Offenbarungseid von Journalisten

Niemand von den so tapferen und kritischen »Journalisten« protestiert, niemand steht auf, schon gleich gar nicht verlassen sie geschlossen den Saal, wie es sich eigentlich gehört.

© Getty Images

Ein unerhörter Vorgang: Pressekonferenz in Berlin. Erdogan und Merkel wollen erklären, wie gut es um die deutsch türkische Freundschaft bestellt ist. Da entsteht, wie BILD schildert, Unruhe im Saal. Vorn steht ein türkischer Journalist, Ertugrul Yigit, streift sich ein weißes T-Shirt mit einem Schriftzug über.

»Pressefreiheit für Journalisten in der Türkei« steht darauf. Er postiert sich in der ersten Reihe. Fotografen halten auf den Schriftzug. Zwei Ordner packen ihn sofort und führen ihn ab. BILD berichtet, dass er ruft: »Ich habe nichts getan.« Er sei ordentlich akkreditiert.

Man sieht, wie andere »Medienschaffende« im Saal dem Geschehen verständnislos nachschauen. Vorn greift eine Frau zu ihrem Handy und hält drauf. Ein anderer Teilnehmer läuft im Gang filmend hinter Ordnern und abgeführtem Journalisten hinterher.

Da lacht der Diktator und schaut zur Seite wo Merkel steht, lacht sie an. Die lächelt leicht zurück, ihr schwant gleich die Gefahr solcher Bilder und dreht sich schnell weg.

Yigit lebt seit 35 Jahren in Hamburg und gilt als Kritiker des türkischen Präsidenten, wie BILD meldet.

Der eigentliche Skandal: Keiner der »Medienschaffenden« stört sich daran, völlig normal, dass ein Kollege aus ihren Reihen abgeführt wird. Die Show geht weiter. Steffen Seibert, Regierungssprecher, verteidigt den Vorgang.

Die Bundesregierung hofiert einen Diktator, der Menschenrechte mit Füßen tritt, und hofft, dass der im Gegenzug für Deutschland den »Flüchtlings«-Schleusenwärter gibt. Doch der fährt mit seinem speziellen Islamistengruß durch Berlin und droht damit, die Pressekonferenz abzusagen, wenn Can Dündar daran teilnimmt, ein echter kritischer Journalist aus der Türkei. Der lebt seit zwei Jahren in Deutschland im Exil, war zuvor Chefredakteur einer der ältesten türkischen Zeitungen »Cumhuriyet«. Dündar ging daraufhin nicht zur Pressekonferenz.

Niemand von den so tapferen und kritischen »Journalisten« protestiert, niemand steht auf, schon gleich gar nicht verlassen sie geschlossen den Saal, wie es sich eigentlich gehört. Nochmal: Da wird ein Kollege vor laufenden Kameras abgeführt – und keiner rührt sich. Unvorstellbar!

Es hätte niemand mehr bei der Pressekonferenz anwesend sein dürfen, der sich Journalist nennt. Schon bei den heftigen Sicherheitskontrollen vor der Pressekonferenz hätte jeder gestandene Journalist absagen MÜSSEN. Gefragt wurde sogar, ob ein AFP-Reporter eine Frage stellen wolle – und wenn ja, welche.

Sie sind nur mutig, wenn sie bei der AfD geschlossen aufstehen und rausgehen. Sie können Merkel nur devot ein Geburtstagsständchen bringen, wie das jener unselige ZDF-Mann seinerzeit in Brüssel in einem peinlichen Auftritt getan hat.

Wenn es um die echte Pressefreiheit geht, dann kneifen sie und rühren sich nicht. Da muss Erdogan grinsen, das kennt er von daheim. Doch dort muss er mitunter hässlichen Zwang anwenden, hier machen sie es freiwillig. Er kann noch viel von Merkel lernen.

Ein peinliches Schauspiel von »Hauptstadtjournalisten«. Sie »haben fertig«. Zum Fremdschämen.

