LRF vergiftet den Konsens in Deutschland

Tomas Spahn bezeichnet mit LRF – der Lingua Reipublicae Foederatae – die Systemsprache jener politmedialen Klasse, die der Bevölkerung der Bundesrepublik das eigenständige Denken abnehmen möchte.

© Steffi Loos/Getty Images

Die Tatsache, dass Sprache das Bewusstsein prägt, ist nicht erst seit Victor Klemperer bekannt. Der verfasste als jüdischer Deutscher und Literaturwissenschaftler, Germanist und Romanist ein Buch mit dem Titel „LTI“ – ein Akronym, welches im ersten Moment wenig nachvollziehbar scheint und vermutlich deshalb einer breiten Masse des Volkes eher unbekannt blieb.

LTI, das steht bei Klemperer für Lingua Tertii Imperii. Deutsch: Die Sprache des Dritten Reichs. Er wollte damit zum Ausdruck bringen, dass politische Systeme eine eigene Sprache entwickeln, mittels derer das Volk auf eine von der politischen Führung gewollte Denke verpflichtet wird, ohne dass dieses diesem bewusst wird. Denn Klemperer hatte bereits früh erkannt: Sprache prägt nicht nur das Denken – es produziert als Systemsprache auch systemkonformes Handeln. Deshalb nun habe ich mich dazu durchgerungen, bei der Betrachtung des Gegenwärtigen nur noch von der LRF – der Lingua Reipublicae Foederatae – zu sprechen und damit die Systemsprache jener politmedialen Kaste zu meinen, die dem Volk der deutschen Bundesrepublik das Denken abnehmen möchte.

Von „Gesundheitsreform“ und „Deutschtürken“

Vor ungefähr zehn Jahren hielt ich vor Studenten der Universität Greifswald einen Vortrag über die Manipulation durch Sprache. Damals machte ich das im Wesentlichen an zwei konkreten, zeitaktuellen Beispielen deutlich: Der „Gesundheitsreform“ und den „Deutschtürken“.

Beiden Begriffen war eines gemeinsam: Sie sollten von den realen Inhalten des scheinbar zu beschreibenden ablenken, um so jenseits der Wirklichkeit eigene, den Tatsachen nicht entsprechende „Wahrheiten“ zu schaffen:

Bei der „Gesundheitsreform“ endete die Betrachtung mit der Feststellung, dass es sich dabei inhaltlich weder um „Gesundheit“ noch um „Reform“ handele – von dem sprachlichen Unsinn, dass „Gesundheit“ nicht reformierbar ist, ganz zu schweigen. Denn tatsächlich handelt es sich bei den sogenannten Gesundheitsreformen immer nur um eines: Wie das staatlich verordnete, durch Bürgerzwangsbeiträge zu finanzierende Krankenkassenwesen noch mehr Einnahmen generieren kann, um die ständig steigenden Ausgaben zu decken. Weshalb es weder um Gesundheit, sondern de facto um Krankheit, und hier nicht um diese, sondern tatsächlich um jene Verwaltungsmonster namens Krankenkassen geht – noch es sich um eine Reform handelt. Denn – und das trifft so ziemlich auf alles zu, was in der LRF als Sprache des politischen Systems als „Reform“ tituliert wird – eine Reform im eigentlichen Wortsinne bedeutet eben nicht Fort- oder Weiterentwicklung, sondern Rückkehr zu den Ursprüngen, deren eigentliche und im Sinne der sachgerechten Beurteilung als richtig zu bewertende Intention über die Zeit verloren gegangen ist.

Wenn wir also schon irreführend so tun wollen, als ginge es beim Krankenkassenwesen um Gesundheit und nicht um Krankheit (wie sagte damals schon meine kluge Hausärztin in der Berliner Wilhelmstraße: „Gesunde brauchen keine Medizin!“), dann wäre zutreffend von Gesundheitswesenevolution zu sprechen. Noch korrekter wäre jedoch „Krankenkassenfinanzierungswesenevolution“ – denn damit wäre das, was die Politik dem Dummbürger regelmäßig als „Gesundheitsreform“ zu verkaufen sucht, nun tatsächlich korrekt beschrieben.  Eben darum geht es bei jeglicher „Gesundheitsreform“: Ein staatlich verordnetes Modell der Vergesellschaftung von Kosten, welche für die Heilung oder Betreuung von Kranken anfallen, zu finanzieren.

