Das Kreuz mit dem Kreuz

Was soll das Kreuz in bayrischen Amtsstuben? Sollten wir in Deutschland nicht ein Identifikationssymbol haben, unter dem sich alle Deutschen vereinen können?

© Alexander Hassenstein/Getty Images

Irgendwie kann man ja verstehen, was die Bayern umtreibt. Sie wollen ein Identifikationssymbol für die Bürger dieses Landes. Man versteht mit Müh & Not, was Söder mit dem Kreuz sagen will. Er meint, offiziell und demonstrativ Respekt vor der christlichen Prägung der deutschen Gesellschaft zeigen zu müssen.

Aber es ist nun einmal so, dass nur ein Teil der Bayern Christen sind. Und diese betreiben ihren Glauben meist lauwarm, meist gehen sie nicht einmal zu Weihnachten in die Kirche. Viele zahlen mehr oder weniger murrend ihre Staats-Kirchensteuer und man hat nichts dagegen, wenn Kardinal Marx seine roten Socken vom deutschen Steuerzahler bezahlt bekommt.

Das Kreuz mit der Kirche heute

Im Zeichen des Kreuzes wirkt heute im Unterbewusstsein oft noch die Idee des mittelalterlichen Ablasshandels: Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt. Heute wird der Ablasshandel gerne als Spende getarnt, getragen von der Vorstellung westlicher Schuld gegenüber der Dritten Welt. Hierfür wird auf grünroten Kirchenkanzeln ein Schuldkult zelebriert, die Gemeinde schweigt betreten und schuldbewusst, bezahlt den modernen Ablass, spendet Milliarden und den illegalen Einwanderern Applaus.

Im Zeichen des Kreuzes wird mit karitativen Einrichtungen der Kirchen geworben. Dass deren Geld längst von allen Steuerzahlern kommt, ist vielen nicht klar und wird von der Kirche natürlich nicht an die große Glocke gehängt. Scheinheiligkeit.

Das Kreuz mit dem Kreuz im Amt

Nun ist das Kreuz im Christentum eine Sache der Kirche und der Gläubigen. Aber was soll das Kreuz in der  Amtsstube? Es möchte ein Identifikationssymbol für alle sein, hat aber für viele einen Ausschlusscharakter.Was sollen denn die Atheisten mit dem Kreuz anfangen? Manche werden sich wie in einem Gottesstaat fühlen.

Sommersprossen sind auch Gesichtspunkte
Haltet Schwarz-Rot-Gold hoch
Was sollen Muslime mit dem Kreuz? Sollten sie zum Christentum bekehrt werden? Was sollen die Buddhisten denken? Sie werden sagen: Wieso Gott? Es gibt keinen Gott und Buddha ist nur unser erleuchteter Lehrer. Was sollen die Hindus mit dem Kreuz? Die haben die geringsten Probleme. Sie sagen: Noch ein Gott mehr? Auch gut. Hängen wir gleich Shiva daneben. Und die Kirchenvertreter? Deren Selbstverleugnung geht so weit, dass sie ihr eigenes Symbol beim Bischofsbesuch in Jerusalem verstecken und dies auch nicht in den Amtsstuben sehen wollen.

So ist diese bayrische Vorstellung des Kreuzes in öffentlichen Ämtern eben nur gut gemeint, es ist aber zu befürchten, dass dies vor allem negative Auswirkungen hat.

Andererseits: In thailändischen Behörden hängen Bilder des Königs und es hängt eine Landesfahne. Stünde noch ein Buddha daneben, würde mich das, als ein Thailand lebender Ausländer, auch nicht stören. Ich würde es als Eigenart des Landes hinnehmen. Man sollte das Kreuz also nicht zu hoch hängen.

Statt Kreuz Flagge zeigen

Aber was wäre heute das Identifikationssymbol, hinter dem sich alle vereinen können? Die Antwort ist einfach und die gleiche wie in vielen anderen Ländern: Es kann nur die Flagge sein, die Deutschlandfahne, das offizielle Wahrzeichen des modernen Deutschland.

Auch die Nationalhymne könnte einen größeren Stellenwert haben. Diese sollte nicht nur vor allem bei internationalen Fußballspielen gesungen werden. Sie könnte ein verbindendes Glied in einer auseinanderfallenden Gesellschaft sein. Daran zu arbeiten, wäre eine Aufgabe in der Gesellschaft, um die Gruppen aller möglichen Ursprungsnationen mit einem neuen Bewusstsein und vor allem mit positiven Emotionen zu verbinden. Singen verbindet.

