Wasserwerfer gegen Corona-Demonstranten?

Unser Leser sandte uns Zeitungsausschnitte eines Leitartikel-Kommentars, aufgeschrieben von Matthias Koch, Chefautor für das RND (Redaktionsnetzwerk Deutschland).

imago Images/Stefan Zeitz

Dass der Blick in die etablierten Medien mitunter nicht leicht fällt, ist längst kein Geheimnis mehr, was uns allerdings zuletzt ein Leser zusandte, dürfte noch einmal auf besondere Weise geeignet sein, den allgemeinen Überdruss und Abscheu für eine entglittene Art Journalismus zu erklären.

Unser Leser sendet uns Zeitungsausschnitte eines Leitartikel-Kommentars, aufgeschrieben von Matthias Koch, Chefautor für das RND (Redaktionsnetzwerk Deutschland) und schreibt uns dazu:

„Sollten Sie nicht schon selbst darauf aufmerksam geworden sein, möchte ich Sie darauf hinweisen, dass RND im heutigen Leitartikel seines Zeitungs-Netzwerkes zu Gewalt gegen friedliche Demonstranten auffordert (Wasserwerfereinsatz bei Corona-Großdemonstrationen).
Das ist eine journalistische Grenzverletzung, die gerade bei Lesern der Leipziger Volkszeitung Erinnerungen an den Herbst 1989 wach ruft, als ein vermeintlicher Kampfgruppenkommandeur in der LVZ mit Gewalt gegen Montagsdemonstranten drohte. Als Brancheninsider mit 30jähriger Berufserfahrung möchte ich an dieser Stelle noch kurz erläutern, dass Wasserwerfer Distanzwaffen sind, die nur dann zum Einsatz kommen dürfen, wenn es etwa durch Stein- oder Flaschenwürfe zur Gefährdung von Polizeibeamten oder unbeteiligten Personen kommt. Keinesfalls dürfen Wasserwerfer zur Auflösung friedlicher Demonstrationen verwendet werden.“

Was hatte Koch da aufgeschrieben? Der Journalist ist ja beim RND nicht irgendwer, als Chefautor der Madsack-Gruppe ist er schon seit Gründung 2013 Teil des RND, übernahm dort die Führungsrolle und trägt also in besonderem Maße Verantwortung, was inhaltlich passiert. Wenn Koch also daneben haut, dann trifft es das Netzwerk in seiner Gesamtheit. Der Vorsitzende der Konzerngeschäftsführung sagte 2013 noch über Koch, der stehe für „den inhaltlichen Qualitätsanspruch des RND“, „er genießt hohes Ansehen als Journalist und Kenner der politischen Szene.“

Was aber hat nun unseren Leser am Leitartikel dieses ausgewiesenen Leitsterns des Redaktionsnetzwerkes der Madsack-Gruppe so aufgeregt?

Matthias Koch kommentiert – etwas später freilich als viele andere Medien – die Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen in Berlin. Und er ist offensichtlich kein Freund solcher regierungskritischer Demos, er wünscht explizit und in anmaßendem Tonfall den Einsatz von Wasserwerfern gegen solche Demonstranten. Also auch gegen Alte, Frauen, Mütter und Kinder – jedenfalls, wenn man sich die Teilnehmer in Berlin der vorausgehenden Demos noch einmal vergegenwärtigt.

Er fordert zunächst in besagtem grenzwertigem Tonfall:

„In Auseinandersetzung mit Infektionsschutzgegnern müssen neue Saiten aufgezogen werden.“

Lassen wir mal beiseite, dass schon die Bezeichnung „Infektionsschutzgegner“ eine Herabwürdigung von Bürgern ist, die einfach nur ihr per Grundgesetz garantiertes Demonstrationsrecht wahrnehmen, und dass hier allenfalls erstaunt, warum Koch nicht gleich von Corona-Leugnern schreibt, sondern zusätzlich „nur“ von „Rechtsradikalen“. Nein, interessanter ist, wie diese neuen Saiten bei Matthias Koch an der Spitze des RND tatsächlich und im Wortlaut aussehen sollen:

„Offensichtlich ist bei Bußgeldern für Maskenverweigerer noch Luft nach oben. Schließlich muss auch geklärt werden, was geschehen soll, wenn Verschwörungstheoretiker erneut ihr unbezweifelbares Demonstrationsrecht missbrauchen zu infektionsrechtlich unzulässigen Superspreader-Events. Die Wahrheit ist: Da kann auch mal der Einsatz von Wasserwerfern geboten und polizeirechtlich angemessen sein. Zeichen setzen dürfen nicht nur die Abgedrehten.“

Screenprint: rnd.de

Ignorierend, dass hier schon die gesamte arrogante wie eitle Tonalität widerlich ist, viel schlimmer ist diese erschreckend offensichtliche Missachtung demokratischer Rechte – eine journalistische Schlechtleistung allererster Güte, die unbedingt und offiziell zu rügen wäre, so es funktionierende Kontrollmechanismen in freiwilliger Selbstkontrolle überhaupt noch gibt.

