Alle wollen die CO2-Steuer

Mit dem Schüren der irrationalen Angst vor CO2 können Politik und Medien zur Zeit jeden Schwachsinn durchsetzen.

imago images / Jürgen Heinrich
Vorstellung dreier Gutachten für eine sozialverträgliche Ausgestaltung einer CO2-Bepreisung

Offenbar fließt zu vielen Deutschen das Geld immer noch in zu hohen Strömen aus den Taschen. Sie haben einfach zu viel davon. Anders ist die Begeisterung nicht zu erklären, mit der viele sich in das Abenteuer CO2-Steuer stürzen und nicht schnell genug ihr Geld dem Klimawandelwahn hinterherwerfen können.

Keine drei Wochen ist es her, dass Umweltministerin Svenja Schulze zum ersten Mal konkrete Zahlen zu einer CO2-Steuer vorgelegt hat. Dass sie die will, davon redet sich schon seit einem Jahr. Vor einer Woche dann das Ergebnis: ein Liter Benzin müsse in den nächsten zehn Jahren 0,57 € teurer werden. Nur so könnten die Deutschen zum Klimaschutz erzogen werden. Kaum Protest ertönt – sie erntet verblüffenderweise eher Zustimmung.

Auch die ersten deutschen Manager stimmen in den CO2-Gesang ein. Der Chef der Deutschen Post, Frank Appel, sagte der »Rheinischen Post«: »Wir brauchen in Europa oder in allen Industriestaaten eine CO2-Steuer, die berechenbar langfristig steigt«. So kann er vermutlich besser die nächsten Preiserhöhungen nach aussen hin verkaufen. Er glaubt nicht, dass Klimaschutz der Wirtschaft schade: »Wir werden grüneres Wachstum haben, aber nicht weniger. Weniger Wachstum wäre ja nur zu erwarten, wenn Menschen verboten wird, bestimmte Waren zu kaufen oder irgendwohin zu reisen.«

Bosch-Boss Volkmar Denner schreibt im Bosch-Unternehmensblog: Technologie-Offenheit »ließe sich durchaus über die CO₂-Bepreisung noch fördern, etwa über eine Steuer auf die Treibhausgas-Emission. Zumindest könnte ein technologieneutraler CO₂-Aufpreis jene Fehlsteuerungen vermeiden, wie sie durch einseitige Subventionen entstehen. So könnte zum Beispiel die gezielte Förderung von Elektroautos die Nachfrage nach weniger gewünschten Fahrzeugen einbrechen lassen. Deren Preise jedoch würden daraufhin nach den Gesetzen des Marktes soweit zurückgehen, dass die Nachfrage wieder steigen könnte. So kann es kontraproduktiv sein, wenn Politik gegen den Markt agiert.

Aber: »Die CO2-Bepreisung allein wird nicht zur Klimaneutralität in allen Wirtschaftssektoren führen.« Es brauche flankierende Maßnahmen. Zum Beispiel könnten die Einnahmen aus der Steuer wieder in die Verkehrswende investiert werden, meint der Chef von Bosch. Das ist das Unternehmen, das Einspritzpumpen und Software auch für VW-Diesel geliefert haben.

Bekanntlich hat sich Svenja Schulze auch noch daran erinnert, dass sie irgendwo noch Sozialdemokratin ist und dass ihre ehemalige Wählerklientel es doch nicht so dicke hat wie eine sozialdemokratische Spitzenfunktionärin. Also hat sie gesagt, der Klimaschutz müsse sozial verträglich gestaltet werden. Dann versteigt sie sich noch zu der Aussage, dass der Staat nicht von einer CO2-Steuer profitieren solle. Nein, das nun wirklich nicht. Hat sie jedenfalls gesagt. Im Zweifel linke Tasche – rechte Tasche.

In jedem Fall: Die Kohle muss her, so schnell wie möglich, sonst ist Deutschland pleite, bevor die Welt in der Klimakatastrophe versinkt. Deshalb soll das Kabinett schon im Herbst die Steuer beschließen.

Ihre geballte Unwissenheit hat Schulze gerade erst wieder auf ihrer Fahrt durch Brandenburg zur Schau gestellt, bei der sie auch die BZ Berlin begleitet hatte.