Diese beiden Symbole könnten den illegalen Einwanderern und den bereits Eingewanderten und den „schon länger hier Lebenden“ einen dringend notwendigen positiven Identifikationspunkt bieten.

Es ist mir plastisch vor Augen, wie sich bei einem Teil der hochverehrten Leserschaft vor Widerwillen die Nackenhaare hochstellen. Auch ich bin in eine Generation geboren, die sich über einen antideutschen Internationalismus definiert hat. Alles Nationale wurde mit größtem Widerwillen belegt, und dies lässt sich nicht so einfach ausschalten. Dieses automatisierte Gefühl steckt heute noch in einem großen Teil der Deutschen, insbesondere in der p.c. linken Meinungsführerschaft, die die Öffentlichkeit in Deutschland bestimmt. Aber die Träumerei eines Internationalismus hat sich als idealistischer Irrweg erwiesen.

John Lennons Imagine ist tot:

Imagine there’s no countries
It isn’t hard to do
Nothing to kill or die for
And no religion, too.

Das ist old school. Nun gilt es ein neues Selbstbewusstsein in einem nationalen Patriotismus zu finden, der Bürgern Stabilität gibt, besonders den 20 Prozent der Deutschen mit Migrationshintergrund.

Die helle deutsche Geschichte wieder entdecken
Wir Deutschen sind erpressbar geworden, weil wir keine eigene Geschichte mehr haben
Erdogan-Anhängern, die türkische Fahnen schwingend durch deutsche Städte ziehen, sollte dringend ein überzeugendes Identifikationsangebot gemacht werden, so dass sie lieber deutsche Fahnen schwingen. Denn offensichtlich gibt es ein Bedürfnis, Fahnen zu schwingen, und darüber sollte man sich nicht lustig machen.
Es gibt ein Bedürfnis nach emotionaler Identifikation mit nationaler Identität. Deutschland ist für Deutsche das Heimatland, auf das sich emotional alle Deutschen einigen sollten, Ex-Türken, Muslime wie die Linken und sogar die Alt-68er. Und dafür braucht es Symbole. Wer diese ablehnt, begibt sich auf einen gefährlichen Weg für das Land und damit für sich selbst. Das ist heute klar absehbar.

Das Grundgesetz als abstraktes Identifikationsangebot reicht hier bei weitem nicht. Insbesondere wenn ausgerechnet sogenannte Verfassungspatrioten wesentliche Artikel des Grundgesetzes, wie das Dublin-Abkommen, das im Grundgesetz in Artikel 16a verankert ist und illegale Einwanderung explizit für illegal erklärt, bewusst missachten.

Die deutsche Flagge und ihre Bedeutung

Anstatt des Kreuzes sollte vielmehr der aufklärerische Teil der deutschen Tradition im Mittelpunkt stehen. Dafür eignet sich die Flagge als Symbol hervorragend. Schwarz, Rot, Gold sind nach dem Grundgesetz die Farben der deutschen Flagge. Ihre Bedeutung als Symbol für Einigkeit, Freiheit und Demokratie geht auf das 19. Jahrhundert zurück.

Beim Hambacher Fest 1832 wurde die schwarz-rot-goldene Fahne mit Begeisterung geschwenkt. Sie wurde das Symbol für eine freie deutsche Republik ohne Zensur und Herrschaft der Obrigkeiten. Die deutsche Trikolore kann es heute mehr denn je sein.

So singt die Sängerin Mieze von der Band Mia, die Band mit der Deutschlandflagge: Es ist, was es ist:

Luise schreibt mir aus Amerika: man schätze dort ihre direkte Art.
Und auf Ibiza tanzt Matthias im Pascha – das ist uns’re Gegenwart.
Ich fühle, wie sich alles wandelt und wie ich selber ändern kann,
was mich beengt in meinem Leben – denn mit Ändern fängt Geschichte an.
Fragt man mich jetzt, woher ich komme, tu‘ ich mir nicht mehr selber Leid.
Ich riskier‘ was für die Liebe – ich fühle mich bereit.
Und die schwarze Nacht hüllte uns ein.
Mein roter Mund will bei dir sein.
In diesem Augenblick, es klingt, leuchtet uns ein heller Tag:

Es ist, was es ist, sagt die Liebe – was es ist, fragt der Verstand.
Wohin es geht, das woll’n wir wissen – und betreten neues, deutsches Land.
Es ist, was es ist, sagt die Liebe – was es ist, sagt der Verstand.
Ich freu‘ mich auf mein Leben – mache frische Spur’n in den weißen Strand.

