Blackbox KW 29 – Merkel ist dann mal weg (in die Ferien)

Nachdem sie wieder mal alle Probleme (Klima, Horst Seehofer) gelöst hat, besteigt Angela Merkel den Ferienbus Richtung Süden. Marx und Prantl halten derweil die Stellung.

So. Urlaub. Letzte Chance der Presse sich vor dem Sommerloch noch mal für die Große Vorsitzende als Stichwortgeber ins Zeug zu legen. Diesel, Klima, Griechenland, NATO, Donald – die Kanzlerin antwortete bei ihrer „Ich bin dann mal weg (aber nur kurz!)“-Abschiedsveranstaltung „gewohnt selbstsicher“ mit „Wir haben einen gemeinsamen Weg gefunden…“, „Müssen durch unsere weitere Arbeit zeigen…“ oder „Ich glaube, dass wir Argumente austauschen müssen…“. Natürlich gilt auch während ihrer Abwesenheit die Richtlinienkompetenz, diktierte sie speziell den bayerischen Medienvertretern in den Block. Weil Horst Schlämmer vom Grevenbroicher Tageblatt im Ruhestand ist und die Kollegen zu vornehm waren, fragte niemand knallhart nach, ob Herr Sauer nun mitkommt und warum nicht.

♦ Damit keine dunklen Sorgen die Urlaubsstimmung der Chefin trüben mögen, wurden ihr schnell noch ein paar aufmunternde Umfrageergebnisse in die Reisetasche gepackt. Das Thema Zuwanderung interessiere die Deutschen eigentlich gar nicht, wurde da behauptet, es rangiert erst auf Kummer-Platz 13, weit hinter Gerechtigkeit und Bildung. Auch Genosse Güllner von Forsa schickte sein Ergebnis: „Merkel in Bayern beliebter als Seehofer“. „Haben wir jetzt alles, Frau Baumann?“ „Ja, Frau Merkel“, sagte die treue Assistentin, „die Umfrage mit den etwas anderen Ergebnissen lesen Sie dann nach den Ferien“.

♦ Urlaubsreif sind auch unsere Journalisten. Was haben sie sich wieder verausgabt beim Treffen von Donald Trump und Wladimir Putin in Helsinki! Die Prantlhauser Zeitung schrieb entrüstet: „Schon im Eingangsstatement fehlt jegliche Kritik am autokratischen Kremlchef.“ Ach die Prantler. Verwechseln Konferenz und Mission. Was wäre denn für die SZ passend gewesen? Wenn Trump sich dreimal bekreuzigt und „Weiche Satan!“ gerufen hätte?

♦ Es ist immer wieder erstaunlich, dass Gutgläubige die Hoffnung nicht aufgeben wollen, das Bundesverfassungsgericht könne den Rundfunkbeitrag für nicht verfassungskonform erklären. Herrschaften! Wer sitzt in den Staatsfunkgremien? Wer profitiert von der Propaganda? Richtig, die schwarz-rot-gelb-grünen Parteien. Und wer wählt die Verfassungsrichter aus? Na sehen Sie, im Grunde ganz einfach zu verstehen …

Reinhard Kardinal Marx wettert gegen Horst Seehofers Abschiebungen und warnt vor einem Rechtskurs. Logisch, wer sollte denn sonst vor Rechtskurs warnen, wenn nicht Marx, Maas und die Engels?

♦ Weil der Messerstecher von Lübeck mit dem qualmenden Rucksack noch keine offizielle Erklärung abgegeben hat, wird der Fall unter „psychische Probleme“ abgelegt. Offen ist noch, wie mit dem beherzten Rentner Bodo Z. verfahren wird, der dem Irren eins mit einem dicken Ast über die Rübe gezogen hat („Dann war Ruhe …“). Verdienstkreuz für Zivilcourage? Oder Anzeige wegen Körperverletzung?

♦ Sonst wird ja schnell „Nazi!“-Geschrei angestimmt, aber in diesem Fall gedenken die deutschen katholischen Würdenträger eher still und leise des 20. Juli. Nein, nicht des von 1944. Des von 1933! Wegen der Einführung der Kirchensteuern (ab 1934 mit der Lohnsteuer erhoben) durch Sie-wissen-schon-wen.

♦ Damit bei prekär Besoldeten jetzt kein falscher Eindruck entsteht, der nur wieder Wasser auf die Mühlen … Natürlich hat der Berliner Hartz-IV-Empfänger die 77 in Berlin beschlagnahmten Immobilien nicht von der monatlichen Stütze zusammengespart! Nein, der Libanese mit deutschem Pass ist Teil eines so erfolgreichen wie polizeibekannten arabischen Familienunternehmens aus der Drogenbranche, das zudem in Totschlag und anderen Kleinigkeiten macht. Weil der Geschäftszweig aber selbst in Berlin immer noch gesellschaftlich diskriminiert wird, hat der Mann notgedrungen ALG II beantragt. Aufgefallen ist er nur, weil der Immobilienwert von 10 Millionen Euro ganz knapp das sogenannte Schonvermögen bei ALG II-Beziehern überstieg. Nachdem Berlins Innensenator Andreas Geisel, SPD, sein beliebtes Bonmot vom „Rechtsstaat, der wieder gezeigt hat, wie stark er ist“ verkündet hatte, machen sich die honorigen Anwaltskanzleien des Clans nun daran, die Beschlagnahmungen rückgängig zu machen.