Zwei Tage lang hat »Ministerin Ahnungslos« Förster und Jäger, Schäfer und Wolfsschützer, Braunkohlebosse und Windradbauer getroffen, wie die BZ schildert.
Viel wusste sie dabei allerdings nicht. Auf die Frage des Reporters, wie hoch der Anteil der Kohlekraftwerke am CO2-Ausstoß im Land ist, konnte Schulze nur antworten: »Weiß ich nicht, wirklich nicht.«

60 Prozent wäre die richtige Antwort gewesen. Auch auf die Frage, ob das das Land seinen Klimagasausstoß reduziert habe, konnte Ministerin Ahnungslos Schulze nur sagen: »Ich kenne die Zahlen nicht.« Richtige Antwort, so die BZ Berlin: Die CO2 Menge blieb gleich, weil trotz Wind und Biogas die Kohleverbrennung weitergeht. Schon mehr als peinlich, dass die SPD-Politikerin nicht weiß, wann in Brandenburg gewählt wird. Schulze lenkt ab: Das ist für diese Reise nicht relevant. Dies, obwohl Wahlplakate an den Straßenrändern stehen.

Sie hat nicht einmal elementare Fakten auf dem Schirm, weiß nicht, wie viele Menschen etwa in Brandenburg leben. Schulze: »Ich habe nicht die genauen Zahlen alle Bundesländer auswendig gelernt.« Das ist Höheres, was interessieren da Fakten: »Ich beschäftige mich hier mit dem Klimawandel.« Dafür erklärt Ministerin Ahnungslos den Kumpels im Lausitzer Braunkohlerevier Schwarze Pumpe, warum die Kraftwerke abgeschaltet werden müssen. Mit Sensen, Trägern und Deutschland Tüten haben sich Mitglieder eines Heimatvereines vor der Ministerin aufgebaut, schildert BZ Reporter. Nicht nach einem freundlichen Empfang sieht das aus.
Ein älterer Mann beschimpft sie: »Wir halten den Kohleausstieg für völlig übertrieben und falsch. Das macht kein anderes Land.«

CO2 ist eine Lüge, brüllt ihr ein anderer ins Gesicht.

Schulze flunkert die Kumpels an: »Die ganze Welt steigt aus der Kohle aus.« Sagt die laut BZ Berlin. Den Mitarbeitern, die um ihre Jobs fürchten, wagt es Schulze, ins Gesicht zu sagen: »Wir fördern nicht nur den Kohleausstieg, auch den Einstieg in neue Dinge und Arbeitsplätze.« Sie eröffnet die Baustelle für die angeblich weltgrößte Speicherbatterie. Ein weiterer Schwindel.

Je weniger Deutschland seinen Verpflichtungen den Bürgern nach Schutz vor Gewalt nachkommen kann, desto lauter übertönen Sprüche wie »Deutschland hinke seinen internationalen Verpflichtungen hinterher«. Danach solle der CO2-Ausstoß bis 2030 um 55 Prozent gegenüber 1990 zurückgehen. Bedeutet: Um mehr als die Hälfte sollen Heizen und Autofahren reduziert werden. Bisher beträgt der Rückgang kaum 30 Prozent.

Kein Argument ist einfältig genug, um nicht in den medialen grünen Geschwätzraum hineingeworfen zu werden. So bemüht der ARD-Korrespondent aus Paris tatsächlich den Begriff »Egalité« (Gleichheit), um eine weitere Steuer auf Flugtickets zu rechtfertigen.

Schon seit einigen Monaten äußere sich bei unseren Mitbürgern um Verständnis – ein Gefühl der Ungerechtigkeit, was die Besteuerung des Luftverkehrs anbelangt, zitiert er die französische Verkehrsministerin, die das in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem französischen Umweltminister sagt.

Die haben offenbar keine Angst mehr vor den Gelbwesten und deren Proteste. So wird Frankreich ab dem nächsten Jahr vermutlich eine Öko-Steuer einführen. 1,50 Euro für ein Flugticket innerhalb Europas in der Economy Class. Das soll ebenfalls sozial gerecht sein. Daher muss, wer Business Class fliegt, bis zu 18 Euro für Flüge außerhalb Europas zusätzlich bezahlen.

