Benehmen Sie sich – Anstand ist das „Innerste“!

Mehr zusammenhalten sollen wir, tönten Weihnachts- und Neujahrsansprachen. Wie geht das? Mit einer Renaissance von gutem Benehmen, von Stil und Anstand. Der Auftakt für eine neue Kolumne über Anstand und Benehmen. Wie halten es unsere Chefs damit?

© Helen Abraham/Getty Images

Die erste Todesanzeige des neuen Jahres kam schon am 1. Januar: die „guten Vorsätze“ für 2018 waren heimgegangen, früh, aber nicht unerwartet. Tröstlich nur: sie mussten nicht lange leiden. Untröstlich allerdings: wieder einmal ist damit auch der Vorsatz hingeschieden, ein neues Jahr mit besserem Benehmen zu bestreiten, den guten alten „Anstand“ zur Messlatte seines Tuns zu machen, Stil und Manieren, die in Zeiten ruppigen Internet-Gebarens zur randständigen „quantité négociable“ verkommen sind, zur Wiedergeburt zu verhelfen. Man hört schon die Ausrede: Ich wollte mich wirklich benehmen aber es gab so viele andere Optionen….

Werden sich unsere Regierenden besser benehmen?

Einem Jahr, das uns mit der Aussicht auf eine abermalige Regierung aus politisch Untoten quält, hätte es gut angestanden, Vorsätze zu haben, die nicht in alkoholseliger Silvester-Laune gefasst und beim Neujahrskater wieder in die Mottenkiste geräumt werden. Welches, wenn nicht dieses Jahr bräuchte den Vorsatz: wir wollen uns besser benehmen!

Diese Gesellschaft hat ihre Ellbogen des mangelnden Anstandes ausgefahren: was erlaubt ist, muss auch erlaubt sein. Schlechtes Benehmen halten die Leute doch nur deswegen für eine Art Vorrecht, weil Ihnen keiner aufs Maul haut, sagte Klaus Kinski,der wußte, wovon er redet. Aber wissen unsere Regierenden, wovon sie reden? Sprachlich etwas erlauchter, aber nicht minder zweifelhaft: nur das Recht setzt mir Grenzen! Anstand und Sitte ist nur Opium für Schwächlinge! Ein Gemeinwesen schlägt um sich, befreit sich von allen vermeintlichen Zwängen aus Stil und Manieren, befördert durch schlechte öffentliche „Vorbilder“ und begünstigt durch eine digitale Welt, die sich selbst genügt und den Anonymus liebt.

Prüfen wir unsere Vorbilder

Wer schlägt dem guten Benehmen die dringlich benötigte Bresche? Der brave (und inhaltlich unsichtbare) Bundes-Steinmeier hätte damit (s)ein Thema, wenn er es denn verstanden hätte. Stattdessen hat ihm sein unbedarfter Redenschreiber wieder mal den guten alten „Kitt“ verpasst in seiner Antrittsrede: „Was ist eigentlich der Kitt – der Kitt, der unsere Gesellschaft im Kern zusammenhält? Und hält dieser Kitt auch für die Zukunft?“. Herr Bundespräsident, gutes Benehmen, Anstand, Manieren sind für eine entwickelte Gesellschaft deutlich mehr als das Zeug, was die Fenster im Rahmen hält! Die dürfen ruhig mal wackeln, ein zivilisatorisches Gemeinwesen an diesem Punkt nicht: das unterscheidet es von einer Räuberbande (hl. Augustinus).

Wenn der Bundespräsident ausfällt, richten sich die Augen auf die Bundeskanzlerin. Und sie liefert zu diesem Thema das, was wir befürchten durften, Sprechblasen: in der Neujahrsansprache ruft sie zum Zusammenhalt in der Bevölkerung auf. Sie wünsche sich, „dass wir uns wieder stärker bewusst werden, was uns im Innersten zusammenhält“. Was ist das denn Ihrer Meinung nach, Verehrteste? Darauf nämlich haben Sie keine Antwort gegeben. Immerhin haben Sie sich den „Kitt“ versagt!

Manieren unterscheiden uns vom Wolfsrudel

Vorschlag: Sie, Frau Merkel, machen Ihren versammelten Sondierern möglichst noch heute eine gepflegte Ansage, dass gutes Benehmen, im Wortsinne demokratischer Anstand und Manieren, die durchaus oberhalb eines Wolfrudels liegen dürfen, „uns im Innersten“ zusammenhalten. Vielleicht hat das ja auch den nicht uncharmanten Nebeneffekt, dass uns einige der geplanten Absurditäten, die aus den Sondierungsräumen dringen, erspart bleiben. Vielleicht, Frau Merkel, merken Sie dann, dass Regierungsvorhaben und -handeln immer auch ins Licht des demokratischen Anstandes gehalten werden müssen. Frei heraus: es eben kein besonders gutes Benehmen, schon gleich kein demokratischer Anstand ist, den Bürger angesichts prall gefüllter Steuerkassen immer weiter „auszusackeln“ (Stichwort Spitzensteuersatz). Es hat nicht nur was mit Ökonomie zu tun, sondern auch mit demokratischem Stil, dass man mit geliehenem Geld auch auskommt.

