Das ABC von Energiewende- und Grünsprech 88: Klimasommer

Es sommert beim Klima, Heißzeit ist In und Arbeitswissenschaftler sagen, hohe Temperaturen beeinträchtigen das Denken. Auf diese Weise kommen wohl manche Begriffe zum never ending Klimathema zustande. Ein großer Topf der Worthülsen, geschüttelt und gerührt.

Täglich werden wir mit Begriffen konfrontiert, die im Ergebnis einer als alternativlos gepriesenen Energiewende verwendet werden oder durch sie erst entstanden sind. Wir greifen auch Bezeichnungen auf, die in der allgemeinen Vergrünung in den Alltagsgebrauch überzugehen drohen – in nichtalphabetischer Reihenfolge.

K wie

Klimasommer, der

Dieses schöne Wort wurde uns von Annalena Baerbock geschenkt. Im Gegensatz zu vielen anderen Sprachen ist es im Deutschen problemlos möglich, Substantive zu kombinieren. Das ist oft sinnvoll, erspart es doch längere Formulierungen oder Umschreibungen. Es kann aber auch zu Irrtümern führen, denn ein Kreiskrankenhaus ist nicht rund, ein Kronzeuge trägt keine Krone und ein Zitronenfalter faltet keine Zitronen.

Was ist nun ein „Klimasommer“? Tauchen wir also tief in den Kübel politischer Sprachpanscherei ein und greifen zunächst den Sommer: Aha, eine Jahreszeit. Die wärmste, wo die Sonne am höchsten steht und die Tage am wärmsten sind. Sie dauert genau drei Monate und ist global verschieden. Wenn wir Sommer haben, ist in Australien Winter. Klingt seltsam, ist aber so.

Beim zweiten Griff halten wir das Klima in der Hand. Es entsteht aus der Kette Wetter → Witterung → Klima und ist eine Statistik von Temperatur, Niederschlag, Luftfeuchte, Sonnenscheindauer und Windaufkommen, ermittelt über mindestens 30 Jahre. Weiter kann man unterscheiden in Mikro-, Meso- und Makroklima, je nach räumlicher Dimension der Betrachtung.

Nun haben wir in jeder Hand ein Wort – „Klima“ und „Sommer“ und pappen das einfach zusammen, wie es Frau Baerbock getan hat. Fügt man die Begriffe aber anders zusammen als sie es tat, erhält es einen Sinn: Sommerklima. Da erinnert sich jeder, wie das Wetter in seiner Region so im Durchschnitt in den letzten Jahrzehnten war. Der Grönländer stöhnt bei fünf Grad plus über die Hitze, während der Nordafrikaner in seinem Winterklima bei zehn Grad plus die Mütze aufsetzt und die dicken Stiefel anzieht.

Also, alles relativ mit dem jahreszeitlichen Klima. Aber was ist nun ein Klimasommer? Hat das Klima, also eine Wetterstatistik über eine längere Zeit, jetzt auch Jahreszeiten? Das könnte man so sehen, wenn man an die Warm- und Kaltzeiten der Erdgeschichte denkt und die heutige Zeit als Warmzeit interpretiert. Ein weiterer Wortsinn ergibt sich nicht.

Vermutlich meinte Frau Baerbock auch etwas anderes, als sie sich anmaßte, das Auftreten der Kanzlerin, immerhin der faktisch ersten Person im Staat, völlig taktlos einer laienmedizinischen Diagnose zu unterziehen und dies gleichzeitig politisch zu instrumentalisieren. Da hat Annalena wieder einen Baerbock geschossen, der ihrer Kanzlerinnenkanditatinneneignung (um wiederum ein zusammengesetztes Substantiv zu benutzen) schaden dürfte. Sie hat mit dem rhetorisch atemlos im Stil einer Singer-Nähmaschine ratternden Stakkato in gewohnt hoher Platitüdenfrequenz schlicht überzogen. Um meinerseits eine laienmedizinische Diagnose abzugeben, vermute ich bei ihr eine cerebrale kognitive Insuffizienz, hervorgerufen durch lokale Hyperthermie in der Cortex cerebri als Ursache.

Als Politiker*_In der ersten Reihe hätte ihr das nicht passieren dürfen. Eine nachgeschobene Entschuldigung ist kosmetischer Natur, spontane Sprache legt das Denken offen. Wechselweises Gift sprühen und Kreide fressen gehört allerdings zum Instrumentarium der Politiker und auch der Grünen.