Air France kritisiert diese zusätzliche Abzockerei. Die Fluggesellschaft rechnet mit zusätzlichen Kosten von mehr als 60 Millionen Euro pro Jahr. Die französischen Flughäfen könnten dadurch weniger attraktiv werden. Das Geld hat die französische Verkehrsministerin schon verplant. Rund 180 Millionen Euro erwartet sie von der zusätzlichen Steuer auf die Flugtickets. Das Geld werde komplett in Investitionen gesteckt. Sagt sie, ohne rot dabei zu werden.

Schon mal etwas für das Klima getan haben gerade die amerikanischen Sängerin Miley Cyrus und ihr Ehemann. Sie haben sich entschlossen, keine Kinder wegen der Klimakrise zu bekommen. »Wir werden uns nicht vermehren, weil wir wissen, dass die Welt damit nicht umgehen kann«, sagte sie laut Bild-Zeitung. So können sich solche Gedanken schon einmal nicht mehr weiter vermehren.

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Kommentare ( 115 )

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Stephan Stahl
4 Jahre her

Die Einnahmen aus dem CO2 Ablass sind schon verfüttert worden. Pensionen, Renten, Krankenkassen und Pflegeversicherung. Die 30 Milliarden jährlich für „Fachkräfte“ brauche ich hier nicht aufzulisten, das ist bloß Peanut.

thomas 1909
4 Jahre her

Das Hauptproblem ist nicht der CO2 Ausstoß hier in Deutschland. Auch die Umwelt finde ich hier absolut in Ordnung. Das Problem ist die Überbevölkerung z.B. in Afrika auch in Indien , China usw.

Sabine W.
4 Jahre her

Da mir gerade (zumindest in meinem Browser) die Antwortfunktion auf einen Beitrag nicht zur Verfügung steht, hier noch :

Meine Frage nach der tatsächlichen Verwendung dieser bis dato ‚Geistersteuer‘.
Die finde ich persönlich nicht unerheblich, oder zumindest deutlich relevanter als ihre Erhebung per se.
Also, wohin fließt dieses noch nicht öffentlich für konkrete Verwendungszwecke ausgewiesene Geld wirklich?

Andrea Dickerson
4 Jahre her

Ginge es tatsächlich um CO2, würde man keinen einzigen Baum fällen, sondern massiv aufforsten. Es gibt keinen besseren CO2 Vernichter und Sauerstoffproduzenten als den Wald. Der wird allerdings mehr und mehr abgeholzt, um nicht effiziente Windräder aufzustellen. Völlig widersinnig, diese Politik.

mlw_reloaded
4 Jahre her
Antworten an  Andrea Dickerson

Alle 3 Sekunden wird ein Fußballfeld Regenwald abgeholzt – die Brandrodung trägt 15% zum globalen antroponenen CO2 Ausstoß bei. Interessiert kein Schwein. Wir sollen mit dem Fahrrad ins Büro und mit dem Bus zum Außendienst, um ein paar Prozent von unseren 2% abzuknapsen.

Alexander Meier
4 Jahre her

Obwohl es schlecht für Herz und Blutdruck ist, habe ich mich nochmal ins „feindliche“ SPON-Lager begeben. Hätte es besser bleiben lassen. 90% der Kommentare pro CO2 Steuer. Die meisten fordern sogar noch drastisch höhere Steuern, als eh schon vorgesehen. Nur so könne man den Deutschen das Autofahren, Fliegen und schöner Wohnen so richtig austreiben. Vielleicht haben die Verschwörungstheoretiker doch recht und man hat den Deutschen was ins Leitungswasser getan? Anders ist dieser Hang zur sinnlosen Selbstzerstörung nicht mehr erklärbar. Es wird zwar alle treffen, aber hier hilft wirklich nur noch der totale wirtschaftliche Zusammenbruch und unser einer wird diese Phase… Mehr

Kassandra
4 Jahre her
Antworten an  Alexander Meier

Sind Sie sich sicher, Herr Meier, der, der die Kommentare bei Spon auswählte und zum Abdruck freigab, wusste, was er zu tun hatte!

cleverfrank
4 Jahre her

Ich habe vor Jahren ein großes Grundstück für mein Haus erworben. Ich durfte nur auf der Fläche des dort stehenden alten Hauses neu bauen, also kein Flächenfrass. Dieses Grundstück habe ich dann mit CO²-Fressern aufgeforstet und bepflanzt. Warum ist dann keine CO²-Steuererstattung vorgesehen ?

