Deutsches Klima: Gewalt gegen die Gesellschaft ist erlaubt

In den letzten Tagen vor dem Klima-Urlaub noch einmal das Aufbäumen der Kinder-Revolution gegen die Industriegesellschaft - unter großem Beifall von Politikern und Journalisten. Dabei ist die Lage längst ernst und verlangt nach ernsthaften Antworten.

imago images / Christian Mang
Die Redakteure der Tagesschau nehmen nicht mehr wahr, wie wenig überlegt und reflektiert ihre tägliche Show geworden ist: Am Samstag lange Berichte über die drohende Gefahr von Rechts, gegen die man dringend die Bevölkerung mobilisieren müsse mit Beiträgen von Merkel bis Maas. Ja, es ist ein entsetzliches Verbrechen geschehen mit der Ermordung des Regierungspräsidenten Walter Lübcke und es muss aufgeklärt, der oder die Verantwortlichen verurteilt werden. Noch allerdings ist es nur ein Verdacht gegen eine Person; das Urteil fehlt, trotzdem werden daraus Weiterungen gezogen wie die, Regierungskritikern die Grundrechte entziehen zu wollen. Wenn die Situation heiß wird, sollte man kühl reagieren, nicht überhitzt wie jede Menge Politiker und Kommentatoren. Und genau da fehlt der Überblick, die Einordnung.

Die gute Gewalt darf die gesamte Gesellschaft bedrohen

Unmittelbar danach folgt ein jubelnder Bericht über die Besetzung des Braunkohletagebaus westlich von Köln; Hausfriedensbruch, Zerstörung von Schaltanlagen, Blockade der Produktion, Polizisten in größerer Zahl verletzt – und stellen wir uns mal vor, die Kraftwerke fahren ungeplant die Stromproduktion herab. Dann steht die Industrie und sterben Menschen, wenn der Strom ausfällt.

Es war zu beobachten, „wie Entgrenzung auch von Sprache, wie Hass und Hetze, Hemmschwellen so absenkt, dass sie augenscheinlich in pure Gewalt umschlagen“. Das sagte Annegret Kramp-Karrenbauer, aber nicht für die Täter in Garzweiler, Sie wissen schon, wen sie meint. Gute Gewalttäter, die Sorgen um das Klima vorgeben, dürfen die gesamte Gesellschaft bedrohen oder in Geiselhaft nehmen und werden dafür mit Applaus belohnt. „Fridays for Future“ hat sich mit einer linksradikalen Bewegung „Ende Gelände“ verbündet, die die Klimabegeisterung für ihre Zwecke nutzt. Aber darüber – kein Wort.

Denn Gewalt ist in diesem Land nicht mehr Gewalt, vielmehr ist Gewalt eine nicht nur legitime, sondern feine Sache, wenn sie sich „nur“ gegen Kraftwerke, Stahlwerke, Aluminiumhütten, Autohersteller, Finanzdienstleister, Maschinenbau, Chemie, Transportwesen, konventionelle Landwirtschaft, Verbrennungsmotoren und Bergbau richtet. Also jene Bereiche, von denen die Gewalttäter leben.

Ganz schnell raus aus der Kohle

Die Politik schweigt dazu nicht. Sie klatscht Beifall. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder will den Braunkohleausstieg acht Jahre vorziehen, um der Kinderbewegeung nach dem Mund zu reden und ein paar Sekunden Sendezeit bundesweit zu ergattern, nicht nur im Haussender. Der Strom, wie abgeschmackt ist das denn, kommt ja aus der Steckdose, und bis dahin aus Frankreichs Atommeilern, die dankenswerter Weise nicht abgeschaltet werden. Aber kommt er noch, der Strom? Söder heischt nach dem billigsten Jubel wie ein alternder Kabarettist, über dessen Altherrenwitze niemand mehr lachen will. Aber der Witz wird ja Realität.

