EU: Neue CO2-Grenzwerte und die Folgen für die Beschäftigten

So einfach geht das: Mit einem Federstrich aus Brüssel werden locker Hunderttausende hochgezahlter Arbeitsplätze ausradiert. Diesmal ist nicht von der Energiegewinnung die Rede, sondern von der Auto-Industrie. Politiker entscheiden selbstherrlich über Wirtschaft und Beschäftigte.

»Ist sich die Politik wirklich über die Auswirkungen ihrer Entscheidungen im Klaren? Hat man dieses Vorgehen genügend überlegt und abgewogen?« Die Fragen von Herbert Diess zu den jüngsten industriepolitischen Beschlüssen der EUst eindeutig und klar formuliert. Eine Antwort darauf bleibt die EU jedoch schuldig. Diess ist   Vorstandsvorsitzender des VW-Konzerns; dessen Beschäftigte haben die Folgen der Entscheidungen in Brüssel auszubaden. Und nicht nur sie – auch die Zulieferindustrie ist schwer getroffen. Aber auch die Bürger und Konsumenten.

Klar ist nur, dass viele in Zukunft kein Auto mehr bezahlen können. Benzin- und Dieselmotoren sollen verschwinden, die Fahrzeuge werden aufgrund der neuen Beschlüsse der EU vom vergangenen Montag erheblich teurer. Diese Beschlüsse kommen allen Beteiligten teuer – natürlich nicht den Verursachern, deren Pensionen kaum Grenzwerte nach oben kennen.

Die neuen Grenzwerte – so willkürlich wie wirkungslos

Wie berichtet, sollen im Jahre 2030 die CO2 Werte im Abgas neuer Automobile noch um weitere 37,5 Prozent sinken. Das würde umgerechnet einen Verbrauch von 2,6 Liter Benzin pro 100 Kilometer bedeuten. Bezogen ist die Reduzierung auf die ab 2021 geltenden CO2-Werte, die schon vermindert sein müssen.

Die EU sagt, dass mit diesen geringeren CO2-Ausstößen das Weltklima gerettet werden soll. Ein Zusammenhang zwischen dem CO2 Gehalt der Luft und einer Klimaveränderung ist nicht belegt. Kohlendioxid ist als sogenanntes Spurengas mit 400 Teilchen in einer Million Luftteilchen ( 400 ppm ) enthalten und ist der wichtigste »Baustoff« für die Pflanzen. Den benötigt sie, um mit Hilfe des Sonnenlichtes Blattmasse, Stämme und Äste zu produzieren. Der Wachstumsstoff soll jetzt bekämpft werden. Natürlich geht es nur um die Menge; und doch verblüfft der Glaubenseifer, der da an den Tag gelegt wird. Denn klar ist: Deutschlands Anteil an den Emissionen beträgt gerade 2,2 Prozent; und davon entfällt wiederum nur ein Bruchteil auf den Straßenverkehr.

Heiße Luft statt starker Argumente

Die Automobilindustrie ist entsetzt (»völlig unrealistisch«). Nirgendwo sonst auf der Welt gebe es ähnlich scharfe CO2-Ziele. Bundeskanzlerin Merkel sieht das Ergebnis positiv: »Das Ergebnis ist sehr ambitioniert, es ist gut für den Klimaschutz, und es wird dabei unsere Industrie vor einige Herausforderungen stellen.«

Bundesverkehrsminister Scheuer (»eine große Herausforderung«) rät der Autoindustrie eine »Veränderung von Strategien«, um die strengeren Ziele der EU meistern zu können. Das sind wohlfeile Worte. Die Politik jedenfalls leistet keinen Beitrag zur Verbrauchssenkung. Sie bläst nur heiße Luft ab. Denn klar ist: Auch Elektro-Autos brauchen Energie; inwieweit dieser Strom und das Fahrzeugkonzept wirklich sauberer ist kann leicht bestritten werden. Jedenfalls schrumpft die Menge des vermeintlich „eingesparten“ CO2-Ausstoß weiter, wenn alternative Antriebe eingesetzt werden. Logisch nachvollziehbar ist das nicht.

Brüssel bekämpft Mobilität
Neuer Auto-Hammer aus Brüssel - jetzt ist der Benziner dran
Die EU versucht, die heftige Kritik an ihrem umstrittenen Beschluß zu verteidigen. Elisabeth Köstinger, österreichische Bundesministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus, wies die heftige Kritik an dem EU-Beschluss zurück. Als »ambitioniert, aber machbar« stufte sie die künftigen Abgasvorgaben ein. Sie, die ein abgebrochenes Studium der »Kommunikationswissenschaft« vorzuweisen hat, leitete die Verhandlungen, weil Österreich zur Zeit die Ratspräsidentschaft hat. Noch elf Jahre habe die Autoindustrie Zeit, meint sie. Von Technik hat sie keine Ahnung.

