Der Sport ideologisch missbraucht

Ein Stadion in den Pride-Flaggen als Kritik an ungarischen LGBT-Gesetzen: Ist die westliche Fußball-Welt auch dann noch mutig im „Zeichen setzen“, wenn der WM Austragungsort ein islamisches Land ist?

IMAGO / Sven Simon

Queer und LGBTQ-freundlich, solange es nicht weh tut: Die Münchner Stadtpolitk sowie 45.000 Münchner wünschen sich, dass die Allianz-Arena am Mittwoch während des Spiels Deutschland gegen Ungarn in den Regenbogenfarben, die ein Symbol für die LGBTQ-Community sind, erstrahlt. Damit soll ein Zeichen gegen das von der ungarischen Regierung jüngst verabschiedete Gesetz, dass viele als „homo-feindlich“ betrachten, gesetzt werden. Eine Idee ist, dass auch Regenbogenfähnchen an die Zuseher in der Arena verteilt werden.

Regenbogenbinde als Zeichen für einen „guten Zweck“

Eine weitere viel umjubelte, doch leicht getragene Geste war die des Kapitäns der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, Manuel Neuer. Dieser trug während der EM-Spiele eine Armbinde in den Pride-Farben. Der europäische Fußballverband UEFA ermittelte daraufhin gegen ihn, da die Armbinde als politisches Zeichen verstanden werden könnte. Gestern entschied der UEFA, dass Neuer damit gegen keine Richtlinien verstößt. Die Regenbogenbinde werde „als Zeichen der Mannschaft für Vielfalt und damit für einen ,good cause‘ (guten Zweck) bewertet“, teilte der Deutsche Fußballl-Bund (DFB) via Twitter mit.

Sport und Politik
Wettstreit der Rituale im Fußballstadion: Kniefall trifft auf Hymnen
Man darf gespannt sein, ob die Fußball-Welt ähnlich kritisch und mit „Zeichen“ nur so um sich werfend mit der WM 2022 in Katar verfahren wird. Die arabische Monarchie am Persischen Golf unterliegt nämlich dem Gesetz der Scharia. Homosexuelle Handlungen sind daher haram, sprich verboten. Sie können mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft werden. Sich hier auf Proteste und Kritik einzulassen, kann – im Gegensatz zu erleuchteten Fußballstadien und Pride-Flaggen hierzulande – ungemütlich werden. Schließlich steht für die UEFA und den DFB durch die WM in Katar viel Geld auf dem Spiel.

Bloßes Zurschaustellen von Tugendhaftigkeit

Es ist anzunehmen, dass es beim „virtue signaling“, also beim bloßen Zurschaustellen der eigenen Tugendhaftigkeit, wie es zuletzt bei den Logos von BMW, Audi oder VW der Fall war, bleiben wird. Für den „Pride-Monat“ Juni unterlegten die Autohersteller ihre Logos mit den Farben des Regenbogens – die arabischen Länder, in denen Homosexualität unter Strafe steht, ließen sie jedoch aus. Auf den Mut, dass die UEFA in Katar aus Solidarität die Pride-Flagge, am besten eingefangen im jüdischen Davidsstern, posten wird, darf man gespannt sein.


Dieser Beitrag von Emanuela Sutter erschien zuerst in Die Tagespost. Katholische Wochenzeitung für Politik, Gesellschaft und Kultur. Wir danken Autorin und Verlag für die freundliche Genehmigung zur Übernahme.

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Kommentare ( 40 )

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THEKIEFA
2 Jahre her

Als Tipp für die Regenbogenaktivist*innen: wäre es nicht eine gute Idee, statt Fußballstadien die Moscheen in Deutschland entsprechend farbig anzustrahlen…?
Ich finde, das wäre ein moralisches Verbrechen, denn es würde die Werte und auch die Würde einer Weltreligion verletzen, welche ich persönlich unbedingt achte!
Aber warum dann Regenbogenfarben auf Fußballstadien? Was soll das? Die UEFA hat goldrichtig entschieden! Wir brauchen keine Moralisten als Schulmeister!
Wir Deutschen haben den Ungarn für unsere Freiheit 1989 außerordentlich viel zu verdanken. Das bleibt unvergessen bei allen, die noch etwas Ehre im Herzen haben.

