Migrationszahlen 2017/18 zeigen: Deutschland ist ein Einwanderungsland für Ausländer und ein Auswanderungsland für Deutsche

Ein 2017 geborener Deutscher muss nicht nur die Lasten der alternden eigenen Bevölkerung stemmen. Da Deutsche mit weniger als 400.000 Personen nur etwa die Hälfte eines Geburtenjahrgangs stellen und mit gut 500.000 zugewanderten Ausländern sogar pro Neugeborenem mehr als ein Migrant dazukommt, von denen die überwiegende Mehrheit ihren Lebensunterhalt nicht selbst bestreiten kann und wird, muss ein 2017 geborener Deutscher mehr als eine Person lebenslang versorgen.

TOBIAS SCHWARZ/AFP/Getty Images
Horst Seehofer, Bundesinnenminister CSU, und Hans-Eckhard Sommer, Praesident vom Bundesamt fuer Migration und Fluechtlinge BAMF (links), während der Bundespressekonferenz zum Thema Vorstellung der Asylzahlen 2018 und vom Migrationsbericht der Bundesregierung 2016/2017 in Berlin

Ende Januar 2019 legte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) die Zahlen zum Thema Asyl für 2018 [1] und umfangreiche Statistiken zum gesamten Migrationsgeschehen 2016/17 [2] vor. Innenminister Seehofer nahm das zum Anlass die Daten in einer vielbeachteten Pressekonferenz wie folgt zusammenzufassen: „Wir haben das Problem in den Griff bekommen, wir haben Ordnung hergestellt“ [3]. Die Leitmedien berichteten darüber mit dem Tenor, dass die gesamte Migration rückläufig sei und gaben allgemein Entwarnung. Die Zahlen lägen deutlich unter der sogenannten Obergrenze und wurden durchweg als Erfolg gemeldet [4], [5]. So jubelte die Tagesschau stolz in [5]: „Vor allem bei der Nettozuwanderung, also nach Abzug von Rückführungen und Fällen freiwilliger Rückkehr, lägen die Zahlen deutlich unter der im Koalitionsvertrag von Union und SPD vereinbarten Obergrenze für die Zuwanderung von Flüchtlingen, die auf jährlich 180.000 bis 220.000 festgelegt wurde. In diesem Korridor werden auch Aufnahmen aus humanitären Gründen und über Resettlement-Programme mitgezählt, sowie Menschen, die durch Familiennachzug nach Deutschland kommen.“ Die Definition der Obergrenze ist absolut korrekt und kann im Koalitionsvertrag [6] auf S. 104 nachgelesen werden.

Das BAMF legt monatlich aktuelle Berichte über die Asylzahlen vor, dort werden aber Familiennachzug oder Resettlement/Relocation und die Rückführungen nicht erfasst. Damit können wir derzeit nur Aussagen machen über die Obergrenze von 2017, weil dort alle notwendigen Daten vorliegen. Ob die Obergrenze für 2018 auch gerissen wurde, werden wir erst im Januar 2020 sehen, wenn das BAMF den vollständigen Jahresbericht vorlegt.

Aufgabe der Medien wäre es gewesen, die Obergrenze an den vom BAMF vorgelegten aktuellen Zahlen zu spiegeln, was ich an dieser Stelle nachhole. Allein der Familiennachzug schlug 2017 mit 92.500 Personen zu Buche, mit den 186.000 Asylanträgen von 2018, Resettlement/Relocation (12.000), Härtefälle/Sonstige (14.000) sind wir bei 304.500. Abziehen muss man davon die freiwilligen Rückführungen, die sich lt. BAMF mit 30.000 Personen beziffern lassen und die Abschiebungen (24.000). Mühelos konnte ich mit wenigen Minuten Recherche feststellen, dass belegt durch die aktuellen Quellen des BAMF über 250.000 Personen 2017 zugewandert waren. Verwendet habe ich die jeweils aktuellen Zahlen, also für Asyl die Zahlen von 2018 und für die anderen Quellen der humanitären Migration die Zahlen von 2017 aus [2].

