Wenn Ideologie Wissenschaft frisst und Muslime und Ostdeutsche in einer „Studie“ gemeinsam diskriminiert werden

Foroutans „Studie“ ist der Versuch, die grundsätzlichen Veränderungen in der Welt, in Europa und in Deutschland zu verdrängen und sich eine neue Gesellschaft aus dem Geist der Utopie zu erschaffen. Dabei stören Ostdeutsche. Sie sind übrigens das letzte Hindernis der Grünen auf ihrem Weg an die Macht.

imago/Lutz Sebastian
Montagsdemo 1989, Halle

Als Ostdeutscher wurde ich in der Bundesrepublik viermal diskriminiert. Erstens als Joachim Gauck Ostdeutschland zu „Dunkeldeutschland“ erklärte, weshalb Leute wie Marianne Birthler stets eine Taschenlampe einstecken, wenn sie ins finstere Ostdeutschland fahren müssen, zweitens als zum Tag der Deutschen Einheit die FAZ die Ostdeutschen zu gescheiterten Migranten erklärte, drittens als Jana Hensel von der ZEIT in einem Tweet die Ostdeutschen als „Zonis“ bezeichnete und viertens in der jüngsten „Studie“ des dubiosen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM), die alle Ostdeutsche zu einer Opfergruppe zusammenfasste, die angeblich von den Westdeutschen herabgesetzt werden. Ostdeutsche als „Zonis“ zu verunglimpfen, entspricht allerdings inzwischen dem propagandistischen Stil der einst liberalen ZEIT.

Neu ist der Ansatz nicht, Ostdeutsche zu Opfern zu deklarieren und sie mit Migranten zu vergleichen oder gleich in ihnen Einwanderer zu sehen. Bereits am 3. Oktober 2015 schrieb die ZEIT-Autorin Özlem Topcu über Hensels „Zonis“:„Dabei wart Ihr ja eigentlich auch Einwanderer. Hatten wir nicht beide oft das Gefühl, dass uns die Wessis wie Bürger zweiter Klasse behandeln, von oben herab?“ Im Grunde versuchne Foroutan und das DeZIM methodisch mangelhaft nur das zu belegen, was die ZEIT schon 2015 formulierte und die FAZ 2017 wiederholte. Topcu benannte auch präzise den Punkt ihres Beleidigtseins, aus dem heraus ihre Einschätzung kam: „Nur leider habt Ihr uns vergessen bei Eurer schönen Einheit. Ihr habt uns nicht gemeint und uns wieder zu Ausländern gemacht. Dabei waren wir schon längst Wessis. Länger als Ihr.“ Diesen Gedanken muss man nicht teilen, man kann zumindest sein Motiv verstehen.

Gewollt falsches Bild einer „ostdeutschen Einwanderung“ 

Allerdings ist das Bild der „ostdeutschen Einwanderung“ falsch, denn es existiert in der gesamten Menschheitsgeschichte kein Beispiel, in dem Einwanderer ihr Land mitbrachten. Einwanderung bedeutet schlicht, dass Migranten ihr Land verlassen und aus unterschiedlichen Gründen in ein anderes Land einreisen, um dort zu leben. Diese banale Erinnerung ist notwendig, weil man offensichtlich in der ZEIT und in der FAZ selbst simple historische Zusammenhänge nicht mehr kennt und im DeZIM anscheinend auch nicht, sonst würde man dort nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Die ostdeutschen „Einwanderer“ blieben zu einem hohen Prozentsatz sogar in ihren Städten und Dörfern. Wo hat da bitte eine Einwanderung, eine Migration stattgefunden? Im Gegenteil, sie stellten ein neues Absatzgebiet zur Verfügung und belebten die damals kriselnde westdeutsche Wirtschaft, sie öffneten ihr Land sogar für Politiker, die noch einmal Ministerpräsidenten werden konnten, für Wissenschaftler, denen der Sprung auf eine Professur, mit der sie nicht mehr gerechnet hatten, doch noch glückte, für Juristen, die in hohe Positionen gelangten.

