Verteidigungsministerin z. Ü.: Annegret Kramp-Karrenbauer übt noch

Der Niedergang der Bundeswehr ist eng mit der CDU verknüpft. Annegret Kramp-Karrenbauer ist so komplett kompetenzfrei, dass sie Reformen nicht bewerkstelligen kann. Sie ist nur Verteidigungsministerin zur Übung.

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Die CDU Parteivorsitzende, Annegret Kramp-Karrenbauer, wollte nicht in das Kabinett Merkel eintreten und jetzt ist sie Verteidigungsministerin. Eine Entscheidung mit Folgen, denn als Parteivorsitzende war sie quasi die Vorgesetzte von Angela Merkel, weil diese eben nur noch ein einfaches Parteimitglied ist. Als Bundesverteidigungsministerin aber unterliegt sie der Richtlinienkompetenz der Bundeskanzlerin. Und weil die Richtlinienkompetenz der Bundeskanzlerin gemäß Artikel 65 des Grundgesetzes Verfassungsrang hat, wird Angela Merkel faktisch immer wieder dann zur Parteivorsitzenden der CDU, wenn Annegret Kramp-Karrenbauer eine politische Linie vertreten will, die die Bundeskanzlerin nicht billigt.

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Allerdings führt die Bundeskanzlerin nicht alleine deshalb die CDU, weil sie die Richtlinienkompetenz für die Politik der Bundesrepublik Deutschland hat, sondern auch weil Kramp-Karrenbauer bis auf weiteres als Verteidigungsministerin üben muss. Die CDU hingegen wird nun von ihrem Generalsekretär, Paul Ziemiak, geführt. Der ist das Ergebnis einer Proporzentscheidung gewesen, mit der man leben könnte, solange die Partei von jemanden geführt würde, der im Leben schon etwas geleistet hat und über Führungserfahrung verfügt. Das konnte man Kramp-Karrenbauer durchaus zugestehen und sie ist vielleicht deshalb auch gewählt worden. Doch mit ihrem Wechsel in das Verteidigungsministerium wird die Partei nun von einem beruflich unerfahrenen Abiturienten geführt.

Und Annegret Kramp-Karrenbauer? Diese blieb als Parteivorsitzende bisher Ereignis- und Ergebnisfrei. Es ist halt ein Unterschied, ob man sich bei der Übernahme eines politischen Amtes fertiger Strukturen, etwa einer Ministerialbürokratie oder einer Staatskanzlei bedienen kann oder selbst gestalten und vielleicht gar etwas aufbauen muss.

Als eine dem Kabinett nicht angehörende Parteivorsitzende, die ein geborenes Recht hat, Kanzlerkandidatin zu werden, wäre es richtig, ja gerade zwingend gewesen, die Parteizentrale der CDU wieder zum Zentrum der Parteipolitik zu machen, nachdem jahrelang auch die Parteipolitik aus dem Kanzleramt heraus bestimmt worden ist. Doch dazu hätte sie die wesentlichen Politikfelder durch ihr künftiges Schlüsselpersonal besetzen müssen. Aber vielleicht ist das ja nicht erfolgt, weil es das gar nicht mehr gibt, immerhin muss jetzt schon ein Abiturient die CDU führen.

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Vielleicht liegt darin die Ursache, warum sich die CDU nicht konzeptionell den drängenden Fragen unserer Zeit stellen kann. Der Vorschlag einer Abwrackprämie für alte Ölheizungen ist weder ein umweltpolitischen Konzept, noch der Beginn eines solchen. Eine neue Parteivorsitzende hätte statt dessen einen gemeinsamen Umweltparteitag von CDU und CSU initiieren können, damit dieses Thema wieder von der Partei besetzt wird, von der es einmal kam. Das hätte der einzigen verbliebenen Volkspartei die Chance eröffnet, über die Folgen des Ökopopulismus zu diskutieren – etwa über die Zerstörung von deutschen Schlüsseltechnologien ohne funktionierende technische Alternativen, über die Sinnhaftigkeit von Elektromobilität ohne hinreichende Stromversorgung, über Fahrverbote ohne den erforderlichen Ausbau des Nahverkehrs u.s.w.

Aber Annegret Kramp-Karrenbauer kümmert sich ja jetzt um unsere Bundeswehr. Ein Artikel, wie dieser reicht nicht aus, um das Desaster dort in Worte zu fassen. Inzwischen fragen die ersten, wie man es anstellen muss, über 40 Milliarden für die Verteidigung auszugeben, bei gleichzeitiger personeller und materieller Unfähigkeit, den von der Verfassung vorgegebenen Auftrag der Landesverteidigung erfüllen zu können. Die Union muss es sich gefallen lassen, dass man den Niedergang unserer Bundeswehr eng mit ihr und der Qualität der von CDU und CSU gestellten Verteidigungsminister verbindet.

