Die Antifa ist grundsätzlich gewaltbereit

Die Proteste in den USA haben die Aktivitäten der sogenannten Antifa in den Blick gerückt. Hat sie eine internationale Struktur? Welche Rolle spielt sie in Deutschland?

imago Images/Lars Berger

Geschichte wiederholt sich: Wie einst im Zuge der sogenannten kulturellen Revolution von 1968 und der Friedensbewegung schwappen zivilgesellschaftliche Proteste in den USA auf Europa über. Es waren schreckliche Bilder, die um die Welt gingen. Auslöser war diesmal ein Vorfall in Minneapolis. Ein Afro-Amerikaner bei der Verhaftung durch vier weiße Polizisten. Einer der Polizisten hatte dem gefesselten und wehrlosen George Floyd brutal das Knie auf den Hals gedrückt, so dass er über Minuten lang keine Luft bekam und erstickte. „I can’t breathe“ wurde zum Schlachtruf landesweiter Demonstrationen, nachdem sich ähnliche Fälle bereits in der jüngeren Vergangenheit ereignet hatten. Eine breite, über die afro-amerikanischen Gemeinschaften hinausgehende Welle an Solidarität und Bestürzung über Polizeigewalt und Rassismus hat das Land erfasst.

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Doch in die überwiegend friedlichen Proteste mischen sich Krawalle, welche Kriminelle und Anarchisten initiieren. Es kam zu Übergriffen auf Polizisten, Plünderungen von Geschäften und Vandalismus. In diesem Zusammenhang steht die „Antifa“ im Visier. Der sich im Wahlkampf befindende US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, diese als „Terrororganisation“ bekämpfen zu wollen. Auf Twitter hat sich daraufhin als Gegenreaktion der Slogan #WirsindAntifa verbreitet. Dabei ist ungeklärt, ob hinter den Krawallen linke Antifas stecken, oder ob – wie bei den Unruhen 1992 in Los Angeles nach den Freisprüchen für die Polizisten, die Rodney King mit Stockschlägen und Tritten traktiert hatten – vor allem kriminelle Gangs verantwortlich sind.

Keine einheitliche Struktur

Was verbirgt sich nun hinter der „Antifa“, die vor wenigen Jahren in den USA kaum bekannt war, hierzulande aber eine Tradition hat und offenbar Teil der „Zivilgesellschaft” ist? So äußerte etwa Miriam Heigl, Leiterin der Fachstelle Demokratie der Stadt München, vor wenigen Jahren im Bayerischen Rundfunk, sie setze auf ein gesellschaftliches Netzwerk. Dieses umfasse die Kooperation mit Kultureinrichtungen, „mit den Kirchen, mit den Sportvereinen, mit der Antifa“. Gleichwohl gibt es die „Antifa“ als einzelne Organisation nicht. Sie bezieht sich, wie auch der Verfassungsschutz einschätzt, auf ein „Aktionsfeld“ aus dem linken politischen Spektrum. Unterstützung und Rückendeckung bekommt sie von denjenigen Kräften, die sich gegen Rechtsextremismus und Rassismus engagieren. Die SPD-Covorsitzende Saskia Esken etwa twitterte als Antwort auf Donald Trump unter Verweis auf ihr Alter: „58 und Antifa. Selbstverständlich“, worauf zahlreiche Politiker nicht nur aus der SPD nachzogen. Der Antifa wurden konkrete Handlungen zugeschrieben, die zum Abbruch der Lehrveranstaltungen des ehemaligen Vorsitzenden der Alternative für Deutschland (AfD) und Hochschulprofessors, Bernd Lucke, oder zur Blockade einer Lesung des ehemaligen Bundesinnenministers Thomas de Maizière führten.

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Auch die momentan stattfindenden Großkundgebungen kommen ohne Destruktivität nicht aus. Die Stuttgarter Polizei etwa sieht in den Demonstrationen in Stuttgart gegen Rassismus eine Grenzüberschreitung. „Teile der linken Szene überschreiten hier gerade Linien, was wir für Stuttgart bisher so nicht gekannt haben“, sagte Polizeisprecher Stefan Keilbach. „Da werden wir zukünftig sicher auch mit entsprechender Konsequenz durchgreifen.“ Ein spontaner Protestzug war vor das Polizeipräsidium gezogen und hatte nach Auskunft der Beamten gegen die Eingangstür geschlagen und beleidigende Sprüche wie „All Cops are Bastards“ („Alle Polizisten sind Bastarde“) gerufen. Die gegenwärtigen Antirassismus-Proteste vermengen sich mit anderen „Antis“ – Antikapitalismus, Antimilitarismus, Antiamerikanismus, Antisexismus und Antirepression. Gerade deshalb gelten Polizisten als Repräsentanten eines vermeintlich kapitalistisch-autoritären Staats. Der Nexus „Polizei = Faschismus“ hat seinen Ursprung in der 1968er-Bewegung und zwei zentralen Ereignissen: den tödlichen Schüssen auf den Studenten Benno Ohnesorg durch einen Polizisten am 2. Juni 1967 und das Attentat eines Rechtsextremisten auf den Wortführer der Studentenbewegung Rudi Dutschke am 11. April 1968, der elf Jahre später an den Folgen starb.

