Kühltürme des Kernkraftwerkes Philippsburg gesprengt – Strom wird weiter teurer

Noch ist der grün-schwarzen Landesregierung nicht ganz klar, woher der Strom künftig kommen soll. Sie setzt auf Strom von Windkraftanlagen in der Nordsee. Doch noch ist eine neue Superleitung nicht in Sicht, mit der Energie nach Süden übertragen werden könnte.

imago images / Peter Sandbiller
Sprengung der Kühltürme des Kernkraftwerks Philippsburg, Luftbild vom 14.05.2020
Mit einem gewaltigen dumpfen Grollen wurden heute früh die Leute im Rhein-Neckar-Raum geweckt. Um 6.05 Uhr zündeten Sprengladungen, und die beiden Kühltürme des Kraftwerkes wandelten sich zu einer Schuttmasse. Die markanten Bauwerke in der Rheinebene gegenüber von Speyer verschwanden von der Bildfläche.

Ohne vorher einen genauen Termin anzukündigen, ließ Energie Baden-Württemberg EnBW unter Ausschluss der Öffentlichkeit sprengen, so, wie das ansonsten bei großen Sprengungen üblich ist. Offiziell verkündete EnBW, dass sie Menschenansammlungen aufgrund der Coronakrise vermeiden wolle; sie wollten jedoch auch keine Demonstrationen und Proteste. Bei der Stillegung des letzten Blocks am 31. Dezember vergangenen Jahres kam es zu einer »Abschaltparty« von Kernkraftgegnern und zu einer Protestaktion von Befürwortern.

So versinkt nacheinander eine sichere und preiswerte Stromversorgung in Deutschland in Schutt und Asche. Seit 1984 lieferte der zweite Philippsburg-Block mit seiner Leistung von 1.400 MW gleichmäßig und sehr preiswert Strom. Ursprünglich sollte das Kraftwerk nach dem 2002 von der damaligen rot-grün Bundesregierung durchgedrückten Atomausstiegsbeschluss bereits 2016 abgeschaltet werden, doch nach eingehender Kalkulation, bei der erheblicher Strommangel in Deutschland aufgefallen war, sollte es nach einer »Laufzeitverlängerung« bis 2032 laufen. 2011 beschloss der Bundestag die »Energiewende« und damit das Ende von Philippsburg II zum 31. Dezember 2019.

Das Kraftwerk selbst gilt oder galt als sicher und technisch einwandfrei. EnBW beschwerte sich übrigens nicht aufgrund des Wertverlustes in Milliardenhöhe. Das Land und die Landkreise Baden-Württembergs kontrollieren den Energieversorger und lassen ihm einen warmen Geldregen angedeihen.

Still legen ist leicht
Noch ist der grün-schwarzen Landesregierung nicht ganz klar, woher der Strom künftig kommen soll. Sie setzt auf Strom von Windkraftanlagen in der Nordsee. Doch noch ist eine neue Superleitung nicht in Sicht, mit der Energie nach Süden übertragen werden könnte. Das geschieht mit hohen Verlusten, und keinen Strom gibt es im Süden, wenn Flaute an der Küste herrscht. Kretschmann und Co hoffen, dass Frankreich noch länger genügend Strom aus seinen Atomkraftwerken liefern kann.

Demgegenüber wird Strom im kommenden Jahr noch einmal deutlich teurer werden, wie gerade Johannes Teyssen, Chef des Stromversorgers Eon, gegenüber dem Handelsblatt erklärte. Die Strompreise werden nach seinen Worten demnächst »durch die Decke schießen«. Er führt die Corona-Krise als Verstärkungsfaktor an.
Die Verbraucher müssen bekanntlich nach der EEG-Konstruktion die Differenz zwischen den festen, üppigen und garantierten Summen für die Wind- und Solaranlagenbetreiber und den schwankenden Marktpreisen bezahlen. Die Betreiber erhalten diese festgelegte Summen unabhängig davon, ob ihren Strom jemand benötigt oder nicht. Ansonsten käme kein vernünftiger Mensch auf die Idee, mit teurem und wackeligem Windradstrom Geld verdienen zu wollen.

Die still gelegte Industrie verbraucht derzeit erheblich weniger Strom, gleichzeitig lieferten aufgrund der Witterung Sonne und Wind viel Strom. Die Differenz zwischen Garantiesumme und stark gesunkenen Marktpreisen für Strom wird größer. Folge: »Grüner Strom wird gerade hier in Deutschland im nächsten Jahr sogar teurer, weil das deutsche Fördersystem in der Krise seine Schwächen wie unter einem Brennglas zeigt.«

Teyssen fordert daher eine Begrenzung der EEG-Umlage auf maximal fünf Cent. »Zusätzlich brauchen wir eine Senkung der in Deutschland unnötig hohen Stromsteuer auf den europäischen Zielsatz von 0,05 Cent pro Kilowattstunde«, sagte er weiter. Eine Bäckerei beispielsweise müsste so etwa 3.000 Euro, ein privater Haushalt um die 200 Euro weniger an Stromkosten bezahlen.