Nach Relotius ist vor Relotius

Die Tagesschau berichtete in [5] rückläufige Zahlen allerorten, so ginge auch die Schutzquote zurück. Das ist allerdings nicht positiv, denn es heißt nur, dass weniger Antragsteller überhaupt ein Recht auf Asyl haben! „Mehr Menschen verlassen Deutschland“, ist die nächste Erfolgsmeldung. Das gilt aber nur für Einheimische, satte 250.000 Deutsche haben das Land in 2017 verlassen. „Demnach ist die gesamte Zuwanderung nach Deutschland rückläufig“ ist zwar nicht falsch, sondern irreführend. Der „Migrationsgewinn“ beträgt knapp 500.000 Ausländer, aber etwas weniger als in 2016 und wie gesagt bei den Deutschen wandern mehr aus als ein. Schließlich kommt noch der Satz, dass die Zuwanderung zunehmend Studium und Erwerbstätigkeit gelte. In der Tat ist auch hier der Saldo positiv, doch wie wir später sehen werden, bleibt der Anteil der Migranten für Arbeit und Ausbildung klein gegenüber der humanitären Migration. Der Artikel der Tagesschau suggeriert dagegen, dass die gesamte Migration rückläufig und auf Arbeit und Ausbildung fokussiert sei.

Gesamtzahlen des BAMF Migrationsberichtes 2016/17

Da die Leitmedien das wirklich gut aufbereitete Material des BAMF nicht zum Anlass genommen haben, die Migrationszahlen für 2018 (Asyl) bzw. 2017 (gesamte Migration) zu analysieren, will ich das an dieser Stelle nachholen.

Der Migrationsbericht von 2017 [2] gibt auf 374 Seiten eine genaue Analyse des Migrationsgeschehens nach Deutschland. Wir schauen uns dabei zunächst die Gesamtzahlen an: In 2017 wurden es 1,55 Millionen Zuzüge und 1,13 Millionen Fortzüge verzeichnet, was einem Überschuss von 416.000 Personen entspricht. Allerdings ergibt eine Trennung nach Deutschen und Ausländern bei der Migration ein sehr unterschiedliches Bild: Es kamen 1,38 Millionen Ausländer und gingen 0,89 Millionen (+499.000 Ausländer), während 249.000 Deutsche das Land verlassen haben und 166.000 Deutsche aus dem Ausland zurückkehrten (-83.000 Deutsche).

Deutschland ist damit ein Einwanderungsland für Migranten und Auswanderungsland für Deutsche, wenn man das globale Ergebnis in Zahlen betrachtet.

Von den über 1,5 Millionen Zugewanderten kamen mehr als die Hälfte aus der EU und insgesamt zwei Drittel aus Europa. Aus Rumänien migrierten mit 14,2% die meisten Migranten, auf den Plätzen folgen Polen, Bulgarien und Syrien. Statistisch auffällig ist die Tatsache, dass 62% der Zuwanderer männlich sind und jung. Daraus ergeben sich diverse soziale Probleme wie Gewaltkriminalität, sexuelle Übergriffe und Frustration der jungen Männer, die ohne Partnerin leben müssen. Ich will damit die Kriminalität nicht rechtfertigen, sondern darauf hinweisen, dass eine Steuerung der Migration auch nach Geschlecht notwendig erscheint, um die o.g. Probleme besser in den Griff zu bekommen. Dabei sollte das nicht einfach additiv passieren über Familiennachzug von Frauen, sondern durch eine geregelte Migrationspolitik des Landes. Im Folgenden gehen wir auf die verschiedenen Migrantenklassen ein:

Binnenmigration aus der EU (239.000 Personen)

Die EU sieht ausdrücklich die Niederlassungsfreiheit von EU-Bürgern vor. Damit kann sich jeder EU Bürger im Land seiner Wahl niederlassen und dort leben und arbeiten. Diese Freizügigkeit soll vor allem dazu dienen, dass die EU mehr zusammenwächst, der Arbeitsmarkt innerhalb der EU flexibler wird und Wachstumsbranchen ihren Fachkräftemangel durch den riesigen EU Binnenmarkt beheben können. So wird gern die deutsch-französische Zusammenarbeit wie z. B. bei Airbus gelobt, bei der die Vorteile der Niederlassungsfreiheit für den Konzern und seine Mitarbeiter offenkundig sind.