Enrico
4 Jahre her
Antworten an  cleverfrank

Diejenigen aus Politik & Leitmedien, die die CO2-Steuer forciert mit der entsprechenden medialen Begleitmusik einführen wollen und auch werden, die wissen nix von der Photosynthese der Pflanzen und daß das CO2 in der Natur eigentlich der „Ur-Lebenssaft“ ist. Ein etwaiges Gegenargument zu meiner These, daß das doch Lernstoff der 4. oder 5. Klasse in Bio und/oder Chemie ist, zieht leider nicht. Buntbenebelte Sozpäds, Fast-Theaterwissenschaftler und erfolglose Kinderbuchautoren haben den Schulstoff doch längst vergessen, sich ggf. auch mit anderem Stoff beschäftigt. Ich hoffe geholfen zu haben…

WGreuer
4 Jahre her

Ich denke wir können der CO2 Steuer gelassen entgegen sehen. Die kommende Finanz- und Wirtschaftskrise dürfte einen derartigen Orkan entfachen, dass der linksgrüne Schwachsinn schlicht weggeblasen wird. Wir können uns diesen Schwachsinn dann einfach nicht mehr leisten.

armin wacker
4 Jahre her
Antworten an  WGreuer

Danke .Kurz und knapp.

Klaus Funke
4 Jahre her

Die Sache ist doch ganz einfach. Die 2% Militärausgaben müssen irgendwie, vor allem aber irgendwoher kommen. Also nutzt man den Klima-Hype, der Kinder und Naive ergriffen hat. Etwas für´s Klima tun klingt immer gut. Und hinter diesem Etikett wird die Erhöhung der Militärausgaben versteckt. Wer zahlt die Sch… – natürlich der dumme Wähler. Und noch immer hat der Schlafmützenträger in Deutschland nicht erkannt, wie er hinters Licht geführt wird. So wird mit der neuen Luftsteuer die Aufrüstung bezahlt. Den Politikern ist noch nie irgendetwas Originelles eingefallen, sie können nur lügen und dafür sorgen, dass ihre Posten und Pöstchen nicht abgeschafft… Mehr

mlw_reloaded
4 Jahre her
Antworten an  Klaus Funke

Wenn das Geld wenigstens für die Bundeswehr genutzt werden würde. Dann wäre es ja zumindest nicht vollends für die Katz gewesen. Stattdessen wird es in guter Tradition über Schengen, Entwicklungshilfe und supranationalem Sozialstaat vollständig aus dem Land herausgeleitet werden, das viele schöne Klimageld.

armin wacker
4 Jahre her
Antworten an  Klaus Funke

Guter Mann. Ein Horst Köhler hat gesagt wir müssen unsere wirtschaftlichen Interessen auch militärisch verteidigen können. im Moment machen das Grad die Engländer und die USA in der Straße von Hormuz.Wissen sie eigentlich wo sie leben.

pcn
4 Jahre her

Solche diffundierenden Steuer- und Preiserhöhungen (siehe Lebensmittel im Aufwärtstrend) fallen den Deutschen gar nicht erst auf. Ein Zeichen, dass immer noch zuviel Geld in deren Händen IST, dass man gewohnt ist fleissig auszugeben, ohne dass man auf den Cent achten muss. Es ist offenbar genügend da!

sven69
4 Jahre her

„CO2-Steuer“ hört sich halt besser an als „Migrantenabgabe“ und ist auch besser zu verkaufen.

Was ich wirklich spannend finde ist zum einen: was passiert wenn der Klimahype abgeebbt ist und zweitens: welche Sau wird als nächstes durchs Dorf getrieben um den nächsten Griff in den Geldbeutel des Steuerzahlers zu rechtfertigen ?