Kein Witz: Klage gegen Facebook

Ein wichtiges Mittel von Malca Goldstein-Wolf im Kampf gegen Judenhass ist Facebook. Das wissen ihre Gegner. Darum versuchen sie mit allen Mitteln, sie zu entwaffnen, indem sie ihre Veröffentlichungen auf Facebook melden, in der Hoffnung, dass sie gesperrt wird.

Getty Images / Steinhoefel

Im November 2018 sperrte Facebook Malca Goldstein-Wolf dafür, folgenden Witz auf ihrer Facebook-Seite veröffentlicht zu haben:

„Was passiert, wenn eine Fliege in eine Kaffeetasse fällt?

Der Italiener schmeißt die Tasse zu Boden, zerbricht sie und läuft wutentbrannt davon.

Der Deutsche wäscht die Tasse sorgfältig aus, sterilisiert sie und kocht sich einen neuen Kaffee.

Der Franzose nimmt die Fliege heraus und trinkt den Kaffee.

Der Chinese isst die Fliege und schüttet den Kaffee weg.

Der Russe trinkt den Kaffee mit der Fliege, wenn es schon mal was gratis gibt.

Der Israeli verkauft den Kaffee dem Franzosen, die Fliege dem Chinesen und die Tasse dem Italiener, trinkt eine Tasse Tee und erfindet mit dem verdienten Geld einen Schutz, der Fliegen davon abhält, in Tassen zu fallen.

Der Palästinenser gibt dem Israeli die Schuld an der Fliege in seinem Kaffee, protestiert bei den Vereinten Nationen gegen diesen Akt der Aggression, nimmt von der Europäischen Union eine Spende für den Kauf eines neuen Kaffees entgegen, kauft für das Geld jedoch Sprengstoff und jagt damit das Kaffeehaus in die Luft, in dem der Italiener, der Franzose, der Chinese, der Deutsche und der Russe gerade versuchen, dem Israeli zu erklären, dass dieser seine Tasse Tee dem Palästinenser überlassen sollte.“

Malca Goldstein-Wolf hat durch ihr Engagement schon sehr viel im Kampf gegen Judenhass erreicht. Es ist unter anderem ihr zu verdanken, dass der WDR eine Zusammenarbeit mit dem Musiker Roger Waters beendete, nachdem sie dem Intendanten davon überzeugen konnte, dass Roger Waters antisemitische Vorurteile und Hass gegen den Staat Israel schürt. Sie hat den WDR ebenfalls zu einer Entschuldigung bewegen können, nachdem ein mehr als undifferenzierter Beitrag durch den Sender veröffentlicht worden war (siehe „Der Artikel hätte in dieser Form nicht veröffentlicht werden dürfen“).

Wenn immer es ihre Zeit erlaubt, demonstriert Malca Goldstein-Wolf gegen Judenhass, wie im Sommer 2018 bei einer Demonstration in Bochum (siehe „Wir werden nicht schweigen“) oder im Herbst 2018 bei einer Demonstration in Köln, auf der sie sogar körperlich angegriffen wurde (siehe „Diese Ausstellung spaltet“).

Ein wichtiges Mittel von Malca Goldstein-Wolf im Kampf gegen Judenhass ist Facebook. Mit diesem sozialen Netzwerk erreicht sie viele Menschen und organisiert so ihre aufklärerischen Aktionen gegen Judenhass. Das wissen ihre Gegner. Darum versuchen sie mit allen Mitteln, sie zu entwaffnen, indem sie ihre Veröffentlichungen auf Facebook melden, in der Hoffnung, dass sie gesperrt wird.

Im November 2018 gelang es ihnen wieder. Facebook sperrte Malca Goldstein-Wolf für dreißig Tage und entwaffnete somit eine Kämpferin gegen Judenhass. Ihr Vergehen? Ein Witz!