Deutschland befindet sich in einer Art Kulturrevolution. Unter Jubel und mit dem Beifall der Politik werden Kinder-Revolutionäre auf die Straße geschickt wie Maos Rote Garden. Um seine Macht zu sichern, entfesselte der chinesische KP-Chef Mao Tse-tung 1966 diesen Aufstand der Jugendlichen gegen das Establishment. Millionen wurden ermordet, verhaftet, in Umerziehungslager deportiert. Bestehende Strukturen in Industrie und Landwirtschaft wurden zerschlagen; die alten Männer aus den Ämtern gejagt und Millionen kleiner Hochöfen in den Hinterhöfen sollten den Stahl für den großen Sprung nach vorne liefern. Es wurde ein Sturz ins Grab für Millionen von Menschen, die schlicht verhungerten und verelendeten. Wenn wir das nicht wollen, brauchen wir ernsthafte Antworten und keine Södereien.

Die Industriegesellschaft steht zur Disposition

Der Kabarettist Dieter Nuhr hat es zum Jahreswechsel wohl vorausgesehen. Er fasste zusammen: „Die Chemiebranche ist den Bach runter. Die Energiewirtschaft wickeln wir gerade ab. Atomausstieg, Kohleausstieg, jetzt stehen nur noch ein paar Windräder rum. Die Banken haben sich selbst zerschossen. Nun sind wir auch noch dabei, unsere Autoindustrie zu vernichten.“ Wir wickeln die Diesel-Technologie ab für Antriebe mit Batterien, „die man nirgends laden kann und schon bei der Produktion so viel CO2 ausstoßen, dass man den Diesel noch gut acht Jahre hätte fahren können. Aber Batterien sind bestimmt vegan und glutenfrei. Wir lassen uns von absurden Grenzwerten schikanieren, die auf Hochrechnungen beruhen, die auf Schätzungen basieren, denen Vermutungen zu Grunde liegen, die auf Spekulationen fußen“.

„Sorglosigkeit scheint das neue Markenzeichen der deutschen Politik zu sein. Gepaart mit einer grünen Lust an der Deindustriealisierung, die letztlich in den ökonomischen Niedergang mündet. “

Ja, es ist mehr als Sorglosigkeit. Die Industrie schweigt, der Sprecher von RWE bittet um Nachsicht, weil sein Unternehmen doch den ökologischen Fußabdruck fürs Klima verringert habe.

Junge, Junge, die Kanzlerin will Fußabdruck Schuhgröße Null, da braucht man kein RWE und keinen Strom mehr, wie uns doch Söder erklärt? Auch die Bevölkerung schweigt, sie ist beschäftigt mit der Aufrechterhaltung ihrer Arbeitsplätze, wofür sie allerdings hoch besteuert wird. Diese Industrie steht zur Disposition.

Der Wohnungsbau soll bundesweit zum Stillstand gebracht werden, die CDU schweigt dazu, die FDP beschäftigt sich mit Allerlei.

Jetzt erst mal Urlaub vom Klima

Oder kommt es gar nicht so schlimm, geht alles vorbei wie ein Sommerregen? Der Unernst greift um sich. „40 Mitglieder der „Fridays for Future“-Ortsgruppe in Leer haben sich aufgerafft, das Reisegeld hat ihnen ein Windkraft- und Solarunternehmen gespendet”, berichtet die Süddeutsche Zeitung begeistert wie unreflektiert.  Na, dann sind wir mal gespannt, ob die FAZ auch mal Schülern die Fahrkarte bezahlt, damit sie die Druckerei des Erzkonkurrenten SZ lahmlegen.

Die Berliner Schulstreik-Jugendlichen machen jetzt während der Ferien erst mal Pause mit ihren Demos (Unterrichtsausfall geht jetzt ja nicht).

Begründung einer Aktivistin im rbb-Hörfunk der ARD: Man wolle seine Enrgie für den Herbst aufsparen; die Organisatoren müssten sich jetzt auch mal von der Orga-Anstrengung erholen; und die Politiker machten ja jetzt auch Urlaub. Nachfrage: Keine. Längst sind die Redakteure zu Akklamateuren degradiert und merken gar nicht, dass ihre Altersradikalität die lächerlichste ist.

Merke: Während der Hauptreisezeit in den Sommerferien, in der Millionen Deutsche per Auto oder Flugzeug in die Ferne brausen und die Luft verpesten, muss nicht für den Schutz des Klimas geworben werden. Der Unernst schlägt gnadenlos zu, freuen wir uns auf einen heißen Herbst.