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Einige Ostdeutsche gingen der Arbeit, der Liebe, der Neugier oder der Hoffnung wegen in den Westen, doch genaugenommen war das so, als ob jemand aus dem Elsass nach Bordeaux, oder aus Bari nach Neapel, oder besser aus Bari nach Mailand zog. Von den wenigen Ostdeutschen, die sich wie Hensel als Zonis empfanden, wurden Assimilationsleistungen ins rotgrüne Milieu verlangt, die Jana Hensel mustergültig absolvierte. Die Voraussetzung für die deutsche Einheit jedoch, was Leute wie Hensel und Foroutan zu vergessen scheinen, bestand darin, dass die Ostdeutschen durch Zivilcourage ein diktatorisches Regime stürzten, dass sie in ihrer Mehrheit nicht dem ungeliebten Staat die Schulter zeigten, sondern sich auf den Plätzen versammelten, ohne zu wissen, ob sie am Abend noch in ihre Wohnungen zurückkehren oder in den Gefängnissen der Geheimpolizei verschwinden würden.

Das Wunder des Herbstes 1989, als sich die Völker Osteuropas, die oft vom Westen verraten wurden, schließlich aus eigener Kraft und eigenem Mut selbst befreiten, wird erst verständlich, erinnert man sich an die Opfer, an die blutige Unterdrückung des Widerstandes 1953 in Ostdeutschland, 1956 in Ungarn, 1968 in Prag, an den langen Weg, den die mutigen Polen gingen. Aber aus dieser Erfahrung der Diktatur, aus dem Selbstbewusstsein, die Freiheit und die Demokratie erkämpft zu haben, kommt die kritische, zutiefst demokratische Haltung der Ostdeutschen, die es wagen, ihre Meinung zu sagen, die sich nichts von den „Interpretationseliten“ vorschreiben lassen.

Aus stolzen Bürgern Opfer machen

Und genau an diesem Punkt setzt Foroutans Herabsetzung an. Aus Bürgern, die zu recht darauf stolz sind und sein können, eine friedliche Revolution gemacht zu haben – mit allen persönlichen Risiken – gegen eine bis an die Zähne bewaffnete Staatsgewalt, die zudem über einen mächtigen Repressionsapparat wie das Ministerium für Staatssicherheit verfügte, aus diesen stolzen Bürgern müssen Opfer gemacht werden, die man durch Mitleid demütigt, um ihnen so die politische Kompetenz abzusprechen.

Hintergrund von Foroutans „Studie“ ist der Versuch, die grundsätzlichen Veränderungen in der Welt, in Europa und in Deutschland zu verdrängen und sich eine neue Gesellschaft aus dem Geist der Utopie zu erschaffen. Dabei stören Ostdeutsche. Sie sind übrigens das letzte Hindernis der Grünen auf ihrem Weg an die Macht.

Die Berichterstattung beispielsweise über die USA findet mehrheitlich als Attacken der deutschen Medien, die noch nicht realisiert haben, dass der Wahlkampf vorbei und die Wahlen gelaufen sind, auf Donald Trump statt. Wer das für übertrieben hält, blättere oder klicke mal die Vielzahl von Artikeln in ZEIT, SPIEGEL, WELT, FAZ usw. durch, die seit Jahr und Tag den baldigen Sturz Trumps ankündigen. Zuweilen hat man das Gefühl, dass am jeweiligen Artikel nur das Datum verändert wurde. Die Hoffnungen deutscher Journalisten zerschellen jedoch immer wieder an der disparaten Realität, die sie beleidigt dann auch weitegehend mit Nichtbeachtung bestrafen. Schlimm nur, dass Ostdeutsche ein feines Sensorium für grundsätzliche Veränderungen besitzen, ganz einfach aus dem Grund, weil sie die schon einmal erlebt haben.

Die Erfahrungen der Ostdeutschen stören

Unerwünschte Entwicklungen in Europa werden entweder verschwiegen oder es wird stattdessen von den Feinden Europas, wobei stillschweigend die EU mit Europa gleichgesetzt wird, schwadroniert, die Schuld daran seien, dass sich die naiven Vorstellungen des deutschen juste milieus hinsichtlich der europäischen Einigung so nicht durchsetzen lassen. Auch hier stören die Erfahrungen der Ostdeutschen, die eine historisch gewachsene Verbundenheit mit den Osteuropäern, die wie sie über vierzig Jahre von Moskau beherrscht worden waren, besitzen.

