Düsseldorfer Aberwitz: Stehenbleiben wird verboten

Nachdem Berlin die Maskenpflicht im Auto beschloss und Hamburg die Maskenpflicht beim Joggen, bricht Düsseldorf den Rekord für die aberwitzigste Corona-Maßnahme: "Verweilen" in der Altstadt kostet nun ein Bußgeld! Immerhin darf man noch gehen.

IMAGO / Hans Blossey

Es dürfte der sonnigste Februar seit Jahren sein. Nach der Kälte zu Anfang des Monats, kann ich jetzt ohne Jacke draußen herum laufen und ich habe bei mir sogar schon die ersten Sommersprossen entdeckt. Es ist wunderschön – es ist angenehm frisch draußen, die Vögel zwitschern, man kann die ersten Frühblüher bewundern und die Luft duftet nach Frühling. Frische Luft war mal gut für das Immunsystem. Aber das war einmal, zu einer Zeit bevor Karl Lauterbach dazu geraten hat, eine Brille zu tragen, weil sich das Corona-Virus rein theoretisch auch über die Augen übertragen ließe (Ironie aus).

Entspanntes Spazieren gehen und einfach mal tief frische Luft durchatmen ist nicht mehr. In meiner Heimatstadt in Lübeck kann man sogar nicht wenige beobachten, die lieber auf die Straße springen, statt an einem vorbei zu laufen. Auch ohne Maskenpflicht tragen vor allem alte Leute freiwillig draußen eine Maske. Hier in Berlin hingegen halten sich kaum noch Menschen daran. Ähnlich dürfte es auch in Düsseldorf gewesen sein. Denn dort, will die Stadt beobachtet haben, wie viele Menschen in der Altstadt und am Reinufer unterwegs waren – und es sogar gewagt haben, für längere Zeit dort zu verweilen. Das geht natürlich gar nicht. Deshalb führt man dort jetzt kurzerhand ein „Verweilverbot“ für die Altstadt ein. Dieses Verbot betrifft längeres Stehenbleiben, Hinsetzen und das Hinlegen auf einer Wiese und gilt Freitags ab 15 Uhr und Samstags und Sonntags ab 10 Uhr. Man soll also im Grunde mit Maske bewaffnet schnell durchhuschen, ja niemandem begegnen, bloß keine Frischluft, bloß nicht zu viel Sonnenlicht.

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Man weiß nicht mehr, was man dazu sagen soll. Wie züchte ich eine für Krankheiten anfälligere Gesellschaft? Nun, ich verbiete Ihnen rauszugehen, Freizeit ist unwichtig. Dann verbiete ich Sport. Als nächstes verbiete ich selbst an der frischen Luft, das Einatmen besagter Luft, wer Sauerstoff haben will, soll zu Hause lüften. Das Privileg, Sonnenlicht auf der Haut zu spüren, gewähre ich nur denen, die einen triftigen Grund vorweisen können, warum es nicht anders geht. Und dann, wenn ich den Menschen jegliche Lebensqualität und Freude geraubt habe – dann sage ich ihnen, dass sie positiv denken sollen. Ich kann es wirklich nicht mehr fassen. Als ich vor ein paar Tagen zum ersten Mal zu einem blauen Himmel und Vogelgewitscher aufgewacht bin, konnte ich förmlich fühlen, wie es mir besser ging.

Seitdem mache ich in allen Räumen wie aus Reflex immer wieder das Fenster auf. Es zieht mich nach draußen. Strecken, die ich sonst mit dem Fahrrad oder Moped gefahren wäre, will ich jetzt zu Fuß gehen. Niemand kann mir sagen, dass es falsch ist, diesen Bedürfnissen – die man ja nicht ohne Grund hat – nachzugehen. Ich bin kein Experte, aber trotzdem davon überzeugt, dass es meiner Gesundheit nicht schaden wird. Aber bitte, die Regierenden sind bekanntlich die Fachleute, es ist bestimmt viel schlauer, den Menschen jetzt das Stehen zu verbieten. Klingt ganz so, als hätten wir alles im Griff.

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Kommentare ( 52 )

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52 Comments
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ebor
3 Jahre her

Und ich versinke vor Scham in Grund und Boden, weil ich diesem Herrn Dr. Keller meine Stimme in der Stichwahl gab. Sehen Sie es mir nach, ich hoffte, noch schlimmeres von Seiten seines Vorgängers vermeiden zu helfen. Es war vergeblich. Aber immerhin haben sich am letzten Wochenende hier im Dorf an der Düssel die Menschen ganz mehrheitlich nicht um den Schwachsinn gekümmert, und sie werden es auch in Zukunft nicht tun. Wenn nicht mehr auf den Rheinwiesen und in der Altstadt, dann eben auf den anderen Flächen der Stadt. Habe so etwa an einem lauen Abend meinen Sohn vom Spielplatz… Mehr

brandenburger-1
3 Jahre her

Es gab mit Charli Chaplin mal einen Film
: Lachen Verboten:
Heute
:Stehenbleiben Verboten:

Wittgenstein
3 Jahre her

Liebe Frau David,

ein wenig abseits von der rechtsrheinischen Altstadt, nur eine Flussüberquerung entfernt, geht es linksrheinisch schon ein wenig menschlicher zu.