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Kommentare ( 20 )

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giesemann
5 Jahre her

Und wir sprechen mit Rilken:
Herr, der Söder ist sehr groß
wer itzt noch Kirchensteuer zahlt
dem hilft kein Bischof mehr
Wir wachen nächtens, harren aus,
verneigen uns vor IHM
mit verneinender Gebärde
und wählen fromm die CSU …
Die Kirchen hängen nichts mehr an die Glocken
der Fiskus sagt zum Kardinal
Marx du sie dumm, ich halt‘ sie arm
und zahlen soll’n sie deine roten Socken …

Mozartin
5 Jahre her

Es hat aber was, Herr Gadamer, dieses Lied und der Text von John Lennon. Ich kann nur sagen, was ich damit verbinde, nämlich das was das Zusammenfallen von Natur und Freiheit bei Kant wäre, die freie Bewegung als Ding an sich. Grenzen wären dort nicht mehr nötig, weil es keine Flucht gäbe und jeder wüßte, wo er sich aufhält und wie er sich dort zu benehmen hat, wie er sich zuordnen kann. – Vernunft als Ableitung zu Zunft, das was sich gehört, was man zusammennehmen kann in Freiheit. Sogesehen glaube ich nicht an die unmittelbare Verwandtschaft der Ordnung der Zünfte… Mehr

4711muenchen
5 Jahre her

Sehr geehrter Herr Gadamer, es ist ein Kreuz mit dem Kreus – wie wahr! Das Kreuz ist aber nicht nur das Markenzeichen des Christlichen (wenn auch Führungsfiguren der evangl. und (noch mehr) der Marx´schen Kath. Amtskirche dieses Erkennungszeichen lieber verstecken) Das Kreuz dient als sichtbares Zeichen der Jahrhunderte langen kulturellen Tradition in Deutschland und Europa. Im Zeichen des Kreuzes wurde der Isalm schon in der Vergangenheit mehrfach zurückgedrängt. Auch heute ist das Kreuz ein Zeichen, daß fremde Staatsideologien unter dem Deckmantel der Religion hier nichts verloren haben. Zum anderen ist das Kreuz ein wichtiges Symbol, wenn es in öffentlichen Gebäuden,… Mehr

Marcel Seiler
5 Jahre her

Die schwarz-rot-goldene Deutschlandflagge symbolisiert nicht das, was hier symbolisiert werden muss: Dass die Werte des Koran in Deutschland keinen Platz haben. Deswegen ist die Deutschlandflagge für den beabsichtigten Zweck ungeeignet.

Das wäre anders, wenn die politische Klasse in allen Parlamenten mit der Deutschlandflagge für westliche Werte wie Demokratie, Rechtstaatlichkeit und Durchsetzung unserer Normen gegenüber Einwanderern eintreten würden. Das tut sie aber nicht.

Spreehase
5 Jahre her

Etwas mehr Realismus wäre nötig. Kulturen, die miteinander nicht kompatibel sind, können keine gemeinsame Identität, durch welches Symbol auch immer, aufbauen. Der Islam ist hierfür das beste Beispiel.
Inzwischen gehe ich jeden Tag gefühlsmäßig mit einem Kreuz beladen durch die Straßen und erlebe die Selbstaufgabe meiner Heimat wie eine Dornenkrone, die man mir auf’s Haupt gesetzt hat. In dieser Situation ist mir die Sehsucht nach Identität abhanden gekommen. Dabei bin ich durchaus ein Anhänger von Kreuz und Fahne. Aber bevor solche Symbole mein Herz wieder erreichen, müssen erst die Pharisäer aus dem Tempel gejagt werden.