Und was Deutschland betrifft werden zur Sicherung der eigenen Macht und Einkünfte fragwürdige Institute beauftragt, noch fragwürdigere „Studien“ zu verfassen, um durch das argumentum ad hominem kritische Meinungen und realistische Analysen von vornherein zu desavouieren. Naika Foroutans „Studie“ stellt nichts anderes dar als dieses argumentum ad hominem, indem behauptet wird, dass die Ostdeutschen aus „Abwertungserfahrungen“ heraus reagieren. Die Erfahrung der friedlichen Revolution als „Abwertungserfahrung“? Oder reichen die Geschichtskenntnisse der Professorin nur bis in das Jahr 2015 zurück? Wie wäre es mit der Diskussion der Erfahrung, dass grundsätzliche Veränderungen möglich sind – auch wenn es einem endlich zur Herrschaft gelangten juste milieu nicht passt?

Es lohnt jedoch, noch etwas tiefer zu schauen, denn die „Studie“ offenbart zwar nichts über den Gegenstand, umso mehr jedoch über ihre Autoren und über die Ideologisierung des Akademischen. Die Erfindung immer neuer Opfergruppen hat mit soziologischer Analyse nichts gemein, auch wenn deren Agitatoren mit entleerten oder nur wissenschaftlich klingenden Begriffen operieren. Im Gegenzug werden vermeintliche Täter an den Pranger gestellt. Ob diese Tätergruppen, die zuweilen durch Alter, Geschlecht und Hautfarbe definiert werden, nicht im Grunde belegen, dass ein vorgeblicher Antirassismus bereits in einen neuen Rassismus kippt, wäre zu untersuchen, wie man es beispielsweise am Feindbild des „alten weißen Mannes“ – also alt, weiß und männlich – beobachten kann.

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Sarah Pines hat jüngst in der NZZ präzise beschrieben, wie Diversity an US-Universitäten dazu führt, dass aus Antirassismus Rassismus wird. Die philosophische Strömung, die das Fundament des neuen Obskurantismus bildet, ist der Dekonstruktivismus. Die Dekonstruktion, die in den Sozialwissenschaften Einzug gehalten hat, zerstört die Gesellschaft mit der Folge eines bellum omnium contra omnes, wie es seinerzeit Thomas Hobbes ausgedrückt hatte, eines Krieges aller gegen alle. Das Resultat der neuen deutschen Weltbeglückung wird sich zutiefst asozial darin verwirklichen, dass – um noch etwas bei Thomas Hobbes zu verweilen – der Mensch des Menschen Wolf wird. Der Multikulturalismus kippt bereits jetzt schon in den Multitribalismus. Wachsende Clankriminalität ist nur ein Phänomen der Auflösung des Rechtsstaates.

Da die politischen Ideen des herrschenden Establishments mit der Realität kollidieren, muss man an die Stelle der Erkenntnis Pädagogik, an die Stelle der gesellschaftlichen Analyse Apologetik und Panegyrik setzen und jeden Widerspruch als unmoralisch und den Widersprechenden als Verbrecher darstellen, dessen Vergehen so schlimm ist, dass man sich nicht mit seinen Argumenten auseinanderzusetzen braucht, jedes Mittel zur Herabsetzung und zur Diffamierung hingegen erlaubt ist, denn schon die Frechheit, die Alternativlosigkeit nicht als neues Glaubensbekenntnis anzuerkennen, gehört geahndet und sanktioniert.

„Expertenlüge“

Der Soziologe Wolfgang Streeck spricht von der „Expertenlüge“, die aufgeboten wird, um der „Göttin TINA (there is no alternative)“ zu dienen. Man könnte den Autor auch so verstehen, dass die Expertenlüge doppelt existiert, dass erstens die Experten keine Experten und zweitens, dass ihre Studien ideologische Wunschpapers ohne Expertise sind, Träume eines traumvernarrten juste milieus, dessen einziger Blick in die Welt in die Linse des Smartphones fällt, um ein Selfie von sich selbst bei der Errettung der Welt zu machen. Wozu muss man auch in die Welt blicken, wenn man selbst die Welt ist? Nach diesem Prinzip werden auch die ideologisch motivierten „Studien“ erstellt, die den Träumen eine Realität suggerieren sollen, die diese nicht besitzen.