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Kommentare ( 50 )

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Peter Mallm
1 Jahr her

Es bedarf keiner weitern Worte um fest zu stellen, daß man der Landesregierung BW hier bewußt Sabotage unterstellen darf. Es sollten Fakten geschaffen werden, wohl wissend um den Energienotstand der dieses Land plagt. Kretschmann ist ein bekennender Christ, der 2015 öffentlich bekundete, daß er für Angela Merkel beten würde, weil Sie, mit gewohnter Entschlossenheit, das Problem der sich verschiebenden Bevölkerungspyramide entschieden anging, indem Sie die Grenzen öffnete um Hunderttausende von jungen gebildeten Facharbeitern und Akademikern ins Land zu lassen. Daß deren 75 % in Harz 4 herumhämmerten nach 4 Jahren, war ein Planungsfehler, doch wir alle wissen ja, daß zukunftsgerichtete… Mehr

moorwald
3 Jahre her

Leiden werden vor allem die Jungen. Wer als Kind noch die Nachkriegszeit bewußt erlebt hat, der wird leichter mit mageren Zeiten fertig. Aber die an stetig steigenden Wohlstand Gewöhnten, die sich nie Gedanken über ihre materielle Existenz machen mußten, wird die Rezession schockartig treffen. Es wird eine Nachhilfestunde im Zeitraffer geben. Und die grünen Romantizismen vom Leben im Einklang mit der „Natur“ (einer Art Muttergottheit) werden der Erkenntnis weichen müssen, daß der Mensch nicht überleben kann, ohne in ebendiese Natur einzugreifen. Und daß schädliche Technik nur durch bessere zu ersetzen ist. Verzicht muß nicht mehr gepredigt werden – der kommt… Mehr

Politkaetzchen
3 Jahre her
Antworten an  moorwald

Ich kann mir vorstellen, dass deren Kinder, die direkt in Zeiten der Armut und des Elends hineingeboren werden, genau der einstigen Greta Generation in Greisenalter schwere Vorwürfe erheben werden, wenn sie erfahren in welchen Wohlstand sie gelebt haben und für was sie das alles weggeworfen haben.

Da wird bestimmt peinliches Schweigen oder Ausflüchte a la „das konnten wir doch nicht wissen!“ erfolgen 😀

krauswil
3 Jahre her

Ich wohne in Ludwigshafen am Rhein, keine 30 Autominuten entfernt. Für den Fall, dass mein Energieversorger TWL wieder gehackt wird (wie unlängst geschehen) und dann auch die Stromversorgung ausfällt, für den Fall dass keine Sonne scheint und /oder kein Wind weht, werde ich mir ein Notstromaggregat zulegen, das dann an die Zapfwelle meines 66 Jahre alten Traktors angeflanscht wird. Der läuft nämlich mit Diesel, wenn es sein muss auch BIO 🙂

moorwald
3 Jahre her

Wenn Merkel für sich in Anspruch nimmt, die Dinge „vom Ende her“ zu betrachten und ihre Entscheidungen danach zu treffen, so müssen wir dieses „Ende“ mit „Ziel“ übersetzen.

Merkel kennt zwei Ziele:

1. den Machterhalt um jeden Preis

2. die Zerstörung der alten Bundesrepublik Deutschland – politisch, wirtschaftlich, gesellschaftlich.

Alle ihre Handlungen und Unterlassungen lassen sich dem mühelos zuordnen.

moorwald
3 Jahre her

Letztlich kann man dies alles doch nur an Personen festmachen und wird es später in der Rückschau auch mal damit verbinden. So viel geballte Dummheit bei gleichzeitig hemmungslosem, blindem Drauflosrennen hat es noch nie an der Spitze der BRD gegeben. Es ist diese Mischung aus Ahnungslosigkeit und dem Glauben an die eigene Vorbildlichkeit, die direkt in den Untergang führt. Dabei sind die Motive jedes einzelnen Akteurs leicht durchschaubar. Wie bei jedem Wahnsystem ist da mit vernünftiger Argumentation nichts zu erreichen. „Alternativlos“ bedeutet ja nichts anderes als die Verweigerung jeder gemeinsamen rationalen Diskussionsebene und die Liquidierung des Politischen. Warum die Deutschen… Mehr