Noch regiert er mit: Der Minister für Unanständiges

Und ach, weil wir gerade dabei sind: vielleicht geht Ihnen dann auch das Licht auf, dass der Justizminister-Darsteller Maas kinderstubentechnisch das unbedarfteste Mitglied Ihres alten Kabinetts ist. Das euphemistisch genannte „Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG)“ ist ja nicht nur, wie wir seit Jahresbeginn wissen, erbärmliches (Regierungs)Handwerk. Formen sind Normen, und hier haben wir das Musterbeispiel schlechter demokratischer formen, mehr noch: Auch den wirklich unanständige Versuch, Bürger eines ihrer grundgesetzlich verankerten Rechte zu berauben und Meinung nach Gefälligkeit zu sortieren. Abständige Ideologen, Frau Merkel, hatten noch immer ein gestörtes Verhältnis zu gutem Benehmen. Nur wer andere akzeptiert wahrt die Form. Wenn Sie das „Innerste“ zusammenhalten wollen, fangen Sie bei Herrn Maas an und verschaffen ihm einen Ruhestand im beschaulichen Saarland!

Wer also hält denn eine Gesellschaft zusammen, wenn die Spitzen des Staates kampflos aufgeben? Parteien vielleicht? Die Union und ihre programmatisch ausgelaugte Versehrtentruppe, für die das C im Namen mehr Ballast als Auftrag ist? Zum Benimm gehört das bestehen auf Wahrheit und Klarheit.

Eine SPD, die unter Zusammenhalt immer nur ihre alte Wahlkampftröte „Solidarität“ versteht, die nur ein Synonym für uferlose Sozialausgaben ist und mit dem der Würselener den Laden gerade krachend vor die Wand gefahren hat? Weil die Leute schon wissen, dass sie selbst es sind, die die Rechnung bezahlen müssen, die ihnen als Geschenk serviert wird? Und dazu kommt noch der gute Ton. Den treffen die Grünen nicht. Sie finden nichts dabei, uns im Kasernenhof-Ton ständig zu belehren und absurde Verbote aufzustellen, damit sie uns dann moralinsauer umso mehr von oben herab kommen können. Das ist keine Haltung, die Anstand verrät.  Frau Roth und gutes Benehmen? Sorry, schließt sich aus! Die wiedererstandene FDP scheint zu sehr mit sich beschäftigt zu sein, um Anwalt von Stil und Manieren sein zu wollen und eine Partei wie die Linke, wo Hauen und Stechen, Intrige und Ränke zur Genetik gehören, kann in diesem Wettbewerb getrost vernachlässigt werden. Und zuletzt: AfD und gutes Benehmen ist eine contradictio in adjecto!

Eine lebendige und entwickelte Gesellschaft darf nicht auf andere schielen, wenn sie eine Offensive für gutes Benehmen, für demokratischen Anstand und erwähnenswerte Manieren starten möchte. Dabei kommt es auf uns an! Und auch deswegen werden wir auf dieser Site fortan ein hohes Augenmerk auf Personen und Themen richten, die sich um die Renaissance von Benehmen verdient machen. Und dabei die üblichen Verdächtigen der schlechten Manieren nicht vergessen!

Ein Vorsatz, der den 1. Januar quietschlebendig überlebt hat!

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Kommentare ( 54 )

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TAR
5 Jahre her

Schoenes Bild…..vom Prince Regent Canal in London. Herr Croy, wir haben zusammen in Hemer (Westf) eine Zeit verbracht. Ich haette mir damals auch mehr „benehm“ gewuenscht

Michael Schmidt
6 Jahre her

Zurückhaltung gehört auch zum Anstand, Herr Prinz von CROŸ: “AfD und gutes Benehmen ist eine contradictio in adjecto!”
Diese Partei stellt sich allein gegen eine korrumpierte, idoktrinierte, indoktrinierende linke Öffentlichkeit und steht für unser (noch) Land ein – dies durchaus mit Gefahr für Leib und Leben (mit weiterer Zunahme von Moslems wird es tatsächlich lebensgefährlich).
Dafür gebührt ihr Achtung ….
Wir haben keine andere, unser Land liebende Partei.

Frank Stefan
6 Jahre her

„Stegner und gutes Benehmen ist eine contradictio in adjecto!“

Axel Jung
6 Jahre her

Was für ein wolhtuender Artikel! Vielen Dank dafür! Eines der Megathemen des Jahres!