Da nun aber dieses den Sachverhalt korrekt beschreibende Wortmonster nicht nur sprachlich ungefällig ist, sondern dem zu melkenden Bürger auch den wahren Sachverhalt vor Augen führen würde, kamen pfiffige Leute auf die Idee, aus der  Krankheit in Umkehrung der Situation eine „Gesundheit“ zu machen, und aus der ständig aufzustockenden Finanzierungsnotwendigkeit eine „Reform“. Beides sind Begriffe, die in der Assoziation positive Gefühle wecken. Wem schon wäre es nicht oberstes Anliegen, seine Gesundheit zu erhalten? Und wer denkt schon darüber nach, dass eine „Reform“ in ihrem Sinngehalt der Weg zurück in etwas früheres ist – und nicht, wie heute assoziiert, einen Schritt nach vorn in eine sinnvolle Richtung meint? Weshalb – dieses nur am Rande und um damit eine aktuell die Köpfe vernebelnde Sprachverwirrung aufzulösen – die wahren Reformer jener als Islam bezeichneten Imperialismusideologie auch nicht jene Pseudo-Liberalen sind, die durch Talkshows tingeln und „Reformmoscheen“ gründen, sondern jene Salafisten, die den in die Jahre gekommenen Islam zurückführen möchten auf seine einst von Mohamed definierten Ursprünge.

Damit sind wir nun beim zweiten Begriff: Dem des „Deutschtürken“. Konkreter Anlass war das Schicksal eines gewissen Murat Kurnaz, Sohn türkischer Staatsbürger, die zwecks Gelderwerbs in die deutsche Hansestadt Bremen gezogen waren und dort jenen Murat gezeugt hatten. Der war im Zuge des US-amerikanischen Kampfes gegen die Islamterroristen (welche in der LRF ebenso fälschlich als „Islamisten“ bezeichnet werden, hatten doch Islamwissenschaftler bereit in der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts über Publikationen der Bundeszentrale für Politische Bildung den Nachweis erbracht, dass es keinen „Islamismus“ gibt, weil der Islam selbst alle Kriterien dieses sogenannten „Islamismus“ erfüllt) in die Fänge der CIA geraten.

Bundesdeutsche Politikgrößen und selbsternannte Menschenrechtler (auch so ein LRF-Begriff, dessen tatsächlicher Inhalt zu hinterfragen wäre allein schon deshalb, weil jedwede nachvollziehbare Definition dessen, was ein „Menschenrechtler“ im Sinne einer Berufsbezeichnung sein soll, bis heute aussteht) hatten damals den bereits eingeführten Begriff des „Deutschtürken“  genutzt, um damit eine Haftung und Einsatzverpflichtung der bundesdeutschen Regierung einzufordern. Tatsächlich aber war Kurnaz ebenso wenig „Deutschtürke“ wie all seine in Deutschland lebenden Mitbürger, die nach wie vor ausschließlich über einen türkischen Pass verfügten und sich in Germanien ausschließlich deshalb aufhielten, um den misslichen ökonomischen Bedingungen in ihrer Heimat zu entgehen.

Die Regeln der deutschen Sprache sind recht eindeutig – und simpel. „Deutschtürke“ kann danach nur jemand sein, der türkischer Staatsbürger mit deutschen Wurzeln ist. Ein deutscher Staatsbürger mit türkischen Wurzeln hingegen wäre korrekt als Türkdeutscher zu bezeichnen. Kurnaz jedoch war weder das eine noch das andere. Er war türkischer Staatsbürger mit Wohnsitz in Bremen. Als solcher hatte Deutschland ihm gegenüber nullkommanull Verpflichtungen – und um sein missliches Schicksal in den Fängen der CIA zu mindern, lag jegliche Zuständigkeit ausschließlich bei türkischen Behörden.

