Berlin: Von Politik und Verwaltung alleingelassen, quittiert Schulleiterin den Dienst

Ruft die Kanzlerin wie 2008 einen Bildungsgipfel und Deutschland erneut zur Bildungsrepublik aus, sollte sie diesen „Gipfel“ an die Spreewald-Schule legen, damit sie den Zustand der „Bildungsrepublik“ nicht nur aus dem Raumschiff Kanzleramt sieht.

Wer auf die Webseite der Spreewald-Grundschule im Norden des Berliner Bezirks Schöneberg geht, findet dort eine Traumvision von Schule vor. Unter „Aktuelles“ (Aufruf vom 18. August) ist dort zwar nichts zu lesen. Dazu später! Aber sonst? Alles „easy“: „Herzlich willkommen an unsrer lebendigen Schule“, steht dort, und dann unter anderem: „Wir freuen uns sehr, dass Sie sich für unsere Schule interessieren. Seien Sie gespannt auf Berichte und Fotos von den vielen Aktivitäten, die es bei uns gibt. Falls Sie im Moment überlegen, auf welche Schule Ihr Kind demnächst gehen sollte, besuchen Sie uns und hospitieren in der Schulanfangsphase … Die Spreewald-Grundschule bietet neben dem gebundenen Ganztagsbetrieb (kostenfrei bis 16 Uhr) wahlweise auch einen offenen Ganztag an (Schulschluss um 14.30 Uhr)!“ Und weiter ist die Rede von „einem modernisierten Schulgebäude mit einem speziellen Theaterraum und einem futuristischen Freizeithaus mit Sporthalle.“ Dazu: „Unser Schulhof ist einzigartig in Berlin: viel Grün, tolle Spiel – und Sportgeräte … Kein Kind darf zu kurz kommen – das ist unser Ziel! Ein gutes Schulklima ist Voraussetzung für gutes Lernen. Deshalb ist es uns wichtig, dass es an unserer Schule friedlich zugeht. Gewalt dulden wir nicht … Die Schule wird gefördert im Rahmen des eEducation Berlin Masterplan.“

Forscht man im Netz weiter, stößt man auf folgende Schuldaten: Es gibt rund 300 Schüler in den Klassenstufen 2 bis 6, davon 81 Prozent NDHs (nichtdeutscher Herkunftssprache). Vor zwanzig Jahren waren es 50 Prozent. Und: Mehr als 95 Prozent der Eltern leben von Transferleistungen. Ferner: Die Schule hatte zuletzt 83 Prozent Unterrichtsversorgung. Unter den Lehrern (zu mehr als 80 Prozent Lehrerinnen) sind nur 50 Prozent gelernte Lehrer.

Nun, so ganz außergewöhnlich ist all dies nicht für Berlin. Jetzt aber das doch Spektakuläre: Die dort seit 2014 tätige Schulleiterin Doris Unzeitig hat gekündigt und geht zurück in den Schuldienst nach Österreich. Sie begründete dies mit mangelnder Unterstützung durch die Schulaufsicht. Am Engagement der Rektorin wird es nicht gefehlt haben, sie wirkt in ihren Aussagen markant und auf den Bildern resolut. „Meine Kräfte reichen nicht aus, um eine nachhaltige Änderung der Arbeitsbedingungen der Lehrer und der Lernbedingungen der Schüler zu bewirken“, sagte Unzeitig dem Tagesspiegel.

Überforderung?
Desaströse Personalplanung der Schulminister mehrerer Bundesländer: „Setzen, SECHS!“
Zugespitzt hatte sich die Lage, als auf dem Schulgelände ein akutes Drogenproblem auftrat. Rektorin Unzeitig hatte stets auf die Probleme hingewiesen. Sogar einen Wachschutz hatte sie angefordert, ihn aber erst nach monatelangen Auseinandersetzungen bekommen. Die Schule ist zudem höchst renovierungsbedürftig. Der Hort und die Mensa sind nicht nutzbar, weil ein Fluchtweg fehlt. Zudem erhielt Unzeitig soeben aus dem Schulamt die Mitteilung, dass der Wachschutz zwar wieder seinen Dienst aufnehmen dürfe, aber erst mal nur bis zu den Herbstferien. Und das in einer Situation, die die Schüler extrem gefährden könnte. Denn in den Sommerferien haben sich Obdachlose auf bzw. in der Nähe der Schule angesiedelt. Ein Drogensüchtiger soll sich auf dem Schulhof einen Schuss gesetzt haben. Auf dem Schulhof werden Drogenverstecke vermutet. Diese Probleme zu lösen ist freilich nicht die einzige Aufgabe der Wachleute. Sie sollen auch innerhalb der Schule patrouillieren und Schüler zur Ordnung zu rufen. Zum Beispiel gab es Gewalttaten und Mobbing sowie körperliche Übergriffe auch auf Lehrer sowie auf dem Schulhof heftige Streitereien von Eltern untereinander. Es kam im Frühsommer schon mal vor, dass sich die Schulleiterin mit Mitarbeitern und Kindern bis zum Abend im Schulgebäude einschließen musste, weil ein gewalttätiger Übergriff durch einen Vater zu befürchten stand.