Die Zahlen vom BAMF für 2017 weisen 778.000 Zuzüge bei 539.000 Fortzügen (Saldo 239.000). Schaut man sich allerdings diese Zahlen genauer an wird deutlich, dass die in den Medien gern gezeigte Migration von Firmenangehörigen europäischer Konzerne nur marginale Bedeutung hat, so tragen lediglich 3000 Franzosen und 4000 Bürger aus UK zu dem Saldo bei. Das entspricht nicht den Artikeln in den Leitmedien, die einen dramatischen Zuwachs von EU Bürgern aus UK in Deutschland berichten, der durch den Brexit ausgelöst wurde z. B. [7], wo man davon spricht, dass die Zahl der Briten in Deutschland „in die Höhe geschnellt“ sei. In die Höhe geschnellt sind allerdings die Zahlen der EU-Zuwanderer aus Osteuropa und dort vor allem aus Rumänien, Bulgarien und Polen. Zusammengerechnet sind etwa 150.000 des Zuwanderungssaldos aus Osteuropa. Rumänien ist mit 230.000 Zu- und 157.000 Abwanderern Spitzenreiter.

Wie man der Tagespresse entnehmen kann, nutzen gerade aus Rumänien und Bulgarien viele Armutsmigranten und nicht sesshafte Bürger die Niederlassungsfreiheit. Da sie meist keine Arbeit finden und oft keine Sozialleistungen erhalten, leben viele davon im Untergrund oder werden obdachlos. In der lokalen Presse spricht man von einer wachsenden „Obdachlosen- und Trinkerszene“, was schon nicht gut klingt und der Eindruck der Verwahrlosung ist allgegenwärtig.

Diese von den Medien kaum beachtete Form der Migration unterscheidet sich damit kaum von der Migration über Asyl. Es kommen im wesentlichen Menschen, die auf den Sozialstaat angewiesen werden und für die unsere Gesellschaft schlicht keine Verwendung hat.

Erwerbsmigration aus Drittstaaten (40.000)

Als „Drittstaaten“ bezeichnet man alle Länder außerhalb der EU, hier geht es also um Migranten, für die EU-Freizügigkeit nicht gilt. Ein entsprechender Aufenthaltstitel wird in der Regel nur erteilt, wenn ein konkretes Arbeitsplatzangebot vorliegt.” Die meisten Migranten bzgl. Erwerbsmigration kommen aus Bosnien, Serbien und dem Kosovo. Der Balkan ist überhaupt stark vertreten mit weiteren Ländern wie Albanien oder Mazedonien. Laut BAMF Bericht sind die meisten dieser Personen gar nicht oder gering qualifiziert.

Die Gruppe der Hochqualifizierten wird gesondert betrachtet. Diese wird in fast jeder politischen Sonntagsrede gewürdigt, da diese Personen natürlich zur Zukunft unseres Landes in besonderem Maße beitragen sollen. Lt. BAMF gibt es diese Gruppe tatsächlich und bestand 2017 aus überschaubaren 33 Menschen. Über die sogenannte blaue Karte, die 2012 eingeführt wurde und die Migration von Drittstaatlern mit deutschem oder in Deutschland anerkannten Hochschulabschluss ermöglicht, kamen immerhin 9.600 Migranten. Hier handelt es sich meist um Asiaten, der Balkan taucht statistisch bei dieser Gruppe so gut wie nicht auf. Insgesamt listet das BAMF 61.000 Erwerbsmigranten, wobei allerdings 22.800 davon bereits unter die Kategorie „nicht qualifiziert“ fallen. Da auch 21.000 Personen dieser Gruppe in ihre Heimat zurückkehrten, ergibt sich der Saldo von 40.000.

Einreise und Aufenthalt zum Zweck der Ausbildung (17.000)

Das BAMF definiert mit Ausländern, die hier in Deutschland ein Studium aufnehmen, die Kategorie „Bildungsausländer“. Für diese Gruppe gelten Vorgaben (ausreichende eigene Finanzmittel, eigene Krankenversicherung, Deutsch Zertifikat Level B2). Die größte Gruppe der Bildungsausländer sind Chinesen, gefolgt von Indern und Österreichern. Die Zahl 17.000 ist der Migrationssaldo, d. h. die wieder in die Heimat zurückgekehrten Personen sind bereits abgezogen.