In den „Studien“ wird genau das scheinwissenschaftlich belegt, was der Veränderung Deutschlands dient. Ein Professorentitel und ein Institut bieten keinerlei Gewähr dafür, dass Arbeitsergebnisse wissenschaftlichen Standards genügen, schon gar nicht, wenn es sich darum handelt, den Umbau der Gesellschaft nach den ideologischen Vorgaben einer neuen Oligarchie zu befördern. Dafür darf man schon mal Regeln brechen, wie Karin Göring-Eckhart kürzlich der Grünen Jugend zurief.
Eine dieser Einrichtungen, die dafür arbeiten, ist das Deutsche Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) e.V., das am 31. Juli 2017 gegründet wurde. Gefördert wird das DeZIM, wie könnte es auch anders sein, durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), das auch die Amadeu Antonio Stiftung so überreichlich unterstützt.

In dem von Giffeys Ministerium unterstützten DeZIM-Institut erschien nun eine „Studie“ in dem Projekt „Postmigrantische Gesellschaften“ unter dem Titel „Ostmigrantische Analogien I. Konkurrenz um Anerkennung“, in dem die Projektbetreiber die Ostdeutschen mit den Muslimen gleichsetzen, um aufzuzeigen, dass beide Gruppen gleichermaßen „Abwertungserfahrungen“ machen – und zwar durch die Westdeutschen.

Bedeutungsfälschung „postmigrantische Gesellschaft“

Im Wortsinne kann eine „postmigrantische Gesellschaft“ eigentlich nur eine Gesellschaft sein, in die es keine Migration und in der es keine Migranten gibt, also ein vollkommen abgeschotteter Staat, der niemanden herein lässt. Sinnwidrig wird unter einer postmigrantischen Gesellschaft jedoch ein Gebilde verstanden, das „wesentlich durch die Erfahrung der Migration geprägt ist. Der Begriff des Postmigrantischen verweist auf die politischen, kulturellen und sozialen gesellschaftlichen Veränderungen, die aus dem demografischen Wandel durch Einwanderung hervorgehen. Aus postmigrantischer Perspektive wird die Migration als ein Prozess aufgefasst, der wesentlich zur Gestaltung der Gesellschaft beiträgt.“ (Wikipedia). Daraus ergibt sich die ideologische Zielrichtung des DeZIMs und folgerichtig die Absicht der jüngsten „Studie“. Die historisch gewachsene Gesellschaft wird negiert, ihre geschichtlichen Erfahrungen und Traditionen werden verpönt, einseitig und verkürzt als historische Schuld gesehen. Denn es interessiert nur noch die Erfahrung, die durch Migration geprägt ist. Die Amerikaner würden das wag the dog nennen.

Wenn Yascha Mounk in der Tagesschau freimütig bekannte, „dass wir hier ein historisch einzigartiges Experiment wagen, und zwar eine monoethnische, mono-kulturelle Demokratie in eine multiethnische zu verwandeln. Das kann klappen. Es wird, glaub ich, auch klappen. Aber dabei kommt es natürlich auch zu vielen Verwerfungen“, findet das seine praktische Fortsetzung in dem Ziel, das unter allen Umständen und – steht zu befürchten – mit allen Mitteln umzusetzen ist, eine neue Gesellschaft zu kreieren, die aus der Migration hervorgeht. Es klingt im Grunde nach einer Verschwörungstheorie, wenn eine soziale Veränderung der Gesellschaft bewusst durch die demographischen Folgen der Einwanderung erfolgen soll, der man dann auch ein Gewünscht-sein unterstellen darf. Es versteht sich nach dieser Definition, dass Foroutan und Co. die Vorstellung der Integration längst aufgegeben haben, oder anders, dass sich die Mehrheitsgesellschaft in diese neue migrantische Gesellschaft einzuordnen hat.

Eine Gesellschaft aber, die „wesentlich“ aus der Erfahrung der Migration geschaffen wird, negiert und entwertet die Erfahrungen der Nicht-Migranten, der Mehrheit als „unwesentlich“, erkennt diese Erfahrungen nicht mehr für das Wesen der neuen Gesellschaft als wichtig an. Postmigrantische Gesellschaften wären dann in der Konsequenz abwertende, diskriminierende Gesellschaften. Im Klartext heißt das, unsere Werte, Traditionen und Bräuche, unsere Kultur und unsere Geschichte sind nicht mehr wesentlich, verzichtbar, abzuschaffen, mehr noch, „soziale, kulturelle, strukturelle und emotionale Aushandlungsprozesse über Rechte, Zugehörigkeit und Teilhabe von Migranten und Nicht-Migranten sowie daraus resultierende Gesetze und Gesetzesänderungen“ hätten stattzufinden. Der Umbau unseres Rechtssystem wird angestrebt – und er erfolgt ja auch schon.

