Italien: Premierminister Conte tritt zurück

In der Krise ist alles möglich, auch dass Conte damit beauftragt wird, eine Übergangsregierung zu führen. Matteo Salvini kann erst mal abwarten und Überzeugungsarbeit bei den Bürgern leisten.

imago images / Independent Photo Agency Int.

Wenn es noch eines Beweises bedurfte, dass Matteo Salvini nicht so falsch lag, vor anderthalb Wochen die Regierungskoalition in Italien aufzukündigen, um den Weg für Neuwahlen frei zu machen, dann war es das Auftreten des Ministers für Verkehr und Infrastruktur, Danilo Toninelli von den gelben Cinque Stelle.

Man kann schon sagen, dass er in seiner Rede zur Lage auf dem NGO-Schiff Open Arms und zur politischen Situation allgemein Salvini in den Rücken fiel. Beide Lombarden, Toninelli aus der Provinz Cremona, Salvini der Mailänder, die im Parlament nebeneinander sitzen, wendeten sich demonstrativ voneinander ab.

Seit nunmehr 19 Tagen seien die Migranten an Bord der NGO und Toninelli stehe mit der spanischen Regierung und der NGO auf dem Schiff in Kontakt, man versuche gemeinsam eine Lösung zu finden – es könne nicht sein, dass sich weitere Migranten ins Wasser werfen würden, allein, um ihren Willen auf diese gefährliche wie abstruse Weise, durchzusetzen (als ob Toninelli nicht wüsste, dass alles inszeniert ist). Spanien sagte ja bereits Hilfe der Aufnahme zu, allein, die Migranten möchten wohl unbedingt in Italien an Land – wo immer noch Salvinis Order der geschlossenen Häfen herrscht (Absolute Ausnahmen seien Kranke und Minderjährige, und selbst da gibt es nun bedenkliche Zweifel).

Dann aber, hebt sich Toninelli die Attacken für Matteo Salvini auf und man spürt förmlich, welche Hausaufgaben die Fünfsterne, die überraschend Ursula von der Leyen gewählt haben, wohl aus der EU mit Ursula von der Leyen und Donald Tusk für Italien aufbekommen haben. Jedenfalls scheint Salvinis Ex-Partner massiv unter Druck zu stehen, wenn man innerhalb der EU Pöstchen und bevorzugte Behandlung genießen wolle. Salvini blickte während des Frontalangriffs ernst und fast schon gelangweilt drein, ist es das wirklich Wert, sich so devot zu geben?, scheint er sich zu fragen.

Danilo Toninelli, der Verkehrsminister mit dem Lockenkopf, eloquent allemal, ledert also los: „Es gab früher Zeiten, da hatten uns andere Länder stets früh signalisiert, sie würden Italien irgendwie bei der Migrationsthematik und Aufnahme der Flüchtlinge entgegen kommen“, welche Länder und welchen Zeitraum er konkret meint, bleibt offen, wo doch Italien bisher immer die Hauptlast (er)tragen musste. Toninelli, holt noch eimmal tief aus: „… jetzt aber, sagen die Nationen, erst die Migranten an Land lassen, dann sehen wir weiter. Heute drehen sie uns die kalte Schulter zu. Und die Schuld liegt ganz klar bei Salvini, der dafür verantwortlich ist.“ Nun, es scheint ganz so, als beschreibe Toninelli Angriffe auf Italien aus Deutschland und Frankreich.

Die Lega-Abgeordneten um Salvini stecken die Köpfe zusammen, Salvini selbst hat noch nicht gesprochen.

Derweilen beginnt der Premier mit seiner Rede, ruhig aber anklagend, Matteo Salvini habe die Politik für „seine Zwecke kompromittiert“, und man kann sich schon vorstellen, in welche Richtung die Ausführungen weiter gehen. Salvini wollte erst den Premier reden lassen. Einen Tag zuvor ließ Salvini nur ausrichten, die Lega hänge nicht an ihren sieben Ministerplätzen. Dieses Italien brauche eine Politik des „Ja“ und nicht des „No“. Projekte würden damit blockiert.

Am Ende erklärt Giuseppe Conte, bei Präsident Sergio Mattarella seinen Rücktritt einzureichen. Und nun wird in der Krise alles möglich, auch dass Conte damit beauftragt wird, eine Übergangsregierung zu führen. Matteo Salvini kann erst mal abwarten und Überzeugungsarbeit bei den Bürgern in ganz Italien leisten. Open Arms hat wohl das Ziel erreicht, dabei mitzuhelfen, in Italien eine „rechte“ Regierung zu stürzen.