Im Jahre 2017 haben 52.000 Ausländer einen Hochschulabschluss in Deutschland erworben. Die größte Gruppe sind hier Chinesen mit 7.000 Menschen. Die Zahlen aus der EU verteilen sich vollkommen anders als bei der ungeregelten Migration. So haben mehr Leute aus Luxemburg einen deutschen Hochschulabschluss erworben als z. B. Rumänen und bei den Drittstaatlern sind gerade die Regionen, die beim Thema „Fachkräfte“ immer genannt werden wie Afrika oder der nahe Osten, nur mit wenigen Personen vertreten; so hat kein Land aus dieser Region mehr Absolventen als Luxemburg! Noch trister wird es, wenn man die Arbeitssuchenden in Deutschland nach dem Hochschulabschluss betrachtet. Da gibt es aus dem so hoch gelobten Syrien ganze 71 Personen, hier dominieren auch wieder die in den Medien kaum beachteten Chinesen.

Migration aus humanitären Gründen wie Asyl, Familiennachzug oder Relocation (250.000)

Zusammengezählt ergeben die einzelnen Gruppen der humanitären Migration etwa 304.500 Personen, von denen die 54.000 Rückführungen abzuziehen sind, so dass der Migrationsgewinn über 250.000 Personen betrifft. Im Einzelnen sieht das so aus:

Asylanträge 2018 (186.000)

Zum Thema „Asyl“ legt das BAMF bereits die Zahlen für 2018 vor und genau diese Zahlen waren es, die den Bundesinnenminister frohlocken ließen. Die Anträge sind in der Tat zurückgegangen auf 186.000 (mit 162.000 Erstanträgen). Als Herkunftsländer der Asylbewerber werden nach wie vor Syrien, Irak und Iran in großer Mehrheit genannt. Im BAMF Bericht wird nicht erwähnt, dass es sich um Eigenangaben der Antragsteller handelt, die Mehrheit reist ohne Pass ein. Ich habe zwar keine eigenen Zahlen erhoben, doch fällt mir auf, dass wesentlich mehr Afrikaner im Straßenbild zu sehen sind als früher und diese in der Statistik kaum auftauchen.

Von den 162.000 Erstanträgen sind übrigens knapp 32.000 in Deutschland neu geborene Kinder, was schon fast 5% aller Geburten ausmacht, obwohl der Frauenanteil der Asylbewerber weiterhin gering ist!

Umwandlung von Duldungen in Aufenthaltsberechtigungen und Härtefälle (10.600)
Eine mir gänzlich unbekannte Größe ist die Gruppe von Drittstaatlern, die einen Aufenthaltstitel umgewandelt bekommen als Sonderfälle. Das BAMF listet hierfür immerhin 3.800 Personen, die additiv zu rechnen sind. Mir auch weitestgehend unbekannt sind sogenannte Härtefälle, die ebenso additiv mit 6.800 Personen zu Buche schlagen. Das BAMF listet diese, erklärt aber nicht im Detail, wie sich diese Personengruppe zusammensetzt.

Resettlement (1.600)

In Zusammenarbeit mit dem UNHCR werden sog. Resettlement Flüchtlinge von Deutschland aufgenommen. Dabei handelt es sich in 2017 um 1.600 Personen. Allerdings kamen 2016/17 etwa 22.000 in die EU, von denen eine unbekannte Zahl nach Deutschland weitergezogen ist. Seriös kann ich keine realistische Zahl nennen, die 1600 Personen sind aber zumindest gekommen.

EU-Relocation (10.300)

Die Umverteilung von Flüchtlingen innerhalb der EU ist ein großes Thema seit Jahren. Deutschland hat 2017 4.900 Personen aus Italien und 5.400 aus Griechenland aufgenommen.

Familiennachzug (92.500)

Im Jahre 2017 wurden 118.000 Visa zum Familiennachzug ausgestellt. Fast die Hälfte lebte im Libanon oder der Türkei, aber die meisten Nachzügler sind Syrer. Es kommen also meist Syrer, die nicht aus Syrien nachziehen, sondern bereits im Ausland in Flüchtlingslagern lebten.

Das Thema Familiennachzug ist auch dadurch nebulös, dass Familien ohne Visum nachkommen. In der Presse wird immer wieder ein Syrer zitiert, der in Montabaur mit vier Frauen und 23 Kindern lebt. Die Familie ist in Eigeninitiative gekommen und hat den Nachzugsprozess durch ihren Grenzübertritt unterlaufen. Ich nehme an, dass sie zu der Gruppe „Migration über Asylanträge“ gezählt wurde und nicht zum Familiennachzug.

