Wie Bertelsmann für das Weltwirtschaftsforum die Willkommenskultur in Deutschland etablieren half – Teil 1

Als das Weltwirtschaftsforum den „Business Case for Migration“ veröffentlichte, brachte die politisch extrem einflussreiche Bertelsmann Stiftung ein Buch heraus mit dem schönen Titel: „Deutschland öffne dich! Willkommenskultur und Vielfalt in der Mitte der Gesellschaft verankern.“

© FABRICE COFFRINI/AFP/Getty Images

Das Weltwirtschaftsforum der internationalen Großkonzerne hat den globalen Migrationspakt entscheidend vorangetrieben und beeinflusst. Dabei ging es dem Forum vor allem darum, ein positives Bild von Migration in der Öffentlichkeit – eine Willkommenskultur – zu etablieren, weil man durch Migrationsförderung Zugriff auf ein größeres, billigeres Arbeitskräftepotential bekommen wollte. Darüber hatte ich schon geschrieben. Jetzt soll es darum gehen, wer das in Deutschland umsetzte.

Das Weltwirtschaftsforum hatte mindestens seit 2009 einen Global Agenda Council on Migration, dessen Aufgabe unter anderem war, die Migrationspolitik der Vereinten Nationen im Sinne der Konzerne zu beeinflussen. Es gelang dem Weltwirtschaftsforum, zum institutionalisierten Teil des Beratungsprozesses zu werden. Die mit der UN assoziierte Internationale Organisation für Migration (IOM) war Teil des Global Agenda Council des Weltwirtschaftsforum. Dieser kam 2013 mit einer Studie heraus mit dem Titel „The Business Case for Migration“ (Warum Migration gut für’s Geschäft ist).

In Erfüllung eines Auftrags der UN lieferte die IOM 2013 ihre Empfehlungen für den High Level Dialog der UN zur Migration ab, kurz nach dem Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums in Davos. Vieles aus dem „Business Case for Migration“ findet sich darin wieder, darunter Empfehlung Nr. 1, die öffentliche Wahrnehmung und Diskussion dahingehend zu drehen, dass Zuwanderung für Zielländer kein Problem, sondern ein Gewinn ist.

Einer der 1.000 „Partner“, die das Weltwirtschaftsforum finanzieren, ist Bertelsmann. Die Bertelsmann Stiftung zeichnete 2016 den Gründer des Weltwirtschaftsforums, Klaus Schwab, mit dem mit 200.000 Euro dotierten Reinhard Mohn Preis aus.

Im gleichen Jahr, in dem das Weltwirtschaftsforum den „Business Case for Migration“ veröffentlichte, brachte die in Deutschland politisch extrem einflussreiche Bertelsmann Stiftung ein Buch heraus mit dem schönen Titel: „Deutschland öffne dich! Willkommenskultur und Vielfalt in der Mitte der Gesellschaft verankern.“ Erster Satz ist:

„Deutschland ist eine Einwanderungsgesellschaft.“

Im Vorwort schreibt Stiftungsvorstand Jörg Dräger, aus demographischen Gründen müsse Deutschland mehr Fachkräfte ins Land holen, und zwar nicht nur Akademiker, sondern auch Kräfte im Pflege- und Dienstleistungsbereich. Deshalb müsse der Weg zu einer Willkommenskultur aktiv gestaltet werden.

„Ganz wesentlich für weithin akzeptierte gesellschaftliche Vielfalt ist ein neues, positiv besetztes Bild von Migrantinnen und Migranten, nämlich als Zuwanderer, die unsere Gesellschaft bereichern.“

Dafür reichten kluge Politiken und Instrumente in der Migrations- und Integrationsgestaltung allein nicht aus. Zusätzlich müssten positive Bilder von Vielfalt in der Bevölkerung verankert werden.