Was wollte Frau Baerbock mit dem Begriff „Klimasommer“ nun transportieren? Sie meinte mit einiger Wahrscheinlichkeit einen Sommer, der infolge eines Klimawandels wärmer ist als vorherige und der entsprechende Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen hat. Warum sagt sie das nicht? Weil Politikersprech sich zunehmend verschlagwortet und in Phrasen ergötzt. Unklare Sprache zeigt unklares Denken. Dies zeugt wiederum vom Elend unserer Eliten, dem Bildungselend.

Es gibt eine Vielzahl weiterer in dieser Weise unzulässig erfundener Begriffe, die zunehmend auch menschenfeindliche Assoziationen wecken. „Klimasünder“ und „Klimaleugner“ sind Menschenfeinde, „Klimaschädlinge“ sind offenbar nicht mal mehr Menschen. Am Klima kann man sich nicht „versündigen“, auch wenn manche pro Kopf mehr CO2 ausstoßen als andere. Niemand leugnet den Klimawandel, es gibt nur verschiedene Ansichten zu den Ursachen. Und einen „Klimamanager“ kann es auch nicht geben, denn Management des Klimas würde gezielte Beeinflussung des Wetters bedeuten. Wenn Herr Rahmsdorf vom PIK nun meint, wir hätten die Kontrolle über das Klima verloren, bitte ich um die Angabe, wann und wie der Mensch diese Kontrolle schon jemals hatte.

Die Grünen in ihrer moralinsauren Abgehobenheit, die erntereife Felder zertrampeln oder dies gutheißen, scheinen von hohen Temperaturen deutlich beeinflusst, auch wenn sie derzeit wohl eher angesichts hoher Umfragewerte erregt zittern. Sie werden ihre ungedeckten Schecks auf die Zukunft noch einlösen müssen, wenn nach mehr als 14 Jahren Merkel die Scherben zusammengefegt werden. Egal, bei welcher Temperatur.


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Kommentare ( 29 )

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Andreas Bock
4 Jahre her

Grün*Innen aufgepasst: Konfuzius wusste es schon lange vor unserer Zeit; er sagte:
Wenn die Worte nicht stimmen, dann ist das Gesagte nicht das Gemeinte.
Wenn das, was gesagt wird, nicht stimmt, dann stimmen die Werke nicht.
Gedeihen die Werke nicht, so verderben Sitten und Künste.
Darum achte man darauf, dass die Worte stimmen. Das ist das Wichtigste von allem.

chlodwig zwo
4 Jahre her

Vielen Dank, Herr Hennig für die Zusammenfassung einer schauerlichen Angelegenheit.
Ich suche übrigens noch nach einer Zusammenfassung der ebenso schauerlichen Darbietungen der Baerbock’schen Ahnungslosigkeiten…

Kleine Korrektur jedoch: Wenn ich nicht irre ist die Kanzlerin nicht die erste Person des Staates, sondern die dritte.
Reicht ja auch…

Andreas aus E.
4 Jahre her

Man könnte die Sommersonnenstrahlen in Containern speichern und in der kalten, dunklen Jahreszeit freisetzen, das würde jede Menge Klimaschadgiftgase wie etwa das CO2 einsparen helfen. Das ist alles genau durchgerechnet, wird aber von alten, weißen Rechtspopulisten verhindert.

Jubelgreis
4 Jahre her

Geehrter Herr Hennig, ich bitte um eine weitere Worterklärung: „Klimagerechtigkeit“? – Zur Erläuterung: gestern wurde in unserem Großstädtchen Regensburg die gesamte Innenstadt von sogenannten Klimaaktivisten (in der Lokalpresse auch Klimaschützer genannt) der Organisation Fridays for Future abgesperrt. Ziel der Aktion laut einem ihrer Sprecher war die Forderung nach Klimagerechtigkeit. / Die Innenstadt und die alteingesessenen Geschäfte waren für Stunden abgeschnitten von der Außenwelt. Dass das Klima nun gerechter geworden ist, konnte ich noch nicht feststellen.

Gabriele Kremmel
4 Jahre her
Antworten an  Jubelgreis

Der Begriff Klimagerechtigkeit sagt doch schon alles über die Bewegung aus, oder? Sinnfreie Begriffe, sinnfreie Aktionen, sinnfreie Ziele. Heiße Luft eben.

