Böllern gefährlicher als Straßenverkehr

Die gute Nachricht des Tages ist wirklich sehr, sehr erstaunlich - wir haben die erste Nacht des Neuen Jahres überlebt.

Mit rhetorisch erhobenem Finger berichtet das Umweltbundesamt: Am ersten Tag des neuen Jahres ist die Feinstaub-Konzentration vielerorts so hoch wie sonst im ganzen Jahr nicht. Zwischen 100 und 150 Millionen Euro jagen die Deutschen zum Jahreswechsel in die Luft. Dabei werden rund 4.500 Tonnen Feinstaub (PM10) freigesetzt, diese Menge entspricht in etwa 15,5 Prozent der jährlich im Straßenverkehr abgegebenen Feinstaubmenge und circa 2,25 Prozent aller PM10-Emissionen (2016).

Natürlich ist diese Pressemeldung keine irgendwie geartete Zufälligkeit. Es soll uns die Lust am Böllern ausgetrieben werden, so wie viele andere Vergnügungen, die bisher als harmlos galten.

Aber vielleicht haben die Beamten des UBA noch etwas Rest-Bowle im Blut? Denn die Nachricht läßt sich auch anders lesen:
Es ist gar nicht der Diesel, der uns umbringt. Wenn schon ein paar Böller reichen um 15,5% der Feinstaub-Menge des Verkehrs zu erzeugen: Wie gefährlich sind dann erst Straßenbahnen, die beim Bremsvorgang Sand zermalen, oder Teppiche, die ausgeklopft werden, oder gar Holzkamine?

Wir lernen sehr viel aus dieser Meldung: Wenn ein paar Böller in einer einzigen Nacht 15,5% der Feinstaubmenge entsprechen, die der Straßenverkehr IM JAHR ausstößt – dann kann der Diesel gar nicht so viel anrichten, wie immer behauptet wird. Würde an weiteren 364 Tagen im Jahr geböllert, dann wäre der Diesel sogar komplett zu vernachlässigen. Hier wird jede Zahl benutzt, um den Bürgern ein schlechtes Gefühl zu vermitteln.

Deswegen ein Vorschlag zur Güte, um Fahrverbote zu vermeiden, wie sie seit heute flächendeckend in Stuttgart gelten und in anderen Städten drohen:

Wir hören auf zu böllern.
Ihr hört auf, uns Dieselfahrern das Leben schwer zu machen.
Im Ergebnis werden die Grenzwerte eingehalten und wir fahren, wie wir lustig sind.
Das wäre doch mal ein Vorschlag zur Befriedung.

Allerdings – das Schlechte vom Tage:
Das Umweltbundesamt und die Bundesregierung sind unbelehrbar, uneinsichtig und unflexibel. Ideologen eben.
Deswegen wird uns am Ende beides drohen: Böllerverbot, Dieselverbot – und trotz allem: Der sichere Tod.

Es sei denn, Lachen macht doch gesund.

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Kommentare ( 93 )

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Winni
5 Jahre her

Die deutschen humorlosen linken Protestanten wollen mal wieder die Welt retten. Alles war kein Problem bis zur Wiedervereinigung. Gut nachdenken, ihr Katholiken, die ihr noch CDU wählt.

Hoffnungslos
5 Jahre her

Lieber Herr Tichy, ich denke, uns soll alles verboten werden, was nur irgendwie Spaß machen könnte. Am wenigsten CO2 würden wir Menschen doch ausstoßen können, oder über Geräte ausstoßen lassen, wenn es uns gar nicht gäbe. Der Mensch ist eine CO2 Schleuder. Er gehört sofort verboten. Aber was machen „unsere CO2 – Apostel“ mit den Vulkanen, wenn die plötzlich – ohne jede Erlaubnis – ausbrechen? Verbieten?! Und was machen unsere CO2-Apostel mit sich selbst? Stellen sie die Atmung ein? Fragen über Fragen…..

Tc Tc
5 Jahre her
Antworten an  Hoffnungslos

Hallo Hoffnungslos, wenn wir aktive Vulkane hätten, würde Merkel sie zusammen mit Rot Grün, Linke einfach auf Kosten des Steuerzahler und mit dem ein oder anderen Opfer schließen. Das war doch schon immer so

Marc Hofmann
5 Jahre her

Der größte Feinstaub Produzent ist das Frühjahr….die Zeit der Blüte und des Wachstum. Somit ist die Natur der größte Feinstaubproduzent!

Tc Tc
5 Jahre her
Antworten an  Marc Hofmann

Ist ja ‚Grüner‘ Feinstaub

ccb
5 Jahre her

Kleiner Hinweis: rhetorisch – nicht rethorisch. Gutes Neues!

Thorben Friedrich-Dohms
5 Jahre her

Entsetzlich!!!

