Außenminister Heiko Maas gendert auch Bücherverbrenner

Deutschlands „oberster Diplomat“, Außenminister Heiko Maas, missbraucht die Bücherverbrennungen von 1933 hypermoralisierend. Und er gendert sogar die Nazi-Täter.

Sean Gallup/Getty Images

Nach vereinzelten Aktionen bereits im Februar 1933 schichteten am Abend des 10. Mai 1933 Mitglieder von SA und Hitlerjugend, aber auch Studenten und Professoren in mehr als 70 deutschen Städten Scheiterhaufen auf, um darin „zersetzende“ Bücher „undeutscher“ Autoren zu verbrennen. Betroffen waren jüdische Autoren: Karl Marx, Heinrich Heine, Sigmund Freud, Alfred Kerr, Franz Kafka. Aber auch nichtjüdische: die Brüder Thomas und Heinrich Mann, Erich Kästner, Kurt Tucholsky und Hermann Hesse. Das Motto hieß: „Wider den undeutschen Geist“!

Es war dies der Anfang eines vorläufigen Endes einer Kulturnation. Und es war in Verbindung mit den „Nürnberger Gesetzen“ der Beginn eines Exodus von fast einem Viertel der Professoren, die als jüdisch oder als politisch unliebsam galten. In der Folge wanderten bis 1939 etwa 500.000 Intellektuelle aus Deutschland und Österreich aus, die meisten in die USA. Und von denen, die nicht auswanderten, wurden unzählige ermordet.

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Deutschland hat sich davon lange nicht erholt. Hat es sich von diesem Exodus überhaupt erholt? Nein, denn während zwischen 1901 und 1933 etwa ein Drittel aller wissenschaftlichen Nobelpreise nach Deutschland gegangen waren, waren es zwischen 1933 und 1960 nur noch acht. Und: Die Deutsche Sprache war bis 1933 nicht nur die Sprache der Philosophie, sondern auch die Sprache der Medizin und der Naturwissenschaften. Diese Zeiten sind vorbei. Wenn Deutsche Nobelpreise bekommen, dann haben sie sehr oft in den USA geforscht. Und der deutsche Wissenschaftsbetrieb unterwirft sich („linguistic submissiveness“) ohnehin mehr und mehr dem einem allerdings oft nur rudimentären Englischen („BSE = bad simple Englisch“ bzw. „academic pidgin English“).

Und jetzt kommt Deutschlands „oberster Diplomat“, Außenminister Heiko Maas, ins Spiel. Dass er als Twitterer quantitativ bald sein Feindbild Donald Trump erreicht, lassen wir einmal außen vor. Und dass er „wegen „Auschwitz“ in die Politik gegangen sein will, hat er ausreichend bekannt gemacht. Aber dass es ihm nicht peinlich ist, die Bücherverbrennungen von 1933 hypermoralisierend zu missbrauchen, ist uns doch neu.

Nun twitterte Heiko Maas am 10. Mai: „Heute vor 87 Jahren verbrannten Studierende, ProfessorInnen und andere Nazis Bücher unliebsamer AutorInnen. Ein Wahnsinn, der nie wieder sein darf! Was auch nicht sein darf: Angriffe auf JournalistInnen und WissenschaftlerInnen, die einem nicht passen. Auch das meint #NieWieder!“

Aber, Herr Minister, ist Ihr Tweet vom 10. Mai nicht ein typisches „Haltet den Dieb“? War es nicht Maas selbst, der als Justizminister 2017 ein „Netzdurchsuchungsgesetz“ (Gesetz zur Verbesserung der Rechtsdurchsetzung in sozialen Netzwerken – NetzDG) auf den Weg brachte? Also eine Art Zensurgesetz?

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Wo war Maas, als es darum gegangen wäre, etwa für einen Thilo Sarrazin das Recht auf freie Meinungsäußerung zu verteidigen? Hatte Maas Thilo Sarrazin nicht in einem später auf ominöse Weise gelöschten Tweet 2010 als „Idiot“ beschimpft? Wo ist Maas, wenn ein linker Mob Veranstaltungen an den Universitäten in Hamburg, Frankfurt, Bremen, Siegen und anderswo stört beziehungsweise zu Fall bringt? Wo ist Maas, wenn die Düsseldorfer Juraprofessorin und Präsidentin der „Heinrich-Heine-Universität“ (!) Anja Steinbeck in ihrer Neujahrsansprache vom 22. Januar 2020 Thilo Sarrazin und Rainer Wendt „verfassungsfeindliche“ Thesen unterstellt? Die Beispiele ließen sich beliebig fortsetzen.

Lassen wir das! Das Peinlichste am Maas-Tweet zur Bücherverbrennung ist, wie Deutschlands höchster Außendarsteller hier die deutsche Sprache aus (gender-)ideologischen Gründen verhunzt. Auch das ist „submissiveness“, also Unterwerfung – diesmal nicht unter eine andere Sprache, sondern unter das Gespenst der Gender-Ideologie und damit eines „rosa Marxismus“, der Europa und die USA mehr und mehr unterwandert. Was will Maas damit erreichen? Dass man ihn zur sprachlichen (Pseudo-)Avantgarde rechnet?