Bernd Schulze sen.
3 Jahre her

Wer einen grünen Stromtarif besitzt, auch wenn denn die Bezeichnung so lautet, es ist immer ein Mix. Schade das es noch nicht möglich ist, wer Ökostrom bezieht, den müsste wenn die Sonne nicht lacht und der Wind nicht weht, der Strom abgeschaltet werden. Auch dürfte nur für diesen Strom, dass EEG gelten und die Leute das auch bezahlen.

fatherted
3 Jahre her

nein…still legen ist nicht leicht. Der Rückbau eine AKWs dauert in der Regel 15-25 Jahre. Den kontaminierten Bauschutt + Teile kann man nicht endlagern…weil es kein Endlager gibt…sprich: müssen zwischengelagert werden (Laufzeit so um die 40.000 Jahre). Nicht „verbrauchte“ Kernbrennstäbe müssen zu anderen AKWs gebracht und dort entweder eingesetzt oder mit Kohlestrom dauerhaft gekühlt werden. Gerne würde man die Dinger den Franzosen schenken….die wollen sie aber nicht….haben selbst genug. Das alles zahlt, dank Frau Merkels Aufkündigung des Ausstiegsabkommens nach Fukushima mit der Stromindustrie, das durch Rot/Grün geschlossen wurde, nicht mehr die Stromindustrie/Betreiber sondern der Steuerzahler.

Bernd Bueter
3 Jahre her

..ich freu mich auf den ersten Blackout…macht Dummheit der Grünen samt Merkelsozialismus schön sichtbar. Stromaggregat + Treibstofflagerung schon erledigt ..die Deutschen lernen nur wenn es weh tut. Feuerwehr und THW haben sich längst vorbereitet ( Notstromaggregate). Polizei bedingt – eher nicht  hatten es mal aber eingespart. ( war 40 Jahre bei dem Verein) Führungspersonal da voll auf Merkelschiene.. Die Stromintensive Industrie ist bereits auf dem Abflug. Greifen nur noch Subventionen ab. Ebenso die Autoindustrie. Der grüne Schwachsinn sieht da ja keine Probleme wie Merkels Blockparteien. Nach 1945 startete ja auch alles bei Null. Es muss weh tun sonst merkt der… Mehr

Joachim
3 Jahre her
Antworten an  Bernd Bueter

Das Problem ist: Selbst wenn ein größerer Blackout kommt, man wird andere Schuldige benennen. „Spekulanten“ als Beispiel. Oder man sagt, die anderen konventionellen Kraftwerke hätten „das Stromnetz verstopft“. Oder, oder, oder…

ÖR und MSM werden solchen Bullshit schon in die Köpfe der Menschen hämmern.

Und, dank bis zu 40 Jahren rot-grüner Bildungspolitik, sind viele ja auch gar nicht mehr befähigt, sowas zu hinterfragen

Politkaetzchen
3 Jahre her
Antworten an  Joachim

Wäre möglich, aber Darwin wird schon die Dummen wieder ausrotten, keine Sorge.

Landdrost
3 Jahre her

Asozial. Die deutsche Energiepolitik ist doch nur eins: abgrundtief asozial. Der Durchschnittsstrompreis in Frankreich beträgt 17,65 Cent pro kWh in Deutschland 30,88 Cent. Macht bei einem Durchschnittsverbrauch eines 4-Personen-Haushalts von 5.500 kWh 970,00 EUR Verbrauchskosten in Frankreich, 1.700,00 EUR in Deutschland. Also gut 700 EUR pro Jahr mehr. Man kann nur hoffen, dass sich das irgendwann für die Gestalten wie Baerbock, Habeck, Hofreiter und Co. rächen wird. Das ist das wahre Pack.

Joachim
3 Jahre her
Antworten an  Landdrost

Und eigentlich ist es ja noch schlimmer. Der durchschnittliche Strombedarf in D liegt bei ca. 7500 kWh pro Jahr und Kopf. Der private Verbrauch ist ja nur ein Bruchteil. Aber den anderen Verbrauch zahlen sie ja auch irgendwie mit, sei es, weil es via von ihnen bezahlten Steuern bezahlt wird, oder sei es, daß deshalb das Brötchen beim Bäcker 5 Cent teurer ist als es sein müsste, oder sei es, daß deshalb ihr Gehalt niedriger ist, weil mit der Differenz muss der Betrieb die Stromrechnung zahlen…

Werner Geiselhart
3 Jahre her

Ein tolles Symbol für den Umgang der deutschen Politik mit seiner ehemals zuverlässigen und billigen Stromversorgung.
Sie wird einfach in die Luft gesprengt.