Nicht alle Familienangehörigen kommen zu Asylbewerbern. Abzuziehen sind Ehepartner, die zu Deutschen nachziehen (15,7%) und ein entsprechender Teil der Kinder (5,9%). Damit sind von den 118.000 Visa rund 25.500 zu subtrahieren, die nicht aus humanitären Gründen erteilt wurden und es bleiben 92.500 Visa als Saldo.

Aufenthalt aus sonstigen Gründen (3.300)

Immerhin 3.300 Personen kommen auch aus sonstigen humanitären Gründen. Diese Fälle umfassen wohl den Rest der Migranten, die nicht so recht in die bisherigen Kategorien fallen.

Rückführungen (-54.000)

Im BAMF Report werden Rückführungen über Abschiebungen (-24.000) oder freiwillige Ausreisen (-30.000) gelistet.

Da für die Definition der Obergrenze im Koalitionsvertrag all diese Gruppen relevant sind wurde die Obergrenze für 2017 deutlich überschritten.

Migrationsbilanz deutscher Staatsbürger (-83.000)

Von besonderem Interesse ist das Verhalten der Deutschen als Reaktion auf die Migrationspolitik. Das BAMF hat dazu umfangreiche Statistiken erstellt. Zunächst einmal wurden die Rückkehrer erfasst, es kamen 2017 immerhin 166.000 Deutsche aus dem Ausland zurück. Die meisten lebten in Nachbarländern wie der Schweiz oder Österreich, in UK oder den USA.

Die Zahl der deutschen Auswanderer betrug 249.000, was einen Saldo von -83.000 Personen ergibt. Zum Vergleich: 2015 (also unmittelbar vor der Flüchtlingskrise) war der Saldo noch -22.000, vor 20 Jahren waren Salden von -2.000 oder -5.000 üblich. Hier ist ein dramatischer Verlust Einheimischer zu beklagen, den ich als „stille Flucht“ bezeichnen möchte.

Die Deutschen zieht es vor allem in die Schweiz, die USA, nach Österreich oder UK. Wichtig ist zu bedenken, dass diese Länder keine Sozialfälle aus Deutschland aufnehmen, so dass wir hier Arbeitnehmer und wohlhabende Privatiers verlieren, die dem Land den Rücken kehren, also Mitglieder der verschwindend kleinen Menge der Nettozahler in Deutschland. Über 80% der deutschen Auswanderer sind unter 50 Jahre alt; auffällig ist die hohe Zahl der Ärzte. Während nur 9.000 Studienanfänger pro Jahr in Medizin ihre Ausbildung aufnehmen, wandern 2.000 fertig ausgebildete Ärzte im Jahr ab. Das ist eine erschreckende Zahl und mich wundert, dass die Politik diese Entwicklung mit keinem Wort aufgreift, denn das sollte jeder noch so ideologisch eingestellte Migrationsenthusiast verstehen, dass dieser Aderlass nicht zu verkraften ist.

In der Berichterstattung der Medien werden gerne Integrationserfolge von Migranten genannt, aber nicht die stille Auswanderungswelle unserer Reichen und Leistungsträger.

Asylanträge in Europa (712.000)

EU-weit wurden 2017 712.000 Asylanträge gestellt. Bei 28 Ländern ist das erst einmal kein Problem, allerdings ist bekannt, dass die Migranten weiterziehen in bevorzugte Zielländer, wobei Deutschland hier die klare Nummer Eins ist. Da nach wie vor kaum Migranten aus anderen Ländern abgewiesen werden, wundert mich, wieso „nur“ etwa ein Viertel davon nach Deutschland kommt. Klar ist es so, dass in Griechenland und Italien nicht jeder direkt weiterreisen kann, aber aus Spanien wurde vielfach berichtet, dass die Migranten meist direkt nach der Ankunft mit Bussen weiter nach Norden fahren und das heißt meist Deutschland; für französisch sprechende Nordafrikaner natürlich auch Frankreich. Weltweit seien es 1.900.000 Asylanträge, die 2017 gestellt wurden. Gut 10% davon wurden in Deutschland gestellt, wobei wir hier nicht einmal 1% der Weltbevölkerung beherbergen und in unseren Nachbarländern kein Krieg herrscht.