Michael Sander
5 Jahre her

Obwohl ich nicht einsehe, dass man das Kreuz den Kirchen überlassen sollte. Denn ob wir an den christlichen Gott nun glauben oder nicht, spielt eigentlich eine untergeordnete Rolle. Das Christentum hat unsere Kultur so geprägt (und wurde auch umgekehrt von dieser geprägt), dass quasi jeder, der in dieser Kultur geboren ist, in gewisser Weise auch Christ ist – Kulturchrist eben. In diesem Sinne grenzt das Kreuz auch niemanden aus, es sei denn, er möchte zu dieser Kultur nicht dazugehören.

Ananda
5 Jahre her

„Diese beiden Symbole könnten den illegalen Einwanderern und den bereits Eingewanderten und den „schon länger hier Lebenden“ einen dringend notwendigen positiven Identifikationspunkt bieten.“ Ach, bleiben die illegalen Einwanderer, die hier so selbstverständlich von unserer Hände Arbeit leben, etwa? Wenn den „Einwanderern“ schon Recht und Sicherheit keinerlei Dankbarkeits- oder Verbundenheitsgefühle beschert, soll es tatsächlich ein Stück Stoff vermitteln? Die Fahne allein bringt gar nichts, man muss auch die entsprechende Wertschätzung für das Land mitbringen. Und dieses fehlt sogar unseren merkwürdigen „Deutschland verrecke“ Plärrern. „Beim Hambacher Fest 1832 wurde die schwarz-rot-goldene Fahne mit Begeisterung geschwenkt. Sie wurde das Symbol für eine freie… Mehr

Alfonso
5 Jahre her

Kleine Anmerkung: Der beiden Kreizverleugner, nämlich der EKD-Vorsitzende Bedford-Strohm und der Kardinal Marx sind Konzernbosse zweier Konfessionen und nicht die Vertreter der Christen. Christ sein bedeutet nämlich nicht gleichzeitig Mitglied in einer dieser beiden Konfessionen zu sein.

Preissnfleisch
5 Jahre her

Die Bundesrepublik Deutschland ist einer der Nachfolgestaaten, die aus dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation hervorgegangen sind. Bayern war 962 „Gründungsmitglied“. Im 16. Jahrhundert gingen maßgebliche Impulse zur Reformation der Kirche von Deutschland aus, die unbeabsichtigt in konfessioneller Spaltung mündeten. Das Christentum war über 1000 Jahre prägend für die vor uns bereits länger hier Lebenden und wegen, nicht trotz des christlichen Glaubens entwickelte sich in Europa die Aufklärung.

Das Kreuz ist vermutlich das bedeutendste Symbol unserer langen Geschichte. Dessen darf man sich durchaus besinnen.

Alexis de Tocqueville
5 Jahre her
Antworten an  Preissnfleisch

Die Aufklärung entwickelte sich aus der spätmittelalterlichen Scholastik heraus. Die war natürlich christlich.
Aber andererseits eben auch geprägt durch zunehmende Rückgriffe auf antike Philosophie. So betrachtet könnte man durchaus sagen „trotz“ des christlichen Glaubens.
Mir wäre die Fahne deutlich lieber als ein religiöses Symbol.

Maria KH
5 Jahre her

Ein einendes Symbol muss eine gemeinsame Wertebasis repräsentieren, sonst entfaltet es keine Wirkung. Was genau soll denn die deutsche Fahne da abbilden? Welches sind denn ganz konkret die Werte, die jeder opportun im Mund führt, aber keiner wirklich benennen kann, die tatsächlich alle Deutschen teilen können? Bis auf Gestammel von Grundgesetz und „gegen Rassismus“ habe ich auf die Frage noch nie eine verständliche Antwort bekommen. Das Kreuz dagegen steht tatsächlich für sehr definierte Werte, die auch von vielen Atheisten geteilt und gelebt werden. In dieser Wertebasis steht nicht geschrieben, dass Andersdenkende und -gläubige ausgeschlossen, diskriminiert oder verfolgt werden sollen. Das… Mehr

Marcel Seiler
5 Jahre her
Antworten an  Maria KH

Erst wenn die Deutschlandflagge für die Deutschen das bedeutet, was das Sternenbanner für die US-Amerikaner bedeutet: nämlich ein klares Bekenntnis zu Nation, Freiheit, nationale Würde und Selbstbewusstsein könnte man den Gebrauch der Flagge für so etwas überhaupt in Erwägung ziehen.