Wahlsonntag: Medien wieder pro Merkel?

Warum signalisieren SPD-freundliche Medien vor dem Endspurt, dass Schulz es doch nicht packt, nachdem sie seit dessen Nominierung voll ins andere Horn geblasen haben? Um an den kommenden Wahlsonntagen nicht bei denen zu sein, die falsch lagen?

© Sean Gallup/Getty Images

Sonntag wird in Frankreich zwischen Le Pen und Macron entschieden. Wie das ausgeht, steht nicht fest, wenn Sonntag abends in Schleswig-Holstein wohl klar sein wird, welche Vorlage die Wähler dort für eine Woche später in Nordrhein-Westfalen liefern. Das Ergebnis im bevölkerungsreichsten Bundesland wirkt dann erfahrungsgemäß wie eine kleine Bundestagswahl.

Was die politischen Wasserstandmeldungen für die Bundesebene von Forsa und INSA sagen, liegt unwesentlich auseinander:

Der STERN intoniert seine politische Botschaft so: „Die SPD büßt im Vergleich zur Vorwoche zwei Punkte ein und fällt wieder unter die 30-Prozent-Marke“. Der Tagesspiegel schreibt: „Rund drei Monate nach Sigmar Gabriels Verzicht machte sich der Merkel-Herausforderer rar auf der bundespolitischen Bühne. Wer immer auf Magie gehofft hatte, muss feststellen, dass Schulz doch nicht über Wasser gehen kann: In den Umfragen fallen er und seine Partei zurück, die Union zieht vorbei. Wo bleibt da der kämpferische Auftritt des Kandidaten? Wo das Feuerwerk an Ideen, an dem sich die Gegner abarbeiten müssen?“

Beide Blätter gelten weder als Anhänger der CDU noch von Merkel persönlich. Warum signalisieren sie kurz vor dem Endspurt, dass Schulz es doch nicht packt, nachdem sie seit dessen Nominierung voll ins Schulz’sche Siegeshorn geblasen haben? Um an den kommenden Wahlsonntagen nicht bei denen zu sein, die falsch lagen?

Einen Anhaltspunkt für die vergleichsweise positiven Ziffern der FDP und damit gleichzeitig die veränderte Aufmerksamkeit, welche die Meinungsführer-Medien dieser Partei nach langer Zeit wieder widmen, liefert der Media Tenor: In beiden Bundesländern kriegen die FDP-Leute gute persönliche Bewertungen, Kubicki , der mit einem Regierungswechsel in Kiel rechnet, bessere als Ministerpräsident Albig und Lindner bessere als CDU-Laschet:

Sind die Meinungsführer-Medien nach dem Umschalten von pro Merkel auf pro Schulz wieder zur Kanzlerin zurückgekehrt – und deshalb auch wieder freundlich zur FDP? Politische Gründe in der Sache habe ich keine ausgemacht. Sie? Sonntag wissen wir mehr.

Unterstützung
oder

Kommentare ( 52 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

52 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
markmunich
6 Jahre her

Des Pudels Kern: Die beste Theorie nützt nix, wenn die Praxis anders ist, weshalb Lindners Beitrag zwar auf das Gutherz der Deutschen abzielt, aber in Wahrheit den tatsächlichen Verhältnissen im Land um mind. 10 Jahre hinterherhinkt.

hasenfurz
6 Jahre her

Ich empfehle, sich das folgende Interview eines Top Bankers zum Thema Massen, Medien, Eliten, Manipulation usw. im Netz einmal in Gänze durchzulesen (gibts auch als Video glaub ich): „You have to manipulate lots of things because nothing can be seen as it is. Everything has to appear to be something different. You see the people as a flock of sheep. You put a couple Border Collies and drive them in a direction. And to be honest with you, I still see that happening around me. People are still, through the systems and methods that we ourselves used to use, being… Mehr

Maik Lehrmanns
6 Jahre her

Die Wahlprognosen und die flankierende Medienberichterstattung dienen nicht nur der Manipulation des Wahlverhaltens. Bei den Ungeheuerlichkeiten, die dem Bürger heute täglich durch Politiker und Medien mit einem höhnischen Selbstverständnis präsentiert werden und die jegliches Demokratieverständniss konterkariert, muss man sich die Frage stellen, ob bei den Verantwortlichen nicht auch der Grundpfeiler einer Demokratie, nämlich die freie unmanipulierte Wahl zur Disposition steht. Wenn die Wahlprognosen im Vorfeld der Wahl der Manipulation dienen, dienen sie wohlmöglich nach der Wahl auch der Legitimation des Ergebnisses. Wenn das Wahlergebnisse ungefähr dem entspricht, was vorher prognostiziert wurde, ist der Vorwurf der Wahlfälschung leicht vom Tisch zu… Mehr

hasenfurz
6 Jahre her

Gut ‚geSABBELt‘!

Sabine Abbel
6 Jahre her
Antworten an  hasenfurz

ne, sabbeln ist was anderes (s. Sabbels‘ World)

hasenfurz
6 Jahre her

Das ist so bei den Puppenspielern im Kasperltheater: mal zeigen sie den Kasper, mal das Krokodil. Mit fünf Jahren ist man noch überrascht.

