Juncker liegt mal wieder daneben 

In der Debatte um Flüchtlingszentren in Nordafrika hat EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker vor „neokolonialen Tönen“ der Europäer gewarnt, die die Afrikaner verletzen könnten. 

Die in Frage kommenden Länder „mögen es nicht, fremdbestimmt zu werden“, sagte Juncker am Donnerstag beim EU-Gipfel in Brüssel. Es dürfte nicht der Eindruck erweckt werde, „dass es hier Neokolonialismus geben würde“. Wenn die Botschaft der EU sei, „dass die Afrikaner zu tun haben, was wir wollen, dann wird das schiefgehen“.

Juncker liegt mal wieder voll daneben. Warum haben wir denn überhaupt die Probleme mit massenhafter Zuwanderung nach Europa? Weil afrikanische Länder versagt haben, weil sie seit Jahrzehnten unfähig sind, politische und wirtschaftliche Verhältnisse herzustellen, die ihren Bürgern eine positive Perspektive vermitteln.

Paris kümmert sich nicht um Berlin
EU: Rom und Wien als Spielmacher auf dem Weg zur Festung Europa
Korruption und wirtschaftliche Unfreiheit sind in Afrika so verbreitet wie nirgendwo auf der Welt – und das ist nicht die Schuld der Europäer, wie uns Linke, Grüne und andere Prediger des schlechten Gewissens einreden wollen. Die Europäer trifft allerdings insofern eine Mitschuld, weil sie durch Milliarden an Entwicklungshilfe die Korruption in Afrika befördert haben. Aber genau diese Entwicklungshilfe soll ja nach Vorstellung vieler Europäer noch verstärkt werden, um „Fluchtursachen zu beseitigen“. Ein absurdes Konzept.

Hier nur zwei Indizes, die zeigen, wo die Probleme Afrikas liegen. Der erste Index ist der Korruptionsindex von Transparency International – hier mit den Ländern, wo die höchste Korruption herrscht. Zwei Drittel der Schlusslichter in diesem Index sind afrikanische Länder.

Der zweite Index ist der Index der wirtschaftlichen Freiheit der Heritage Foundation. Er zeigt, wie wirtschaftlich frei oder unfrei (anders ausgedrückt: wie kapitalistisch) die Länder sind. Für Flucht gibt es viele Ursachen: Politische Unterdrückung, wirtschaftliche Not, Kriege und Bürgerkriege. Wenn wir den Index der wirtschaftlichen Freiheit anschauen und die ersten 20 mit den letzten 20 Ländern vergleichen, dann wird jedoch eines auf den ersten Blick deutlich: Niemand flieht aus wirtschaftlich freien Ländern wie Neuseeland, Großbritannien, Holland oder Schweden. Im Gegenteil: Die meisten Länder, die als „überwiegend frei“ gelten, waren die Zielländer der Fluchtbewegungen, so etwa Deutschland, Österreich oder Schweden. Dagegen sind die Schlusslichter im Index der wirtschaftlichen Freiheit überwiegend afrikanische Länder. Ist es ein Zufall, dass niemand aus wirtschaftlich freien Ländern flieht, aber dass andererseits die meisten Flüchtlinge gerade aus wirtschaftlich unfreien Ländern kommen?

161. Sudan
162. Chad
163. Central African Republic
164. Angola
165. Ecuador
166. Suriname
167. Timor-Leste
168. Togo
169. Turkmenistan
170. Mozambique
171. Djibouti
172. Algeria
173. Bolivia
174. Zimbabwe
175. Equatorial Guinea
176. Eritrea
177. Congo, Rep.
178. Cuba
179. Venezuela
180. North Korea

„Fluchtursachen beseitigen“ durch mehr Entwicklungshilfe ist ein Irrweg. Entwicklungshilfe klingt moralisch gut und für manche Befürworter ist sie – fast im religiösen Sinne – eine Art Wiedergutmachung für die Sünden des Kolonialismus und der „Ausbeutung der Dritten Welt“ durch die kapitalistischen Länder. Aber bewirkt sie das, was sich die Befürworter davon erhoffen? Abdoulaye Wade, 2000 bis 2012 Präsident von Senegal, äußerte in einem Interview: „Ich habe noch nie erlebt, dass sich ein Land durch Entwicklungshilfe oder Kredite entwickelt hat. Länder, die sich entwickelt haben – in Europa, in Amerika; oder auch in Japan oder asiatische Länder wie Taiwan, Korea und Singapur -, haben alle an den freien Markt geglaubt. Das ist kein Geheimnis. Afrika hat nach der Unabhängigkeit den falschen Weg gewählt.“