Das BAMF berichtet leider nicht über die Sekundärmigration. Es ist im Grunde unerheblich zu erfassen wo der Asylantrag erstmals gestellt wurde, wenn die Leute dann einfach ins Wunschland weiterziehen und eben nicht sofort rückgeführt werden. Die Presse klagt auch regelmäßig über die hohe Migrationsbelastung der Länder mit EU Außengrenze, aber dass Berlin mehr Asylbewerber beherbergt als ganz Griechenland und NRW mehr als Italien wird nur selten thematisiert wie in der Welt letztes Jahr [8].

Irreguläre Migration (?)

“Der Begriff des illegalen/irregulären Aufenthalts wird im Hinblick auf Personen verwendet, die sich ohne Aufenthaltsrecht oder Duldung und ohne Kenntnis der Ausländerbehörden in Deutschland aufhalten.“, schreibt das BAMF in seinem Jahresbericht.

Das BAMF räumt ein, dass man diese Zahl nicht seriös ermitteln könne, da diese sich nicht freiwillig melden. So gibt es nur Zahlen, wie viele Personen man aufgegriffen hat. An den deutschen Grenzen waren das stattliche 50.000 Personen, von denen man allerdings weniger als 10.000 abgewiesen hat, der Rest wurde im Endeffekt ins Land gelassen.

In der Kriminalitätsstatistik tauchen diese Personen auch auf und sind dort mit 138.000 Tätern sehr präsent. Damit wurden allein 138.000 Kriminelle hier erwischt, die illegal hier sind (also weder Asylbewerber sind noch einer anderen Gruppe angehören). Wieso die Regierung nicht aktiv wird und diese Personen konsequent ausweist bzw. bis zur Ausweisung interniert ist mir komplett schleierhaft und auch nicht Gegenstand dieses Artikels.

Schlussbemerkung und Fazit

Die im Koalitionsvertrag festgelegte Obergrenze für Asylbewerber wurde 2017 deutlich gerissen, das komplette Zahlenmaterial für 2018 liegt noch nicht öffentlich vor. Nach meiner Kenntnis ist das der erste Artikel, der das thematisiert.

Bei der Aufteilung der Migranten in Gruppen wird deutlich, dass sich diese in ihrer Struktur gar nicht so unähnlich sind. Während die Asylbewerber per definitionem hilfsbedürftig sind, sollten EU Migranten im Grunde Arbeitsmigranten sein. Die meisten EU Migranten sind aber perspektivlose Osteuropäer oder nicht sesshafte Volksstämme der Roma, die sich in Deutschland niederlassen. Bei den Drittstaatenmigranten gibt es einen bunten Mix von Familiennachzug aus der dritten Welt bis hin zu Hochbegabten, allerdings ist das Zahlenverhältnis deutlich humanitär geprägt.

Allen Migrantengruppen ist gemein, dass sie zum weit überwiegenden Teil auf staatliche Hilfen angewiesen sind und nur ein verschwindend geringer Teil als Nettozahler bezeichnet werden kann. Deutschland muss sich nicht nur um die 250.000 Asylbewerber/Familiennachzügler kümmern, sondern auch um eine ähnliche Größenordnung von weiteren Migranten. Für den Überschuss von knapp 500.000 Personen ist Wohnraum zu stellen, was die Lage auf dem Wohnungsmarkt schnell und massiv verschärft. Zusätzlich führt die triste Lage der Migranten vermehrt zu Gewalt und Verteilungskämpfen, wie ein Blick in die täglichen Meldungen der Lokalpresse zeigt.

Ganz finster sieht es auf Seiten der Deutschen aus. Da 83.000 Deutsche mehr aus- als eingewandert sind, und weniger als 400.000 Deutsche ohne Migrationshintergrund geboren wurden (die Geburtenstatistik wird auch in [2] gelistet), kommt auf vier deutsche Neugeborene schon ein deutscher Auswanderer. Für einen 2017 geborenen Deutschen bedeutet das nicht nur, dass er die Lasten der alternden eigenen Bevölkerung zu stemmen hat, sondern dass gleichaltrige Deutsche nur die Hälfte seines Jahrgangs stellen und mit gut 500.000 zugewanderten Ausländern sogar pro Neugeborenem mehr als ein Migrant dazukommt, von denen die überwiegende Mehrheit ihren Lebensunterhalt nicht selbst bestreiten kann und wird. Da auch eher die Besten auswandern, sind die Zahlen für 2017 eine Warnung an die Politik, das Steuer endlich herumzureißen.