Doch hier wie in der inflationären Verwendung des „Deutschtürken“ für alle türkischen Staatsbürger mit Wohnsitz in Deutschland diente die LRF ausschließlich einem politischen Ziel: Es sollte eine deutsche Verantwortung organisiert werden für jene, für die außer den Verbindlichkeiten aus sozialversicherungsrechtlichen Vorgaben keinerlei bundesdeutsche Verantwortung besteht. Um es also kurz zu machen: Es sollte und soll mit dem Unbegriff etwas germanisiert werden, was per se nicht germanisch ist. Was wiederum manch einem der LRF-Schöpfer irgendwann auch bewusst  wurde, weshalb das Unkonstrukt einer doppelten Staatsbürger geschaffen wurde  – und damit der Begriff des Deutschtürken nun tatsächlich zwar einen sprachlich immer noch falschen, dennoch aber interessanten Beigeschmack erhält. Denn nun werden plötzlich Türken, die sich als solche identifizieren, zu staatsbürgerrechtlichen Deutschen. Sie erhalten also zu ihrer türkischen Staatsbürgerschaft und Identität ein bundesdeutsches Wohlfühlpaket, statt dass man ihnen die einzig richtige Frage stellt: Wollt Ihr lieber Türken oder lieber Deutsche sein? Diese Entscheidung darf weder der eine noch der andere Staat für diese Personen treffen – es kann nur ihre eigene sein, und sie sollte für in Deutschland geborene und in deutschen Wertvorstellungen Aufgewachsene in der Regel ebenso leicht zu beantworten sein wie für jene, die trotz deutschem Geburtsort mit der immer noch halbwegs liberalen Gesellschaft der Republik nicht warm zu werden vermögen.

LRF und Sprachverbot

Die LRF hat sich seitdem kontinuierlich weiterentwickelt und sich mittlerweile von der Schöpfung unzutreffender Falschbegriffe um konkrete Sprachverbote erweitert. Ein ständig sich wiederholender LRF-Begriff ist heute beispielsweise jener der „Parallelgesellschaft“, der etwas eigenständig, vollwertiges beschreiben soll, welches sich in der bundesdeutschen Gesellschaft entwickelt, weil diese nicht die Bereitschaft gezeigt habe, die Parallelgesellschaftler angemessen zu integrieren. Tatsächlich jedoch handelt es sich bei den Parallelgesellschaften um Gegengesellschaften. Es sind Gesellschaftsmodelle, die wie in Kapseln in der sie umgebenden bundesdeutschen Gesellschaft existieren, ohne auch nur die geringsten Anstrengungen zu unternehmen, diese Kapseln zu verlassen. Und sie wurden auch nicht von der bundesdeutschen Gesellschaft gezeugt, sondern von den Gegengesellschaftlern, die der deutschen Gesellschaft und Deutschland feindlich gegenüberstehen, mitgebracht. Der bundesdeutsche Fehler war es, nicht gegen die Gegengesellschaften gewirkt zu haben, sondern sie sich vielmehr als „Multikulti“ schönzureden.

Unterwerfung
Jerusalem: Weihnachtsmärchen im Heiligen Land
Das LRF-Sprachverbot findet sich beispielsweise beim Begriff „Neger“ oder „Mohr“, welche über Jahrhunderte gängige und nicht diskriminierende Begriffe der deutschen Sprache waren, mit denen Dunkelhäutige vom afrikanischen Kontinent beschrieben wurden. Der „Neger“ – heute als Schimpfwort diffamiert – war und ist nichts anderes als die eingedeutschte Version des spanischen „Negro“. Und es bedeutet genau das, was die LRF uns heute als Sprachdiktat vorzuschreiben versucht: „Schwarzer“. Die Abneigung gegen den Begriff „Neger“ ist gleichsam einer Amerikanisierung der deutschen Kultur geschuldet. Denn dort war, wie es bereits Karl May in seinen Werken beklagte, aus dem „Negro/Neger“ ein „Nigger“ geworden. Dieser Nigger war allerdings eine Herabwürdigung – und niemals Bestandteil der deutschen Sprache, welche ihm mit „Negerkuss“ und „Mohrenkopf“ gänzlich diskriminierungsfeindlich noch überaus angenehme Kindheitserinnerungen zuteilwerden ließ.