Waehler 21
4 Jahre her

Es war einmal in einem Land, dass den Menschen ein erklärliches Auskommen bescherte. Doch! Es stand die Sonne unverhüllte am Himmel und jagte mit ihren Strahlen die letze Wolke über den Horizont davon. Die Menschen sorgten sich, weil dass ein untrügliches Zeichen sei, propagiert von den Menschen, die davon leben anderen Menschen die Welt zu erklären. Ja, und weil diese Leute von dem Bau eines Flughafens gelernt haben Bohnen mit Birnen zu vergleichen, wurde die letzte Wolke eines Tages zum Klimasymbol ausgerufen. Während das Komplettversagen des Flughafenbaus auf den Klimawandel zurückzuführen ist, so ist der Klimawandel von Menschen hervorgerufen und… Mehr

Helmut in Aporie
4 Jahre her
Antworten an  Waehler 21

„erkleckliches“ Auskommen.

schwarzseher
4 Jahre her

Was anderes als Dummheiten erwarten Sie von Frau Baerbock, die Millionen Fernsehzuschauern erklärt, sie wolle den momentan zu viel erzeugten Solar- und Windstrom im Netz speichern ( Meinte sie vielleicht im Internet, würde mich nicht wundern ). Man kann elektrischen Strom sowieso nicht speichern, sondern nur elektrische Energie. Dieselbe Person hielt den Deutschen vor, daß jeder pro Jahr 9 Gigatonnen ( 9 Milliarden Tonnen ) CO2 produziert, es sind aber nur 9 Tonnen. Und die ebenso unbedarften Illner und Altmeier nickten zustimmend. Giga sind offenbar nur das Unwissen bzw. die Dummheit und die ideologische Borniertheit der Quasselrundenteilnehmer.

Bernd Matzkowski
4 Jahre her

„Um meinerseits eine laienmedizinische Diagnose abzugeben, vermute ich bei ihr eine cerebrale kognitive Insuffizienz, hervorgerufen durch lokale Hyperthermie in der Cortex cerebri als Ursache.“
Ich ergänze Ihre Einschätzung durch meine ebenfalls medizinisch-laienhafte Diagnose:Es handelt sich bei der Krankheit der grünen Plapper** um verbale Diarrhö, übersetzt: Sprechdurchfall. Allerdings in besonders schwerer Ausprägung!
Ansonsten: danke für den Beitrag, der informativ und unterhaltsam ist!

Reiner07
4 Jahre her

Kaum ein Wetterbricht ohne Klimalüge, kaum eine Nachrichtensendung ohne Klimalügen, Pressemedlungen mit permanenten Klimalügen! Die selbe irre Masche wie damals beim WALDSTERBEN, aber kaum jemand benutzt sein Hirn, sondern auch jetzt ist wieder GLAUBEN angesagt. Die Wälder sind nicht GESTORBEN, im Gegenteil, sie stehen heute besser da. Nun die schönen Wortschöpfungen wie KLIMASOMMER, mit denen man so wunderbar die Realität verleugnet und bei jeder Glegenheit die Klimahysterie befeuert. Zugleich weigern sich all diese behauptenden Klimapaniker an einer offenen Diskussion mit jenen teilzunehmen, welche wissenschaftlich und faktisch davon ausgehen, dass eine Klimaänderung nicht vom Menschen gemachten CO2 ausgeht. Nur der Lügner… Mehr

keefa78
4 Jahre her

Es geht nur dem Namen nach um „Klima“ – der Buchautor Dirk Müller meint, es ginge um die Neue-Welt-Ordnung ( „One World“ ) – weil es (endlich) 1 Ziel gibt – wo kein Mensch in keinem Land mehr sagen kann „das betrifft mich nicht – da mach ich einfach nicht mit“ –
und sich den selbst-ernannten „Klima-Rettern“ angesichts der täglich angedrohten Katastrophe UNTERWIRFT !

Wilhelm Cuno
4 Jahre her

Ich würde es so definieren:

Klimasommer ist ein Sommer, der den Klimawandelpolitikern wie Frau Baerbock Wählerstimmen bringt. Wenn der schwitzende Zeitgenosse glaubt, dass ihm das Schwitzen / Rasen sprengen / Felder bewässern / Flussschiff parken durch die Wahl der Grünen in den künftigen Sommern erspart bleiben wird, wird daraus ein Klimasommer.

Die Wahlumfragen zeigen, dass 2018 der erste Klimasommer war. Mal schauen, ob das 2019 wieder so sein wird. Die Anzeigen der ersten Wochen im Juni und Juli deuten in diese Richtung.

Gustl
4 Jahre her
Antworten an  Wilhelm Cuno

Aber bitte nicht vergessen, der Mai war der kälteste seit Aufzeichnung. Aber so ist das, wenn man die Kontrolle über das Klima verloren hat. Es macht was es will!