El Dorado der Nepper, Schlepper und Bauernfänger – Deutschland

Die Großzügigkeit seiner Spender macht Deutschland zu einem der größten Gebervölker der Welt. Ein Paradies. Naiv, vertrauensselig. Gefühlsduselig. Treudoof?

Die Großzügigkeit seiner Spender macht Deutschland zu einem der größten Gebervölker der Welt. Man ist spielend beim nur auf Vertrauen basierenden (Der Guardian) Onlinehandel hinter den USA die aktivste Nation (Wikipedia FR). Ein Paradies. Naiv, vertrauensselig. Gefühlsduselig. Treudoof?

Nur ausgerüstet mit einem ungeheuren Vorschuss aus Nestwärme und Urvertrauen wird man im freien Spiel der Kräfte aber oft herb enttäuscht: Wie die vielen zehntausend DDR-Bürger, die unmittelbar nach dem Fall des „antifaschistischen
Schutzwalls“ wie eine Herde Schafe von einer Invasion völlig außer Rand und Band geratener Nepper, Schlepper und Bauernfänger rücksichtslos geschoren wurden. Die Anzeigenmasche der Finanzberater (O-Ton: „Überweisen Sie mir ihr Geld, ich verdoppele es innerhalb eines Monats“) war die dreisteste Variante. Die Zeit nannte das Beitrittsgebiet ein „El Dorado der Trickbetrüger“.

Mit seiner Aufnahmebereitschaft steht Deutschland ziemlich allein da
Welcome to Germany: der kurze Sommer der heiteren Anomie
Frau Merkel hätte eigentlich im September 2015 formulieren müssen: „Nun hören Sie doch einmal auf, immer in Notsituationen dieses freundliche Gesicht zu zeigen, sein‘ sie mal n‘ bisschen kritischer!“ Wie die unbeirrt, aus tiefster Seele und ehrlichster Überzeugung agierenden Helfer, die immer noch Freizeit, Nerven und Geld dafür opfern, Migranten zu bemuttern, die eigentlich nur gekommen sind, um sich ein „free lunch“ abzuholen und denen klingende deutsche Begriffe wie Kehrwoche, Gemütlichkeit und Tagedieb fremd sind und bleiben werden.

Nur an wenigen Orten der Welt empfängt sie eine ähnlich freie, ungezwungene und herzenswarme Atmosphäre wie in Deutschland. Diese schläfrige Geborgenheit, in der sich der soziale Frieden in den allermeisten Gegenden ohne eine einzige Polizeistreife einstellt und die Lokalpolitik getrost die Stelle für den Bahnhofsvorsteher streichen kann. Wo man Schnittblumen in Abwesenheit des Bauern am Wegrand durch Entrichten des Kaufpreises in einen Metallkasten mitnehmen darf. Wo man, auch unter der erdrückenden Last von Beweisen des Gegenteils, weiter an das Gute glaubt, hilfsbereit bis zur Selbstaufgabe und jeder Niedertracht weitgehend schutzlos ausgeliefert ist.

Beispiel: Jahrelange Quotenrenner des öffentlich-rechtlichen Rundfunks: Mit versteckter Kamera gefilmte Gutgläubigkeit (Verstehen Sie Spaß?), die Warnungen vor Neppern Schleppern und Bauernfängern (Vorsicht, Falle!) und die heute immer noch sehr beliebten, auf allen Radiokanälen ihr Unwesen treibenden „Telefon-Schrecker“ – z.B. der kleine Nils. Blicken sie in die überraschten Gesichter der Gefoppten, wen sehen Sie da?

Emil Kohleofen ist freier Publizist.

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Kommentare ( 21 )

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Anna Martha
6 Jahre her

Faul, dumm, Bananen, viele dieser Stereotypen sitzen bis heute in manch einem Kopf. Ich finde es schade, dass es noch so viele Mißverständnisse zwischen den Deutschen gibt, Ressentiments noch Jahre brauchen werden, um aus den Köpfen zu verschwinden. Das schwächt uns, wo wir es jetzt dringend brauchen könnten, einander zu stärken. Bananen waren wahrlich kein dringendes Problem, die Stasiakte, Berufsverbot als Aufmüpfiger schon eher. Es ist sehr unangenehm bis heute, aus der Stasiakte zu wissen, wie weit der Staat in das persönliche, ganz private Leben eingegriffen hat. Das heisst den Mut, aufmüpfig zu sein, obwohl man die Konsequenzen wußte, konnte… Mehr

Kassandra
6 Jahre her

Bei „wag the dog“ haben sie der Frau ja auch ein süßes weißes Kätzchen in die Arme gefilmt.
Die wissen schon, was sie tun…

Kassandra
6 Jahre her

Bei „wag the dog“ haben sie der Frau ja auch ein süßes weißes Kätzchen in die Arme gefilmt.
Die wissen schon, was sie tun…

Poco100
6 Jahre her

Nepper, Schlepper, Gutmenschfänger……fällt mir dazu ein…

Thomas
6 Jahre her

Stichwort: Orientalische Märchenstunde.

Thomas
6 Jahre her

Stichwort: Orientalische Märchenstunde.

Thomas
6 Jahre her

Es gibt Streetsmart und Booksmart. Also Strassenschläue und Bildung. Wenn man nur eines von beiden hat nennen die Engländer das halfsmart, halbschlau. Viele Personen mit Spezialwissen, Uniabschluss sind was das Leben betrifft strunzdumm. Man muss beides haben.
Unsere Gäste haben in den meisten Fallen nur streetsmarts. Wenn man die einmal durchschaut hat werden ihre Tricks schnell ärgerlich weil sie unsere Intelligenz beleidigen.

Libertärer
6 Jahre her

Von einem Norweger, der Teile seiner Kindheit im Irak verbracht hat, habe ich folgendes gehört: wenn man im Irak bei einem Händler etwas kauft und Rückgeld bekommt, dann muss man es sofort nachzählen, denn es ist immer zu wenig. Dann beschwert man sich und bekommt mehr Rückgeld. Dann zählt man es wieder, es ist immer noch zu wenig. Nachdem man das drei bis vier Mal gemacht hat, stimmt der Betrag. Daraufhin bekam er dann von dem Händler häufig das Kompliment: „Ah, intelligent blue eyes!“ – Nach dem Motto: „obwohl du blaue Augen hast, bist du nicht so dumm, wie deine… Mehr

Libertärer
6 Jahre her

Über jedem Mitarbeiter der Staatsmaschinerie hängt ein Damoklesschwert, auf dem groß geschrieben steht „Rassist“ und „Islamophob“. Jede falsche Bewegung und jedes falsche Wort können dieses Schwert auf ihn herab sausen lassen, und damit ihn und seine ganze Familie aus der „guten“ Gesellschaft ausschließen.
So lange dieses System der Bedrohung funktioniert, kann sich gar nichts ändern.

Eysel
6 Jahre her

Das nennt man Wohlstandsverwahrlosung.
Oder: Wenns der Kuh ZU wohl wird, ght sie aufs Eis.