Blackbox KW 17 – Schluss mit den Öffnungsdiskussionsorgien!

Die Maske dürfte fortan als Symbol deutscher Staatskunst gelten, da verbietet sich schlichtweg jeglicher Einspruch. Selbst die Kinder werden aufgezäumt.

Am morgigen Montag wird wieder einmal der heilige Flickenteppich deutscher Länder-Kompetenzen in seiner ganzen Pracht entrollt: Wie hältst du‘s mit der Maske, sprich? Im Homeland NRW müssen fortan Mund und Nase bedeckt werden. Weil aber Ministerpräsident Laschet selber noch mit dem sachgerechten Anlegen der Gerätschaft hadert, soll in seinem Bundesland vorerst auf ein Bußgeld verzichtet werden. Woanders wird es teuer für Mann, Frau und Kind, die ohne Mundschutz aufgegriffen werden. Fast überall gilt das Vermummungsgebot ab sechs Jahre, in Sachsen-Anhalt werden sogar schon die Zweijährigen aufgezäumt.

♦ „Da wird einem als Arzt schlecht“, kommentierte Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery die Maskenpflicht.

♦ Für den Lehrstoff an höheren Schulen stellt die Anordnung allerdings eine echte Bereicherung dar. So könnte das Abiturthema im Fach Deutsch 2021 lauten: Vergleichen Sie kritisch die Maskenpflicht mit dem Zwang, in Schillers „Wilhelm Tell“ den Gesslerhut zu grüßen.

♦ Gestern wäre Dr. Angela Merkel eigentlich zur Lame Duck geworden, wenn die CDU wie geplant ihren Kronprinzen auf einem Sonderparteitag gekürt hätte. Aber so behält sie die Corona noch eine Weile auf, und die Kandidaten müssen weitere Motto-Tänze bestehen. Röttgen schmiegt sich nun eng an Merkel und sieht „eine große Gefahr, dass wir in der (Lockerungs-)Umsetzung einen Schritt zu weit gegangen sind“. Laschet hingegen hat Gefallen an seiner neuen Rolle als Solokünstler, für die er „so viel Zuspruch wie noch nie in meinem politischen Leben“ erfahren habe. Merz bastelt währenddessen an einem „Generationenvertrag“, um bei den jungen Leuten Punkte zu sammeln.

♦ Die Merkelbegleitpresse bleibt unbeirrbar bei ihrer Einschätzung: Es kann nur eine geben! „Keiner würde sich wundern“, verklausuliert ein Jubelperser bei der Welt sein Ansinnen, „wenn jemand ruft, sie möge im Amt bleiben“. Deutschland könne froh sein, „eine globale Führungsfigur“ zu besitzen, die „für große Krisen geschaffen“ zu sein scheint, schalmeit ein anderer im Spiegel, als sei der eine Wandzeitung in Pjöngjang. 

♦ In früheren Zeiten hätte im Spiegel gestanden, dass die Kanzlerin langsam irre redet. Noch Anfang März hatte Merkel die sogenannte Corona-Verdopplungszeit als Begründung für Shutdown-Maßnahmen genannt. Läge die über 14 Tage, könne man von Entspannung reden. Als die Verdopplungszeit bei 20 Tagen lag, erklärte Merkel, je nachhaltiger die Reproduktionszahl unter eins geht, „desto mehr und nachhaltiger können wir auch wieder öffentliches, soziales und wirtschaftliches Leben entfalten“. Dabei lag die Reproduktionszahl bereits seit Mitte März unter dem Wert 1. Der harte Lockdown mit Ausgangssperren und Betriebsschließungen wurde erst danach, am 23. März verkündet. 

Aber all das findet sich nicht im Spiegel, sondern – Chapeau! – in einer Story der Journalisten Schuler und Tiede in der Bild-Zeitung, in der sie den „unausgesprochenen Vorwurf vieler Unions-Abgeordneter“ so benennen: „Übereifer und Chaos im Anti-Corona-Kampf.“ Noch richtiger wäre: Die Lady ist gaga.