Die Absicht ist eindeutig, an die Stelle von Recht und Gesetz sollen „Aushandlungsprozesse“ treten, die im Ergebnis zu den neuen Gesetzen der „postmigrantischen Gesellschaft“ führen werden, die gehörige Anleihen aus der Scharia enthalten dürfte, denn es handelt sich ja um „Aushandlungsprozesse“. Was hinter all der Sozialalchemie stalinistischen Ausmaßes steckt, ist die Abschaffung Deutschlands, ist die Aufkündigung des nationalen und gesellschaftlichen Konsens, die Abschaffung der aus der Aufklärung hervorgegangen Standards, der allgemeinen Menschenrechte, der Presse- und Meinungsfreiheit, des säkularen und in Religionsangelegenheiten neutralen Staates, der Gleichberechtigung der Frau, des Diskriminierungsverbots.

Unglaubwürdige Pläne
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Praktische Beispiele lassen sich in mehr als genügender Zahl aufzählen, das beginnt beim Kirchenasyl, das den Rechtsstaat in Frage stellt, zeigt sich sehr deutlich in der Kopftuchdebatte, in wachsendem Antisemitismus, der vor allem als muslimischer Antisemitismus in Erscheinung tritt, in der Kapitulation des Rechtsstaates in der Frage der Kriminalität und der bereits verfügten positiven Diskriminierung, die auch Diskriminierung ist. Weil aber die Realität einer postmigrantischen Gesellschaft den Deutschen nicht zu vermitteln ist, werden die Resultate der willkürlichen Einwanderung in die deutschen Sozialsysteme bis hin zur Wohnungsnot und der Explosion der Sozialausgaben verharmlost, verschwiegen oder verzerrt und Kritiker ehrabschneidend attackiert.

Sieht man sich die rotgrünen Propagandabücher an, die in großer Zahl von den Publikumsverlagen publiziert werden, ohne dass dieselben Verlage aus Gründen der Ausgewogenheit andere Sichten herausbringen, nimmt man das Programm der Öffentlich-Rechtlichen dazu, erkennt man leicht, dass eine breite gesellschaftliche Debatte darüber, wohin sich Deutschland entwickelt, verhindert wird. Den Bürgern wird empfohlen, jedes kritische Nachdenken einzustellen, wenn sie nicht unter AfD-Verdacht geraten wollen, und stattdessen den „Interpretationseliten“ zu vertrauen, zu denen Naika Foroutan gehört.

Das Strickmuster ist immer das gleiche. Die Philosophin des Genderismus, Judith Butler, hat von der Geschlechterverwirrung gesprochen. Weil aus ihrer Sicht die „Zwangsheterosexualisierung der Gesellschaft“ nicht einfach durchbrochen werden kann, um die (Zwangs?)-Homosexualisierung zu setzen, müssen die Geschlechtsidentitäten durch die Erfindung vieler sexueller Identitäten verwirrt, wenn man so will, aufgelöst werden. Ziel ist es, eine Unsicherheit zu erzeugen, die eine tiefgreifende Veränderung der Gesellschaft ermöglicht. Das Vorhaben, die deutsche Sprache zu gendern, ist keine Frage der Grammatik, sondern der Macht.

Im gleichen Stil versucht man die deutsche Gesellschaft in eine postmigrantische umzuwandeln, indem man viele Opfergruppen kreiert, die man anschließend in eine Opferkonkurrenz setzt, um eine Identitätsverwirrung zu schaffen. Am Ende existieren so viele Opfergruppen wie Geschlechter, wobei einige Geschlechtergruppen auch Opfergruppen sind. Interessant hierbei ist, dass denjenigen, die man zu Opfern erklärt, letztlich die Staatsbürgerlichkeit abgesprochen wird, indem man den politische Souverän – den Bürger – nur noch Objekt der Staatsfürsorge begreift.