♦ Bayern hat wieder eine eigene Grenzpolizei. Die darf allerdings keine „Asylwanderer“ (Sandra Maischberger) nach Österreich zurückweisen, deshalb will Ministerpräsident Söder diese direkt weiterschleusen in Bundesländer, die einfach nicht genug kriegen können.

♦ Wieder einmal sieht sich unser Staatsfunk mit dem Vorwurf der Lückenpresse konfrontiert! Kein Wort in der Tagesschau zu Jean-Claude Junckers schwankendem Auftritt (Aua! Aua!) bei der fröhlichen NATO-Party. Mit keinem Wort zitieren die Journalisten unseren EU-Kommissionspräsidenten („Ich hatte mit Ischias zu tun und zusätzlich Krämpfe in den Beinen“). Schäm Dich, Gniffke! Es ist nicht jeder so nachsichtig mit Deiner Berichterstattung wie Juncker, der dem Tagesschau-Chef nur ein tapferes „Auf euren Kleinkram lach‘ ich, Philosoph aus heit’rer Höh‘“ zurief!

♦ Juncker ist nicht der einzige Philosoph aus heit’rer Höh’ in der EU-Kommission. Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager (wieder eine Pastorentochter) verhängte gegen Google ein Bußgeld von 4,34 Milliarden Euro. Warum? Das ist ein wenig kompliziert, deshalb fasst der Spiegel das so zusammen: „Die Zeit der Rücksichtnahme gegenüber US-Präsident Donald Trump ist vorbei.“ Aha. Ist Donald Präsident von Google? Oder befreundet mit dem Google-„Russen“ Sergey Brin? Und übrigens: Gibt’s eine europäische Suchmaschine? Ein Euro-Handy-Betriebssystem? Nur für den Fall, dass die Amis irgendwann auf die europäische Kundschaft pfeifen …

♦ Der US-Senator Chuck Grassley aus Iowa regt sich darüber auf, dass ein Toilettensitz in einem Militärtransportflieger vom Pentagon mit 10.000 Dollar abgerechnet wurde. Mit Verlaub, Herr Senator, was sind Sie? Ein Alien? Haben Sie denn den Film „Independence Day“ von R. Emmerich nicht gesehen? Da wurde anhand des Beispiels einer Zahnbürste erklärt, nach welchem Prinzip das funktioniert …

♦ Huch! Im Hochbildungsstandort Deutschland ist inzwischen jede achte Brücke marode, in den alten Bundesländern droht der Verkehrsinfarkt. Leider gilt: Sozialarbeiter und Genderforscher bauen noch keine Brücken!

♦ Nun zum Sport. Ja, es muss sein, und auch wenn wir quasi nicht mitgespielt haben bei der WM, gratulieren wir den Franzosen zum Titel. Vielleicht nicht ganz so überschäumend, wie die Prantls von der SüZ, die unter der Überschrift „Seien wir stolz auf unsere Banlieues“ die multikulturelle Gesellschaft so besangen:

„Nach dem WM-Finale strömen die aus Afrika stammenden Peripherie-Franzosen auf dem Prachtboulevard Champs-Élysées mit den eher weißen Stadtzentrums-Franzosen zusammen. Alle feiern gemeinsam.“ Die Franzosen gaben sich einem „rauschhaften Fest hin. Sie sind fröhlich, baden von Übermut und Alkohol besoffen in Brunnen“.

Der Überschwang führte die Feder, Tränen der Freude verschleierten wohl ein wenig den Blick. Denn später (!) lasen wir anderswo von „dutzenden Berichten von Frauen über sexuelle Übergriffe“. Außerdem seien die Jubelfeiern trotz 110.000 Sicherheitskräften nicht nur in Paris, auch in Lyon, Marseille und Ajaccio „von Zwischenfällen überschattet“ (Plünderungen, Krawalle) gewesen. Aber wie sagen die Vereinigten Grünen von Westeuropa: „Cela a toujours existé!“

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Kommentare ( 45 )

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benali
5 Jahre her

Dass Senator Chuck Grassley den Preis von Toilettensitzen in Militärfliegern moniert, ist ein gutes Zeichen. Vor etwa 30 Jahren hat eine Frau im Amte Secretary of the Navy moniert, dass Aschenbecher Typ VW Bulli 1952 zu je US $ 5.000 zu Buche geschlagen haben. Das hat tatsächlich etwas ausgelöst: die größte Beförderungswelle in der Navy, weil alle Beteiligten ohne Ansehen von Rang und Namen gefeuert worden waren. In Deutschland undenkbar. Da legt man einfach ein paar hundert Mio. nach, wenn festgestellt wird, dass beim Tornado die Borkanonen nicht nutzbar ist, weil beim Feuern alle elektrischen Sicherungen „poppen“. Im Anforderungskatalog wurde… Mehr