Brennende Barrikaden, Flaschenwürfe, vermummte Personen

Für eine Revitalisierung der Bekämpfung von staatlicher Repression sorgt die Antiglobalisierungsbewegung. Die Rede von der Antifa ruft bei einigen die Bilder des G20-Gipfels in Hamburg im Sommer 2017 in Erinnerung: brennende Barrikaden, Flaschenwürfe, vermummte Personen und der „Schwarze Block“: In der Regel wird die Antifa mit diesen Bildern in Verbindung gebracht. Schon das G8-Treffen zehn Jahre zuvor zeigte eine grundsätzliche Affinität zur Gewalt. Generell ist die Geschichte der international vernetzten globalisierungskritischen Bewegung von oftmals brutalen Auseinandersetzungen mit der Polizei geprägt. Die Bestrebungen verfügen über eine ideologische Stoßrichtung und ein Feindbild, wie die deutsche Vergangenheit zeigt: Der „verordnete Antifaschismus“ der DDR diente nicht nur der Legitimation der SED-Herrschaft, sondern ging mit Georgi Dimitroff davon aus, dass bürgerliche Demokratie und faschistische Diktatur bloß unterschiedliche Herrschaftsformen des Kapitalismus seien.

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Der Antifaschismus war für die DDR zeit ihres Bestehens ein zentrales Element ihres nationalen Selbstbildes und wurde ein fester Bestandteil des politischen Alltags. Selten hat in der Neuzeit ein Staat seine politische Legitimation so stark und so ausschließlich aus seinem Gründungsmythos bezogen wie die DDR. Allerdings blieb der moralische Anspruch, der in der DDR nach dem Zweiten Weltkrieg hinsichtlich der Aufarbeitung des NS-Regimes propagiert wurde, weit hinter der gesellschaftlichen Realität zurück. So war der Antifaschismus als Legitimationsideologie weniger auf eine konkrete Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ausgelegt, sondern diente von Anfang an als Ausgrenzungsinstrument. Er war von vornherein immer auch eine Macht- und Herrschaftsressource derer, die über die „offizielle Erinnerung“ verfügten. Hier wurde der Antifaschismus-Mythos als Instrument zur Denunziation politischer Gegner genutzt. Diese begriffliche Färbung scheint heute weitgehend vergessen.

Im Gegensatz zur bürgerlichen Demokratie

Protest ist stets auf Kommunikation ausgerichtet, da die Protestierenden andere zumindest auf ihre Forderungen aufmerksam machen, idealerweise auch gewinnen wollen. Gerade diese kommunikative Stoßrichtung macht neue Medien und Technologien für die Akteure von Protest interessant, oder anders gesagt: Mit dem Netz erhält der Protest eine neue, beispielsweise transnationale Dimension. Jede Infragestellung bürgerlicher Demokratie riskiert den Rückfall in prädemokratische Strukturen mit oft vormodernen Elementen, sei es Anarchie oder Diktatur. Die Menschenrechtsentwicklung und -garantie in der Demokratie ist mit dem demokratischen Verfassungsstaat verwoben, der die Freiheitsansprüche des Einzelnen einlösen kann. Dem Frontalangriff auf die bürgerliche Gesellschaft muss man auf allen Ebenen begegnen.


Dieser Beitrag von Florian Hartleb erschien zuerst in Die Tagespost. Katholische Wochenzeitung für Politik, Gesellschaft und Kultur. Wir danken Autor und Verlag für die freundliche Genehmigung zur Übernahme.

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Kommentare ( 20 )

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butlerparker
3 Jahre her

Sehr geehrter Herr Hartleb, ich muss Ihnen entschieden widersprechen. Die Antif ist nicht gewaltbereit , sondern gewalttätig. Sie ist eine terroristische Vereinigung.

Hoffnungslos
3 Jahre her

„Globalisierungskritische Bewegung“? Wie kommen Sie denn darauf? Diese Leute sind doch im Einsatz der internationalen Globalisierer. Wer die demokratischen Staaten zerstören will, in wessen Auftrag arbeitet der/die/das? Cui bono?