Ach, es ist ja auch noch feige dazu: Denn wo war die Forderung nach neuen Saiten von Koch, als beispielsweise viele Tausende bei Black-Lives-Matter-Demonstrationen ebenso wie bei Gegendemonstrationen gegen Maßnahmen-Gegner viel zu eng beieinander und vielfach dokumentiert ohne Mund-Nasen-Schutz demonstrierten? Da war Matthias Koch in Deckung. Warum?

Es muss in aller Deutlichkeit gesagt sein: Der Journalist Koch bewirbt sich mit seinem neuesten Leitartikel als Hilfs-Regierungssprecher aus der Privatwirtschaft heraus. Oder er bewirbt sich für sein Netzwerk schon um eine Führungsrolle in den öffentlich-rechtlichen Medien von morgen, dann, wenn solche Netzwerke als große Medienverteilstationen Regierungshaltung nach chinesischem Vorbild in die Gazetten spritzen wie Wasser aus Wasserwerfern.

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Kommentare ( 199 )

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Wolfgang M
3 Jahre her

Auch für 100 Daumen nach unten. Auch bei TE darf man seine eigene Meinung vertreten.
Natürlich kann man mit Wasserwerfern und Tränengas gegen Demonstranten vorgehen, die die Regeln (Abstand, Hygiene, Alltagsmasken) nicht einhalten.
Das hat nichts mit fehlender Meinungsfreiheit zu tun. Man kann auch unter Einhaltung der Regeln demonstrieren.
Demnächst gibt es den nächsten Lockdown, weil sich manche nicht an die Regeln halten. Wir sehen das jetzt an den Touristen, die unbedingt mal verreisen mussten. 40% der Neuerkrankten an Corona sind Rückkehrer aus dem Urlaub.
Die deutsche Wirtschaft ist jetzt schon stark geschädigt. Es geht um die Zukunft Deutschlands.

G Koerner
3 Jahre her
Antworten an  Wolfgang M

Sie verstehen es nicht oder wollen es anscheinend nicht verstehen und begreifen! Es sind die doppelten Standards, mit denen hier gesinnungspädagogische Erziehungsmethoden durchgesetzt werden sollen. Würde man gegen BLM Aktivisten mit Wasserwerfern agieren, wäre es Rassismus. Aber so sind es nur alte weiße Impfschutzgegner deutscher Provinienz….

caesar4441
3 Jahre her

Die Generalprobe für die große Transformation -der Coronawahn- ist hervorragend gelaufen .Große Teile der Bevölkerung wünschen noch mehr Schikanen und wählen ihre Peiniger.Besser kann eine Probe gar nicht laufen.Und die paar Störer und ewigen Nörgler werden einfach weggespritzt.

gmccar
3 Jahre her

Haben die doch schon bei der Bon-Pflicht gemacht.

Lavinia
3 Jahre her

Wasserwerfer gegen friedliche Demonstranten, deren Anliegen einem nicht passt… Und wenn die nicht reichen? Soll es dann mit Panzern weitergehen?

Interessant für TE ist vielleicht auch dieser Artikel, in dem der Hirnforscher Gerhard Roth „erklärt“, wie mit Maskenverweigerern umzugehen sei; bemerkenswert ist dabei v.a. die Arroganz, mit der über mündige Bürger gesprochen wird: https://www.nwzonline.de/bremen/bremen-umgang-mit-corona-regeln-bremer-hirnforscher-erklaert-warum-nur-harte-sanktionen-helfen_a_50,9,2274134114.html

Realist1
3 Jahre her

Heute in den Fernsehnachrichten: „tausende demonstrierten gegen Lukaschenko“,im Video sind fast alle ohne Maske und ohne „Mindestabstand“. Was hätten wir zu hören bekommen, wenn Lukaschenko die Demo wegen Corona-Sicherheit verboten hätte, so wie ein Berliner Bürgermeister die geplante Demo am 29.8.2020 verbieten oder auch mit Gewalt auflösen will? Wahrscheinlich: „Lukaschenko verbietet Demo des politschen Gegners?“ ohne Corona-Hintergrund.