Aber Sie ahnen es wahrscheinlich, irgendwann wird der Jeck jekisch, rechts- und linksrheinisch… und dann kann der Herr Keller in den Keller gehen!

flyingmick
3 Jahre her

Muss man schnell oder kann man langsam gehen.
muss man an einer roten Ampel noch stehen bleiben?
gilt das Verweilverbot auch dann, wenn man im Cabrio sitzt?
Fragen über Fragen…selten so den Kopf geschüttelt, aber das ist bestimmt auch verboten.

Endstadium0815
3 Jahre her

In Düsseldorf geht ein Mensch spazieren und das in der Altstadt. Plötzlich stellt er fest, das einer seiner Schnürsenkel sich gelöst hat. Er bleibt stehen und beugt sich hinunter, um den Schnürsenkel wieder zu befestigen. Eine aus einer 20 Mann bestehenden Polizeisondereinheit sieht das und stürzt sich auf diesen Menschen. Knüppelt ihn nieder, fesselt ihn und herumstehende Passanten klatschen Beifall, weil ein unsolidarischer Superspreader es in Kauf genommen hat, eher tausende anzustecken, anstatt mit einem gelösten Schnürsenkel über die Strassen zu stolpern.

Last edited 3 Jahre her by Endstadium0815
CIVIS
3 Jahre her

Man darf nicht sagen „Wir werden von Idioten regiert“ …

… man muss sagen „Wir haben diese Idioten mehrheitlich gewählt“ !

Und wir werden dieselben oder vergleichbare Idioten bei allen anstehenden Wahlen mit großer Mehrheit wieder wählen, nämlich die grün-sozialistische Einheitspartei (SPDSEDGRÜNECDU)!

Dr. Michael Kubina
3 Jahre her

Kann mann nicht den für solchen Schwachsinn und Kontrollwahn Verantwortlichen namhaft machen? Auf wessen persönliche Initiave geht das zurück? Das kommt doch nicht einfach so in eine Verordnung gehuscht!

Hanno Spiegel
3 Jahre her
Antworten an  Dr. Michael Kubina

Strafantrag gegen das Ordnungamt stellen.
Sag ich mal so einfach. Wird schon irgendwie begründbar sein.
Die Herren der Ämter sind doch nicht durch Immunität geschützt.
Auf jeden Fall kann man damit psychologische Kleinsiege einfahren.

Ruhrler
3 Jahre her

Fußfessel mit GPS für alle! Nur so wird das was mit der Totalüberwachung. Was passiert eigentlich wenn ich immer im Kreis laufe, mit 5 Meter Radius, gilt das auch als Verweilen? Oder Schuhe zubinden, darf ich das noch?

Peter Mueller
3 Jahre her
Antworten an  Ruhrler

Millionenfach elektronische Fußfesseln hat doch dümmlich-manipulierte Teil der Bevölkerung längst – und das freiwillig.

binweitweg
3 Jahre her

Die Bundesrepublik Schilda beginnt die Frühjahrsoffensive zur europäischen (weltweiten)Wahl der beklopptesten Spezies auf dem Planeten.Alle Mitbewerber in Ost und West in Süd und Nord erblassen vor Ehrfurcht und Neid und ziehen ihre Hüte vor dem geballten Nonsens dieses ehemals als Land der Dichter und Denker bekanntgewordenen Stammes im Herzen Europas. Man kann wirklich nicht mehr zwischen Ernst und Satire unterscheiden.Und ich bin gewiß, daß ein sehnlichst herbeigewünschtes Öffnen der Gastrobetriebe einhergehen wird mit Auflagen der bis dahin neuaufgestellten Gesundheitsämter,die alles bisher für möglich Gehaltene in den Schatten stellen wird.Spätestens danach ist das Thema ein für alle mal durch und die… Mehr

Old-Man
3 Jahre her

Wer kam auf diese bescheuerte Idee?. Wenn man diese „Miesepitter“ allesamt zusammen in einen Sack steckt, um dann mit einem Prügel darauf zu schlagen, dann trifft man bestimmt nicht den/die falschen. Demnächst muss man noch einen Antrag oder ein Gnadengesuch stellen, damit man frische Luft schnappen darf??. Was bilden sich diese Nichtskönner und Versager eigentlich ein?, denken die oder haben sie sich auf Amöben Niveau zurück entwickelt und leben nur noch Instinkt??. Leider werden die Bürger diese Schikanen bis zur kommenden Wahl wieder vergessen haben, oder haben sich an diese Beklopptheiten so sehr gewöhnt, das es für sie Alltag ist,… Mehr