In absolut seriösen, faktenbasierten und unwidersprechbaren Studien hat das UBA festgestellt, das im Mittel pro Jahr 44.900 Menschen vorzeitig durch die Folgen der Feinstaubexposition sterben:

https://www.umweltbundesamt.de/daten/umwelt-gesundheit/gesundheitsrisiken-der-bevoelkerung-durch-feinstaub#textpart-2

Laut NDR-Faktencheck trägt der Straßenverker 20 Prozent zur Feinstaubexposition bei, ist also direkt, gesichert und unumstösslich die Ursache für den Tod von mindestens 8.980 Menschen:

https://www.ndr.de/nachrichten/Der-Faktencheck-zu-Feinstaub-und-Stickoxiden,feinstaub148.html

Je nachdem welche Quellen nun am allerrichtigsten und unumstösslichsten sind, hat die Silvesterböllerei also 1.010,25 Menschen (44.900 x 2,25%) oder auch 1.391,90 Menschen (44.900 x faktengecheckte 20% x 15,5% aus diesem Artikel) zu Tode gebracht.

Schämt Euch, Ihr Böllerer!

Dr. Mephisto von Rehmstack
5 Jahre her

Bravo! Genauso gehts, man muß sie mit ihren eigenen Zahlen der Lächlichkeit preisgeben!

Ursula Schneider
5 Jahre her

Hab mir mal die Studie vom UBA angesehen. Das ist ja Kabarett vom Feinsten!
Geht schon los mit „Verteilung der Bevölkerung auf Feinstaubbelastungsklassen“ – dann wird entsprechend „umweltbedingter Krankheitslast“ u. „bevölkerungsgewichteter Feinstaubbelastung“ (witterungsbedingt seit 2007 sogar Rückgang von 20%!) klassifiziert in DALYs (verlorene Lebensjahre) u. YLDs (verlorene gesunde Lebensjahre). „Da die für D. erforderlichen Gesundheitsdaten zur Erfassung der feinstaubbedingten YLDs … nicht vollständig vorliegen, beziehen sich die Krankheitslasten in Form der DALYs nur auf die verlorene Lebenszeit durch vorzeitigen Tod.“ Noch Fragen?????
Jetzt ist mir klar, warum das Personal des Bundes dringend aufgestockt werden musste …

5 Jahre her

Die Bundesregierung glaubt offensichtlich mehr an einen Weihnachtsmann als an forensische Wissenschaft, denn das was sie uns immer wieder glauben machen will ist alles andere als wissenschaftliche Erkenntnis. Aber was will man von einer Bundeskanzlerin erwarten, die nichts weiter im Sinn hat als ihre verfehlte Politik zu zementieren und das mit Ansprachen, die nichtssagend sind.
Erkenntnisse, seriöse Ziele oder gar eine ordentliche Sozialpolitik Fehlanzeige, statt dessen Fakenews wie bereits jahrelang. Es ist und bleibt lächerlich, was die politischen Eliten abziehen und daran wird sich auch nichts ändern, zumindest solang dieses Personal das Sagen hat.

Protestwaehler
5 Jahre her

Es lässt sich heute bereits vermuten womit das kommende „Sommerloch“ aufgefüllt werden könnte… Grill-Verbot gegen den Klimawandel, Grillen verursacht erhöhte CO² u. NOX Werte und gefährdet die Gesundheit, Jährlich sterben Tausende an den Folgen von Grillabende, BBQ-Klimakiller, CO² Grill-Steuer, BBQ-Schutzzonen, Umweltfreundliches Grillfleisch für umweltbewußte GrünInnen… 😉

Norman Braastad
5 Jahre her

In Scheveningen werden 48 m hohe Holztürme aufgebaut um mit einem riesen Strandfeuer das neue Jahr zu begrüßen, während uns in Deutschland die Lust am Böllern aus Emissionsgründen ausgetrieben wird. Beides finde ich nicht gut.

Bernd Matzkowski
5 Jahre her

Mit der Böllerei zum Jahresende ist es wie mit dem Lied „Last Christmas“ in der Vorweihnachtszeit. Das wird dann im Radio gespielt – und die Böllerei-Platte auch, nur dass deren Text, anders als der des Schmachtfetzens von „Wham!“, dem Zeitgeist unterworfen ist. Früher gab es die Aufforderung „Brot statt Böller“! Einige Zeit lang waren es nicht mehr die hungernden Kinder, wegen denen man auf die Böllerei verzichten sollte, sondern die armen Hunde und Katzen, die unter den Krachern zu leiden haben. Und jetzt können die armen Kindern ruhig hungern und die armen Katzen und Hunde ruhig ein Knalltrauma bekommen, denn… Mehr

Andreas Schneider
5 Jahre her

In diesem Zusammenhang war auch beim letzten Jahreswechsel der Stimmungsumschwung des Social-Media-Teams der altehrwürdigen „Tagesschau“ auffällig: in den letzten Tagen des Jahres 2018 noch von einer feuerwerksbedingten „Feinstaub“-Hysterie durchsetzt, wechselte man, sobald irgendwo auf dem Erdenrund das neue Jahr begrüßt wurde, kritiklos zu farbenprächtigen Bildern und Videos.

Es sei also angemerkt: „Feinstaub“ war nur so lange ein Thema, wie er nicht(!) produziert wurde.

Qualitätsfernsehen, das nach einer Gebührenerhöhung förmlich schreit!