Mit dem „Mohren“, der als „Mohr von Venedig“ sogar Einzug in die Weltliteratur hielt, war es ähnlich wie mit dem Neger. Dieser Begriff leitet sich ebenfalls aus dem Spanischen ab und beschreibt dort jene islamischen Mauren, die im Zuge der arabischen Expansion die iberische Halbinsel überrannten. Der Mohr war daher ursprünglich kein Neger, sondern einfach ein Afrikaner mit dunklerer Hautfarbe – und auch das war nicht diskriminierend gemeint, sondern schlicht als beschreibender Begriff einer in Europa nicht heimischen Population. Dennoch sah sich der Schokoladenfabrikant Stollwerck zwischenzeitlich genötigt, aus dem überaus beliebten Sarotti-Mohr einen Michael Jackson zu machen und dem als Mohren bezeichneten Neger mit dem bunten Turban eine helle Hautfarbe zu verpassen. Offiziell heißt nun der Sarotti-Mohr „Sarotti-Magier der Sinne“ – und man fragt sich willkürlich, ob man dem berechtigten Anliegen, Neger ebenso selbstverständlich als Mitmenschen zu betrachten wie „Weißbrote“ (gängige, nicht beanstandete Bezeichnung für Menschen weißer Hautfarbe durch Schwarze), nicht einen Bärendienst erweist, wenn man aus einem positiv belegten, geliebten und als Markenfigur weltweit bekannten Mohren einen weißhäutigen Magier macht. Als Schwarzer jedenfalls hätte ich vermutlich ein ungutes Gefühl, als Träger einer Marke ungefragt plötzlich durch einen Weißen ersetzt zu werden.

Doch LRF findet sich nicht nur im Sprachverbot, sondern eben auch in der Begriffsverwirrung. „Flüchtlinge“ als schönfärberischer Sammelbegriff für jeden, der sein ökonomisches Glück in Europa sucht, ist hier schon eine Idiotie der Sonderklasse. Denn im Bewusstsein der Leute wird nun der Flüchtling, der als Opfer von Krieg und Vertreibung vorübergehend unsere Hilfe sucht, zum illegalen Wirtschaftsmigranten, der in seinem barbarischen Kulturverständnis auf der Kölner Domplatte in Horden Frauen begrabscht, wenn ihm nicht nach schlimmerem der Sinn steht. Gleiches gilt auch für den Begriff des laut Grundgesetz besonders geschützten „Asylbewerbers“. „Asyli“ ist dank LRF-Sprachdiktat beim einfachen Volk schon längst zum Sammelbegriff für Sozialschmarotzer geworden. Dem formelleren „Asylanten“ geht es kaum besser. Hier formen sich – anders als beim Neger – tatsächlich gutgemeinte Begriffe in Schimpfwörter und Schmähungen um – und die Gralshüter der LRF versuchen, gegen diese von ihnen verursachte Entwicklung durch noch mehr Sprachdiktat und im Zweifel gerichtlich verfassten Sprachdiktatsurteilen und der Neuschaffung von unjuristischen Rechtskriterien wie der „Hasskriminalität“ zu wirken.

Der Basisfehler der Ideologen in Deutschland

Dabei begehen die Ideologen der LRF einen Basisfehler, den selbst die härteste Diktatur nicht zu vermeiden in der Lage ist: Sie schaffen neuen Kategorien des Denkens, die sich gegen das vermeintliche Ziel des Sprachdiktats wenden. So ist es mittlerweile LRF-Normalfall, alles, was sich auch nur ein Jota außerhalb der LRF bewegt, als „rechts“ zu bezeichnen – eine vorgeblich politische Einordnung, die ursprünglich sich an der parlamentarischen Sitzordnung orientierte und den wertkonservativen Teil der Abgeordneten beschrieb. LRF allerdings hat es zwischenzeitlich geschafft, diesen Begriff als synonym für jegliche Form der System-Unkonformität zu wandeln und dabei alles, was im Sinne der LRF unkonform ist, zu kriminalisieren.