Kaltverformer
3 Jahre her

Zitat:“Ein Afro-Amerikaner bei der Verhaftung durch vier weiße Polizisten.“

Schon im ersten Absatz ein schwerer Fehler, außer man postuliert, dass jeder, der nicht mattschwarz ist, ein Weißer ist.
Ein Polizist heißt Tou Thao und einer James Kueng, was schon darauf schließen lässt, dass hier auch andere Ethnien im Spiel sind.

imapact
3 Jahre her

Die meisten Straftaten erreichen ja kaum die Berichterstattungsschwelle der Medien. Nur, falls es gar zu auffällig war, kommt eine Meldung; der Vorgang verschwindet dann meist schnell von der Bildfläche bzw., er „wird verschwunden“. Da gab es vor einiger Zeit den Fall, wo die Antifa-Kriminellen in die Wohung der Mitarbeiterin einer Immobilienfirma eindrangen und die Frau mißhandelten. Kurze Meldung und das war´s… nie wieder gehört, ob man die Täter fassen konnte und falls ja, wie das ganze juristisch abgelaufen ist. Und nun stelle man sich vor, rechte Täter würde in das Haus einer linken Persönlichkeit eindringen und diese mißhandeln: Dauerberichterstattung, Sondersendungen,… Mehr

Winni
3 Jahre her

Es hat sich nichts geändert. Genauso wie die Linken damals klammheimlich mit den aus heutiger Sicht lächerlichen Gestalten und Dummschwätzer/innen der RAF sympathisiert haben, genauso ist es heute mit der Antifa. Nur noch offener und noch dümmer.

Bernd Bueter
3 Jahre her

..sowas wie die Antifa besser SAntifa nennt man schlicht kriminelle Vereinigung. Also das was mittlerweile aus CDU/ SPD/ Grüne und die Linke immer schon, geworden ist.
Die Deutsche Mafia.
30 Jahre Diskussion in Deutschland was OK sein soll. Merkel hat also noch Zeit satt.
Gute Nacht.

imapact
3 Jahre her

Das Problem mit der „Antifa“, zumindest bei ihrer deutschen Variante, sind nicht die paar hundert oder tausend Straßenschläger, im herrschenden Duktus vornehmlich „Aktivisten“ genannt. Das Problem ist die völlige Durchdringung der gesamten Gesellschaft, durch eine unübersehbar große Sympathisantenschaft gerade im gehobenen Mittelsatnd und unter politischen Funktionsträgern bis hinauf an die Staatsspitze. Das Problem ist, daß es keine zentrale Stelle gibt, sondern ein unübersehbar großes Netzwerk, insbesondere auch in den wie Unkraut aus dem Boden schießenden „NGO´s“. Eine Besonderheit der deutschen Antifa scheint mir zu sein, daß sie das hat, was man früher den „parlamentarischen/demokratischen Arm“ nannte. Dieser Arm macht es… Mehr

Regina Lange
3 Jahre her

Na wer hätte das erwartet? Die kleine Schwester der RAF ist aber nicht nur gewaltbereit, das ist viel zu harmlos ausgedrückt.. Gewalt ist deren tägliches Geschäft, davon leben die, dafür gibt’s Geld vom Steuerzahler und viel Lob aus Politik und Medien! Und dafür kriegen sie ihren “ linksradikalen aktivistischen“ Bobbes regelmäßig gepampert!

Heimatland
3 Jahre her
Antworten an  Regina Lange

Die RAF wurde nur so fest bekämpft, da der Hauptfeind die Elite war, bei der Antifa ist es der Andersdenkende.

Regina Lange
3 Jahre her
Antworten an  Heimatland

Heute würde die RAF auch nicht mehr von staatlichen Stellen bekämpft werden. Vermutlich würde sie in diesen Tagen als gemeinnütziger Verein eingetragen, Baader würde beim Bundespräsidenten ein und aus gehen und Meinhof würde die Kommentare in den öffentlich/rechtlichen Nachrichten verfassen. Fürs alte weiße Männer entsorgen gäbe es steuerfreies Kopfgeld, Orden und Ämter!

Trivium
3 Jahre her

Ich habe gerade bei Google “ Antifa Schlägertruppe“ eingegeben. 16.200 Einträge.Mehr muss man nicht wissen.

Schiffskoch
3 Jahre her

Ich habe den Text nicht zu Ende Lesen können. Es geht schon bei der Überschrift los. Die Antifa ist nicht gewaltbereit, die Anifa ist gewaltausführend, Sie ist eine feige Terrorbande. Sie übt immer dann ihre Gewalt aus, wenn sie weiß, dass ihre „Freunde“ aus Politik , Medien, Justiz und den Kirchen sie decken wird. Bei den brutalen Anschlägen auf Maglitz oder Ziegler wissen sie, dass ihnen nichts passieren wird und es zu KEINER ernsthaften Ermittlung kommt. Gewaltbereit ist verharmlosend, gewaltbereit ist auch jemand der sich nur wehren will. So wird von dubiosen Unternehmen wie der BRD – Staatssicherheit Menschen aus… Mehr