Die Alternative: In der Sonne liegen

Die Aufkündigung des Bretton-Woods-Abkommens hat auch einen Wettlauf der Währungsräume zur Folge. Jede Seite wirft der anderen eine Manipulation der Währung vor.

KAREN BLEIER/AFP/Getty Images
This photo shows the US Federal Reserve Building in Washington, DC. Also known as the Federal Reserve or informally The Fed, is the central banking system of the United States.

Schon einmal hat ein US-Präsident durch unilaterales Handeln die Welt grundlegend verändert. Gestern vor 47 Jahren, am 15. August 1971, kündigte der damalige US-Präsident Richard Nixon in einer Fernsehansprache die Einlösepflicht von Dollar-Reserven anderer Notenbanken in Gold durch die US-Notenbank FED auf. Die Kosten des Vietnamkrieges wuchsen Amerika über die Ohren. Wie immer in der Währungsgeschichte wurde dies durch eine Inflationierung der Geldmenge finanziert. Letztlich wurde der Vietnamkrieg also durch die Teilnehmer am Bretton-Woods-Abkommen bezahlt, die ihre Dollar-Reserven nicht mehr in Gold einlösen konnten. Seitdem gibt es keinen Anker mehr: Die Notenbanken steuern die Geldmenge ihres Währungsraumes nach eigenen Regeln. Letztlich beruhen Währungen heute nur noch auf dem Vertrauen in die Politik der Notenbanken und die Politik der jeweiligen Regierungen. Dass dieses Vertrauen schnell schwinden kann, sieht man dieser Tage in der Türkei.

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Bis zu Nixons Fernsehansprache galt die Nachkriegsgeldordnung, die zum Ende des 2. Weltkrieges im amerikanischen Bretton Woods beschlossen wurde. Darin sicherten die USA allen teilnehmenden Staaten zu, Dollar-Reserven anderer Notenbanken jederzeit in Gold einzulösen. Als Kurs wurden 35 Dollar je Feinunze Gold festgelegt. Nach heutigem Kurs entspricht dies rund 1.180 Dollar je Feinunze Gold, dem 34-fachen Wert. Oder anders ausgedrückt: Der Dollar hat seit der Festlegung im Jahr 1944 97 Prozent seines Wertes eingebüßt. Anderen Währungen ging es nicht wesentlich besser. Die Deutsche Mark hat bis zu ihrer Aufgabe 1999 rund 85 Prozent ihres Wertes verloren.

Das heutige Teilreservesystem, bei dem Geld fast nur durch Kreditvergabe der Banken produziert wird und die Notenbanken dies indirekt durch geldpolitische Maßnahmen wie der Festlegung eines Mindestreservesatzes, eines Leitzinses und anderer Maßnahmen steuern, sollte eigentlich Vertrauen schaffen. Die Folge ist jedoch ein sehr fragiles Währungssystem, das zu einem massiven Anstieg der Verschuldung geführt hat. Allein in den letzten 10 Jahren sind die weltweiten Schulden von 178 Billionen US-Dollar auf 247 Billionen US-Dollar (+39 Prozent) angestiegen. Die Welt ist mit 318 Prozent zur weltweiten Wirtschaftsleistung verschuldet. In der gleichen Zeit ist jedoch die weltweite Wirtschaftsleistung lediglich um 25 Prozent gestiegen und beträgt heute 80 Billionen US-Dollar. Mit immer mehr neuen Schulden wurde also relativ gesehen ein geringeres Wirtschaftswachstum finanziert.