Da nun aber die LRF immer mehr Unkonformitätstatbestände produziert, fallen zunehmend mehr in die Rubrik der „Rechten“. Was ist die unvermeidbare Folge? Immer mehr – zunächst noch unterschwellig, doch mit jeder Unkonformität sich dessen bewusster werdend – müssen sich selbst als „Rechte“ begreifen. Und als solche werden sie zwangsläufig auch dann zu Gegnern des Systems selbst dann, wenn sie sich aus Furcht vor Repression nach Außen jegliche Mühe geben, diese Gegnerschaft nicht offenkundig erkennbar werden zu lassen.

Das Bemerkenswerte daran: Wie jede Diktatur reagiert das System der LRF nicht mit einer Anpassung an diese Entwicklung, um so die verloren gehenden Bürger zurück in einen gemeingesellschaftlichen Konsens zu holen, sondern mit noch mehr Restriktion und Denk- wie Sprachverbot. Dadurch wirkt LRF als ständiger Boost für jene Kräfte, die sich LRF nebst dem durch dieses repräsentierten System widersetzen. Der Bruch, den eine solche Entwicklung in das Gemeinwesen treibt, ist längst nicht mehr zu übersehen. Und er kann, wenn ihm nicht Einhalt geboten wird, in ein Zerbrechen der Gesellschaft in Deutschland führen, in dem sich dann die Vertreter der LRF und deren Opfer unerbittlich gegenüber stehen.

LRF vergiftet den Konsens in Deutschland

LRF vergiftet – wie einst bei den nationalen Sozialisten – den innergesellschaftlichen Konsens. Sie vernichtet über die Gemeinsamkeit von Sprache die Gemeinsamkeit von Kultur und Identität – und genau dieses ist auch ihr ideologisches Ziel. Menschen sollen „umgeformt“ werden. Pol Pot versuchte dieses einst auf seinen Killing Fields. Die bundesdeutschen Ideologen derzeit noch mit LRF. Über kurz über lang werden sie allerdings wie bereits der als Bundesminister der Zensur amtierende Saarländer es längst schon hat, begreifen, dass LRF nur funktioniert, wenn die Restriktionsschraube beständig weiter angezogen wird.

Das Ergebnis kann sich in zwei Varianten realisieren. Entweder, die tumbe Masse akzeptiert die Fremdbestimmung und wird von Tag zu Tag mehr darauf achten, bloß keine unkonformen Gedanken zu formulieren oder der LRF widersprechenden Begriffe in den Mund zu nehmen (die Wunschvorstellung der LRF-Ideologen) – oder der Deckel auf dem aktuell bereits gärenden Fass wird eines nicht allzu fernen Tages weggesprengt und die Vertreter der LRF fliegen unter dem Druck der Straße in alle Himmelsrichtungen.

Zu vermeiden wäre eine solche Entwicklung nur, wenn die Ideologen der LRF sich nebst ihren Restriktionsinstrumenten zurücknähmen und auf den Boden einer gemeinsam getragenen Kultur nicht nur der Freiheit der Sprache zurückkehrten. Jedoch – wann hätte es so etwas schon einmal in der Geschichte gegeben? Wann hätten sich Diktatoren selbst zu ihren Irrtümern bekannt und sich zurückgezogen, ohne dass Gewalt sie dazu gezwungen hätte? Doch zitieren wir zum Abschluss vielleicht einfach den Volksmund mit der Erkenntnis: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Also sollten wir sie noch nicht aufgeben, diese Hoffnung darauf, dass LRF nur ein vorübergehendes, misskonstruiertes Phänomen in Deutschland ist  – und weiter auf ein Wunder hoffen.