Es gibt ein grundlegendes Problem bei Facebook. Dort werden Einträge gelöscht, wenn sie von vielen Menschen gemeldet werden. Diese Methode hat jedoch einen großen Fehler. Es gibt über 2,1 Milliarden Christen und über 1,6 Milliarden Muslime auf der Welt. Aber es gibt nicht mal 16 Millionen Juden. Es ist viel leichter, eine große Anzahl von Muslimen oder Christen zu finden, die sich durch eine Aussage beleidigt fühlen und mag sie auch noch so harmlos sein, als eine große Anzahl von Juden, die sich durch eine Aussage beleidigt fühlen und mag sie auch noch so brutal sein.

Immer wieder kommt es bei Facebook vor, dass vollkommen akzeptable Kritik am Islam gelöscht wird und die Kritiker mit langen Sperren belegt werden, während offen judenfeindliche Aussagen nicht gelöscht werden. Malca Goldstein-Wolf soll durch massives Melden mundtot gemacht werden. Es ist ein wahrer Zermürbungskrieg, der gegen sie geführt wird. Ihre wichtigste Waffe im Kampf gegen Hass und Fundamentalismus ist das freie Wort und die Möglichkeit, die Worte zu veröffentlichen. Ein Meldemob tut nun alles, ihr diese Waffe zu entreißen und Facebook macht sich zum willigen Vollstrecker dieses Mobs.

Daher entschieden sich der Hamburger Rechtsanwälte Steinhöfel, den Fall zu übernehmen und die Kosten und Risiken aus den Spenden für „Meinungsfreiheit im Netz“ zu decken. Sie erklären:

„Wir erachten die Sanktionen von Facebook als rechtswidrigen Vertragsbruch und unzuässigen Eingriff in die durch Art. 5 GG garantierte Meinungsfreiheit.“

Sie reichten daher einen Antrag auf Erlaß einer einstweiligen Verfügung beim Landgericht Köln ein und dieser übersandte daraufhin Facebook den Antrag zur Stellungnahme. Was daraufhin geschah, beschreibt Rechtsanwalt Joachim Steinhöfel wie folgt:

„Nach den üblichen, vorsätzlichen Verstößen gegen § 5 Abs. 1 NetzDG (Anbieter sozialer Netzwerke haben im Inland einen Zustellungsbevollmächtigten zu benennen. An diese Person können Zustellungen in Gerichtsverfahren vor deutschen Gerichten wegen der Verbreitung rechtswidriger Inhalte bewirkt werden) erfolgte eine Stellungnahme, die uns allerdings noch nicht vorliegt. Das ist aus zwei Gründen auch nicht wichtig: 1. Ist das servile Getue gegenüber der eigenen Mandantin schwer zu ertragen und die teilweise beschämenden Rechtfertigungsversuche für semi-totalitäre und freiheitsfeindliche Bevormundung nur mit Mühe zu lesen. 2. Hat es erneut nichts genützt, denn das Landgericht Köln hat am 12.12.2018 (32 O 323/18) die einstweilige Verfügung antragsgemäß erlassen.“

Als die Stellungnahme dann endlich eintraf, bestand sie aus 44 Seiten (ohne Anlagen), in der der Gegnervertreter versuchte, den Witz als „Hassrede“ zu diskreditieren. Das Landgericht Köln jedoch erließ eine einstweilige Verfügung, die es Facebook untersagte, den Witz zu löschen und Malca Goldstein-Wolf wegen dieses Witzes zu sperren. Bei Zuwiderhandlung drohten Facebook eine viertel Millionen Euro Ordnungsgeld. In der Begründung der 32. Zivilkammer im Kölner Landgericht heißt es (Aktenzeichen: 32 O 323/18):

