Mit der Faschismuskeule für Gender

Hier wird etwas aufgelegt, was den vormals an vielen Universitäten etablierten Marxismus durch den Genderismus ersetzen soll – einen „rosa Marxismus“ sozusagen. Es geht um ein anderes Menschen- und Familienbild.

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Wenn es um „Antifa“ und Faschismuskeulen geht, dann lassen sich die vereinten Linken, dann lässt sich vor allem DIE LINKE von niemandem überbieten. Dann sind die Linken zugleich die Speerspitze und das Sturmgeschütz des politisch korrekten Fortschritts – ja mehr noch: bei der Verteidigung einer Freiheit, wie sie sie verstehen. Dann toppen sie schon auch mal die GrünInnen in Sachen Gender-Ideologie und Gender-„Forschung“.

Wer es nicht glaubt, der nehme die „Kleine Anfrage“ der Fraktion DIE LINKE im Deutschen Bundestag vom 31. Juli 2017 mit der Überschrift „Wissenschaftsfreiheit und Angriffe gegen die Gleichstellungs- und Geschlechterforschung (Gender Studies)“. Für diese Anfrage – bestehend aus einem eineinhalbseitigen Vorspann und 13 Fragen – firmieren neben Dr. Sahra Wagenknecht, Dr. Dietmar Bartsch und der gesamten Fraktion namentlich die Abgeordneten Nicole Gohlke, Cornelia Möhring, Sigrid Hupach, Dr. Rosemarie Hein und Kathrin Werner.

Ausgesprochen unaussprechlich
Gender im fortgeschrittenen Stadium
Man sollte sich die Mühe machen und dafür so viel Selbstüberwindung aufbringen, diese insgesamt knapp drei Seiten zu lesen. Die ganze Sache beginnt mit dem – grammatisch nicht ganz korrekten – Satz: „Am 6. Mai 1933 wurde das Institut für Sexualwissenschaft in Berlin von Studierenden gestürmt und die über 10.000 Bücher umfassende Bibliothek geplündert.“ Der NS-geschichtliche Crashkurs setzt sich dann wie folgt fort: „Dies läutete den Höhepunkt der ‚Aktion wider den undeutschen Geist‘, die reichsweiten Bücherverbrennungen, ein.“ Und dann der große Sprung im Text: „84 Jahre später erleben wir erneut eine Welle der Anfeindung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sich mit Fragen von geschlechtsspezifischer Diskriminierung beschäftigen. Insbesondere die Gleichstellungs- und Geschlechterforschung (Gender Studies) an Hochschulen sieht sich seit geraumer Zeit enormen Angriffen ausgesetzt.“ Der Einleitungstext endet – ehe die Fragen kommen – mit dem Satz: „Die Anfeindungen gegen die Gleichstellungs- und Geschlechterforschung (Gender Studies) bedrohen zugleich die erreichten Fortschritte.“ Gemeint sind damit laut Fragesteller die „Erfolge“ der Frauenbewegung, zum Beispiel dass sich sogar „konservative Parteien“ Frauenquoten gegeben hätten und dass „selbst in der katholischen Kirche …. ernsthafte Auseinandersetzungen über die Öffnung von Kirchenämtern für Frauen“ stattfänden.

Wohin der Hase laufen soll, erkennt man dann vor allem an den Fragen. Eine Auswahl. Frage 1: „Welche wissenschaftlichen Disziplinen sind nach den Erkenntnissen der Bundesregierung in besonderem Maße von wissenschaftsfeindlichen Anfeindungen betroffen (bitte ausführen)?“ Frage 2: „Welche Bedeutung misst die Bundesregierung der Geschlechter- und Gleichstellungsforschung in der Wissenschaftslandschaft in Deutschland bei (bitte ausführen)?“ … Frage 4: „Wie hoch ist der prozentuale Anteil aller Forschungsfördergelder aus den Haushalten des BMBF und der DFG, der seit 2010 in Projekte und Einrichtungen aus dem Bereich der Gleichstellungs- und Geschlechterforschung (Gender Studies) floss (bitte unter Angabe aller so geförderten Projekte und Einrichtungen)?“ … Frage 6: „Welche Personen des öffentlichen Lebens, Publikationen, Organisationen und Parteien fordern nach Kenntnis der Bundesregierung derzeit die Kürzung oder vollständige Streichung von öffentlichen Geldern für die Gleichstellungs- und Geschlechterforschung (Gender Studies)?“