Irgendwie muss doch diese Industriegesellschaft und dieser verdammte Wohlstand kleinzukriegen sein. Wenn wir erst aus den Ferien zurück sind, geht’s weiter.

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Kommentare ( 250 )

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Sozia
4 Jahre her

Ein guter Artikel – aber es fehlen hier noch die „guten Gewalttaten“ gegen die AfD, die täglich stattfinden und die in dem potenziell tödlichen Angriff auf Magnitz gipfelten. Denn dies ist doch der Gipfel des linken Zynismus – es gibt „guten Terrorismus“ gegenüber Menschen, das ist der der linken Antifa, es gibt bösen Terrorismus, das ist der rechtsradikale und es gibt nichtexistenten Terrorismus, das ist jener der Islamisten, die sind allesamt nur „psychisch kranke Einzeltäter.“ Während die linken Gewalttäter Helden der Humanität sind und die rechten einfach nur böse. Dieses kranke Weltbild regiert Deutschland heute, das sind die Parteien, die… Mehr

haasel
4 Jahre her

Die Diktatur der Moral – sie schreitet fort. Demokratische Werte haben diese Zusammenrottungen nicht, die meisten von ihnen waren die Generation „Kinder auf den Thron“ und bloß nicht frei auf der Straße zur Schule gehen lassen. Und bist Du nicht für mich, bist Du gegen mich….wir hatten im Juni dreimal fast einen Total-Blackout im Stromnetz, und der Atomstrom unserer Nachbarn hat uns gerettet. Aber jetzt schnell und übereilt wiedermal – ganz nach Rezept Merkel – raus aus der Kohlekraft, was das Zeug hält, die braven Bundesbürger werden das auch noch schultern.

UnterdrueckteWahrheitenWerdenGiftig
4 Jahre her

Herr Tichy hat das wunderbar geschrieben. Ich habe auch schon oft an die chinesische Kulturrevolution denken müssen. In Ansätzen siehe ich Parallelen, eben nur westlich angepasst.
Die Kinder erspressen uns jetzt mit 1 Woche Schulstreik, weil in den letzten Monaten noch nix passiert ist.
Ja, dann sollen die Betriebe mal ganz schnell machen und gegebenenfalls auch Eltern dieser Kinder flux auf die Strasse setzen. Weil, Vieles soll ja umgehend abgeschafft werden. Ich bin aber nicht bereit, das in dieser Form solidarisch mitzutragen.

Wolfgang Richter
4 Jahre her

„“vielmehr ist Gewalt eine nicht nur legitime, sondern feine Sache, wenn sie sich „nur“ gegen Kraftwerke, Stahlwerke“ etc. wendet, hat in dieser Republik eine schon längere Geschichte. Die gesamte und langjährige Anti-Atom-Bewegung mit ihren Gewaltaktionen wird inzwischen weitgehend von Politik, Medien und weiten Teilen der Gesellschaft als legitim akzeptiert und ist als Keimzelle der Grünen in der Mitte der selbst ernannten politischen Richtlinienkompetenz angekommen. Die Gewaltexzesse und Krawalle der früheren Weltenretter sind Vorlage der heutigen und nicht mehr zurück zu drehen. Insoweit haben sich Denken und Akzeptanz zjunehmend in eine Richtung entwickelt, die nicht mehr zurück zu drehen ist, das… Mehr

K. Sander
4 Jahre her

Die Entwicklung unserer Zeit kennen wir schon aus dem Roman von H.G. Wells aus dem Jahr 1895. Das kann ich den Film die Zeitmaschien in der Version von 1960 empfehlen. Wie konnte Wells das wissen? Hat der schon eine Zeitreise geschafft?

Unsere heutige jugendliche Generation kann nicht mehr löesen und schreiben. Arbeiten müssen die auch nicht mehr. Das kommt alles von den Morlocks. Vielleicht wollte er China nicht schreiben. Udn was machen wir? Wir singen und tanzen und essen nur noch Gemüse.