Schade finde ich allerdings, dass einige der Kommentatoren hier den wohl wichtigsten Satz darin nicht gelesen oder verstanden haben; der lautet: „Dabei kommt es auf uns an!“ Dem ist nichts hinzuzufügen: wenn wir selber die guten Manieren, Anstand und Respekt aufgeben, brauchen wir uns nicht wundern, dass andere sich ebenso verhalten. Das ist dann der Anfang vom Ende …

Franz Reinartz
6 Jahre her

Dass Qualifikationen, die die „Dame“ oder „den Mann von Welt“ – leider – und vielleicht bezeichnenderweise – gibt es keine wirklich gute deutsche Entsprechungen der englischen Begriffe „Lady“ bzw. „Gentleman“ oder des französischen „gentil homme“ – auszeichnen, in der deutschen Politik so wenig verbreitet sind, da sie nach sozialdemokratischen Duktus „Sekundärtugenden“ darstellen, irritiert mich nicht mehr. Man versucht, sich der scheinbaren Befindlichkeit des Volkes (pc-mäßig wohl der Bevölkerung) dadurch zu nähern, dass man einen Sprachduktus der Inferiorität (z.B. Pack, in die Fresse) oder wahlweise Infantilität (z.B. Bätschi) pflegt, der mittlerweile noch der „dümmsten Kartoffel“ sauer aufstößt. Dass die Benimmformen letztlich… Mehr

Gero Hatz
6 Jahre her

Welch ein wunderbarer Beitrag! Man merkt doch, dass Adel verpflichtet.

Ghost
6 Jahre her

Die „Renaissance von Benehmen“ wird so schnell nicht kommen. Man sieht überall, ganz stark natürlich im Kunstmilieu als Spiegel der Gesellschaft, das Prinzip des „anything goes“, der Ego-Kult wird rücksichtslos und schamlos ausgelebt. Es gibt angesichts dessen nur zwei Möglichkeiten: man verkehrt nur noch in „seinem Milieu“ der feineren Manieren, oder wählt die „innere Emigration“ oder man passt sich an. Letzteres können die meisten unserer lieben Mitmenschen nicht umgehen, sie müssen mit den Wölfen heulen.

Silas
6 Jahre her

Die geborene Prinzessin Beatrix von Oldenburg, verheiratete von Storch, soll sich hier implizit von einem einfachen Land- oder Bürgeradeligen mangelhaftes Benehmen vorwerfen lassen? In einem kurzen dummen Sätzchen ohne Substanz, aber mit Latein? Sie ist ja machnmal etwas schusselig oder sogar unverstellt öffentlich verärgert, aber Manieren hat sie immer noch gehabt. Und wo, Herr von Croy, hat die AfD denn nur solche Benimmlosen wie z.B. Stegner (SPD) oder Tauber (CDU) vorzuweisen? Wo rennen ihre Vertreter zu Gasthäusern, um anderen Parteigängern die Bleibe streitig zu machen? Und wo haben sie deren Autos angezündet und Häuser verunziert? Die AfD ist regelmässig mit… Mehr

Kerstin
6 Jahre her
Antworten an  Silas

Danke Silas, ein absolut zutreffenden Kommentar! Den speichere ich mir ab!

Duke
6 Jahre her

Mehr Anstand für alle? Nichts lieber als das. ABER… Wir leben leider inzwischen in anderen Zeiten. Wir wurden unter anderem von Menschen zwangsbereichert,die in archaischen Kulturen sozialisiert wurde. Wie steht es mit dem Anstand in z.B. Afghanistan, Syrien, Eritrea usw.? Unsere zum Anstand erzogenen Malte-Thorbens bleibt schlicht die Spucke weg, wenn die Mohamed-Murats ihre „Ehre“ verletzt sehen und anfangen mit Messern auszuteilen. Da kommt man mit Anstand heutzutage leider nicht mehr sehr weit. Ich fürchte unsere jungen Leute müssen heute ganz dringend was ganz anderes lernen, nämlich dass man zwar grundsätzlich anständig sein sollte, wenn der Abstand in gewissen Situationen… Mehr

H. Gregor
6 Jahre her

Früher vor einigen Generationen war in Deutschland „der Kitt der Gesellschaft“ oder besser ausgedrückt „der Zusammenhalt in der Bevölkerung“, nicht zuletzt stark durch den weit verbreiteten und gelebten christlichen Glauben geprägt. Das Kreuz kann auch symbolisch in der Vertikalen als Verbindung des Menschen mit Gott und in der Horizontalen als Verbindung des Individuums mit den Mitmenschen gesehen werden. Auf die Frage nach dem höchsten Gebot antwortete Jesus: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen und von ganzer Seele“. Das andere ist dem gleich: „Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst“. (Matthäus 22, 37-39) Nächstenliebe, Freundlichkeit, gutes… Mehr

Wolfsohn
6 Jahre her
Antworten an  H. Gregor

Ihr christlicher Glaube in Ehren, aber das ist Blödsinn! Die Tragödie von 1933 ff. konnte nur darauf wachsen, dass den Deutschen ein unglaubliches Gemeinschaftsgefühl vermittelt wurde, kombiniert mit starken Begriffen wie „Ehre“ (aus der Kaiserzeit noch präsent) und „Mut“. Die 68er revoltierten gegen alles, egal, ob es gut oder schlecht war – hauptsache es war „konservativ“. Genau diese Leute brachten uns dazu, unser Ehrgefühl, den (gesunden) Patriotismus, unseren Stolz zu verabscheuen. Fragen Sie mal einen Franzosen, einen Amerikaner, einen Türken, ob er stolz auf seine Nationalität ist! – Und fragen Sie mal einen Deutschen. Dem Deutschen wurde abtrainiert, sich zu… Mehr