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Kommentare ( 52 )

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kiki667
4 Jahre her

Ich befürchte, dass sich jetzt alles zusammenschließt, was gar nicht zusammenpasst, Hauptsache Neuwahlen mit Salvini werden verhindert. Wer weiß, was da schon mit vdL, Merkel und der EU gemauschelt wurde. Neuwahlen in 3 Jahren? Ja, Salvini würde haushoch gewinnen, das denke ich auch. Aber zum einen glaube ich, dass wir über Neuwahlen in 3 Jahren gar nicht mehr reden müssen, weil zuvor sowieso alles zusammenbricht und weil die Flutung noch verstärkt werden wird. Und falls es doch noch so lange halten würde, dann werden diese Wahlen gefälscht werden wie noch nie.

Josef K.
4 Jahre her

Operation SOPHIA der Europäischen Union verbrachte binnen kurzer Zeit ca. 750.000 Schwarzafrikaner nach Italien. Das reichte, um im traditionell linken Italien einen Rechtsruck auszulösen, der Salvini an die Macht brachte. Dennoch ist mit der 5-Sterne Partei eine typisch linke Gruppierung mitgezogen. Nun will Salvini mehr, denn die jüngsten Versuche der NGOs, Italien zu erpressen, trieb den Italienern die Wut in die Gesichter. Und nun gibts vielleicht eine Regierung ohne 5-Sterne. Das ist ein Lehrbuchmäßiges Beispiel, wie man die politische Landschaft durch Migration bewegt. Allerdings nicht im Sinne von George Sorros. Ist eigentlich schon jemand aufgefallen, was zu keiner Zeit gesagt… Mehr

Malaparte
4 Jahre her

Die sehr interessierten Parteien des Migrationspaktes scheinen ausgesprochen weitreichende Arme zu haben. Man lässt sich doch von ein paar „Abweichlern“ in Österreich und Italien nicht davon abhalten, Europa mit dem Youth Bulge aus Afrika und Vorderasien zu fluten. Kollateralschäden an der autochthonen Bevölkerung sind bereits eingepreist. Der Nachschub an Menschenmaterial gleicht die Verluste locker aus.

Marc Hofmann
4 Jahre her

Salvini ist jetzt schon bei 40% und diese 40% sind das Versagen einer Linken NGO Politik…das Versagen wird anhalten und sich weiter in vertieft und somit wird Salvini über 50% ansteigen. So einfach ist das!

Farbauti
4 Jahre her
Antworten an  Marc Hofmann

Salvini baut auf über 30 Jahre Lega Nord. Cique Stelle sind ein ** in der Geschiche.

fatherted
4 Jahre her
Antworten an  Marc Hofmann

mag sein….das so die Umfragen sind….ob aber auch die Ergebnisse? Zudem….man wird keine Neuwahlen zulassen….mitte/links wird sich formieren….wenn es sein muss auch zu einer Minderheitsregierung…..leider.

Old-Man
4 Jahre her

Es ist schon möglich das wieder ein Matteo an der Regierung beteiligt wird,aber nicht Salvini sondern Renzi.
Sollte es so kommen,dann werden wir unseren Augen nicht trauen was diese „verblendeten“ anstellen um noch mehr el Negros nach Europa zu bringen.

Es bleibt nur eine Hoffnung,das Salvini es schafft die italienischen Bürger noch mehr zu mobilisieren,um damit dem anstehenden Alptraum aus Marxisten und Sozialisten ein Ende zu bereiten,bevor die anfangen können Italien vollends zu zerstören!!

W aus der Diaspora
4 Jahre her

Einfach mal abwarten und Teee, oder Rotwein trinken. Ein Großteil der Bevölkerung ist für Salvini, auch wenn es wohl nicht die Mehrheit ist, aber gegen die 40% kann auch nicht regiert werden. Ich denke auch in Italien gilt, dass das Endergebnis an den Medien hängt. Da weiss ich nicht, ob die beide Seiten berichten, oder wie bei uns sehr einseitig sind.

Farbauti
4 Jahre her
Antworten an  W aus der Diaspora

Es ist wie bei uns.

Flavius Rex
4 Jahre her

Der tolle Bursche Kurz. Der Heiland Salvini. Ach, wenn wir Deutschen nur so einen hätten, JA DANN …

So ein Personenkult ist grundsätzlich abzulehnen. Außerdem haben beide grundlos eine funktionierende Regierung gesprengt und so ihren Ländern viel Schaden zugefügt. So schlau sind sie nun also auch nicht.

Moses
4 Jahre her
Antworten an  Flavius Rex

Kurz hat also GRUNDLOS funktionierende Regierung GESPRENGT. Was für perverse Vorstellung.

Farbauti
4 Jahre her
Antworten an  Flavius Rex

Sie scheinen mir nicht ganz bei Trost zu sein.

Flavius Rex
4 Jahre her
Antworten an  Farbauti

Persönliche Angriffe als Argument. Sehr schön. Herrn Derius Publikum zeigt Haltung.