Hauptsache: es schauen ALLE aufs KASPERTHEATER.
Statt selbst aktiv zu sein und mit den Puppen zu spielen.

GEZ noch?

Opa Neckenbopf
6 Jahre her

Den MSM ist es auch Wurst, ob die GROKO mit Merkel oder Schulz an der Spitze weitergeführt wird. Entscheidend ist für die, es bleibt alles so wie bisher, d.h. die Migration geht so weiter – gebremst nur – wichtig – vor der BTW. Der größtenteils wenig politisch interessierte Wähler mit noch vollem Bauch wird nicht für Veränderungen kämpfen, nicht mal zum Protest auf die Straße gehen und so bleibt alles beim alten. Damit wir die Merkel endlich loswerden, muss notfalls der Schulz den Kanzler machen. Möglicherweise wird’s da noch schlimmer, aber wir bekommen sonst die Merkel nicht los. Zu Kohls… Mehr

weser
6 Jahre her

Kann das in Deutschland nicht eine Angstwahl sein?
Da schwingt die Hoffnung auf ein bisschen Stabilität mit.

Frank Stefan
6 Jahre her

Dieser vermeintliche Lagerschwenk der Medien kommt genau so bei Chulz an; das ist eine Art Kommunikation, die die Medien mit ihrem Liebling pflegen: „Du musst was tun, sonst koennen wir Dich nicht mehr pushen!“ Wenn ich recht habe, dann kommt erscheint er alsbald wieder auf Buehne: „Tri tra trallalla…“

Gero Hatz
6 Jahre her

Wenn wir ein wenig über den Tellerrand von Merkelland schauen, dann sehen wir einen deutlichen, globalen Trend: Das Verschwinden der Sozialdemokratie. Das Erscheinen des Tünnes aus Würselen hat zwar eine kurzfristige aber starke Production von Glückshormonen bei ein paar Vollidioten ausgelöst, mittlerweile will kaum noch einer vom Tagegeldbademeister reden.

Rabulistiker
6 Jahre her
Antworten an  Gero Hatz

Es juckt mich zwar, Ihnen zuzustimmen, aber bei 100% Schulzomania von „ein paar Idioten“ zu sprechen, ist doch wohl arg geschönt.

Mein Vater hat sein Leben lang SPD gewählt.
Heute wüßte ich noch nicht einmal, ob ihm das Programm der AFD noch zu weit links wäre.
Auf Typen wie Schulz hatte der aber schon immer einen Hass.

sappeur
6 Jahre her

Zitat: „Sind die Meinungsführer-Medien nach dem Umschalten von pro Merkel auf pro Schulz wieder zur Kanzlerin zurückgekehrt – und deshalb auch wieder freundlich zur FDP?“ Der Grund dürfte auch etwas mit der alten Weisheit – der Feind meines Feindes ist mein Freund – zu tun haben. Denn indem man die FDP vor der Wahl wieder hochjubelt, schadet man direkt der AfD. Etliche bürgerliche Wähler (so auch meine Eltern) haben leider immer noch Bedenken, eine wirkliche Alternative zu wählen, und da kommt so eine Alternative-light gerade recht. Von konservativen Stimmen haben die selbsternannten Liberalen immer schon profitiert (um nicht zu sagen… Mehr

MarHel
6 Jahre her
Antworten an  sappeur

Wo Lindner allerdings recht hat, hat er dort recht mit seiner „Alternative light“:

„Was ist es also, das uns verbindet? Die gelebte Liberalität macht unser Land aus. Würde und freie Entfaltung des Einzelnen sind geschützt, die Freiheit und Unabhängigkeit der Presse, das freie Wort und das Recht auf eine eigene Meinung, die Geschlechter haben die gleichen Rechte, homosexuelle Paare können zusammenleben und ihre Liebe öffentlich zeigen.

[…] Deutschland ist kein christlicher Klub.“
Genau das ist ein wesentlicher und vor allem übergreifender, verbindender Teil unserer Kultur und uns wäre schon viel geholfen, würden wir uns daran halten.

markmunich
6 Jahre her
Antworten an  MarHel

Amen!

Damires
6 Jahre her
Antworten an  MarHel

uns wäre viel mehr geholfen, wenn sich die neuankömmlinge daran halten würden. aber die kritisiert man nicht, sondern deckt sie viel lieber noch. siehe marcel rohrlack von der grünen jugend.
http://www.focus.de/panorama/welt/homophobe-gewalttat-in-muenchen-sprecher-der-gruenen-jugend-muenchen-nach-dem-christopher-street-day-verpruegelt_id_4815188.html
Und wie sahen die Täter aus. Tja, das erfuhr man im Polizeibericht. solange es apologeten wie herrn rohrlack gibt, wird sich die situation wohl erst noch weiter verschlechtern müssen. dann wird vielleicht auch dem letzten auffallen, dass unsere kultur eben nicht nur aus toleranz und offenheit besteht.