Unterstützung
oder

Kommentare ( 54 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

54 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
AlNamrood
5 Jahre her

Das einzige Indiz das ich für relevant halte ist der durchschnittliche IQ. Daraus speist sich der Rest der Probleme.

Teufelskralle
5 Jahre her

Kein andres Land auf der Erde hat so eindrucksvoll vorgeführt, wie man sich von einem armen Agrarland mit Hungerkatastrophen zur Industriemacht entwickelt wie China. Am Anfang stand vor allem die Familienpolitik, will heißen die drastische Senkung der Geburtenrate. Der Aufstieg Chinas ist ohne Entwicklungshilfe zustande gekommen, stattdessen durch Fleiß, Verzicht auf zu viele Kinder und vor allem Verzicht darauf, wegen ethnischer und religiöser Probleme übereiander herzufallen. Das alles ist jedoch in den Ländern undenkbar, die fälschlicherweise immer noch als Entwicklungsländer bezeichnet werden, obwohl sich dort nur die Population und der Krieg entwickelt. Entwicklungshilfe für diese Länder bedeutet Feuer mit Benzin… Mehr

wl
5 Jahre her
Antworten an  Teufelskralle

Korea:
1960 gehörte es zu den 10 ärmsten Ländern der Welt, die Philippinen waren wohlhabender. 1992 war Korea das 12. reichste Land der Welt. Welch eine Leistung.

Schorschi
5 Jahre her
Antworten an  Teufelskralle

Mit Ihrer Einschätzung, dass China seinen Aufstieg ohne Entwicklungshilfe geschafft hat, liegen Sie daneben. Eher das Gegenteil ist der Fall (und das sogar heute noch!): Hauptempfänger der deutschen Entwicklungshilfe sind fast ausschließlich Schwellenländer. Die Liste wird angeführt von Indien (677 Millionen Euro), China (491 Millionen) und Südafrika (349 Millionen).

T. Pohl
5 Jahre her

Juncker ist (wie immer) mal wieder voll daneben.
Möglicherweise hatte er (wieder mal) einen sitzen!

Er (und sein „Verständnis von Demokratie“) ist für mich einer der Gründe, die EU in ihrer gegenwärtien Form (als Vorstufe einer bevormundenden Demokratur) rundweg abzulehnen.
Das gestrige Murkel-Treffen mit viel Aplomb aber ohne greifbare Ergebnisse ist ein weiterer, ebenso wie Versuche, Bargeld, freie Meinungsäusserung (DSGVO, etc.) und viele anderen bürgerlichen Freiheiten (die ich schätzen gelernt habe) langsam, inkrementell einzuhegen und damit perspektivisch abzuschaffen.

benali
5 Jahre her

Nicht nur dass die EU durch Milliarden an Entwicklungshilfe die Korruption in Afrika befördert hat, sie hat in Afrika auch wie eine Kolonialmacht agiert. Sie hat den Küstenstaaten Fischereirechte für EU Flotten abgepresst. Die EU hat dafür gesorgt, dass die Produktion von landwirtschaftlichen Gütern, wie Hühner, Milchprodukte, etc. für afrikanische Produzenten nicht wirtschaftlich sein kann. Das Gequatsche von der Bekämpfung der Fluchtursachen zeigt ganz deutlich, dass die EU Eliten noch nicht einmal die Ursachen erkannt haben. Wer soll ihnen dann glauben, dass das Geschwurbel von der Bekämpfung eine reale Grundlage hat? Diese EU Eliten sind nicht nur dumm, sie sind… Mehr