Im Kapitel „Nachholbedarf: Vom Einwanderungsland wider Willen zu einem Land mit Willkommenskultur“ schreiben Ulrich Kober und Rita Süssmuth:

„Die Debatte um den Fachkräftemangel ist der Kontext, in dem die Rede von der Willkommenskultur in den letzten Jahren entstanden ist.“

Auch der Gründer des Migration Policy Institute in Washington und Brüssel und Vorsitzender des Global Agenda Council on Migration des Weltwirtschaftsforums von 2009 bis 2011, Demetrios Papademetrioum darf ein Kapitel beisteuern. Der in den Brüsseler und Washingtoner Regierungsszenen bestens vernetzte Herr ist außerdem noch Chef des Transatlantic Council on Migration, der sich die „Ermutigung und Förderung größerer Mobilität“ zur Aufgabe gemacht hat und unter anderem von der Bertelsmann Stiftung, der Bundesregierung und dem Open Society Institute gefördert wird.

Schon im November 2011 haben Bertelsmann Stiftung und das Migration Policy Institute von Papademetriou gemeinsam eine Konferenz in Berlin ausgerichtet mit dem Titel „Rethinking National Identity in the Age of Migration“ (Nationale Identität im Zeitalter der Migration neu denken“). Der Schlusssatz des gemeinsamen Kommuniqués lautet (meine Übersetzung aus dem Englischen):

„Staaten haben die Verantwortung, in enger Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft die Grundlagen dafür zu legen, dass Einwanderer als Menschen gesehen werden, die einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft leisten, und diese Botschaft konsistent und systematisch zu bekräftigen.“

Wer möchte, darf jetzt gern nochmal den UN-Migrationspakt, der gerade verabschiedet wurde, daraufhin durchsehen, ob ihm der Tenor bekannt vorkommt.

Teil 2 wird sich in Kürze mit den Aktivitäten der Stiftung nach 2013 beschäftigen.


Der Beitrag von Norbert Häring ist zuerst hier erschienen.


Mehr zum Thema:

Roland Tichy (Herausgeber), Der UN-Migrationspakt und seine Auswirkungen.
Mit Beiträgen von Norbert Häring, Krisztina Koenen, Tomas Spahn, Christopher Walter und Alexander Wendt

Soeben erschienen und EXKLUSIV im Tichys Einblick Shop >>>

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Kommentare ( 44 )

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Augustiner Edelstoff
5 Jahre her

Hinter dem Transatlantic Council on Migration steht das Chatham House und das Global | Council on Foreign Relations.
Alle Wege führen wie immer in die City of London und nach Washington zu den Rockefellers . Wer sich mit diesem Thema etwas beschäftigt wird erschrecken was nur diese eine Familie der Welt angetan hat. Sie gründeten so ziemlich alle Supranationalen Organisationen die jetzt uns unterjochen. Von der UN, dem CFR bis zur Trilateralen Kommision und der EU.

Augustiner Edelstoff
5 Jahre her

Falls es jemanden interessiert. Der Bertelsmann Stiftung haben wir auch die Abschaffung eines gut funktionierendes Rentensystems zu Gunsten der Allianz und Co. Privatversicherungen zu verdanken. Auch die ie „Privatisierung“ der Krankenhäuser, die wegen Kostenmangement Patienten jetzt nach 2 Tagen zur Pflege nach Hause schicken und die Privatisierung der Bahn usw.
Diese Stiftung ist eine Neoliberale Heuschrecke der übelsten Sorte und gehört zert….

spindoctor
5 Jahre her

Da gab’s doch mal was, allerdings nicht von der Pharmaindustrie, sondern von Johannes Agnoli: „[…]d) Ideologisch bezeichnen sich gerade solche Parteien, die sich den breiten Massen entfremdet haben, selbst als Volksparteien. Die Volksparteien entwickeln einen neuartigen, durch die Zusammenarbeit der eigenen Führungsstäbe bedingten Herrschaftsmechanismus, in dem verdinglichte, obrigkeitliche Machtzentren in sich zirkulierend ein Konkurrenzverhältnis eingehen.[…] So kämpfen die Parteien untereinander um die Regierungsmacht und bilden dennoch eine symbiotische Einheit, in deren Kreis ein abstrakter Führungskonflikt ausgefochten werden kann. Sie bilden die plurale Fassung einer Einheitspartei.[…]“ Quelle: „Thesen zur Transformation der Demokratie – ad usum des RC“ von Johannes Agnoli Der… Mehr

spindoctor
5 Jahre her

Da waren die 68er Theorien zu internationalen Geheimorganisation, die die Weltherrschaft anstreben, wohl nichts anderes als die nackte Wahrheit.