Das ist Schule mitten in Deutschland, mitten in Deutschlands Hauptstadt, recht exakt drei Kilometer von Kanzleramt und Reichstag entfernt. Die Sorge, dass es in solchen Schulen fast nur noch um sozialtherapeutische Bändigung von Schülern, aber kaum noch um Wissensvermittlung geht, liegt nahe. Mal sehen, wann die Kanzlerin – wie sie dies 2008 erstmals tat – den nächsten Bildungsgipfel einberuft und Deutschland erneut zur Bildungsrepublik ausruft. Vielleicht sollte sie diesen „Gipfel“ an der Spreewald-Schule veranstalten, damit sie den Zustand der „Bildungsrepublik“ nicht nur aus dem Raumschiff Kanzleramt anschauen muss.


Josef Kraus war Oberstudiendirektor, Präsident des deutschen Lehrerverbands, wurde mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet und als „Titan der Bildungspolitik“ bezeichnet. Er hat Bestseller zu Bildungsthemen verfasst und sein jüngstes Werk Wie man eine Bildungsnation an die Wand fährt erhalten Sie in unserem Shop: www.tichyseinblick.shop

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Kommentare ( 74 )

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Waehler 21
5 Jahre her

Wenn man jahrelang“ kommet ihr Kindlein kommet“ ruft und dann das Problem durch maßloses herabsetzen des Standards löst , nennt man das, angekommen in der Realität von den Grünen.
Was werden die Kinder dieser Schule machen wenn sie einmal groß sind ? Eigene Clans aufbauen?
Warum hat sich kein Grüner zu Wort gemeldet, Zuviel mit schlechten Nachrichten aus
Sonstwo zu tun ?…

Norri
5 Jahre her

„…davon 81 Prozent NDHs (nichtdeutscher Herkunftssprache). Vor zwanzig Jahren waren es 50 Prozent. Und: Mehr als 95 Prozent der Eltern leben von Transferleistungen.“

Ich wette, es handelt sich dabei nicht um Argentinier, Vietnamesen, Russen, Spanier oder Schweden sondern samt und sonders um Menschen aus dem Islamgürtel. Mit solchen Leuten ist keine Schule zu machen, das weiß man seit 50 Jahren.

Odysseus
5 Jahre her

ik kenne ja Berlin bevor und nachdem sie Hauptstadt wurden. Dass die Berliner, bis auf Einzelfälle, galoppierend verblöden werden, war schon vor Jahren schon absehbar.
Seit der Checkpoint Charlie nicht mehr in Betrieb ist, ckecken die nix mehr. Das liegt aber nicht an den Ossis.

quonkel
5 Jahre her

Wir Deutschen hätten wohl Grönemeyers Lied: „Kinder an die Macht“ nicht gar so wörtlich nehmen sollen. Nun sind gerade in Berlin die alten rot-grünen Kinder an der Macht und benehmen sich eben auch so: wie naive, verzogene, verantwortungslose und unreife Kinder…

cleverfrank
5 Jahre her

Schaut man sich die Wahlumfragen für den Berliner Senat seit der Wahl 09/2016 an, dann ist das Momentan klar pro Regierungsparteien. Die Situation an dieser und an anderen Berliner Schulen entspricht offenbar dem, was die Mehrheit der Berliner Bürger politisch für wünschenswert erachten. Da hilft nur Achselzucken und fröhlicher Finanzausgleich !