♦ Versehentlich ist Dr. Angela Merkel dabei durchaus unterhaltsam. Mit ihrem Tadel des CDU-Präsidiums, diese „Öffnungsdiskussionsorgien“ seien nicht hilfreich, schuf sie wieder eines dieser Bonmots (wie „Wir schaffen das“), die ihre Zeit überdauern dürften.

Auch weil es sich hervorragend für Missverständnisse aller Art eignet. So schimpfte Bundestagsvize Wolfgang Kubicki, FDP, sogleich, Merkel „maßt sich in der Corona-Krise Regelungskompetenzen an, die sie nicht hat“. Zuständig seien die Länder. „Die Bundeskanzlerin bewegt sich bei der Bewältigung der Corona-Epidemie am Rande der Amtsanmaßung.“ Hier irrt Kubicki! Zunächst hat sie das nur vor ihren Unionistas gesagt, und die müssen halt parieren. Steht so im CDU-Programm.

Und außerdem, Wolfgang, schon vergessen? Merkel hat mit der Wahl von SED-Ramelow und ihrer Rückgängigmachung der Kemmerich-Wahl klar bewiesen, dass sie über dem Gesetz der Länder steht. 

♦ Natürlich könnte man den Terminus „Diskussionsorgien“ als eine Verhöhnung demokratischer Debattenkultur verstehen und als einen recht kurzen Sprung bis zur Verächtlichmachung des Parlaments als „Schwatzbude“ (wie es zwei deutsche Kanzler taten) oder zum „Reichsaffentheater“ (Kaiser Wilhelm II.). Aber nur wenn man die Fliegenschiss-Elle anlegt. Außerdem kommt Angela doch aus der Demokratischen Republik, wo sie gelernt hat, dass „Kritik und Widerspruch nicht nur erlaubt, sondern eingefordert und angehört werden, wechselseitig“.

♦ Obwohl die Grünen störrisch darauf beharren, dass die Maghreb-Staaten nicht zu den sicheren Herkunftsländern gehören, haben sich in Spanien rund 100 illegal eingewanderte Marokkaner per Schlepper in ihr Heimatland aufgemacht. Bei der strengen Corona-Ausgangssperre in Europa ist es zu Hause eben doch am schönsten. Wo europäische Schlepperhilfsschiffe und NGOs allerdings noch etwas schwerfällig sind, zeigt wenigstens die Mafia „extreme Flexibilität“ und bietet bei Nichtgefallen im Einwanderungsland auch die Rückreise an. Übrigens kostet die Rückreise fünf mal so viel wie die illegale Einreise. Nennt sich wohl Marktwirtschaft.

♦ Apropos Marktwirtschaft 2020. Erst nachdem die Firma Trigema, die dem Aufruf der Politik zur heimischen Produktion von Masken und Schutzausrüstung folgte und von Trikotagen auf Mundschutz umstellte, dem Kommunistenführer Riexinger ihre Kalkulation vorlegelegt hatte, durfte die Produktion ungehindert fortgesetzt werden.

Wird wohl mal wieder Zeit für den Aufruf „Stasi in die Produktion!“.

♦ Als Gesundheitsminister hat Jens Spahn einiges gelernt, so kennt er inzwischen etwa den Wert der Prophylaxe: „Wir werden in ein paar Monaten wahrscheinlich viel einander verzeihen müssen.“ Aber: Müssen wir wirklich? 

♦ Ein Verlierer der Corona-Krise steht jetzt schon fest: Heiko, unser Äußerster, Minister für Urlaub, Freizeit und Vielfliegerei, wird kaum noch wahrgenommen, obwohl sein Ministerium die Rückholung von 240.000 „Deutschen“ – ohne Einreisekontrollen und Gesundheitschecks – organisierte.

♦ Auch Thomas Haldenwang vom Verfassungsschutz leidet unter dem Aufmerksamkeitsentzug. Er ist schon so verzweifelt, dass er offiziell vor „von anderen Nachrichtendiensten gestreuten Desinformationskampagnen gegen Deutschland“ warnt, obwohl er „aktuell nichts feststellen“ kann. Der arme Mann.