Mit Annegret Kramp-Karrenbauer hat unsere Bundeswehr wieder eine Inhaberin der Befehls- und Kommandogewalt, die keine Ahnung und keinen Plan hat. Wieder muss geglaubt werden, was die aufgeblähte Ministerialbürokratie und zu viele Generäle einflüstern. Wieder wird man ihr erklären, warum es so sein muss, wie es ist und wieder wird auch sie Nebenkriegsschauplätze eröffnen, um von Ihrer Ahnungslosigkeit und fachlichen Inkompetenz abzulenken – so, wie alle ihre Vorgänger. Mit der Forderung nach der Umsetzung des bekannten 2-Prozent-Zieles ist schon einmal ein Anfang gemacht worden. Dabei braucht unsere Bundeswehr nicht in erster Linie mehr Geld, sondern endlich eine Chefin, die weiß, worum es geht und einen Plan hat – eigentlich wie die CDU selbst.


Dr. Stefan M. Knoll
Unternehmer, Offizier, Publizist

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Kommentare ( 101 )

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mmn
4 Jahre her

Das beste, was sie für die BW tun kann, ist — nichts. Die Führungsebene (und die erfahreneren Leute im Verteidigungsministerium) machen lassen (auf der Basis finanzieller Vorgaben). Sich selbst darauf beschränken, vor laufenden Kameras „Baby an Bord“-Aufkleber an den Panzern anzubringen usw.

Arminius
4 Jahre her

Ich kann diese ganze „wir können alles, weil wir eine Mumu haben“ Weiber nicht mehr sehen.
Es ist jetzt genug mit der Weiberwirtschaft.

RauerMan
4 Jahre her

„Läßt die Dummen glauben“, das ist wohl wahr.

RauerMan
4 Jahre her

Woher nehmen Sie Ihre Kenntnis, daß die militärische Führung nicht ihre fachlich-sachliche Meinung gegenüber den politisch Verantwortlichen vertreten ?
Der Begriff „Parlamentsarmee“ sagt doch schon sehr viel über den Zeitgeist aus, da spielen fachlich-sachliche Gründe, obwohl Vorrangig bei der Aufgabenstellung, eine untergeordnete Rolle.

Armin V.
4 Jahre her

Die Bundeswehr braucht keine (Partei) Chefin, sondern einen gestandenen Chef! Und zwar einen, der die BW kennt und Erfahrung hat.

AKK gibt jetzt das gleiche Bild ab, wie auf der Faschingsbühne. Zum weglaufen.
Lächerlich!

schwarzseher
4 Jahre her

Die Stategie ist wohl, daß sich potentielle Angreifer beim Anblick der Verteidigungsministerin totlachen. Ich ( Fähnrich der Reserve ) habe meinen Wehrpaß schon aus Protest gegen Frau v. d. Leyen zurückgeschickt, somit fehlt mir diese Protestmöglichkeit jetzt.

Sonny
4 Jahre her

Ich möchte einen Mitkommentatoren aus der kürzeren Vergangenheit zitieren, denn das zeigt Deutschlands totale Imkompetenz bei politischen Ämtern an folgendem Beispiel:

MARK ESPER, Verteidigungsminister USA – Ingenieursstudium (BA) an der US Militärakademie / Bestenliste in West Point (US Elite Militärhochschule) / MA in Verwaltungswissenschaft (Harvard) / Doktor in Philosophie / Fallschirmjäger im Irak-Krieg (101 Division) / Auszeichnung Bronze Star / 10 Jahre aktiver Militärdienst / Assistant Secretary of Defense / Vizepräsident der Aerospace Industry Association / United States Secretary of Army

ANNEGRET KRAMP-KARRENBAUER, Master in Politikwissenschaft. Das war´s.

Gustl
4 Jahre her
Antworten an  Sonny

Und somit werden die nächsten 40 Mrd. sinnlos versenkt. Ist ja nur Steuergeld.

mr.kruck
4 Jahre her

Mir tun vor allem die Soldat_innen leid , die vor so einer personifizierten Farce strammstehen müssen.
Ihren letzten gelungenen Auftritt hatte Frau KaKa doch bei einer Faschingsveranstaltung als Putzfrau verkleidet.
Vielleicht sollte sie sich einen Wechsel ins Reinigungsgewerbe überlegen. Dort wird ihre krasse Inkompetenz nicht so stark ins Gewicht fallen.

Kontra
4 Jahre her

Genau das habe ich neulich einen Oberstleutnant auf einer privaten Feier auch gefragt.
Antwort: Weil keiner seine Beförderung oder Versetzung ins Nirgendwo riskieren möchte.
Das System Merkel funktioniert bis in die letzte Kommisstube!

eswird
4 Jahre her

Also gerade bei der Bundeswehr sollte man nicht eine Chefin mit Kompetenz einfordern, ein Chef muss her mit Erfahrung und Engagement, nicht nur für den Übergang so eingerichtet.