Christian E.
4 Jahre her

Ciao Bella Ciao !!!!! Salvini ist (war?) der beliebteste Politiker des Landes. Er konnte als ungekrönter Ministerpräsident alle seine Migrationsbegrenzungsgesetze durchbringen. Er hat m.E. Italien damit einen großen Gefallen getan. Nun aber hat er diese trotz allen Streits beliebte Regierung ohne jede Not (!) gesprengt. Aus eigennützigen, selbstsüchtigen Motiven. Und dazu noch im Zorn, was eines Staatsmannes unwürdig ist. Das wird viele dazu bewegen, die Lega nicht mehr zu wählen. Aber soweit wird es gar nicht kommen. Ich sage voraus, dass es für die „Legende Salvini “ nun bergab geht. Die (wieder)vereinigte Linke, die Kirchen, die Gewerkschaften, 90% der Medien… Mehr

Flavius Rex
4 Jahre her
Antworten an  Christian E.

Leider stimmt das. Wenn Salvini seine Anhänger nicht mobilisieren kann um die demokratisch nicht legitimierte Linksregierung zu Neuwahlen zu zwingen, dann sieht es für Salvinis Karriere und Italiens Zukunft düster aus.

Mal sehen. „Aus eigennützigen, selbstsüchtigen Motiven.“: das sehe ich anders. Wer weiß schon was wirklich dahinter steckte.

maximo 2
4 Jahre her
Antworten an  Flavius Rex

keine sorge ,die lega gibts seit 30 jahren, denen geht nicht die Luft aus.ich hab über 20 jahre in italien gelebt, habe viele freunde dort , kenne die situation also aus erster hand. fazit : salvini wird italien regieren. wenn nicht im oktober dann in 3 jahren.das ist kein strohfeuer .

Farbauti
4 Jahre her
Antworten an  Christian E.

Sie müssen sehr jung sein.

Endstadium0815
4 Jahre her

Sollte nun Salvini auf die Nase fallen und die Italiener sich für einen anderen Weg entscheiden, dann sehe ich nur noch wenig Hoffnung für Europa und Deutschland wieder zur Besinnung kommen. Ich hoffe, das die Itlaiener sich nicht einlullen lassen. Österreichs Regierung wurde gestürtz, jetzt die italienische, das macht mir ernsthaft Sorgen, wer hier wirklich das Sagen hat.

Flavius Rex
4 Jahre her
Antworten an  Endstadium0815

Die Italiener werden wahrscheinlich bis 2023 erst gar nicht gefragt. Der linke Präsident Mattarella wird den Merkelfan Conte mit der Bildung einer linkspopulistisch-marxistischen Regierung aus M5S und PD beauftragen und Salvinis Dekrete werden alle wieder aufgehoben.

Mächtige Wirtschaftsinteressen haben das Sagen. Die wollen einen homogenisierten leicht manipulierbaren Konsumenten-Plebs schaffen um sich auf alle Ewigkeiten Macht und Geld zu sichern.

Old-Man
4 Jahre her
Antworten an  Flavius Rex

Ich glaube damit haben sie Recht,es wird versucht werden Fakten zu schaffen ohne den Wähler um seine Meinung zu fragen,sehr gutes Beispiel : Merkel-Deutschland!

The Angry Ossel
4 Jahre her
Antworten an  Old-Man

In Merkel-Deutschland wurde der Wähler aber gefragt. Er hat in der überwältigenden Mehrheit einfach eine andere Meinung (um nicht zu sagen Haltung) als die hiesige Leserschaft.

joseph
4 Jahre her
Antworten an  Endstadium0815

Weder die österreichische noch die italienische Regierung wurden gestürzt. Beide haben sich aufgrund von Skandalen und durch von den eigenen Partnern eingebrachte Misstrauensanträge selbst erledigt. Abgesehen davon unterschieden sie sich politisch zum Teil fundamental: Österreich wollte schon an der Küste alle Illegalen wieder nach Afrika schicken, während Teile der italienischen Regierung sie an Land bringen und nach Österreich weiter schicken wollte. Die österreichische Regierung wollte weniger Schulden machen, während die italienische mehr machen wollte und diese ebenfalls nach Österreich schicken.

Flavius Rex
4 Jahre her

Salvini hätte auch gegen die Bahnlinie Turin – Lyon stimmen können (die nur Frankreich nutzt) um M5S ruhig zu stellen. Es ist nach dem Bruch der Regierung nun wahrscheinlich, dass M5S und die marxistische PD eine Regierung bis 2023 stellen. Das ist eine lange Zeit und bedeutet noch einmal 500.000 Afrikaner mehr, in einem Land, in dem bis in jede Kleinstadt hinein aggressive Bettler, fliegende Händler und selbst ernannte Parkeinweiser aus Afrika schon jetzt das Straßenbild prägen (wer es nicht glaubt fahre ins relativ nahe Bergamo). Salvini hat sich offenbar verzockt. Ob er die Italiener dazu bringen kann über der… Mehr