Ismail Ertug sitzt für die SPD im Europaparlament und behauptet: »Emissionen von Autos müssen drastisch reduziert werden, um das Klima und die Gesundheit der Menschen zu schützen.« Gleichzeitig müssten scharfe Brüche im Sinne der Arbeitsplätze vermieden werden, so der ehemalige AOK-Firmenkundenberater, auch er ein unbestreitbarer Fachmann für Nichts.
Volkswagen könne nach Einschätzung von VW-Konzernchef Herbert Diess die von der EU verschärften Kohlendioxid-Grenzwerte für Autos einhalten. Er sagte der Bild: »Natürlich werden wir das Ziel, bis 2030 die CO2-Emissionen nochmals um 37,5 Prozent zu reduzieren, erreichen können. Mit unserer E-Plattform und der starken Präsenz in China schaffen wir das.« Was so optimistisch klingt hat ein paar Nebenwirkungen, die er nur so nebenbei offenlegt.

Technikfolgenabschätzung: Katastrophal

Denn dieses verschärfte Ziel verlange großen strukturellen Wandel. Für VW bedeutet der Beschluß der EU vom vergangenen Montag, dass mindestens 40 Prozent Elektroautos gebaut werden müssen. Die werden erheblich mehr kosten als normale Verbrennungsautos, weil der Preis für Batterien sehr hoch bleibt.

Für normale Verbrennungsmotoren müssen die Autohersteller außerdem hohe Strafzahlungen leisten, die bis zu 15 000 Euro für ein großes Auto erreichen können. Die müssen in die Kassen der EU bezahlt werden. Das wiederum erhöhe drastisch den Preis der Autos.

Diess: »Und es würde Arbeitsplätze kosten in einer Größenordnung, die wir in diesem Zeitraum nicht über Vorruhestandsregelungen abbauen könnten.« Dabei hat er noch nicht die vielen Zulieferfirmen angesprochen, die dicht machen müssen.

Auch Stephan Weil, Ministerpräsident von Niedersachsen befürchtet einen Abbau von Arbeitsplätzen: »Ich sehe diese Entscheidung sehr kritisch. Brüssel und Berlin machen zum wiederholten Male den Fehler, Ziele festzulegen ohne einen Plan zu haben.« Es gebe keine Folgeabschätzung. »Die IG Metall befürchtet, dass in diesem Zusammenhang insgesamt etwa 200 000 Arbeitsplätze verloren gehen könnten.«

Aber was sind schon einige Hunderttausend Arbeitsplätze, wenn es um das Weltklima geht? Dem Klima kann es ja egal sein. Ein paar Zehntel Prozent aus Old Germany verändern es nicht.


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Kommentare ( 134 )

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134 Comments
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Wolfgang M
5 Jahre her

Leider wird mir kein Antwort-button angeboten. An Hrn. Wolkenspalter: Sie verweisen auf die Toyota-Seiten. Dort kann man aktuell nachlesen: 1) Von Toyota gibt es den Yaris als Normalversion und als Hybrid. Beide Fahrzeuge werden verkauft, sonst würden sie nicht angeboten. Welchen Nachweis wollen Sie noch? 2) Die Normalversion erzeugt im Durchschnitt 104 g/km CO2. Die Hybridversion erzeugt im Durchschnitt 84 g/km Vorgeschrieben sind ab 2020 95 g/km. Das erreicht der Yaris Hybrid und nicht der normale Yaris. So weit, so gut.Bis 2030 soll der CO2-Verbrauch um weitere 37,5% sinken. Das sind dann 60 g/km. Das erreicht noch nicht einmal der… Mehr

Klaus Metzger
5 Jahre her

Good Night and good Luck Germany!

zukunft2018
5 Jahre her

Bitte zukünftig jedesmal die (Berufs-)Ausbildung der Entscheidungsträger nennen. Dann wird vieles klarer… Ein Irrsinn.