Das lässt kulturpolitisch Schlimmes erwarten. Immerhin gehören zum Geschäftsbereich des Auswärtigen Amtes (AA), dem Maas als Minister vorsteht, die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik und damit das deutsche Auslandsschulwesen mit seinen 140 Schulen. Und indirekt gehören dazu die Goethe-Institute, die in 98 Ländern der Welt unter anderem zur Förderung und Verbreitung der deutschen Sprache tätig sind und hier mit dem AA kooperieren. Die verhunzte Gender-Sprache gehört hoffentlich nicht dazu!

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Kommentare ( 60 )

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GUMBACH
3 Jahre her

„Die verhunzte Gender-Sprache gehört hoffentlich nicht dazu!“ Natürlich gehört die Gender-Sprache zur Antifa. Und sie verfolgt – wie alle Aktionen dieser ‚Regierung‘ – das Ziel, dieses Land kulturell, gesellschaftlich und politisch zu zerstören.

T. Ruebsal
3 Jahre her

Es war für Deutschland schon peinlich genug, diesen Mann mit dem Charisma eines Laubfegers zum Außenminister zu machen. Insofern können wir noch froh sein, dass seine sprachlichen Flatulenzen im Ausland eher milde belächelt, wenn überhaupt für voll genommen werden. Und wenn unsere Staatsmedien ständig Klein Heiko mit Donald Trump auf eine Stufe stellen, dann weißt du, das Kasperletheater ist perfekt.

krauswil
3 Jahre her

Ich mache eine ganz andere Linie auf: Erich Honecker, Peter Hartz, Peter Altmaier, AKK, Heiko Maas…….kommen alle aus dem Saarland! (Oskar Lafontaine stelle ich zur Diskussion). Noch Fragen?!?

Epouvantail du Neckar
3 Jahre her
Antworten an  krauswil

Den Saalänner zieht´s eben zum Staat.

Cosa nostra
3 Jahre her

Ich bin jetzt hinsichtlich der deutschen Sprache nicht mehr so ganz auf der Höhe der politischen Korrektheit, aber darf ich nach “ Studierende, ProfessorInnen und andere Nazis“ davon ausgehen, daß ich auch heute noch „Studierende“ und „ProfessorInnen“ als Nazis betiteln darf, weil das verbindene „und andere“ dies nahe legt? Immerhin gendert Maas da TäterInnen durch. Die meisten können sich ja auch nicht mehr wehren. Ich frage mich, ob es beim Heiko zuhause die Peitsche gibt, wenn er nicht brav war. Zumindest habe ich das Gefühl, daß er seit seiner Schauspielerfrau noch mal einen Zahn nachgelegt hat, die ja auch schon… Mehr

Hannibal ante portas
3 Jahre her

Geschichte muss immer innerhalb Ihrer Zeit betrachtet werden. Gegenderte Begrifflichkeiten an den Anfang des „Tausendjährigen Reiches“ zu platzieren, soll eine direkte Entwicklungslinie in die heutige Zeit suggerieren. Das ist billigste Propaganda und hinkt immer: Hitler sah sich in einer Linie mit Bismarck und dem alten Fritz. Aber auch die heutige Staatsidee verlangt nach Urahnen. Karlspreis zu Aachen. Karl der Große anno 800 quasi als Amtsvorgänger von Frau von der Leyen. Ist für meinen Geschmack auch sehr weit hergeholt. Wir brauchen aber gar nicht so weit zurückblicken: Paulskirchen-Parlament 1848 zu Frankfurt. Man pikt sich den sicherlich wichtigen Demokratie- und Rechtsstaatsgedanken heraus.… Mehr

Lars Baecker
3 Jahre her

Eine Zeit lang hat er mir aufgrund seiner geistigen Armut wirklich Leid getan und ich habe mir die Frage gestellt, warum die SPD diesen Mann nicht daran hindert, sich lächerlich zu machen. Mittlerweile glaube ich: Der will das so. Also bitteschön, auf zur nächsten Peinlichkeit.

Epouvantail du Neckar
3 Jahre her
Antworten an  Lars Baecker

Das ist sehr, sehr schön dargestellt.

GerdF
3 Jahre her
Antworten an  Lars Baecker

HM kann ja nichts dafür, dass er so und nicht anders ist. Er ist einfach und schlicht, ein Ergebnis der Schöpfung. Schlimm ist, dass die SPD keinen geeigneteren Kandidaten für das Amt des AM finden konnte. Es scheint mir, er – HM – ist Teil des letzten Aufgebots dieser Partei. Ich bin versucht zu sagen: von nun an gehts Berg ab; aber das tut es ja schon seit geraumer Zeit in Deutschland…. und das Personal von Schwarz-Grün gibt sich redliche Mühe, die erkennbaren Unterschiede zu Rot-Ultrarot nicht zu groß werden zu lassen!