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Kommentare ( 72 )

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Frank
6 Jahre her

Sehr guter Artikel. In der DDR wurde Viktor Klemperers „LTI“ in Kleinstauflage gedruckt und unter der Hand verkauft. Es wurde an zuverlässige Freunde und Familienmitglieder weitergegeben und natürlich im vertrauten Kreis diskutiert. Der Sprachgebrauch des 3. Reiches wurde mit den offiziellen Sprachgebrauch der DDR-Nomenklatura verglichen. Die Staatsartikel wurden im kleinem Kreis seziert, Lügen und Halbwahrheiten aufgedeckt und realitätsbezogen neu geschrieben und „unters Volk gebracht“. Dazu benutzte ich in unserem Privatbetrieb einen Typenraddrucker von „Robotron“, wobei für den Druck ein separates Typenrad und eine separate Druckerkassette verwendet wurden, die danach wieder entfernt und versteckt wurden. Für die offizielle Tätigkeit wurden diese… Mehr

Scardanelli
6 Jahre her

Das Unternehmen, Klemperers Lingua Tertii Imperii zeitgemäß fortzuführen, ist gewiss zu begrüßen. Der Titel Lingua Republicae Foederatii scheint allerdings irgendwie verunglückt. Die Form Foederatii gibt es nicht. Sollte foederatus – verbündet – gemeint sein, wäre ein foederati als genitiv sing. oder nom. plur., masc. möglich aber unsinnig – republica, die res publica heißen muss, ist femininum. Lingua rei publicae foederatae wäre möglich, bedeutete aber verbündete Republik. Wahrscheinlich ist Lingua rei publicae foederalis möglich, doch sollte sich lieber ein Altphilologe dazu äußern.

Unterthänigst
Scardanelli

Wolfgang M
6 Jahre her

Mir fällt auf, dass die Politik Sprache ändern darf. Normalerweise formt das Volk die Sprache. Der Begriff Ehe war wirklich eindeutig definiert als die Verbindung zwischen Mann und Frau. Die Politik meinte nun, den Begriff umdefinieren zu müssen, in Leute, die Verantwortung füreinander übernehmen. Als dann andere meinten, dann könnte es auch die Kinderehe, die Geschwisterehe oder die Mehrehe geben, dann waren diese Sprachschöpfer fast sauer. Hätte es nicht gereicht, dass man gesagt hätte, dass die gleichgeschlechtliche Partnerschaft rechtlich einer Ehe absolut gleichgestellt wird. Das Volk hatte eigentlich schon einen prägnanten Begriff dafür: Homo-Ehe. Das war die Sprache des Volkes.… Mehr

Gerd
6 Jahre her

Vielen Dank für den interessanten Beitrag. Da verbleibt mir für 2018 an tichyseinblick nur der Wunsch einer Übersetzung des derzeitigen LTR, die auch der dümmste unter den Blinden in diesem Land versteht. Ich werde dies dann gern an Stadttore nageln, auf die Wartburg flüchten und dort meiner Heilisprechung harren.

Chrissy
6 Jahre her

Wie immer ein super Artikel.

Gerd
6 Jahre her

Ich brauche zur Beschreibung dessen, was derzeit passiert nur wenige Worte: absoluter linksgrünfaschistischer Vernichtungswille bis zum Endsieg.

Baucis
6 Jahre her

Die Hoffnung stirbt womöglich zuletzt und Wunder dauern etwas länger, lieber Herr Spahn, jedoch bleibt die Skepsis. Denn zu LRF, gesellt sich zukünftig die „einfache Sprache“……..LRF in einfacher Sprache……….schade um unsere Kultur.
Haben Sie Dank für Ihren trefflichen Beitrag!

R. Müller
6 Jahre her

Hoffen allein wird nicht reichen…. Das hat die Geschichte hinlänglich bewiesen.

Jasmin Gerigk
6 Jahre her

„Wenn Freiheit etwas bedeutet, dann das Recht, den Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen.“ (George Orwell)
Spracherziehung kann nur dann funktionieren, wenn sich eine Mehrheit erziehen lässt, sei es aus Angst vor Repressalien, der Hoffnung auf eigene Vorteile, weil es gerade en vogue ist, oder weil sie gar nicht merken, dass sie (um-) erzogen werden.
Sprache war und ist schon immer ein Machtmittel gewesen, wird es auch bleiben. Aber jeder einzelne kann immer frei entscheiden, ob er das mitmacht, oder eben nicht. Schwierig, aber es geht (noch)!

Hartmut Pilch
6 Jahre her

P.P.S. in klassischem Latein müsste es ferner „rei publicae“ statt „republicae“ heißen.