Jedem – auch ohne Professorentitel – ist einsichtig, dass man Äpfel nicht mit Birnen vergleichen kann. Man kann Christen mit Muslimen, Muslime mit Buddhisten als Anhänger von Religionen, man kann Ostdeutsche und Westdeutsche, Norditaliener mit Süditaliener vergleichen, aber man kann es methodisch ganz und gar nicht mit den Angehörigen einer religiösen Gruppe und einer lokaldefinierten Gruppe in einer Nation unternehmen, wenn man nicht die Welt auf der Grundlage des Telefonbuches oder einer neuen Migrationsideologie zu erklären gedenkt. Zumal, was den zweiten schwerwiegenden methodischen Mangel zeigt, wenn unbewiesene Behauptungen in einer Art Zirkelschluss zu Resultaten der „Studie“ werden. Naika Foroutan und ihr von uns allen alimentiertes Team setzen voraus, dass die Ostdeutschen und die Muslime von den Westdeutschen gleichermaßen diskriminiert werden, sie die gleichen Abwertungserfahrungen machen und es bei ihnen schließlich auch zu ähnlichen Phänomen der Selbstabwertung kommt.

Konstruierte „Abwertungserfahrungen“

Natürlich haben die Ostdeutschen die Veränderung einer Gesellschaft wie übrigens alle Osteuropäer erlebt. In diesem Zusammenhang wäre ein Vergleich der „Abwertungserfahrungen“, die schon objektiv daraus entstehen müssen, weil die Werte des alten Systems nicht mehr gelten, der Ostdeutschen, Polen, Tschechen und Ungarn, viel naheliegender und methodisch richtig, als der versuchte Vergleich zwischen Ostdeutschen und Muslimen. Eine solche Untersuchung würde die Erfahrungen der Transformation einer spätsozialistischen Gesellschaft in eine postmoderne kapitalistische aufzeigen, um die es sich doch eigentlich handelt.

Aus ideologischem Interesse blickt Foroutan an dem Elefanten im Raum angestrengt vorbei. Worin ihr ideologisches Interesse besteht, belegt die Studie zweifelsfrei, nämlich in der Dekonstruktion, der Auflösung der Nation, denn die Muslime werden nicht als deutsche Bürger muslimischen Glaubens gesehen, sondern gehören einer abstrakten Opfergruppe an, die nur existiert, weil bereits vorausgesetzt wird, dass sie Aufgrund einer Islamfeindschaft, die konstruiert wird, diskriminiert werden.

Wie absurd und für den gesellschaftlichen Zusammenhalt schädlich das Treiben von Foroutan ist, zeigt eine Petitesse. Auf Hensels Ankündigung ihres zwar geistesarmen, dafür umso längeren Interviews mit Naika Foroutan, twitterte Ralf Fücks: „Ground breaking, in der Tat. Der kollektive Identitätswahn und die Opferkonkurrenz treiben immer tollere Blüten. Auch schön: die Wiedervereinigung als teuerste “Kolonialisierung” der Weltgeschichte. Immerhin darf man jetzt wieder fragen „Wo kommst Du her – Ost oder West?“

Hensel, die ja auch schon mal zu Füßen Angela Merkels saß und von der von ihr vergötterten Kanzlerin in peinlicher Servilität wissen wollte: „Sind Sie im Amt zur Frau geworden?“, antwortete ungeübt im Umgang mit Kritik auf den Tweet des Grünen: „Sounds like Tichy“, worauf Fücks erwiderte: „Im Denunzieren sind Sie ziemlich gut. Sounds like Stasi.“ Belege für die Auswirkungen eines Weltbildes, das nur dadurch überlebt, dass es sich immer höher, immer weiter weg von der Wirklichkeit schraubt und jede Erinnerung an die Realität unter Verdacht stellt.

Deutsche Dekadenz, vorletztes Kapitel.


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Kommentare ( 54 )

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Thomas
5 Jahre her

Das einzige Migrationsproblem das wir haben ist aussereuropäische Einwanderung nach Europa.
Ausnahme Balkan. Und auch das hängt mit den Türken und Indien zusammen.