Manfred T.
3 Jahre her

Warum überhaupt noch irgendwelche Artikel zu diesem Kasper. Die ganze Aufregung lohnt nicht. Einfach ignorieren! Ist auch besser für die Nerven.

Alf
3 Jahre her

Zu Heiko Maas ist eigentlich alles gesagt, nach Ausschwitz geboren, aber wegen Ausschwitz in die Politik gegangen. Heiko Maas scheint es zu gefallen, Geschichte in seinem Kontext zu vermitteln. Nur, was in Auschwitz passierte, hätte auch in anderen Fällen, dazu führen können, daß jemand in die Politik geht. Ich verdanke mein Leben einem Juden, der meinen Vater vor dem Massenmord in Postelberg (bei Saaz) bewahrt hat, und ich müßte nicht herauszustellen, deswegen in die Politik gehen zu müssen. Ich war damals nicht geboren, konnte keinen Einfluß auf die Geschichte nehmen. Und Heiko Maas weiß wahrscheinlich nichts über den Massenmord in… Mehr

Cosa nostra
3 Jahre her
Antworten an  Alf

Ich überlege gerade, ob schon die Auswahl des KZ, wegen dessen man angeblich in die Politik gegangen sei, eine gewisse Wertigkeit und Populismus vermitteln soll. Auschwitz ist schließlich der bekannteste Ort eines Vernichtungslagers. Hätte Maas gesagt, er wäre wegen des SS-Sonderlagers Hinzert (ab 1940 KZ-Hauptlager) in die Politik gegangen – das liegt immerhin näher an „seinem“ Saarland – wäre das zwar logischer gewesen, aber eben nicht so populär. Wer kennt das schon? Zwar hatte Hinzert diverse Außenlager auch beim Heiko um die Ecke, aber all das klingt einfach für die Öffentlichkeit zu kompliziert., zuviel Worte für SPD-Wähler, die beim zweiten… Mehr

Epouvantail du Neckar
3 Jahre her
Antworten an  Alf

Sehen Sie, @ alf. die tragische Geschichte, die Ihrem Vater widerfuhr ist genau der Grund, dass ich nie nach Tschechien fahren werde-oder auf die Idee käme, ein dort produziertes Auto oder andere erkennbar dort produzierte Waren zu kaufen. Einem tschechischen Bürger (die Schinder sind meistens tot) hier bei uns würde ich aber nach außen hin mit dem gleichen Respekt gegenüber treten, wie eimem anderen Europäer. Genau so halte ich es mit allen Bürgern der ehemaligen „Ostblock-Staaten“, deren Sender abends gegen unsere Nation Hetze betrieben. Auch mit Jugoslawen, deren Leitsender Belgrad hetzte, obwohl Hunderttausend Gastarbeiter aus Serbien, Slowenien und Kroatien bei… Mehr

Nibelung
3 Jahre her

Die Freiheit der Gedanken nehmen diese Saubermänner gerne für sich selbst in Anspruch, wer anders tickt ist ebenso ein Verfehmter wie damals und es fehlt nur noch als letztes Mittel das Umerziehungslager, dann hätten wir wieder alte Zustände, ganz nach dem Vorbild all jener, die solche Zwangsanstalten schon weit früher eingeführt haben und sich viele lediglich an diese „Errungenschaft“ angehängt haben und heute nun meinen, sie wären edel und gut, was für ein grandioser Irrtum.

daldner
3 Jahre her

Im Grunde tut man dem Mann zuviel Ehre an, seine Tweets einem breiteren Publikum zur Bewertung mitzuteilen. Der wohnt in seiner Blase und die Tweets sind für die Mitbewohner geschrieben. Er ist permanent damit beschäftigt, sein Amt so vollkommen auszufüllen, wie seine Anzüge. Und da hat er noch sehr viel zu twittern.

Epouvantail du Neckar
3 Jahre her
Antworten an  daldner

Im Prinzip haben Sie ja recht – aber sollte man solche Blüten der Kommunikation keine Bühne geben? Abwägungs-und Standpunktssache. Und woher nähmen Kabarettisten und Feuilletonisten ansonsten ihren Stoff?

benali
3 Jahre her
Antworten an  daldner

@ daldner

Der rechtschaffene und ehrliche Journalist steckt in der Sache Maas in der Klemme, weil wir von ihm wahrheitsgemäße Berichterstattung erwarten, die aber im Falle von Maas gleichzeitig unseren wirklichen Bedürfnissen nicht gerecht werden können, weil mit Maas das Maß schon lange voll ist.

Oft denke ich daran, dass es besser wäre Maas einfach mit Verachtung und Schweigen zu verschütten. Aber aus der Vergangenheit wissen wir, dass dieser Weg nichts und niemandem je geholfen hat…

Cosa nostra
3 Jahre her
Antworten an  benali

Der rechtschaffende Journalist steckt ohnehin in der autopoiestischen Falle, nur noch selbstreferentiell zu berichten. Sprich: Journalismus berichtet über Journalismus und hat als einzige Quelle eben den Journalismus.

In genau so einer Selbstreferenz steckt die Politik.