MG42
5 Jahre her

Alles Vollpfosten – null Ahnung, null Durchblick aber die Welt retten wollen,
trotzdem Ihnen allen Frohes Fest und Guten Rutsch!
Wir sehen uns in 2019 in Gelb und AfD Blau im EU- Parlament wieder.

gorbi
5 Jahre her
Antworten an  MG42

Werter MG42, das wäre zu wünschen mit Gelb und Blau. Ich befürchte, die ideologische Grundausrichtung wird sich eher beschleunigen.
Wie sagte schon Einstein : gegen die Dummheit (realitätsresistent), sind selbst die
Götter machtlos

Lara Berger
5 Jahre her

Das geplante Ende der Autoindutsrie in Deutschland durch die Merkel-Administration macht einmal mehr wütend und entsetzt. Erst schaufelt uns diese Person Millionen ungebildeter Islamisten ins Land, die kommen um von unserem Geld ein „gottgefälliges“, also islamausbreitendes Leben zu führen, und nun will sie die Schlüsselindustrie in Deutschland, die so groß ist, dass sie als systemrelevant bezeichnet werden kann, zu Fall bringen und schlicht abschaffen. 800.000 Menschen arbeiten in der Automobilbauenden Industrie, ca. 1.8 Millionen Arbeitnehmer beschäftigt der gesamte Sektor, samt Zulieferer und aller anderen in diesem Bereich Tätigen. Über 400 Mrd. Euro beträgt der Umsatz der Automobilindustrie, von den Einkommenssteuern… Mehr

Mindreloaded
5 Jahre her

Ich gehe jetzt dann mit angezogenen gelber Weste einkaufen, mir reicht’s!

Hans Wurst
5 Jahre her

Sehr geehrter Herr Douglas, Ihre Einlassungen über den Zusammenhang von CO2 und Klima sind recht interessant, aber wohl durch jeden Hobbygärtner leicht zu widerlegen. Die Frage ist doch nicht, ob der Mensch Einfluß auf das Klima nimmt (was zu bestreiten ignorant wäre) , sondern in wieweit die menschliche Gesellschaft in der Lage ist, bewusst und aktiv das Klima zu beeinflussen. Hier sehe ich massiven Erklärungsbedarf durch die polit. Akteure. Ein Beispiel: Wie kann ich ein 2 Grad-Ziel festlegen, ohne genau zu wissen, wie hoch der Anteil des Faktors Mensch an einer Klimaveränderung, deren Wert sich bisher nur rein statistisch abschätzen… Mehr

Arminius
5 Jahre her

Kapitän Notaras
Ich muss schmunzeln bei dem Nick.
Habe den Raspail schon 3 mal durch und finde alle Typen des aktuellen Zeitgeschehens wieder.

Arminius
5 Jahre her

Die Politik ist grossartig darin Arbeitsplätze zu vernichten.
Geschaffen haben sie noch nie welche.
Nur Posten, für sich selber.
Und die Nichtskönner und Nichtswisser sitzen in den Parlamenten.
Super.

Dr. Mephisto von Rehmstack
5 Jahre her

Es glaube bitte keiner, die wüßten nicht was sie tun. Die jetzige Mobilität läßt sich nicht mit Stromern aufrechterhalten. Es gibt nicht genug „regenerativen“ Strom, nicht genug Ladesäulen, nicht genug Leitungen, nicht genug Kobalt, nicht genug Zeit. Das ist allen, auch den Nichtakademikern unter den Politikern, klar. Man rechne nur mal aus wie lang die Warteschlange bei einer durchschnittlichen Tankzeit von jetzt 5 Minuten vor den Tankstellen an den Nord-Südautobahnen in den Ferienzeiten wird, wenn dann 30 Minuten gebraucht werden (Faktor 6!) und sich die Zahl der Begierigen verdreifacht (wegen der geringeren Fahrleistung (Faktor 18!). Nein, das wissen die und… Mehr

Lara Berger
5 Jahre her

Wer will den Individualverkehr denn ernsthaft abschaffen? Dies ist eigentlich der einzige Bereich, in dem eine echte basisdemokratische Entscheidung jeden Tag aufs Neue vorgeführt wird: ca. 40 Millionen Autos sind bei uns zugelassen und werden auch tagtäglich benutzt. Deutlicher kann der Wille der GESAMTEN Bevölkerung nicht mehr demonstriert werden. Unterhält man sich mit den wenigen Ausnahmen, die kein Auto haben erkennt man schnell, dass man es hier oft mit echten Außenseitern zu tun hat. Abgesehen von einem seltsamen Haß auf die Zivilisation (die ihr Leben oft erst ermöglichte und sie erhält), wird da auch auf vegane Ernährung bei Babies und… Mehr

Dr. Mephisto von Rehmstack
5 Jahre her
Antworten an  Lara Berger

ja aber welche denn? Ich kann in Ihrer Antwort kein Gegenargument erkennen!