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Die Aufkündigung des Bretton-Woods-Abkommens hat auch einen Wettlauf der Währungsräume zur Folge. Jede Seite wirft der anderen eine Manipulation der Währung vor. Donald Trump hat dies jüngst getan. „China, die EU und andere manipulieren ihre Währungen und Zinsen nach unten“. „Wie üblich“ habe es sein Land mit „ungleichen Wettbewerbsbedingungen“ zu tun, schrieb Trump auf Twitter. Das ist richtig und falsch zugleich. Richtig ist, dass die EZB den Zins in der Eurozone manipuliert. Der Leitzins ist seit langem bei Null und die EZB kauft seit geraumer Zeit Anleihen von Staaten und Unternehmen in einer Größenordnung von bald 2.500 Milliarden Euro. Damit sorgt sie dafür, dass die Finanzierungskosten von Staaten und Unternehmen in der Eurozone niedrig bleiben. Gleichzeitig wird aber dadurch auch der Außenwert des Euro zu anderen Währungen tendenziell reduziert und damit der Export von Waren, zum Beispiel nach Amerika, preiswerter. Dennoch ist der Vorwurf von Donald Trump auch falsch, weil er verlogen ist. Mindestens seit 1971 manipuliert die FED den Wert ihrer Währung. 10 Jahre nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers hat die US-Notenbank immer noch Anleihen im Wert von umgerechnet 3.300 Milliarden Euro in ihrer Bilanz. Die FED hat in der jüngsten Finanzkrise lediglich früher als die EZB angefangen, Anleihen zu kaufen und den Leitzins auf Null zu senken. Mit der Einleitung einer leichten Zinswende in den USA kommt jetzt die Anfälligkeit des gesamten Währungssystems wieder zum Vorschein. Die Leitzinserhöhungen der FED auf 2 Prozentpunkte und die Ankündigung von zwei weiteren Zinsschritten in diesem Jahr auf dann 2,5 Prozentpunkten sind der Versuch, langsam Luft aus der Geldblase zu lassen.

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Wird die Luft aus der Blase gelassen, entweicht sie aber zuerst in der Peripherie, da Investoren ihre Gelder aus den für sie unsicheren Schwellenländern abziehen, um sie in den vermeintlich sicheren Hafen zu bringen. So entsteht ein Abwertungsdruck auf die Landeswährung gegenüber dem Dollar und anderen Währungen. Die Folge ist, dass die Länder mit einer massiven Erhöhung ihres Leitzinses reagieren, um die Kapitalflucht zu stoppen. Die Türkei hat inzwischen ihren auf 17,75 Prozentpunkte angehoben, scheut aber weitere Zinsschritte. In der Folge erhöhen sich mittelbar die Finanzierungskosten im eigenen Land, und damit können Investitionen schwerer mit neuen Schulden finanziert werden. Gleichzeitig geraten gesunde Unternehmen, wenn sie in Dollar verschuldet sind, in immer größere Finanzierungsschwierigkeiten, weil sie immer mehr türkische Lira aufwenden müssen, um die Dollarschulden zu bedienen. Wenn in dieser Situation die falschen politischen und wirtschaftlichen Weichen gestellt werden, wie aktuell in der Türkei, dann finden Anpassungsprozesse meist abrupt statt. Staaten, Banken und Unternehmen werden zahlungsunfähig und die eigene Währung kollabiert. Am Bosporus stehen wir kurz davor.

Das einseitige Handeln von Präsident Nixon vor 47 Jahren hat die Grundlage für die heutige Schuldenwirtschaft und die daraus folgenden Blasen gelegt, die jetzt wieder zu platzen drohen. Und wieder zeigt die Entwicklung, dass die von den Zentralbanken manipulierten Zinsen Investitionen anregen, die nur scheinbar gute Renditen abwerfen. In Wirklichkeit wird etwas produziert, wofür wir keine Verwendung haben. Millionen von Arbeitsstunden werden verschwendet – Millionen von Arbeitsstunden, die abgeleistet werden, ohne dass am Ende ein bleibendes Werk entsteht. Es macht keinen Unterschied, ob Sie für Blasen arbeiten oder in der Sonne liegen. Doch die falsche Geldpolitik sorgt dafür, dass Sie Überstunden machen, statt sich zu bräunen.