Anhang: Quellen

1. http://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Downloads/Infothek/Statistik/Asyl/aktuelle-zahlen-zu-asyl-dezember-2018.pdf?__blob=publicationFile
2. http://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Publikationen/Migrationsberichte/migrationsbericht-2016-2017.html?nn=1366152
3. https://www.youtube.com/watch?v=oLy7IiDeHN0
4. https://www.welt.de/politik/deutschland/article187545114/Erstantraege-2018-Zahl-der-Asylantraege-geht-auf-162-000-zurueck.html
5. https://www.tagesschau.de/inland/seehofer-asylzahlen-101.html
6. https://sea-eye.org/wp-content/uploads/2018/02/media-42518.pdf
7. https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/deutschland-will-brexit-fluechtlingen-die-einbuergerung-erleichtern-15772222.html
8. https://www.welt.de/print/die_welt/politik/article178146996/In-Nordrhein-Westfalen-leben-mehr-Asylzuwanderer-als-in-Italien.html


Dr. Jochen Heistermann hat in theoretischer Informatik promoviert. Er war dann selbstständig und lebt nun als Privatier am Bodensee.

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Kommentare ( 81 )

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DiasporaDeutscher
5 Jahre her

Endlich finde ich mich auch mal in einer Statistik wieder. Liebe Grüße aus dem sonnigen Ausland. Als IT-Spezialist bin ich auf den Deutschen Sozialstaat zum ? nicht angewiesen. Dem Untergang ?? wohne ich wehmütig aus der Ferne bei. Die 4/9 neugeborenen Deutschen werden wohl bald auf 3/9 schrumpfen. Dass dieses deutsche Bevölkerungsdrittel schon in der Schule als „Scheißdeutsche“, „Schweinefresser“ oder „Nazis“ beschimpft oder gleich zusammengeschlagen wird („Du Opfer!“), bestärkt mich in meinem Entschluss, in der verlorenen Heimat keine Familie gründen zu wollen…

Thomas Hellerberger
5 Jahre her

Eine sehr schöne Zusammenfassung und Fleißarbeit ohnehin, dennoch nichts neues. Ich habe früher an dieser Stelle zu diesen Themen lange Beiträge in der Leserrubrik geschrieben, inzwischen habe ich dazu keine Lust mehr. Alle Schlußfolgerungen sind seit Jahren bekannt, und es ist ja nicht, daß die Dinge trotzdem geschehen – sie geschehen bewußt so. Hier bei TE vor Gleichgesinnten die Dinge immer wieder von neuem zu verdammen – was hilft es? In meinem Umfeld erlebe ich in erster Linie, daß diese Entwicklung gutgeheißen wird. Dabei treffe ich nur sehr selten auf das „Rassismus“-Gequatsche der linken Medien, wenn das Thema auch kontrovers… Mehr

Karl Napf
5 Jahre her

Nicht vergessen, Die-hard CDU Waehler: Krampf-Knarrenbauer ist nun lange genug am Hebel und nichts hat sich geaendert. So sieht eine Alternative zu merkel nicht aus, das ist alter Wein in neuen Schlaeuchen, ok, Schlaeuchinnen.

Felix-Schmidt
5 Jahre her

Rente ab 2030-40: Wie soll das jemals funktionieren?

Grumpler
5 Jahre her
Antworten an  Felix-Schmidt

Das interessiert die Politiker von heute doch nicht. Die sind heute versorgt. Wenn sie irgendwann im Ruhestand sind, packen sie bei „Lanz“ aus und bekommen Beifall von Leuten, die zwanzig Jahre (eher dreissig bis vierzig) zuvor besser anders gewählt hätten, nämlich die Politiker, die Blut, Schweiß, Tränen und keine Renten versprochen haben.
Wie bitte? Es gab keine? Hm… Das muß wohl ein Fehler im System sein.

