. Wenn mich der/diejenige dann nicht mehr grüßt – auch gut. Farbe bekennen tut gut. Auch wenn der Freundeskreis sich ändert…

Charly993
6 Jahre her

Darf ich mir das klauen und als Netzfund auf FB verteilen? Mit oder ohne Namen?
Super zusammengefasst…danke

GRÜBELMONSTER
6 Jahre her
Antworten an  Charly993

Danke, gerne und… naja…. auch ein kleines Grübelmonster ist gegen Eitelkeit nicht gefeit… gerne „mit“ 🙂

Charly993
6 Jahre her
Antworten an  GRÜBELMONSTER

So mit „Namen“ auf FB geteilt. Werde es virulent..LG und Danke

NoName
6 Jahre her

Eingeschleppte und verbreitete Krankheiten

ThurMan
6 Jahre her
Hugo C. Meier
6 Jahre her

Eigentlich ist das mit dem Einwanderungsgesetz so einfach, man muss es nicht einmal selbst entwickeln, man kann es einfach bei den Kanadiern oder Schweizern kopieren, das ist nicht so schwierig und schafft sogar der ein oder andere Politiker, Machthabende natürlich ausgenommen. Bei der derzeitigen Wahlergebniserwartung ist vollkommen egal was man wählt, das Ergebnis ist immer das Gleiche und unterscheidet sich nur in der Garnitur, dem Beiwerk. Wenn die SPD nicht so wenig leistungsbereit wäre, könnte man glatt die wählen, da ist die Wahrscheinlichkeit am höchsten, dass die Koalition nicht zustande kommt oder platz, dann wäre Merkel auch in der CDU… Mehr

Wehret den Anfängen
6 Jahre her

Da geht noch was 🙂

Multikulti-Merkel ermuntert in einer türkischsprachigen (!) Anzeige die Leser, sie zu wählen, und verspricht u.a., für mehr Kindergeld und „Respekt für die Familie“ zu sorgen.

Sprechen die wahlberechtigten türkischstämmigen Mitbürger kein Deutsch? Und „Respekt für die Familie“ habe ich bisher noch auf keinem CDU-Plakat gesehen.

Harry James mit Armbrust
6 Jahre her

ach – und die vielen Männer, die CDU wählen, machen das auch nur wegen des Aussehens von Merkel?

Sie sind ein überheblicher Macho aus dem vorigen Jahrtausend!