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Kommentare ( 26 )

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Michael Theren
5 Jahre her

@Kurz Fan
haben Sie eine solide Quelle für JFK?
In der Rede vor den Verlegern, behandlet er5 den Kommunismus als „globale Verschwörung“. in der exekutive order geht es (in meiner Version) um das Prägen einiger Silbermünzen?
Der Mann war nicht beliebt im System, aber etwas konkreter sollte es schon sein….

Michael Theren
5 Jahre her
Antworten an  Michael Theren

Das ist dasProblem mit JFK (der Stone Film war schon beeindruckend), der Mann wird durch den Mord definiert, konkretes über seine Rolle als „Systemänderer“ gibt es wenig (nichts), und dann fängt schon die Diskussion über Internetquellen an, 99,99 % „Fakenews“ – bzw. die die mehr Wissen reden nichtöffentlich….was schade daran ist, ist das Promi-Oppositionelle den Quatsch dann auch verbreiten, entweder also dumm oder betrügerisch sind.

Marc Hofmann
5 Jahre her

Die Basis für Wohlstand und einen Sozialstaat (den man sich leisten kann) liegt in einer MEHRWERTSCHAFFENDEN MARKTGESELLSCHAFT/WIRTSCHAFT…diese Mehrwertschaffende Eigenschaften haben wir in Deutschland auf Grund des Maastricher Vertragsbruch (Schulden EURO), der Energiewende (EEG Subventionsgesetz), CO2 und Kernenergie Bashing (öffentlicher Pranger), Gender statt Bildung, illegale Masseneinwanderung von Analphabeten und Sozialleistungs-Kassenplünderer nicht mehr. Unter der Grün-Sozialistischen Merkel Regierung wurde die mehrwertschaffende Marktwirtschaft zu Grabe getragen und die Verschuldung und der Verschleiß hat das Zepter in Deutschland unter Merkel übernommen.

BK
5 Jahre her

Nach Bretton-Woods werten die Währungen kontinuierliche gegeneinander ab. Mal geht der Euro etwas hoch, mal der Dollar, doch gegenüber Gold verlieren langfristig alle. So simpel wie es ist, 90% der Leute versteht es nicht. Die schauen sich lieber den neuen Aldi-Flyer an, möchte wissen, wie teuer Eistee, Kartoffelchips, und Fertigpizza nächste Woche sind. Dass die Affen bei dieser Menschheit lieber auf den Bäumen sitzen bleiben, dafür habe ich durchaus Verständnis.

GermanMichel
5 Jahre her

„Das Handeln von Präsident Nixon …“ Spätestens seit Trump wissen wir, das ein Präsident Erfüllungsgehilfe von Hintermännern ist, sie sehr ungehalten werden können, wenn sie auf einmal ihres politischen Werkzeugs beraubt werden. Es gibt da immer diese Gerüchte von einer Handvoll Bankerfamilien, die Nixon damals die Hand gehalten haben. Und die Weltgeschichte seit Bretton Woods lässt sich irgendwie auch am besten erklären, wenn man unterstellt dass die echte Weltmacht eben bei diesen Herrschen über das Fiat-Geldsystem liegt, und ihre Interessen die treibende Kraft hinter der Geschichte sind. Könnte man hier eine Kausalkette erkennen: – wer über das Geld herrscht, herrscht… Mehr

Thorsten
5 Jahre her

Es sollte bei dieser „Milchmädchenrechnung“ bei 35 Dollar pro Unze nicht vergessen werden, dass Gold keine Zinsen abwirft, sondern Kosten (Verwahrung und Versicherung) verursacht. Somit war die totale fixierung des Dollars am Gold ein Fehler und hätte an die Inflation indiziert werden müssen. Auch ist dies ein Zeichen der „Asset inflation“, die auch bei Immobilien und Aktien läuft. Darin zu investieren ist sowieso lukrativer als ein paar Goldmünzen zu horten. PS: wem wirklich (beim aktuellen Goldpreiseinbruch) nicht zu helfen ist, der sollte auf Goldminenaktien setzen. Sie wirken als Hebel auf den Goldpreis. Goldcorp, Newcrest und Yamana, besonders mutige können Kinross… Mehr