Sabine W.
5 Jahre her

Ich fasse mal wieder meine eigene ‚Wahrheit‘ zusammen: Aufqualmende Rucksäcke in Linienbussen lösche ich mit luxemburgischen Alkohol. Feierfreudigkeiten an öffentlichen Orten (wenn man sie als Frau in Deutschland oder Frankreich begehen will) besser mit Keuschheitsgürteln oder einer Rattenfalle im Untergetragenen. Die lieben Leute aus den Banlieues haben friedlich mitgefeiert – s. letzter Satz (und in Nantes brennt weiterhin die Hütte?). Putin ist böse, Trump auch, nur Mutti ist gut (außer natürlich Ungarn, Österreich, Polen, Slowenien, Tschechien, und auch die Skandinavier sind so schrecklich ‚rechts‘ mittlerweile). Hartz IV- Empfänger libanesischer Herkunft ziehen irre Projekte hoch (man nennt das auch organisierte Kriminalität)… Mehr

Maik Lehrmanns
5 Jahre her

Zu der Sache mit den Clan-Immobilien sollte man auch im Hinterkopf haben, das die Berliner Gerneralstaatsanwältin Margarete Koppers heißt, der (laut Focus-Artikel vom 03.11.2017) eine zu große Nähe zu kriminälen arabischen Clans vorgeworfen wurde. Ihr Anwalt soll Rüdiger Portius sein, der auch den Abou-Chaker-Clan vertritt und zufällig auch der Ehemann von Renate Künast ist.
Man kann spekulieren, ob hier nur Theaterdonner inszeniert wird, oder Konkurenz (Remmo-Clan) ausgeschaltet werden soll.
Aus dem ganzen Stoff könnte man glatt eine neue Staffel von „House of Cards“ schneidern.

Joachim
5 Jahre her

Gibt ganz neue Ausreden bei einer Verkehrskontrolle:

– Haben sie getrunken?
– Nein, ich hab Ischias!

Vielfahrer
5 Jahre her

Hallo Herr Paetow, die Blackbox wie immer ein Lichtblick am Sonntag. Allerdings ist eine kleine Korrektur allfällig: In „Independence Day“ zog Judd Hirsch Klobrille und Hammer heran, um die diffusen Finanzierungspraktiken von Pentagon und US-Geheimdiensten verständlich zu machen!

Martin L
5 Jahre her

Ihren Absatz mit den „Verfassungsrichtern“ fand ich gut. Sehe ich ganz genauso. Mehr schreibe ich dazu besser nicht.

pema
5 Jahre her

Ein alter weißer Mann hat mal wieder Schlimmeres verhütet

Maskenball
5 Jahre her

Brot und spiele waren immer der Anfang vom Ende großer Kulturen. Also wenden wir als nächstes einem weiteren Highlight europäischer Kultur zu, dem Eurovision Song Contest, egal wer regiert. Wolle mer se rinlasse?

AngelinaClooney
5 Jahre her

Merkel in der Sommerpressekonferenz: „Wir leben in spannenden Zeiten, das finde ich faszinierend.“ – Wie „faszinierend“ diese „spannenden Zeiten“** wohl der Normalbürger empfindet, der gerade in einem Linienbus unterwegs ist?
** Es sind nach einem chinesischen Sprichwort/Fluch eher „interessante Zeiten“.

Sabine W.
5 Jahre her
Antworten an  AngelinaClooney

Ja, ich finde es auch äußerst ‚faszinierend‘, dass Gruppen von ‚Männern‘ an jeder Straßenecke herumstehen, Parks, öffentliche Anlagen, Einkaufszentren, öffentliche Plätze überlagern.
Wir leben lt. Merkel in ’spannenden, faszinierenden Zeiten‘.
Kosten Sie es aus, myladies!
Sie könnten an jeder Straßenecke… Das ist spannend, das ist faszinierend…!!!
*Zynismus aus*

horrex
5 Jahre her

Immer mehr verfestigt sich bei mir der Eindruck, dass wir „diese Regierung“ (samt der von ihr repräsentierten „Denkweise“) nur durch eine von zwei „nicht sonderlich prickelnden“ Entwicklungen loswerden können. Wobei es mir scheint, als gäbe es einen „Wettlauf“ zwischen den beiden Möglichkeiten. A) „Komplett-Absturz“ des Landes durch Realitäten leugnendes „Gutmenschentum“. Themen (ohne Wertung): Flüchtlinge, Finanzen (das €-Thema), Rechtsstaat. B) Weiteres Erstarken der AfD bis diese erhebliche Teile der Macht darstellt. Was mir auch nicht wirklich gefällt. Obwohl ich die AfD bisher unterstütze bin ich mit EINIGEN Punkten des Programms nicht wirklich einverstanden. Sehe aber keinerlei andere Möglichkeit mehr in Opposition… Mehr

amendewirdallesgut
5 Jahre her
Antworten an  horrex

Kleines Plagiat aus einer anderen Redaktion , habe leider gerade gerade den Urheber nicht mehr auf dem Schirm .
Wenn Wahnsinn epidemisch wird , erlangt er den Status der Vernunft