Contra Merkl
5 Jahre her

Und die Kids wollen das Klima retten, die wissen gar nicht was denen bevorsteht in 10 oder 15 bis 20 Jahren.
Klima wird des kleinste Problem sein, auch die Erkenntnis dass Sie daran schlicht nix ändern werden.
Aus Gründen der teuren Energie wird die Wirtschaft abwandern. Mit der schulischen Bildung ist es mit den Migrantenkindern auch nicht weit her.
Einfach wird das nicht werden.

Markus Gerle
5 Jahre her

Ich möchte mich mal an einer Erklärung versuchen, warum der Aderlass an deutschen Netto-Steuerzahlern aus Sicht links-grüner Politiker (zähle die CDU auch dazu) nicht so schlimm ist. Herr Dr. Heistermann stellt diese Frage ja indirekt in seinem Artikel. Links-grün denkende Ideologen, wozu eben auch ein großer Teil der CDU-Politiker gehört, haben ein kollektivistisches Menschenbild. D. h., ob jemand viel oder wenig verdient, ist nicht der individuellen Leistung des Einzelnen zu verdanken, sondern immer in irgendeiner Weise durch die gesellschaftlichen Verhältnisse bedingt. Es ist aus links-grüner Sicht also unerheblich, ob jemand viel Geld und vor allem viel Zeit in seine Ausbildung… Mehr

Grumpler
5 Jahre her

1989, also vor dreissig Jahren, erschien ein Roman mit dem Titel „Geboren 1999“; 1992 wurde er als ein TV-Fernsehspiel umgesetzt. Ich habe den Roman nicht zur Hand, der Film wurde schon ewig nicht mehr gezeigt und ist auch sonst nicht verfügbar. Den Film habe ich 1992 gesehen. Wenn meine Erinnerung mich etwas trügt, bitte ich dies zu entschuldigen. Der Inhalt des Films hat zunächst wenig mit dem Migrationsthema zu tun. Es geht um einen 16- oder 17-jährigen adoptierten Jungen, der seine leiblichen Eltern sucht. Im Verlauf der Handlung kommt heraus, daß er keine leiblichen Eltern im herkömmlichen Sinne hat, sondern… Mehr

LenaS
5 Jahre her

Das sind doch alles nur Fakten – wen interessiert das schon in unserer postfaktischen Gesellschaft? Kaum jemanden! Was zählt sind Emotionen, Emotionen und Bilder. Und diese werden von den Mainstreammedien, Annalena, Robert, und derzeit auch von Greta wunderbar bedient. Und alle fühlen sich moralisch so sehr überlegen……..

Styrian
5 Jahre her

Die Geschichte der Aussiedler, die zu Minderheiten in den Nachfolgestaaten Osteuropas wurden wiederholt sich wieder. Das Problem ist nur, das hier ist das Rest-Deutschland! Wie einst im Banat oder Siebenbürgen fühlt man sich immer unwohler. Ich habe 20 Jahre ohne Erfolg auf die Aussiedleraufnahme im Bundesgebiet warten müßen (der Rot-Grünen Regierung zu verdanken) und als ich dann als ausländische EU Bürger her durfte, waren die Rumänen, von denen ich im Banat weg ging, alle hier. Und das ist schon ein schlimmes Trauma. Statistisch gesehen wird jetzt die Bundesrepublik immer mehr zu Rumänien, Bulgarien, Serbien. Sie sind zusammen mit den Muslimen… Mehr

flo
5 Jahre her

Danke für die Zusammenstellung. Die Frage ist doch schlicht, wie sich die Zusammensetzung der Bevölkerung langfristig verändern wird und wie es dann mit dem sozialen Zusammenhalt und den Sozialsystemen ausschaut. Seriöse Prognosen, die hilfreich und nötig wären, dazu sind mir nicht bekannt. Pressemitteilung der neuen deutschen organisationen vom 12.03.2018: Mehr als jedes dritte Kind in Deutschland lebt inzwischen in einer Einwandererfamilie, doch im Kabinett findet sich niemand, der sie erkennbar repräsentiert. Die neue Regierung ist so bunt wie eine weiße Wand“, sagt ndo-Sprecherin Ferda Ataman. … „Die Zukunft unseres Landes sind nicht die greisen Wählerinnen und Wähler der AfD, sondern… Mehr