Goldenmichel
5 Jahre her
Antworten an  Thorsten

Gold muss ja auch keine Zinsen abwerfen, denn es wird ja nicht so hoffnungslos inflationiert wie die FIAT Währungen.
Kurze Frage, warum ist dieser Putin so ein Schlingel ?
Vielleicht desshalb ?
https://amp.businessinsider.com/images/5468a68669bedd8d5581d1e1-960-720.jpg

https://www.businessinsider.com/the-kremlin-is-hoarding-gold-2014-11

Goldenmichel
5 Jahre her
Antworten an  Thorsten

O-Ton „Auch ist dies ein Zeichen der „Asset inflation“, die auch bei Immobilien und Aktien läuft. Darin zu investieren ist sowieso lukrativer als ein paar Goldmünzen zu horten.“ Das sollten Sie mal jemandem in der Türkei oder Venezuela erklären. Hier kurz mal ein kleiner Auszug vom ehm. US FED Bank Chef Alan Greenspan Ohne den Goldstandard gibt es keine Möglichkeit, Ersparnisse vor der Enteignung durch Inflation zu schützen. Es gibt kein sicheres Wertaufbewahrungsmittel. Wenn es so wäre, würde die Regierung das Wertaufbewahrungsmittel illegal machen, wie es im Fall von Gold gemacht hat. Zum Beispiel, wenn jeder entschieden würde alle seine… Mehr

Jochen Selig
5 Jahre her

„Das heutige Teilreservesystem, bei dem Geld fast nur durch Kreditvergabe der Banken produziert wird “ Das ist so nicht ganz richtig, die Kredite können nur dann zu Geld werden, wenn sie bei der Zentralbank hinterlegt werden.

Goldenmichel
5 Jahre her

Vielen Dank Herr Schäffler für ihren Artikel. Tja so ist das mit den Währungen, die kommen und gehen -halt. Währungen sind halt politisch und existieren nur durch den Akt der Proklamierung und Zahlungsmittelgesetze. So wie eine Währung in die Existenz proklamiert werden kann, so kann sie auch wieder spurlos verschwinden. Zu Beginn des Krieges in Jugoslavien haben die Menschen das schmerzlich erfahren. Ich glaube da wurde weiter keien Ansage gemacht, das hatte sich von ganz alleine erledigt. Ungedeckte Währungen sind, per Design, mit einem Selbstzerstörungsmechanismus ausgestattet. Dieser tritt in der Regel so etwa alle 40 Jahre ein. Also, wann nochmal… Mehr

swengoessouth
5 Jahre her

Unser Fiat Money Geldsystem mit den Notenbanken ist das größte Problem unseres Wirtschaftssystems. Dieses gilt es zu überwinden. Nur hat man ein winziges Problem, man hat das ganzes politische System gegen sich.

Thorsten
5 Jahre her
Antworten an  swengoessouth

Die Vorteile des Fiat Money System sind nicht zu unterschätzen. Wie soll denn der wirtschaftliche Verkehr gelöst werden?

Michael Theren
5 Jahre her

Mein Vorschlag; Deutschland wird auf Pump absolut „Luxussaniert“, mit High Tech“ und (echter) Bildung zugepflastert, Akademikermütterpremien inkl., danach dann der Staatsbankrott und ein Neustart mit einer soliden DM – der Euro ist eh hin, Target II ein Witz, aber so hätten wir (der Souverän) wenigstens etwas davon….

Michael Theren
5 Jahre her

Danke Herr Schäffler für das „Lüften“ des Vorhangs….das Weltfinanzsystem als „Reise nach Jerusalem“ auf der Basis eines Schneeballsystems….
Das ganze maßgeblich der Finanzierung des US Haushaltes dienlich…
Jetzt würde mich noch interessieren, warum läßt sich der Rest der Welt das gefallen und welchen natürlichen Personen gehören eigentlich am ende die geldschöpfenden Privatbanken?