Das Establishment – entlarvt.

Montesquieu
5 Jahre her

Seit man Propaganda „Nudging“ nennt und die hiermit durchzusetzenden politischen Ziele sakralisiert hat, ist der Käse gegessen.

Die de facto Gleichschaltung der Massenmedien sowie eine im Zweifelsfall im freien Raum agierende Rechtssprechung insbesondere vor den EU-Gerichten hat den Gedanken der repräsentativen Demokratie zur Travestie verkommen lassen.

maru
5 Jahre her
Antworten an  Montesquieu

Die repräsentative Demokratie trägt n i c h t, z.B. weil die Abgeordneten während der 4-jährigen Wahlperiode nicht rechenschaftspflichtig, dafür aber b e s t e c h l i c h sind.
Entweder es gelingt noch, nachträglich wichtige Steuerungs-Elemente DIREKTER Demokratie einzubauen oder es ist das Ende jeglicher Demokratie.

Allein dass eine Regierung einen von langer Hand geplanten ** gegen das eigene Volk durchsetzen will, zeigt, dass die repräsentative Demokratie kein tragfähiges demokratisches Fundament bidet.

Lazar
5 Jahre her

Schuld haben nicht solche Institutionen wie Bertelsmann oder ähnliche Institutionen oder gar die öffentlich rechtlichen Medien mit ihrer Propagandamaschine. Schuld tragen vielmehr die Mehrheit der durchschnittlichen dummen deutschen Wähler die diese Einflussnahme erlauben und nicht mehr kritisch hinterfagen können aufgrund von geistiger Trägheit. Denn diese Politik wird schon seit Jahren von dieser dummen Mehrheit gestützt und gewählt.

horrex
5 Jahre her
Antworten an  Lazar

So ist es.
Zusammenspiel von durchschnittlicher Dummheit, MSM und grandioser Mittelmäßigkeit der Machthaber. Ein sich selbst stabilisierendes Dreieck.

Kassandra
5 Jahre her

Leidende Kriegsopfer…
cfb, erinnern Sie sich noch an die Bilder der Männer am Budapester Bahnhof?
Schon damals gab es da weder „Flüchtlinge“ noch „leidende Kriegsopfer“.
Da gab es nur welche, die ganz genau wussten, dass sie zu Merkel wollten. Oder mussten.
Und dafür gaben die sich schon damals in Ungarn überaus kämpferisch.

Gerro Medicus
5 Jahre her

Zitat: „„Staaten haben die Verantwortung, in enger Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft…“

Ein verräterischer Satz, trennt er doch die Zivilgesellschaft, also uns Bürger, vollends vom Staat ab und degradiert sie zu Untertanen, die den Staaten zu gehorchen haben.

In politisch gesunden Zeiten waren Staat und Bürger weitestgehend identisch. Ohne Bürger kein Staat!
Denn der Staat ist eine Form der Selbstorganisation der Bürger, die diesen mit Kompetenzen und Pflichten ausstatten. Selbstzweck oder Instrument der Reichen und Mächtigen, wie er sich heute darstellt, ist er nicht!

Hartholz
5 Jahre her

Ich habe meine Einstellung vor Kurzem revidiert. Warum auch nicht? Alles rein was will. Am Besten gleich zu Millionen… und das so schnell wie möglich. Füllt an das Land. Für Berlin noch eine halbe Mille, München, Hamburg ebenso.
Bei totalem Chaos ist eher ein Licht am Ende des Tunnels in Sicht als bei der jetzigen Situation.

Frau Holle
5 Jahre her

Ich schlage vor, die Verwaltung und Betreuung der „Flüchtlinge“ in die Hände der Bertelsmann-Stiftung zu legen. Von dort aus können die herbeigewünschten Fachkräfte in die deutsche Wirtschaft vermittelt werden. Die kann dann auch für Deutsch- und Integrationskurse aufkommen und Ausbildungen anbieten, falls die Fachkräfte doch etwas schwächeln in den vorgesehenen Arbeitsfeldern. Die schaffen das!