hert
5 Jahre her

Danke, lieber K.R. Mai, für diesen Kommentar. „Wenn Ideologie Wissenschaft frisst…“, und ich möchte ergänzen, und die Debattenkultur in Deutschland lähmt. Mir wird sich nie erschließen, wie aus dem Land der Dichter und Denker ein ideologisch vermintes Land mit moralisierendem Sendungsbewusstsein geworden ist. Das kann doch nicht allein an den selbsternannten politisch-medialen Meinungsführern wie Merkel, Stegner, KGE, Roth, Habeck sowie Kleber, Prantl, Will, Illner und Kirchenfürsten wie Bedford-Strom, Marx und Woelki usw. liegen! Sie verweisen zu Recht auf die größere politisch-gesellschaftliche Sensibilität der Mitteldeutschen (Ostdeutsche gibt es ja immer noch viele trotz eines bewusst belehrenden dementen Geschichtsbewusstseins!). Bei den Westdeutschen… Mehr

Boudicca
5 Jahre her

Migranten überweisen inzwischen über 5 Milliarden ins Ausland.

Boudicca
5 Jahre her

Seit 2005 haben wir eine ostdeutsche Staatschefin!

Zynikos
5 Jahre her

Was die „Wessis“ bis heute nicht verstehen wollen, dass sie mittlerweile unter ostdeutscher Kontrolle stehen. Auf dem Weg in die DDR 2.0.

RauerMan
5 Jahre her

Diesem komplexen Bericht ist m.E. nichts hinzuzufügen. Daß solche Ansichten überhaupt eine Chance haben fatale Wirkung zu erzielen, hat damit zu tun, daß die ehemalige“ DDR“ dermaßen abgeschottet war, daß „Wessis“, die keine Bindungen an unsere Ostdeutschen hatten, das Land garnicht mehr wahrnahmen und jetzt als etwas wie Ausland betrachteten/betrachten. Natürlich ist das Dummheit pur, den Krieg haben wir gemeinsam verloren, die Mitteldeutschen erhielten zusätzlich die „A-Karte“ und jetzt soll das so weitergehen? Mitnichten, es gibt auch die andere Seite, die weiter zu stärken ist die Aufgabe aller der Wahrheit/Tatsachen ins Auge blickender Deutschen. Wir lassen uns unser schönes, endlich… Mehr

Troja
5 Jahre her

Die hier erwähnte sog. „Studie“ -oder wie immer man dieses Pamphlet, welches, so lese ich entsetzt, anscheinend wieder einmal aus Steuermitteln mitfinanziert wurde (!)- unterschlägt wissentlich, dass die hier in einen Topf geworfenen Personengruppen aus vielen Gründen keinesfalls auch nur ansatzweise (!) verglichen werden können. Den Machern dieser sog, „Studie“ sei u.a. die Lektüre der Präambel des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland von 1949 (insbesondere die beiden letzten Absätze) dringend empfohlen!!! https://de.wikipedia.org/wiki/Bundesgesetzblatt_(Deutschland)#/media/File:GG1949.png Es ist immer wieder unerträglich, wenn die unvergleichliche Leistung der Bürger der ehemaligen DDR – eine „Revolution“ ohne dass ein Schuss fiel, ohne dass es Tote gab – mit… Mehr

Thomas
5 Jahre her

Dieser Staat hat durch das Verschleudern der Staatsbürgerschaft dessen Wert ruiniert. Das einzige Kriterium welches bleibt ist die Volkszugehörigkeit. Eine Unterscheidung zwischen Ost- und Westdeutsche gibt es historisch nicht. Wenn dann Nord- und Süd.

Thomas
5 Jahre her

Frau Fourutan ist keine Deutsche. Ob sie die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt oder nicht spielt keine Rolle.

DanielGruber
5 Jahre her
Antworten an  Thomas

Da hat jemand die Verfassung nicht gelesen…

Eco
5 Jahre her

Ostdeutsche zu Einwanderern zu erklären ist einfach einfacher und klingt schöner als die Wiedervereinigung als das zu beschreiben, was sie wirklich ist, eine Kolonialisierung des Ostens durch Elitenaustausch und Zerstörung der Industrie. Es durfte nur bleiben, was den Kolonialherren recht war. Das sieht man weniger an den Toppolitikern als an Staatssekretären, Unirektoren, Professoren, Lokalpolitikern und den Besitzverhältnissen in der Wirtschaft. Dagegen waren die Muslime tatsächlich Einwanderer und konnten sich, wenn sie sich im Westen integriert hatten auch als Kolonialherren im Osten auftreten. Dass die Muslime schon länger hier sind ist allerdings eine bizarre Dummheit (von Ausnahmen wie den Kammertürken abgesehen).… Mehr