Eberhard
2 Jahre her

Diese ganze verbogene Regenbogenromantik finde ich abscheulich. Man muss sich wohl schon schämen, das man als normaler Mensch seine Sexualität nicht in die Öffentlichkeit trägt und das einem der Erhalt einer gesunden und gut versorgten Familie als größtes erreichbares Lebensziel dient. Was gescheiterte Familien vor allen bei ihren Kindern verursachen, ist schlimm genug. Eine Gesellschaft, in der die Familie und damit vor allem Kinder so leichtsinnig als Nachteil, Hindernis oder sogar als Betriebsunfall gelten und Treuebruch zur Tugend wird, kann so nicht zukunftsfähig bleiben. Wer Opfer von anderen billigend in Kauf nimmt, um vor allen seinen ureigenen persönlichen Bedürfnisse höchsten… Mehr

Tauntongerd
2 Jahre her

Komme beim Lesen auf den Kniefall, der ja ähnliche Absichten und Signale geben soll. Wie wär’s denn mal mit dem Kniefall der Homosexuellen vor uns, die wir in unserer Jugend immer mal wieder Opfer vieler feuchter Hände auf unseren Oberschenkeln wurden. Oder der lesbischen Lehrerin, die uns mit sadistischen Freude mit dem Tafel Lineal verprügelte oder das halbe Ohr abriss. Tja, ist eben immer eine Sache des Zegeistes.
Grüße aus Somerset

Kalmus
2 Jahre her

Oh Leute, wie mich das anwidert, dieses Zeichen setzen, das Haltung zeigen, das sich Positionieren, das Verkünden, das sich empören, das sag mir wo du stehst…….all diese Mutproben von Feiglingen!! Ein Himmelreich für WestTV, auch wenns aus dem Osten kommt!

Gerd Heidenreich
2 Jahre her
Antworten an  Kalmus

Wieder ein originelles wie passendes Bonmot: „Die Mutproben von Feiglingen“!
Super! Mein Dank dem Wortschöpfer!

Der Winzer
2 Jahre her

Da es im Artikel falsch beschrieben ist: Zuständig für die EM ist der europäische Fußballverband UEFA. Zuständig für die WM im nächsten Jahr ist der Weltfußballverband FIFA. Sprich die UEFA wird im nächsten Jahr nicht in die Verlegenheit kommen, zu entscheiden, wer im nächsten Jahr ein politisches „Zeichen“ bei der WM in Katar setzen darf oder was als solches interpretiert wird. Die einzigen Zeichen, welche die FIFA versteht, sind $-Zeichen, sonst wäre eine WM nicht nach Katar vergeben worden. Nur dafür hat man den „Rahmen-Terminkalender“ komplett über den Haufen geworfen und eine WM findet erstmals in der Geschichte im November/Dezember… Mehr

Ralf Poehling
2 Jahre her
Antworten an  Der Winzer

Genau das. Es geht um Geld. Katar ersäuft in Geld. Und von diesem Geld wollen eben viele etwas abhaben. Da kann man seine Grundsätze und seine freiheitlichen Werte auch mal beiseite legen, wenn es das Portemonnaie füllt und die Rolex oder der Ferrari am Horizont winkt. Wen interessieren da schon über 6500 verreckte Arbeiter, die beim Stadionbau drafgegangen sind. Verlogener geht es nicht.
Und Verteidigungsindustrie und Bundeswehr wirft man immer wieder vor, sie würden die Menschenrechte untergraben. Das Gegenteil ist der Fall.