Unterstützung
oder

Kommentare ( 212 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

212 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Steffen Jonda
5 Jahre her

Aber aber…. man hört der Journalist habe nur Aufmerksamkeit haben wollen… da muss man doch durchgreifen 🙂 So sind die Journalisten… es könnte vermutlich den „Rechten“ helfen, wenn es einen Eklat gäbe… ergo duckt man sich weg. Erstaunlicherweise gilt dies fast ausschließlich im Umgang mit muslimischen Gruppen, sei es Politikern oder Organisationen. Wenn in Dänemark gewalttätig gegen Karikaturisten vorgegangen wird kritisiert in Deutschland die „Elite der Schrift“ böse Hetzer, welche ja den ach so heiligen Islam beleidigen (als Entschuldigung für die gewalttätigen „Reaktionen“). Dabei bin ich für eine kostenlose Verteilung vom Koran – auf Toilettenpapier gedruckt. Gerne auch die Bibel… Mehr

Tabascoman
5 Jahre her
Antworten an  Steffen Jonda

… auf Toilettenpapier gedruckt …

Bei der jetzigen Regierung bzw. dem Herrschaftssystem sollte das auch für das GG gelten. Mit welchen Erpressermethoden das Wort „ungehindert“ z,B. im Art.5.1 umgangen wird, ist ein Skandal!

Auch hier wehrt sich kaum einer von 80 Millionen, obwohl die meisten lesen können..

benali
5 Jahre her

Eben nicht Unvorstellbar!!!

Warum? Weil nachdem der einzige anwesende Journalist abgeführt worden war, kein einziger Journalist mehr anwesend war.…

Sabine Ehrke
5 Jahre her
Antworten an  benali

Das sagt alles darüber aus, in welchem Zustand sich Deutschland bereits befindet!

Yato
5 Jahre her

Erdogan mit allen Ehren zu empfangen war ein politischer Kardinalfehler, wie damals 1967 der Empfang des persischen Schah (dies war die Initialzündung der 68er Bewegung).

Für eine autistische Bundeskanzlerin ohne Kompass und eine ethisch entkernte linkspopulistische Presse, die einen Diktator hofieren und einen demokratischen Kollegen verraten, fühle ich nur noch Schande und Spott.

H. Priess
5 Jahre her

Wenn auf einer Pressekonferenz mit Putin einer aufgestanden wäre und Pressefreiheit gefordert hätte und dieser dann abgeführt worden wäre gäbe das hier in unserem demokratischen, pressefreiheitlichem Land einen Aufschrei!!! Sämtliche Journalien würden berichten und das Video würde 24 Stunden rauf und runter in sämtlichen ÖRR laufen. Alle, die sich Journalisten schimpfen und dort anwesend waren, sind schleimige Kröten die auf ihrer eigenen Systemschleim selber ausrutschen. Wer bis dato noch nicht begriffen hat wie unsere Systempresse funktioniert muss es spätesten jetzt begriffen haben.

Ecke
5 Jahre her

Ein Thema was auch sehr gut dazu passt. Berichterstattung – Fernsehen, ÖRF und der Sonntag/Montagmorgen. War Erdowahn überhaupt hier? Anscheinend nicht.
Kein Sterbenswörtchen im ÖRF im Presseclub, den wollte ich mir mal wieder anschauen, Null, nada . Dafür aber eine lächerliche Diesel Laberei, in­i­ti­ie­ren von einer lächerlichen Regierung.
Ach Gott, wo kommen wir denn dahin als Erdowahns Schlägertrupps zeitweilig die Kontrolle im Umkreis der Diyanet Moschee in Köln übernommen hatten. So klar und sichtbar hat Erdowahn die Regierung lächerlich gemacht. Fast so wie ein Eroberer.
Die „Regierung“ – so ähnlich wie die „Mannschaft“.

Wilhelm Cuno
5 Jahre her

Wo ist die Überraschung? Alternativlos heißt alternativlos, mit allen Konsequenzen. Pressefreiheit bzw. deren Einschränkungen sind eine davon. Zum Vergleich möge man sich die Diskussion beim Besuch des letzten Schah in Deutschland ansehen.

benali
5 Jahre her
Antworten an  Wilhelm Cuno

Cuno

Ich habe mich immer gefragt, was zuerst verschwindet? Pressefreiheit oder Menschenrechte? Jetzt sehe ich klarer…

jkelsh
5 Jahre her

Vorgestern habe ich meine Großeltern gefragt, wie sie ‚33 zulassen konnten.

Übermorgen wird mich meine Tochter fragen, wie wir 2015 zulassen konnten.

Ecke
5 Jahre her

Zwei lupenreine Demokraten geben sich die Ehre.

Hegauhenne
5 Jahre her

Für ihr Yücel-Hätschel-Schätzchen, da haben sie sich eingesetzt, diese scheinheiligen Journalisten-Darsteller vom „juste milieu“.
Was war eigentlich Sinn und Zweck dieser Presse-Show?
Daß man vorher genehmigte Fragen stellt und schöne Bilder in die Welt sendet?

walter werner
5 Jahre her

Was hätte Peter Scholl – Latour dazu zu sagen ?