„Bei dem Vertrag der Parteien handelt es sich um einen als Dauerschuldverhältnis geregelten Austauschvertrag. Die Antragsgegnerin stellt dem jeweiligen Nutzer ihrer IT-Infrastruktur zur Verfügung. Im Gegenzug willigt der Nutzer in die Speicherung und Verwendung der Daten durch die Antragsgegnerin ein, die diese Daten u.a. für Werbezwecke vermarktet. Durch den von der Antragstellerin glaubhaft gemachten Vertrag hat sich die Antragsgegnerin zur Bereitstellung ihre Dienste verpflichtet. Hierzu gehört die Möglichkeit, Beiträge und Inhalte zu posten. Diese vertraglich eingeräumten Möglichkeit hat die Antragsgegnerin der Antragstellerin durch Löschung des Beitrags der Antragstellerin und die 30-tägige Sperre genommen. Die Antragsgegnerin somit hat gegen die Verpflichtung, die Antragsgegnerin ihre Infrastruktur als Platform zur Verfügung zu stellen, verstoßen.“

Damit machte das Landgericht Köln klar, dass Facebook einen Vertrag mit der Nutzerin hat und diesen Vertrag von Facebook einzuhalten sei. Mit dem Akzeptieren der allgemeinen Geschäftsbedingungen ging Facebook mit Malca Goldstein-Wolf einen Vertrag ein, der darin besteht, dass Goldstein-Wolf von Facebook eine Plattform zur Veröffentlichung angeboten bekommt und Facebook als Gegenleistung Daten von der Nutzerin erhält, die das Unternehmen dann vermarkten kann. Als Facebook Malca Goldstein-Wolf grundlos sperrte, beging das Unternehmen damit einen Vertragsbruch, denn es gilt: „Pacta sunt servanda“.

Im Eilverfahren erging daraufhin eine Aufforderung an Facebook mit der Bitte, die einstweilige Verfügung als endgültige Regelung und somit wie ein rechtskräftiges Urteil zu akzeptieren. Facebook war dazu jedoch nicht bereit, sondern ließ Rechtsanwälte Steinhöfel wissen:

“Wir möchten weiterhin darauf hinweisen, dass unsere Mandantin die einstweilige Verfügung nicht als endgültig erachtet und auch nicht bereit ist, Ihren anderen Forderungen nachzukommen.”

Um diese Rechtskraft nunmehr herbeizuführen, hat Malca Goldstein-Wolf, vertreten durch Steinhöfel, nunmehr Klage beim Landgericht Köln erhoben. Joachim Steinhöfel erklärt:

„Wir werden rechtzeitig informieren, wenn die mündliche Verhandlung stattfindet.“

Wenn es soweit ist, kann sich jeder, der möchte, persönlich einen Eindruck davon verschaffen, welches gestörte Verhältnis Facebook („Facebook löscht mit politischer Schlagseite“, FAZ) zur Meinungsfreiheit hat.

***

Diese Klage ist nur möglich durch die unermüdliche Arbeit des Rechtsanwalts Joachim Steinhöfel, der auch mich bereits mehrmals juristisch beraten, unterstützt und vertreten hat. Tapfer im Nirgendwo und ich haben ihm viel zu verdanken.


Der Beitrag ist zuerst bei Tapfer im Nirgendwo erschienen.

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Kommentare ( 23 )

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23 Comments
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Karl Napf
5 Jahre her

‚Der Deutsche‘ ist hier sowohl gernmaessig wie gesinnungsmaessig zu flach angelegt.

Ein deutscher SPDler wuerde sich ueber die Fliege freuen, weil sich endlich mal jemand fuer ihn interessiert.

Ein deutscher CDUler wuerde erstmal Merkel fragen was er machen soll.

Eine deutsche Gr*n* wuerde einen Gefluechten holen um den Kaffee weiterzugeben.

Das ist eine Spur genauer….

Ralf Poehling
5 Jahre her

Facebook liefert den knallharten Beweis dafür, dass Privatisierung nicht automatisch zu einer freien und offenen Gesellschaft führt, sondern, wie eigentlich zu erwarten, zuallererst zu Gewinnmaximierung. Und zwar zu Gewinnmaximierung durch Orientierung am größten Kundenpotential. Wenn das größte Kundenpotential nun totalitäre und menschenverachtende Ansichten hat, gibt es zwei Möglichkeiten, wie man damit umgeht: 1. Man steht zu den Werten, die das eigene Unternehmen erst ermöglicht haben und pfeift auf die totalitäre und menschenverachtende Kundschaft. 2. Man pfeift auf die Werte, die das eigene Unternehmen erst möglich gemacht haben, orientiert sich rein am kurzfristigen Gewinn und pfeift auf alle Minderheiten, die sich… Mehr

John Stier
5 Jahre her

Ich finde es überzogen den Account zu löschen wegen des Witzes. Jeder kann sich seinen Gedanken über den Inhalt des Witzes selber machen.