Protestwaehler
5 Jahre her

Die in Frage kommenden Länder „mögen es nicht, fremdbestimmt zu werden“, sagte Juncker am Donnerstag beim EU-Gipfel in Brüssel. Es dürfte nicht der Eindruck erweckt werde, „dass es hier Neokolonialismus geben würde“. Wenn die Botschaft der EU sei, „dass die Afrikaner zu tun haben, was wir wollen, dann wird das schiefgehen“. Ob der sich diesen Text wirklich überlegt hat ? Die Europäer mögen es ebenso wenig, das hat Juncker bis heute allerdings wenig geschert, ganz im Gegenteil, wer nicht damit einverstanden ist wird beleidigt, etikettiert und stigmatisiert. Und was heißt eigentlich „Neokolonialismus“… was wir aktuell mit der illegalen Massenzuwanderung erleben… Mehr

horrex
5 Jahre her
Antworten an  Protestwaehler

Was Juncker die Länder der EU betreffend treibt
erlaube ich mir EBENFALLS als Kolonialismus zu bezeichnen.
– Selbstverständlich, ebenso wie der Historische, im „Namen BESTER ABSICHTEN“!!! –

Gerro Medicus
5 Jahre her

Was in der westlichen Welt als Korruption bezeichnet wird, ist in Afrika Teil der Kultur, und zwar lange, lange, bevor es überhaupt Kolonialismus gab. Die Afrikaner lebten in Stammesgesellschaften, sie waren streng hierarchisch organisiert, es gab einen Häuptling (den man als Herr über Leben und Tod durchaus als Diktator bezeiochnen kann), der selber sowie all seine Familienmitglieder hochprivilegiert waren und somit den Recihtum des Stammes vorwiegend unter sich aufteilten. Kinderreichtum war gut, er sicherte einerseits den Eltern das Überleben, wenn sie alt waren, dem Clan/Stamm sicherte es seine Macht. Begrenzt wurde dies nur durch die Knappheit der Ressourcen (Weideflächen, Nahrungsmittel)… Mehr

Genco Steins
5 Jahre her

Die 10 Kinder dienen der eigenen Ernährung im Alter. Generationenvertrag: 3 Kinder erreichen nicht das 18. Lebensjahr, 2 sind Faulenzer, 4 Frauen – reicht einer, der Doktor wird.

Dr. Mephisto von Rehmstack
5 Jahre her

Er hat es wieder gemacht: Schonnklot hat wieder einem Haupthaarbefreiten auf die hohe Stirn geküßt; ist das nun Altersdebilität oder Folge von wiederholtem Genuß von C2H5OH?

Die Zahnfee
5 Jahre her

Seit Jahren schlage ich vor, eine Art Hilfsgruppe in Entwicklungsländer zu schicken, die vor Ort Strukturen im Rechtswesen, Verwaltung, Infrastruktur usw. aufbaut, damit die Bevölkerung besser, stabiler und unabhängiger leben kann und sich als ganze Gesellschaft in ihre eigene Zukunft einbringt, statt im Grüppchen-Denken zu verharren. Vor einiger Zeit sah ich eine bemerkenswerte Reportage über ein afrikanisches, kränkelndes Land. Der einheimische, sozial Engagierte sagte überspitzt, dass es an jeder Ecke eine Hilfsorganisation gibt, aus unterschiedlichsten Ländern der Welt und diese alles gratis austeilen. Das hätte bewirkt, dass die Einheimischen es inzwischen gewohnt sind, keinen Finger mehr für ihr Leben zu… Mehr

Schorschi
5 Jahre her
Antworten an  Die Zahnfee

Irgendwelche Helfer nach Afrika zu entsenden, die dort dann, was auch immer an Struktur, aufbauen sollen, ist nun wahrlich kein revolutionärer Gedanke. Und leider auch immer wieder der Ausgang gs Punkt für Korruption. Dafür, dass dort irgendwelche Helfer irgendwas machen dürfen muss in aller Regel erst einmal dick gelöhnt werden an die aktuellen Machthaber.

Alf
5 Jahre her

Während der Amtszeit von Junker wurden die Probleme in Afrika nicht gelöst, sondern größer, auch die Probleme in Europa. Junker sollte seine Memoiren schreiben, die Zukunft wird und kann er nicht mehr gestalten. Es reicht schon die Gegenwart.