Zeitgeist
Gender-Mainstreaming und die andere Gesellschaft
Da darf man wirklich gespannt sein auf die Antworten. Manche Antworten kann man erahnen, zum Beispiel wird die Bundesregierung bei Frage 2 herumeiern. Wirklich spannend könnte die Antwort auf Frage 4 sein, nämlich nach den seit 2010 für „Genderforschung“ ausgegebenen staatlichen Fördergeldern. Und wie sich die Bundesregierung bei der Frage 6 nach den gender-kritischen Personen des „öffentlichen Lebens ….“ aus der Affäre zieht, wird noch spannender sein. Vor allem dürfte interessant werden, ob diese Frage aus dem Hause Maas unter Beiziehung der AAS (Antonio-Amadeu-Stiftung) und des mittlerweile vom Netz genommenen Prangers der Heinrich-Böll-Stiftung der „Grünen“ mit dem Titel „Agent*In – ein kritisches Online-Lexikon zu Antifeminismus“ beantwortet wird.

Resümee: Man darf den anschwellenden Rummel um Gendermainstreaming nicht als Zwangs- und Profilierungsneurose der LinkInnen und GrünInnen abtun. Es ist eine ernste Angelegenheit. Weil es hier um ein anderes Menschen- und Familienbild geht. Hier wird etwas aufgelegt, was den vormals an vielen Universitäten etablierten Marxismus durch den Genderismus ersetzen soll – einen „rosa Marxismus“ sozusagen. Gleichwohl ist diese „Kleine Anfrage“ Gold wert, denn sie wird zeigen, wie eine Merkel-Regierung darauf reagiert.


Josef Kraus war Oberstudiendirektor, Präsident des deutschen Lehrerverbands, wurde mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet und als „Titan der Bildungspolitik“ bezeichnet. Er hat Bestseller zu Bildungsthemen verfasst und sein jüngstes Werk Wie man eine Bildungsnation an die Wand fährt erhalten Sie in unserem Shop: www.tichyseinblick.shop.

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Kommentare ( 12 )

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12 Comments
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Tesla
6 Jahre her

Heute habe ich zu diesem Genderwahn einen interessanten Artikel auf Cicero gelesen.

http://cicero.de/kultur/genderstudies-die-glaubensgemeinschaft-schlaegt-zurueck

Walter Knoch
6 Jahre her

Wenn Sie in der platten Ideologie und der bigotten Attitude von Göring-Eckhardt oder einer Frau „Rote-Ampel“ Käßmann (beide als pars pro Multis) ihre Bannerträger des Christentums ausmachen, dann haben sie tatsächlich seine Substanz begriffen.

Warnhinweis! Sarkasmus nicht ausgeschlossen.

Walter Knoch
6 Jahre her

Jede philosophische Lehre lässt sich umfuhrwerken. Für diesen unbewussten oder vorsätzlichen Missbrauch die Lehre verantwortlich zu machen, ist allerdings ein Irrweg. An der angeblichen „verachtenswerte“ Schwäche des Christentums hat sich übrigens vor gut 80, 90 Jahren schon einmal einer abgearbeitet; einer, der einem platten Vulgärdarwinismus anhing. Das Christentum ist alles andere als eine Ideologie der Selbstaufgabe. Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst. Wie dich selbst, steht im Neu en Testament. Da steht nicht: Du sollst deinen Nächsten mehr lieben, … Göring-Eckhardt, Merkel, Rainer Maria Kardinal Woelk und „Karl“ Kardinal Marx, um nur einige zu nennen, vertreten ein neues Christentum, das… Mehr