Jan Frisch
4 Jahre her

Sehr gut beobachtet – Gewalt ist nur dann zu verurteilen, wenn sie von der falschen Seite kommt. Nicht umsonst wirbt die Bundesregierung neuerdings auf riesigen Plakatwänden mit diesem feisten Slogan:
„Im Verborgenen Gutes tun! Sinnvolle und sichere Jobs im Inlandsgeheimdienst.“ Irgendwie beschleicht mich der Verdacht, dass hier weniger die fachliche Qualifikation sondern die politische Gesinnung der Applikanten den Ausschlag für die Einstellung geben wird – wie jüngst beklagt stünden immer größere Teile der Staatsvertreter in der Nähe der bösen Partei, und hier soll nun offensichtlich gegen gesteuert werden.

K. Sander
4 Jahre her

Zitat: Er fasste zusammen: „Die Chemiebranche ist den Bach runter. Die Energiewirtschaft wickeln wir gerade ab. Atomausstieg, Kohleausstieg, jetzt stehen nur noch ein paar Windräder rum. Die Banken haben sich selbst zerschossen. Nun sind wir auch noch dabei, unsere Autoindustrie zu vernichten.“ Nicht nur das. Vor 20 Jahren hat es auch mit dem Abbau der Elektronikindustrie begonnen. Seit 2007 hat sich das immer mehr verschärft. China hat die Welt übernommen. Und damit es funktioniert, hat man hier extreme Gebühren eingeführt. Dass damit Arbeitsplätze abgeschafft wurden, hat keinen Politiker interessiert. Deshalb vergesse ich niemals das Gespräch mit Ströbele von den Grünen.… Mehr

Dieter
4 Jahre her

Friday for RWE wäre eigentlich wohl der Titel Hier bei Tichy wurde ja schon sehr schön die Verbindung FfF, Plants ft Planet, Deserttech beschrieben Es fehlen nur die ca 7500 Km Hochspannungsleitungen,plus notwendiger Speicher (Wasser, Pumpspeicher, Stauseen, etc. – aber die wollen insbesondere, diejenigen , welche gerne den 200KW Hausanschluß für das reine E-Auto hätten, dann wieder nicht.. vertrakte Situation.. Und insbesondere die Grünen fordern, bieten aber keine Lösung. Übrig bleibt Fridays for RWE und der Lieferung von chinesischem Atomstrom via Deserttec Foundation über die neue Seidenstraße. Zudem erhält RWE vom Staat für das vorzeitige Abschalten eine Entschädigung, die höher… Mehr

Der Ketzer
4 Jahre her

Dulig hat das irgendwie falsch verstanden. Nicht die Demokratie ist ein Pizza-Service, sondern die SPD … und damit auch nur einer von vielen. Im Osten schauen sich offensichtlich mehr Leute auch die „Speisekarten“ der anderen an und bestellen dort, wenn z.B. das Öl auf der bestellten SPD-Pizza ranzig schmeckt oder bestellte Zutaten fehlen. So verschieben sich dann „Marktanteile“ …

Im Westen ist man eher „Stammkunde“ und hofft, dass die nächste Lieferung (vom selben „Anbieter“) von besserer Qualität ist.

Konservativ_DasGuteBewahren
4 Jahre her

Die „links-grünen Deutschen-Hasser“ sind fest davon überzeugt – Die Deutschen muss man in die richtige Richtung prügeln, wenn sie nicht hören wollen.

Denk- und Meinungsverbote und Gewaltandrohungen erinnern an grauen Vorzeiten in den 1930er Jahren !! Die Linken haben nichts dazugelernt.

;-(

Sani58
4 Jahre her

Aber sie haben die (Medien )Macht, und sogar die Unterstützung des eigentlichen politischen Gegengewicht CDU /CSU. Und alle Gemeinsam, dazu noch mit gutmeinenden Beamten, bekämpfen die letzte und einzige verbliebene konservative Partei. Und westelbisch träumt man hinter der Gardine, schaut Tagesschau und nickt mit dem Kopf. Zwangsläufig ist der Weg so bestimmt zu Verhältnissen DDR 3.0.
Gut, das ich alt bin.