Grumpler
5 Jahre her

@ igor ist weit weg: Bei aller Nichthochachtung vor der Kanzlerin muss man mal festhalten, dass diese Entwicklung sich schon vor längerer Zeit angebahnt hat. Die meisten der gesamtgesellschaftlich nicht einbindungsfähigen oder -willligen Einwanderer kamen vor 2015, sogar vor 2005.

EURO fighter
5 Jahre her
Antworten an  Grumpler

@Grumpler: Oh, Merkel hat schon Bescheid gewusst, aber vorgezogen, lieber nichts zu tun: „Manche unserer Gegner können es sich nicht verkneifen, uns in der Zuwanderungsdiskussion in die rechtsextreme Ecke zu rücken, nur weil wir im Zusammenhang mit der Zuwanderung auf die Gefahr von Parallelgesellschaften aufmerksam machen. Das, liebe Freunde, ist der Gipfel der Verlogenheit, und eine solche Scheinheiligkeit wird vor den Menschen wir ein Kartenhaus in sich zusammenbrechen. Deshalb werden wir auch weiter eine geregelte Steuerung und Begrenzung von Zuwanderung fordern.“ (Parteitag 01.12.2003) Oder: „Der Ansatz für Multikulti ist gescheitert, absolut gescheitert!“, sagte Kanzlerin Angela Merkel auf dem Deutschlandtag der… Mehr

Grumpler
5 Jahre her

Entschuldigung, aber der Mann betreibt „Volksverblödung“ von der anderen Seite her!

Sonny
5 Jahre her

Motivierten Lehrern und Direktoren wird schnell die erlernte und im Studium perfektionierte, sozialromantische Ader im täglichen Umgang mit der harten Realität ausgetrieben. Ist eben nicht alles Fack Ju Göhte! Die Zusammensetzung der Lehrerbelegschaft spricht eine zusätzliche, klare Sprache. Welcher gut ausgebildete und realitätsnahe Lehrer tut sich das an? Der Schlüssel ist die Zusammensetzung der angemeldeten Kinder. 81% Kinder nichtdeutscher Herkunft, dann womöglich noch Kinder mit Inklusionsbedarf. Das kann nicht gut gehen. Bezeichnend, dass der Ärger schon in der Grundschule losgeht. Die Erziehung der Kinder spielt eine große Rolle in Sachen Respekt, Lernwilligkeit, gutes Benehmen und Motivation. Hier offenbaren sich keine… Mehr

Hosenband
5 Jahre her

Oh man, wenn das die Kanzlerin wüsste, …hoffentlich liest sie den Artikel.

ioeides
5 Jahre her

Es gibt eine Weltkarte, in der für jedes Land die gemessenen durchschnittlichen kognitiven Fähigkeiten (z.B. IQ) ihrer Bewohner eingetragen sind. Das global absolute Minimum dieser Fähigkeiten liegt in Zentral/Subsahara-Afrika. Dort haben Erwachsene die kognitiven Fähigkeiten von 9 – 12-jährigen Kindern bei uns. Und dieser von Merkel, UN und EU für uns vorgesehene Nachwuchs soll den Industriestandort Deutschland aufrecht erhalten?

josefine
5 Jahre her
Antworten an  ioeides

„Und dieser von Merkel, UN und EU für uns vorgesehene Nachwuchs soll den Industriestandort D aufrecht erhalten?“
Nein, da die Politiker gemerkt haben, dass das nicht funktionieren wird, basteln sie an einem Einwanderungsgesetz, das auch Niedrigqualifizierte anlocken soll.

Enrico
5 Jahre her
Antworten an  ioeides

Auch wenn ich mich wiederhole. Es geht nicht darum die akt. Einwandernden in Lohn und Brot zu bringen. Das ist völlig wurscht. Klingt komisch, ist aber so. Es geht um die nächsten und übernächsten Generationen, die dann unser „Bildungssystem“ durchlaufen, aber auf immer niedrigerem Niveau, dumm-dümmer-am dümmsten, win-win quasi. Dieses verblendete Vorhaben (siehe auch UN Migrationspläne) wird sich im Laufe der Zeit zu einem katastrophalen Murks entwickeln, das a) Unsummen von Steuergeldern verschlingen wird und b) das Sozialgefüge und das Zusammenleben in diesem Land unwiederbringlich zerstören wird. Mit „Wir schaffen das“ war sowohl a) als auch b) gemeint. Leider haben… Mehr