Bohnenblüte
6 Jahre her

Ihre Ausführungen sind beängstigend, aber ich nehme diese Entwicklung ebenfalls war. Ich habe meine ersten 17 Lebensjahre in der DDR verbracht und inzwischen gleicht sich die Rhetorik (v.a. in den Medien) immer mehr dem damaligen sozialistischen Geschwafel an. Wenn man dann noch in der Präambel DER LINKEN schmökert: „Gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern in Deutschland, in Europa und weltweit […] suchen wir nach alternativen Lösungen und gesellschaftlichen Alternativen. Wir wollen eine Gesellschaft des demokratischen Sozialismus aufbauen, in der die wechselseitige Anerkennung der Freiheit und Gleichheit jeder und jedes Einzelnen zur Bedingung der solidarischen Entwicklung aller wird. Wir kämpfen für einen… Mehr

Steuerzahler
6 Jahre her

Unter Anfeindungen verstehen die Gender-Forscher die nicht gerade selten gestellte Frage ob sie noch ganz dicht sind.

Steuerzahler
6 Jahre her

Wer behauptet, wie z.B. Judith Butler, das der Unterschied zwischen Mann und Frau nur eine optische Täuschung ist, muss sich schon die Frage gefallen lassen ob sie oder er noch alle Tassen im Schrank hat.

Morgoth
6 Jahre her

Interessant ist in dem Zusammenhang, wie sehr eine Amokfahrt eines Rechten aufgebauscht wird, während tägliche Amokfahrten von Mohammedanern Normalität sind.

Morgoth
6 Jahre her

Gender Studies sind die gleiche Spinnerei wie die hanebüchenen Interpretationen von Freud. Ergebnis eines wirren Geistes oder des zu umfangreichen Gebrauchs von bewusstseinserweiternden Substanzen. Braucht niemand, schadet nur. Insbesondere den Frauen die wirklich im Stande sind was zu leisten. Und dazu gehören mit Sicherheit nicht die weiblichen Protagonisten der linksgrünroten Parteien. Wenn man deren Namen schon nennt, weiß man, bis auf eins, zwei Ausnahmen, dass Frauenquoten sie in ihre Positionen gebracht haben. Dass diese Frauenquoten dann von eben diesen Tanten zementiert und ausgeweitet werden sollen, sollte klar sein. Und wenn es dazu pseudowissenschaftlicher Pamphlete und Gesinnungsterror Bedarf, sind das schon… Mehr

chris
6 Jahre her

in Sachen Gender-Faschismus sind uns ausnahmsweise andere Länder voraus. Wer die Auseindandersetzung um „gender-neutrale“ Pronomen und den Universitätsprofessor Jordan Peterson in Kanada verfolgt, der kann erahnen, was da noch auf uns zukommt. Die Gender-Ideologie definiert mehr als 2 Dutzend Pronomen, aus denen ein Mensch sich je nach Gender-Laune das für ihn Passende aussuchen kann – im Englischen u.A. „zie, zim, zir, zis, zieself, sie, ver, em, eir, eirs, emself“. Bei Beginn eines Gesprächs ist festzustellen, welchen Pronomen das Gegenüber führt (vorsicht, dies kann über die Zeit variiieren, also regelmäßig nachfragen!), und dieser ist dann konsequent zu verwenden. Zuwiderhandlung ist ein… Mehr

Hellweg
6 Jahre her
Antworten an  chris

Muß ja keiner mitmachen bei dem Mist. Wäre auch wohl schwer durchzusetzen. Auf Dauer erzeugt das schwere Gegenreaktionen. :-))

Al-Namrood
6 Jahre her

Der Klassenkampf blieb aus, also versucht man den Geschlechterkampf zu forcieren. Klappt das auch nicht kann man immer noch den Rassenkampf anstacheln, so ironisch das klingen mag.