Wahl der Mittel: So lässt sich Salvini nicht verhindern

Salvini klein zu reden verfängt bei einer fast Verdreifachung des Lega-Ergebnisses am Ende wohl nicht, der Legachef sitzt der Regierung weiter im Nacken - noch mehr als zuvor.

MIGUEL MEDINA/AFP via Getty Images

Dass Matteo Salvini mit seinem Mitterechtsbündnis die Wahl in der Emilia-Romagna gemessen am eigenen Ziel verloren hat, steht fest. Dafür kam mit Kalabrien eine weitere Region zu Salvinis Trophäensammlung seit 2018. Doch das unterschlugen die meisten Medien. Matteo Salvini soll als der Verlierer schlechthin dargestellt werden, obwohl die Lega mit Lucia Borgonzoni einen wahren Achtungserfolg erreichte. Stimmten anno 2016 nur 233.439 Bürger für die Lega, waren es nun knapp 688.000. Fast das Dreifache zugelegt.

Die PD und ihr Amtsinhaber Stefano Bonaccini feierten vor Freude und aus echter Erleichterung, obwohl so viele rote Wechselwähler zur Lega und den Fratelli d’Italia erst einmal verdaut werden müssen. Salvini klein zu reden verfängt bei einer fast Verdreifachung des Lega-Ergebnisses am Ende wohl nicht, der Legachef sitzt der Regierung weiter im Nacken – noch mehr als zuvor.

Was hatte die PD alles versucht, um Salvini zu bekämpfen und die Emilia-Romagna nicht zu verlieren. Und welche „mächtigen“ Unterstützer die PD urplötzlich hatte.

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Nach Gesprächen an Ort und Stelle mit vielen Bürgern in und aus Ravenna, lässt sich zusammenfassend sagen, dass die PD hier einen sehr hohen Aufwand betrieben hat, andere für sie antreten zu lassen, Salvini mit Dreck zu bewerfen, während der Regionalpräsident sich alle Mühe gab, nicht zu erwähnen, dass er von der PD ist, ja das Emblem PD am liebsten zu verstecken.

Das Ergebnis war so gesehen insgesamt eher dürftig dafür, dass die linksliberale Tageszeitung La Repubblica sich während des Wahlkampfes so sehr gegen Salvini positioniert und von jeder journalistischen Seriosität verabschiedet hatte.

Nicht nur, dass die Zeitung des linken Establishments vor wenigen Tagen noch in großen Lettern auf der ersten Seite verkündete, „Salvini löschen“, oder tilgen, nein, jetzt am Wochenende noch verglich die einst seriöse La Repubblica Salvini mit dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong-Un.

Da blieb auch manch anderen Journalisten und auch Lesern des Blattes die Spucke weg. Es hagelte viel Kritik. Ist es nun tatsächlich schon so weit, dass Redaktionen ohne Scham und Verstand die absurdesten Vergleiche ziehen, um bloß aktivistisch Politik zu machen und Wahlen auf diese Art zu beeinflussen? (Erinnerungen an den Spiegel, Stern und Co. kommen spontan hoch, wenn es darum geht, den gewählten Präsidenten der Vereinigten Staaten als gigantischen Gorilla King Kong oder als blutrünstigen Kopfabschneider der Freiheitsstatue zu präsentieren.)

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Aber warum greift La Repubblica zu solchen Mitteln aus der untersten Stil-Schublade? Um Salvini und dessen Spitzenkandidatin Borgonzoni zu schaden, klar. Aber merken sie nicht, dass Diffamierung in einem sich ständig unterbietenden Vergleichswettbewerb zugleich immer wieder eine zunehmende Maß- und Argumentelosigkeit der absendenden Medien dokumentiert, und sie damit immer noch hilfloser wirken als bisher schon?

Der gesamte Artikel in der La Repubblica baute auf einen plumpen Vergleich anhand zweier Fotos, auf denen einmal Kim Jong-Un zu sehen ist, wie er auf einem Pferd durch den Schnee reitet, auf dem anderen Bild Salvini, kürzlich zu Besuch auf einer Pferdemesse in Verona, ebenfalls hoch zu Ross. Außerdem wurde noch erwähnt, dass sich beide für Waffen interessieren würden.

Dann waren da die Sardinen mit ihrem hohen moralischen Anspruch, die Werte und die Sprache in der Politik neu gestalten zu wollen, ohne Hass und Hetze, und was machten sie stattdessen? Sie selbst führten in der Wortwahl in der von ihnen verbal abgelehnten Weise und diffamierten ständig Salvini und dessen mögliche Wähler.

Urplötzlich war die Sardinen-Aktion sehr präsent so wie zahlreiche andere Bewegungen und Initiativen in westlichen Metropolen, aber offenbar doch nicht so spontan wie dargestellt, mit Unterstützung der PD und von Romano Prodi, die kaum öffentlich wurde. Ferner sagte Giorgia Meloni (Fratelli d‘ Italia) auf der Piazza del Popolo in Ravenna: Die Sardinen gaben sich als soziale Sardinen aus, versteckten aber wahre „Haie“ unter ihren Unterstützern.

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Die Sardinen sowie die Linke stellten Salvinis weibliche Spitzenkandidaten ständig als ungeeignet und schwach dar. Hätte sich auch nur ansatzweise ähnliches von der Gegenseite zugetragen, der Vorwurf des Sexismus und der Diskriminierung wäre sofort in Stellung gebracht worden. Es war, das muss man sagen, ein unappetitlicher Wahlkampf von Linksaußen.

Total untergegangen sind die Cinquestelle. Eine Zäsur steht an – Di Maio hatte das sinkende Schiff drei Tage vor der Wahl eilig verlassen; das sagt eigentlich alles, so schnell und raketenmäßig wie die Cinquestelle (M5S) aufgestiegen waren, so schnell sank ihr Stern auch wieder. In Italien gibt es einen Spruch: vom Stall zu den Sternen und wieder zurück.

Italien wird zur Zeit von einer unbeliebten „Verliererregierung“ geführt. Das nagt an vielen Bürgern. Aber auch am Mitterechtsbündnis. Diese Regierung mit der PD und M5S bedeutet Stillstand.

Ein Mandatsträger der Fratelli d‘ Italia von Giorgia Meloni sagte zur Mittagszeit recht offenherzig in die Fernseh-Kameras, Italien werde von „lebenden Toten regiert“. Er wollte beinahe Zombies sagen.

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