Ralf Poehling
2 Jahre her

Bei der WM in Katar wird so etwas natürlich nicht passieren. Und das weiß auch jeder, der geistig nicht total vernagelt ist. Nebenbei: Man tut der LSGTB-irgendwas Gemeinde überhaupt keinen Gefallen, wenn man ihr Anliegen immer und immer wieder der Gesellschaft in einem völig unpassenden Kontext unter die Nase reibt. Zum Vergleich stelle man sich einfach kurz vor, man schaue im TV mit der gesamten Familie einen Kinderfilm, der immer wieder mit dem exakt selben Werbespot für Gleitmittel, Kondome oder Telefonsex unterbrochen werden würde. Das würde natürlich nicht dazu führen dass die Firma mehr Umsatz macht, sondern zu ihrem Boykott… Mehr

Dr. Slonina
2 Jahre her

Die vorgeblichen „Antidiskriminierungskampagnen“ , erst BLM, jetzt Schwule und Lesben sind bewußt in Szene gesetzte Aktionen der vermeintlich politisch Korrekten, um die Bevölkerung in Angst und Unsicherheit, das Richtige zu sagen oder zu tun, zu halten. Ein perfider Akt diktatorischer Willkür.
Es ist die subtile, aber umso wirkungsvollere Art, Macht auszuüben. Sozusagen über die Hintertür.

Stolz
2 Jahre her

Die Jungs sollen einfach nur Fußball spielen und keine Ideologien bedienen oder sich für irgendwelchen Blödsinn instrumentalisieren lassen. Wer welche sexuelle Vorliebe hat, ist mir vollkommen egal und soll es bitte auch für sich behalten. Ich kann mir kaum vorstellen, dass ein Spieler wirklich weiß, um was es in dem ungarischen Gesetz geht. Die Qualitätsmedien hierzu Lande scheinen es nicht zu wissen

Dr. Slonina
2 Jahre her

Diese ganze LG- sonstwie -Bewegung ist genauso ein ideologischer Popanz wie die CO2-Debatte, prozentual gesehen. Ganze 0,6 % der Bevölkerung sind homosexuell. Werden diese Leute irgendwie verfolgt, benachteiligt oder sonstwie in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt ? Was soll also dieses ganze Affentheater ? Demnächst haben wir noch Kampagnen für Linkshänder, Leute mit einer Hasenscharte oder Leute mit 11 Zehen .. Wer macht endlich etwas gegen diese Unruhestifter, die ständig versuchen, der Allgemeinheit ein Schuldbewußtsein aufzuoktroyieren, irgendwelche Minderheiten zu diskriminieren, was in Wirklichkeit niemand tut? Aber die Verursacher dieser absurden Propagandaaktionen bekommen Beachtung. Sie sind die eigentlich Gestörten, nicht die Adressaten, an… Mehr

Kassandra
2 Jahre her
Antworten an  Dr. Slonina

Nun ja. Sie sind mit an vorderster Front und laden ihre Verfolger ein und sagen „wir haben Platz“.
Und dann wundern sie sich.
In Budapest können alle, auch Juden mit Kippa, normal leben wie bei uns vor 2015, ohne Angst, verfolgt und geschädigt zu werden.

Biskaborn
2 Jahre her

Natürlich wird alle diese erbärmlicher Gutmenschen nächstes Jahr plötzlich der Mut verlassen. Dann wird es heißen, aus diplomatischen Gründen möchte man das Austragungsland nicht vor den Kopf stoßen. Im aktuellen Fall ist es ja nur der böse, auch noch rechtskonservative, Orban. Da zeigt man Haltung, besser Regenbogenflagge. Natürlich wird Neuer nächstes Jahr sich nicht trauen eine Regenbogenarmbinde zu tragen. Sicher wird Bayern wieder in Katar ein Trainingslager ausrichten, ob man dort dann die Regenbogenfahne hisst? Dieses Land ist nur noch zum Fremdschämen!