CIVIS
3 Jahre her

Das „Schlimme“ an der Sache ist, …solche „Schmierfinken“ wie Koch machen das alles nicht mehr heimlich und unter dem Radar, sondern mittlerweile und wie selbstverständlich vollkommen öffentlich;
…und mit ihm das ganze RND, der gesamte Staatsfunk, alle deutschen Fernseh- und Radiosender, insgesamt alle deutschen Haltungs- und Betreuungsmedien.

Zur Info: SPD > Madsack-Gruppe > RND/Redaktionsnetzwerk Deutschland (!)

caesar4441
3 Jahre her
Antworten an  CIVIS

Was darauf hindeutet ,daß sie sich ihrer Sache sehr sicher sind.

pcn
3 Jahre her

Kürzlich sprach ich mit einer Person, ein Pensionär, vorher im öffentlichen Dienst, dass wir mitten in einer Diktatur leben, die sich von anderen totalitären Staaten wie China und Nord-Korea nur dadurch unterscheidet, dass Menschen mit anderer Meinung nicht umgebracht werden, sondern „nur“ beruflich existentiell vernichtet werden. Antwort: „Das glaube ich nicht!“ – Der hat Kinder. Und die denken wahrscheinlich genau so! Zukunft Deutschland.

Schiffskoch
3 Jahre her

Fordert Herr Koch auch Wasserwerfer in Minsk? Ich sehe dort weder Masken noch Mindestabstände. Komischerweise haben aber die Umsichtigen in der Corona – Frage mit dieser Demo keine Probleme, sondern feiern diese Demos und unterstützen sie!

Karl Schmidt
3 Jahre her

Das „unbestreitbare Demonstrationsrecht“ wird (erneut) „missbraucht“. Abgesehen davon, dass er den Demonstranten mit der Behauptung eines Missbrauchs das Demonstrationsrecht in der Sache bestreitet – und nach (Vergeltung dieser verruchten Tat durch) Einsatz von Wasserwerfern verlangt – (Doppeldenk), gibt auch die migeteilte (wahre) Absicht der Demonstranten den Blick frei auf das, was man in dieser SPD-Filiale für politische Zusammenhänge hält: Die Demonstranten kommen nämlich zusammen, um den Virus zu verbreiten („Superspreaderev-Events“)! Der Verschwörungstheoretiker war aber – das muss hier klargestellt werden – auf der Demonstration und sitzt nicht hinter dem Schreibtisch des RND. Aber die Lage ist ja auch ernst: Sie… Mehr

Hans Deutsch
3 Jahre her
Antworten an  Karl Schmidt

Ich warte ja immer noch auf die vielen zusätzlich Erkrankten und Toten seit der letzten Demo in Berlin? Vielleicht kann sie mir endlich jemand zeigen. Mir würde auch schon ein bestätigter Nachweis eines Covid-19 Erkrankten aus einem der Sentinel-Labore in Deutschland genügen. Nun denn an die Zeugen Coronas: Freiwillige an die Front! Ich warte…..(dummerweise hat selbst das RKI seit dem 20 April keinen einzigen Fall mehr – und muss das in die Statistik auch so reinschreiben ?)

B. Krawinkel
3 Jahre her

Das Merkelsystem hat jetzt ganz aktuell einen seiner Kettenhunde auf die nächste Demo angesetzt.
Fakten“finder“ Patrick Gensing versucht, die kommende Demo kleinzureden, weil von dem (?) Veranstalter nur „22.500 Personen angemeldet“ wurden.
Als ob das die Vielen (wie mich) interessiert, die da wirklich hinwollen. Auch ohne Anmeldung.
Das Vorschieben der, ideologisch stark belasteten, Personalie Gensing zeigt aber, das man auf Seiten der Regierung im Kampf gegen das Demonstrationsrecht bis an das Äußerste zu gehen gedenkt.

B. Krawinkel
3 Jahre her
Antworten an  B. Krawinkel

Den Link vergessen; hier ist er:
https://www.tagesschau.de/faktenfinder/faktenchecks-corona-101.html

Noch was;
achten Sie bitte mal darauf, wie peinlich Gensing den geplanten Termin der Demonstration im ganzen Beitrag unterschlägt.
Auch in fast allen anderen Publikationen taucht der Termin nicht auf.
Überhaupt; versuchen Sie mal was über diese nächste geplante Demo herauszufinden.
Daß das über die MsM nicht mehr möglich ist, ist der gefühlte zehntausendste Beweis für deren Gleichschaltung.

Der Termin für die Grundrechte der Deutschen ist am 29.08.2020

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Kassandra
3 Jahre her
Antworten an  B. Krawinkel

Hier ist die am 29.08. aufgeführt – wie alle anderen, die davor und danach stattfinden: https://demo.terminkalender.top/

Ich hatte den link schon länger gespeichert und kann ihn mit einer Suchmaschine jetzt nicht mehr finden.