#NRWIR – Hanni im Märchenland

Unter „Wir Malocher“ sehen wir eine junge Frau mit Mops auf dem Schoß zu Hause vor einem Computer. Zechen geschlossen, Bergwerke stillgelegt (CO2!) und Opel französisch – da setzt die ehemalige Arbeiterpartei auf freiberufliche Frauenpower.

Eigentlich ist die Sache im Homeland NRW doch längst geritzt. Grüne raus, FDP rein. Hannelore bleibt, wo sie hingehört. Aber warum wird der Wähler, der sich im erfolgreichsten Bundesland der Welt gemütlich eingerichtet hat, trotzdem mit unpassenden Plakaten verwirrt?

Muss die SPD im Homeland NRW – trotz unfassbarer Erfolge in der Regierungsarbeit – überhaupt noch Wahlwerbung machen? Eindeutig Ja! Schließlich hat selbst der liebe Gott es nötig, dass für ihn die Glocken geläutet werden. Der Vergleich mag ein klein wenig das Bein nachziehen – aber bezweifelt ernsthaft jemand, dass Hannelore Kraft als Ministerpräsidentin zu NRW gehört wie Creme zur Tagespflege?

Das Bild mit der Creme führt uns schließlich zum eigentlichen Thema dieses Beitrags, denn wer an Creme denkt, der denkt sofort an Nivea, und schon sind wir bei Werbung, die voll in die Hose geht. Nivea, ein Mittelständler aus Norddeutschland, hatte ein Deo auf den US-Markt gebracht, das mit dem Satz beworben wurde: White is Purity, Weiß ist Reinheit. Die Welle der Rassismus-Empörung brandete bis in hiesige integrationssensible Kreise.

Man muss nun wirklich kein Hellseher sein, um Hannis SPD einen ähnlichen Shitstorm zu prophezeien. Ausgerechnet im Musterland von Integration, Inklusion und Indisposition schockiert die Partei mit dem großen Arbeiter-Herzen für Zugewanderte mit Plakaten, die jedem Flüchtlingsaktivisten eigentlich das Blut in den Adern gefrieren lassen müsste. Guckstu:

Unter „Wir Malocher“ sehen wir eine junge Frau mit Mops auf dem Schoß zu Hause vor einem Computer sitzen. Zechen geschlossen, Bergwerke stillgelegt (CO2!) und Opel französisch – da setzt die ehemalige Arbeiterpartei voll auf freiberufliche Frauenpower. Soweit, so richtig! „Wir Schlaumeier“ zeigt zwei kleine Mädchen, die Spaß mit einem Bilderbuch („Hanni im Wunderland“?) haben. Das Motiv „Wir Rabauken“ zeigt einen lachenden Opa im Park, umringt von fünf Kindern. Und jetzt kommt’s: Nur zwei der Kiddies lassen auf einen Migrationshintergrund schließen, und diese zwei sind auch noch angeschnitten und abgedunkelt. Skandal! Der Opa, die Schlaumeier, die Malocherin auf den Plakaten, es stockt die Hand beim Schreiben: Blond und blauäugig.

Keine qualifizierte Migrantin auf den Plakaten wie Sawsan Chebli mit Laptop (Mag sie keinen Mops? Hundebesitzer wählen traditionell SPD.)? Und wer hält althergerbachte Familienwerte höher als Familienclans aus arabisch-muslimischen und anderen Kulturkreisen, also solchen, die noch nicht so lange hier leben? Wo bleiben die bildungsbejahenden Fotos vom Pausenhof einer Gesamtschule mit Minimalstanteil derer, die schon länger hier leben? Und dazu immer Hannelore mittenmang (ist Jägers Ralf auf Dienstreise?).

Apropos Bildung: Auf den Plakaten steht als eine Art Absender „#NRWIR“. Auch wenn das „Schreiben nach Gehör“ gerade bei Rot-Grün total angesagt ist, muss es doch richtig heißen: #NRWIRR.

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Kommentare ( 63 )

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6 Jahre her

Man muss fair bleiben:
Die „Favela an der Spree“ ist NRW schon noch etwas voraus.
Aber NRW holt mit Riese schritten auf.
In Duisburg Marxloh, Dortmund und Köln gibt es auch schon „Favelas am Rhein“

AngelinaClooney
6 Jahre her

1 Million „Likes“ für Ihren Beitrag Herr Paetow! Danke und ein herzliches „Schlaf NRW, schlaf…..“. Wobei am Wochenende wachen sie ja wieder auf und kämpfen gegen „Rechts“: Gegen eine demokratisch legitimierte Partei, die die Probleme wohl auch auf Wahlplakaten anspricht, werden 50.000 Gegendemonstranten erwartet.

