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So sieht das Leben in australischen Quarantäne-Camps aus

Sie sind keine Gefangenen, das Quarantänelager ist kein Gefängnis: Um den Grenzzaun herum patrouilliert jedoch die Polizei, Besuch ist nicht gestattet, das Mitbringen von Spielzeug oder Freizeitgegenständen ist nicht gestattet, das Kochen des eigenen Essens ist nicht gestattet, Alkohol ist nicht gestattet.

Screenshot Webvideo

Freiheit ist Gefangenschaft. Das gilt zumindest in Australien. Und einig ist man sich dabei, positiv getestete Bürger in Lager zu verbringen, damit sie dort freigehalten werden können. Quarantäne-Hotels und -Zentren gibt es schon lange: Hier müssen Personen, die aus Risikogebieten einreisen, vierzehn Tage verbringen.
Wieviele ungeimpfte Australier aus dem Ausland nach Hause zurückkehren können, ist von der Kapazität dieser Lager abhängig. Hier gab es schon in der Vergangenheit massive Probleme: Schwangere, die stundenlang auf Essen warten mussten, Allergiker, auf die keine Rücksicht genommen wurde, Furcht, dass Mitarbeiter das Virus nach draußen tragen könnten – „Sollten Quarantänecamps nicht in der Wüste stehen?“, so die Frage in Medienberichten.

Seit einiger Zeit werden in diesen Lagern auch solche Reisenden untergebracht, die innerhalb Australiens reisen wollen: Wer aus einem inländischen Risikogebiet in den Staat Queensland einreist, darf ebenfalls vierzehn Tage lang die Gastfreundschaft des Staates genießen (und dafür ca. 1.500 Euro zahlen).
Einige dutzend „Fälle” können schon reichen, um eine ganze Region zum Risikogebiet zu erklären.

In den nördlichen Territorien gab es mehrere Ausbrüche unter Aborigines: Die australischen Ureinwohner leben oft in Armut, sind isoliert, wohnen in engen Verhältnissen und lassen sich seltener impfen. Um sie zu schützen, so die Begründung, werden nun positiv getestete Bewohner der Gegend ebenfalls zentral quarantänisiert, ebenso Kontaktpersonen dieser positiv Getesteten. In diese Lager verbracht werden sie unter anderem mit Armee-Lastern, denn die Armee leistet hier Amtshilfe.

Gefängnis heißt Zentrum für Nationale Resilienz

In Aborigines-Dörfern
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Sie sind keine Gefangenen, das Quarantänelager ist kein Gefängnis: Um den Grenzzaun herum patrouilliert jedoch die Polizei, Besuch ist nicht gestattet, das Mitbringen von Spielzeug oder Freizeitgegenständen (Bälle, Fahrräder) ist nicht gestattet, das Kochen von eigenen Speisen ist nicht gestattet, Alkohol ist nicht gestattet. „Care Pakete“, persönliche Gegenstände: Verboten. Einkommendes Gepäck wird durchsucht. Bewohner des Camps müssen Mindestabstand einhalten und dürfen ihre zugewiesenen Zimmer (einschließlich Veranda) nur mit „Erlaubnis eines autorisierten Beamten“ verlassen. Das Gelände und der Zaun sind videoüberwacht. (Mehr dazu hier).
Haft heißt Freiwilligkeit

Entflieht ein Insasse, beginnen groß angelegte Polizeiaktionen: Auf den Straßen werden Checkpoints eingerichtet, Autos werden durchsucht, Streifen entsendet. Berichte über die Suche verdrängen andere Nachrichten vom ersten Sendeplatz. Eine solche Menschenjagd entfaltete sich am 01. Dezember, als drei Jugendliche (15, 16 und 17 Jahre alt) aus dem Lager ausgebrochen sind. Alle drei waren nicht infiziert, sondern Kontaktpersonen. Nachdem sie in einem nahegelegenen Ort gesichtet wurden, versuchten sie in den Busch zu fliehen, wurden jedoch von der Polizei gestellt und wieder in das Quarantänezentrum zurückgebracht. „Sie sind keine Gefangenen“, kommentierte Polizeipräsident Jamie Chalker, nachdem sie gefasst wurden.

Sie flohen, so Chalker, weil sie die Isolation in der Quarantäne nicht aushielten. Sie kämen aus „abgelegenen, überfüllten Gemeinden“ und hätten die Isolation ihrer Einzelzimmer nicht ertragen. Etwas verklausuliert wird damit mitgeteilt: Sie sind Aborigines.

Der Ausbruch aus dem Lager wird mit 5.000 Australischen Dollar (ca. 3.100 €) geahndet. Je Geflüchtetem.

Als Konsequenz, die Einsamkeit ertragbarer gestalten, aber auch mehr Videokameras aufstellen, denn man habe nicht das Personal, alle Ein- und Ausgänge zu bewachen. „Es ist kein Gefängnis“ versichert Chalker im nächsten Satz. „Die Menschen da drin sind keine Kriminellen. Sie sind Menschen, die von der Realität von Covid-19 eingeholt wurden“.

Tatsächlich sind die Insassen in kleine Zimmer interniert. Eine Veranda erlaubt immerhin frische Luft, doch wer sich den Anweisungen des Personals widersetzt und möglicherweise auf der leeren Veranda des Nachbarn sitzt, sich mit anderen „Gästen“ unterhält — mit Maske, Abstand, getrennt durch einen Zaun, wird mit 5.000 Dollar Strafe und verlängerter Quarantäne (auf eigene Kosten) bedroht:

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