♦ Kulturelle und sportliche Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmern dürfen bis 31. August nicht stattfinden, beschloss der Berliner Senat am Dienstag. Das gilt natürlich nicht für das bei den Jugendorganisationen der roten und grünen Parteien so beliebte Polizeisportfest mit ordentlich Feuerwerk am 1. Mai!

♦ Die Bundesregierung lehnt eine Spende der Ministergehälter in der Corona-Krise nach dem Vorbild des österreichischen Kabinetts ab. So dicke haben die’s auch nicht!

♦ Wenn Sie im Mai noch nichts vorhaben: Wie wär‘s mit einem Ausflug auf einen kleinen Braunen ins Kaffeehaus nach Österreich? 


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Kommentare ( 131 )

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R.J.
3 Jahre her

Lüge ist die mit Abstand wahrscheinlichste Erklärung, auch angesichts der Spezialcharaktere in dieser Regierung, erst recht der DDR-geschulten Spitze. Dass systemische Inkompetenz dazu kommt, ist irrelevant. Es gab keine MNM usw., da man sich nicht darum gekümmert hatte. Folglich konnten sie auch nicht helfen. Medizin nicht rechtzeitig besorgt —> dann muss sie wirkungslos sein. Anderes, wie der Kampf gegen den Hitzetod durch ZehOhZwei oder gegen die bevorstehende NS-Machtergreifung, waren wichtiger. Verantwortung dafür hat auch die Masse der Medien. Und der Dt. Dackel, der offenbar bereits großenteils auf dem Verzeihens-Trip ist und sich alles bieten lässt.

Karl Heinz Muttersohn
3 Jahre her

In der Tat sind Orgien in diesen schweren Zeiten nicht hilfreich, aber alternativlos. Ich schlage vor bundesweit eine „Merkel ist supergeil“ zu organisieren, die den gegenwärtigen Trend ihrer steigenden Beliebtheit noch weiter nach vorne bringen würde. Wir haben halt ein Volk von obrigkeitshörigen Duckmäusern, die lieber eine Maske anziehen als ein wenig nachzudenken.

Andreas aus E.
3 Jahre her

Merkelbegleitpresse – köstlich. Und leider so treffend.

Gerda Hesse
3 Jahre her

Zum Abiturthema „Wilhelm Tell“… Demnächst stellt die Gottkanzlerin in jeder Stadt einen ihrer unvergleichlichen Hosenanzüge aus und wer an dem vorbeigeht, muss ihn untertänigst grüßen…wehe, wenn nicht. Wenigstens hatte bei Schiller und für die Schweizer die Geschichte ein gutes Ende.

R.J.
3 Jahre her

Sehr geehrter Herr Paetow, man sollte unterscheiden zwischen dem sachlich begründbaren Sinn, eine MNM zu tragen, und der widersprüchlichen, absurden, lächerlichen Art, wie von Merkel & Co. sowie der Masse der Medien damit umgegangen wurde und wird. Wenn man die Ausbreitung eines Virus unter Kontrolle halten will, muss man die die Übertragungsrate reduzieren. Das kann geschehen, indem man (1) die Kontaktrate zwischen Menschen reduziert (shut-down) oder (2) die Übertragungswahrscheinlichkeit pro Kontakt reduziert. Letzteres erfolgt durch (3) Distanzhalten und (4) andere Sicherungsmaßnahmen, zu denen ganz wesentlich MNM gehören. (3) funktioniert nicht recht ohne shut-down (wie soll man in einer Menge Distanz… Mehr

Martin L
3 Jahre her

„Übrigens kostet die Rückreise fünf mal so viel wie die illegale Einreise. „:
Vermutlich sind die Grenzen in Marokko eben sicherer als in Spanien. Deshalb ist das teurer. Ist doch logisch.