F. A. Remmlov
6 Jahre her

Schöne heile Agentur-Scheinwelt: Homeoffice. Lichtdurchflutet und sauber. Autochthone Tussi mit angesagtem Mops, der große iMac, nobles Rennrad, „Artemide“ Design-Schreibtischleuchte, hippe Headphones und schicke, teure Eyewear (Brille) – alles in allem gut 6.000 Euro. Und dahinter noch das total korrekte Förderrad einer (stillgelegten?) Zeche.
Als malochende Reinigungsfachkraft müsste ich für 6.000 Euro lange „stricken“, zumal das Putzen im Homeoffice, quasi von zuhause aus, für mich keinen ökonomischen Sinn machte. Wenn ich wahlberechtigte Reinigungsfachkraft in #NRWIR wäre, wüsste ich, wen ich ganz sicher nicht mehr wählen würde: SPD.

Luisa
6 Jahre her

Izmir noch schlechter. Wenn ich nur an das „Nail Design“ denke!!! Nannte man früher auch Maniküre (für die Walküre – man denke an Bayreuth).
Ihre Leukos scheinen hellseherische Fähigkeiten zu besitzen, denn heute wurde die „bunte Vielfalt“ mal wieder trefflich vorgeführt.
Aber interessant, dass Erbsen und Bohnen grün sind, es sei denn Wachsböhnchen – gelb, aber auch nicht mehr meine Farbe, seit dieser haarverpflanzte Dreitagebart Tönchen von sich gibt.
In diesem Sinne vergessen wir Izmir. Salem aleikum.

claudia50
6 Jahre her

made my day

Helga Köller
6 Jahre her

Das ist eine phantastische Ergänzung zu dem obigen Artikel. Die Erfahrungen mit Plakatierungen, die wir zu DDR Zeiten machen durften wiederholen sich. Da ich nicht Bürger im Homeland NRW bin, freue ich mich schon auf die Plakate zur Bundestagswahl. Ich vermute mal, da wird uns ähnliches präsentiert. Ich habe das früher geflissentlich übersehen und tue gleiches auch heute. Das Schlimme ist, dass wir alle diesen horrenden Blödsinn mit unseren Steuergelder bezahlen müssen.

Heinz
6 Jahre her

Weil die meisten ihre Informationen aus den „angeschlossenen Funkhäusern“ und aus ihrer lokalen Lückenpresse beziehen, deren Aufgabe darin besteht, mittels Ausblendens relevanter Sachverhalte system- und blockparteien-oppositionelle Gedanken gar nicht erst aufkommen zu lassen. Das Ganze ist ein Kontrollsystem, welches aus Sicht der Profiteure bemerkenswert gut funktioniert.

Daniela Gmeiner
6 Jahre her
Antworten an  Heinz

Propaganda made in DDR. -:)
Wer nicht wie unsere „Dunkeldeutschen“ das Lesen und Hören zwischen den Zeilen beherrscht, dem ziehen die MSM und die ÖR das Fell über die Ohren.
Als alte, weiße Wessifrau mußte ich dies nach 2005 erst
lernen.

Johann Thiel
6 Jahre her

Ja, der Herr Paetow und das Homeland. Eine liebe für’s Leben. Immer wieder köstlich. Danke!

Eichhörnchen
6 Jahre her

Zu Ihrer Frage nach Cheblis mutmaßlicher Einstellung zu Hunden: Dem gläubigen Muslim sind nur Jagd- und Hütehunde und Hunde „für die Landwirtschaft“ erlaubt, alles andere ist haram – Sünde.

claudia50
6 Jahre her
Antworten an  Eichhörnchen

Als Rudelmitglied in der Köterrasse erwünscht.

Erklärungsversuche
6 Jahre her

So verstrahlt wie die NRW-BRDler sind, tippe ich auf eine extrem wirksame halluzinogene Droge in übertrieben krasser Dosierung im NRW-Trinkwasser.
Anders sind die Zustände und Leute dort nicht mehr zu erklären.
Das befürchte ich übrigens für weite Teile des Bundesgebietes.

Ruhrler
6 Jahre her
Antworten an  Erklärungsversuche

Na also bitte, nicht alle sind so. Da darf jetzt aber kein Generalverdacht aufkommen. Der Ruhri an sich ist halt viel besser in die muslimische Community integriert als anderswo, deshalb kommt er mit den „Vorfällen“ auch besser klar. Arbeitsplätze sind auch nicht Top Priority, muss ja auch nicht sein wenn andere zahlen. Ausserdem kann man sich auch an ein Gruselkabinett gewöhnen, es muss nur lange genug weh tun.