Sachlich gesehen kann man einwenden, dass die Situation zwischen Israelis und Palästinensern wie sie in dem Witz dargestellt wird einseitig zugunsten der Israelis ist. Aber das liegt halt in der Natur von politischen Witzen. Ein Witz kann auch nicht alle Seiten eines Sachverhalts beleuchten.

giesemann
5 Jahre her

Und was macht ein Schwabe, wenn in in seinem WEIN eine Fliege rumschwimmt? Er fischt die raus, schüttelt sie am G’nack mit spitzen Fingern und secht (= sagt): Spucks aus, aber ÄLLES.

H. Priess
5 Jahre her

Haßrede also! Ein Witz! Ich habe mir den Witz durchgelesen und konnte da keinen Haß entdecken vielleicht liegt es daran, dass ich den verstanden habe? Gut, braucht etwas Intellegenz und Humor aber über beides verfügen die Damen und Herren des linken, schönes Wort so schön Zweideutig, Flügels nicht. Ich liebe den jüdischen Humor! Die meißten sind von Juden über Juden denn die wissen um ihre charmanten Fehler und nehmen sich selbst auf die Schippe. Wenn Herr Kishon mit seinen Freund Jossele jüdischen Poker spielt ist das richtiger Humor. Es gibt auch geschmacklose Witze, keine Frage, aber die bleiben meißt im… Mehr

Hoffnungslos
5 Jahre her

Wie kann Facebook nur einen solch geistreichen Witz sperren? Unfassbar! Vielleicht kann Frau Goldstein-Wolf ja auch mal Texte bei Tichy veröffentlichen. Für den Prozess wünsche ich Ihnen viel Kraft, Mut, Kampfgeist und natürlich viel Erfolg!!

IJ
5 Jahre her

Facebook ist in mehrfacher Hinsicht manipulativ, tendenziös und diskriminierend:
– Politisch (pro-Antifa, pro-Globalismus, anti-konservativ; anti-patriotisch)
– Religiös (pro-islamisch; anti-christlich; anti-jüdisch)
– Ethnisch (pro-farbig; anti-weiß)
– Geschlechtlich (pro-schwul; pro-divers; pro-weiblich; anti-männlich)
– Altermässig (pro-Jugend; pro-Single; anti-Ältere; anti-Familie)
Wer die Dienste von Facebook nutzt, leistet gewollt oder ungewollt der Zerstörung von Meinungsfreiheit und Demokratie Vorschub.

FlyingHorse
5 Jahre her
Antworten an  IJ

Ich benutze Facebook ausschließlich und kommentarlos zur Verbreitung von guten Artikeln. Wie diesem hier.

Farbauti
5 Jahre her

Den Witz habe ich ganz ohne Fratzebook mal weiterverbreitet. Drücke mal die Daumen für den Prozess, wenn es dazu kommt. Unserem Marsmänneken, „ick bin wejen dem Holokoost in de Politik jegangen“ wünsche ich baldige Abdankung.

Ali
5 Jahre her

Bedenkt man einmal kurz, wer in Persona eigentlich an der Spitze der Fratzenbuch-Plapperbude steht, mutet die illegale Löschaktion im Initialen Auftrag eines allseits bekannten Maasmännchens schon beinahe als Schizophrenie an.

Kassandra
5 Jahre her

Das Gute im Schlechten:
Ohne die Sperre hätte ich diesen köstlich stimmigen Witz verpasst und nichts über den mutigen Kampf von Malca Goldstein-Wolf erfahren.
Allen viel Erfolg bei der Klage gegen den „Giganten“.