Martin L
3 Jahre her

„Merz bastelt währenddessen an einem „Generationenvertrag“, um bei den jungen Leuten Punkte zu sammeln.“: Weiß ich nicht. So viele junge Leute gibt es als Wähler auch nicht, dass das für die CDU so relevant wäre. Außerdem bekommen die meisten Wähler das nur durch die Mainstream-Medien vorgekaut mit: Wie viele positive oder negative Adjektive erhält der und der Kandidat. Entsprechend dann seine Sympathiewerte.
Ich denke, Merz und Co müssen vor allem bei den Qualitätsjournalisten Punkte sammeln. Das gewinnt Wahlen.

GNaB
3 Jahre her

Die Maskenpflicht ist schon per se ein rechtswidriger, weil – angesichts der Fallzahlen – völlig in unverhältnismäßiger Grundrechtseingriff. Die Schwelle zum strafrechtsrelevanten Bereich (Körperverletzung) derjenigen, die es anordnen und einfordern; wird nur deshalb nicht überschritten, weil man sich den Orten, an denen düse gilt entziehen kann. Das ändert sich gerade mit der Öffnung der Schulen. Schulpflicht in Kombination mit Maskenpflicht im Gebäude; überschreiten die Grenze. Man kann jedem Schulleiter und Lehrer nur dringend empfehlen, dieSchüler die Masken im Gebäude absetzen zu lassen, bevor das erste Kind wegen CO2-Mangel umkippt. Und allen Eltern ist zu raten, Feuer frei (Strafanzeige) auf alle… Mehr

herbert b.
3 Jahre her

Mit der Maskenpflicht stellt sich für mich symbolisch eine
Beziehung zur Pöbelsprache her. Das ist so, als würde einem
kurz und heftig das Wörtchen „Schnauze“ entgegenschallen.
Also alles andere als ein Mund-Schutz. Mit der Maskerade
bringen wir fröhlich zum Ausdruck, daß wir uns mal wieder
gerne den Mund verbinden..äh..verbieten lassen.
Hallo, lieber Herr Paetow, schön, wie Sie es immer wieder
verstehen, einen solchen Stoff so locker und leicht aussehen
zu lassen.

Coco Perdido
3 Jahre her
Antworten an  herbert b.

Bei manchem, der den Mund aufmacht, möchte man sich die Ohren zuhalten.

Riffelblech
3 Jahre her

Natürlich scheint Deutschland ganz obenGAGA zu sein ! Aber nicht nur dort ,auch in den tieferen Bevölkerungsschichten scheint ein Bedürfnis nach GAGA zu herrschen.
Denn ansonsten ist nicht zu erklären ,warum immer noch über 50% des Dienervolkes D. so begeistert folgen . Ja diese Krauthäxler des normalen Menschenverstandes auch noch parteimäßig unterstützen. Allerdings haben sich die Medien zur Huldigung der Meisterin des GAGA Seins pflichtschuldig aufgestellt .
Um dem Pöbel im Lande klarzumachen , auch GAGA sein zählt zu den erstrebenswerten Leistungen in diesem Lande.

GerdF
3 Jahre her
Antworten an  Riffelblech

Eine Erklärung zur freiwilligen Verpflichtung des GaGa Seins (beim ÖR sowie den allermeisten Printmedien) ist vielleicht eine Kombination aus Wichtigtuerei, Selbstüberschätzung, mangelndem journalistischen Interesse an den wahren Zusammenhängen und Ursachen von Sachverhalten und…. last but not least… man fühlt sich den „Mächtigen“ nahe und wird mit dem einen oder anderen Interviewtermin belohnt, darf im Regierungsflieger mal mitfliegen, man ist medial präsent (siehe TV heute Abend). Ganz zuletzt: Es scheint mir in D-Land an einer bestimmten Spezie von Journalisten (kritisch, kompetent / intelligent, mutig genug sich der Wahrheit verpflichtet zu fühlen) ein absoluter Mangel zu herrschen…. anders ausgedrückt, man findet diese… Mehr