Was uns das angeht: 9. November 1938

Darf man das überhaupt? Über den 9. November ein stückweit in der Ich-Perspektive schreiben? Ich hoffe es.

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Rabbi Andreas Nachama speaks while standing next to a photograph of a synagogue burning in 1938 at a ceremony to commemorate the November pogroms, also called Kristallnacht for the events of November 9, at the Topography of Terror museum on the grounds of the former Gestapo headquarters on November 8, 2018 in Berlin, Germany.

Gestern vor achtzig Jahren brannten in Deutschland Synagogen, wurden Juden aus ihren Wohnungen gezerrt, nahmen sich Juden in Deutschland das Leben oder flüchteten und versteckten sich vor der Gewalt des Pöbels, der marodierend durch die Straßen zog angeleitet von Schergen des nationalsozialistischen Regimes. Die Pogrome vom 9. November 1938 waren wohl mit ihren brennenden Gotteshäusern so etwas wie die nationalsozialistischen Leitfeuer hin zur Vernichtung der europäischen Juden.

Aber wie nähert man sich nun als Deutscher fast ein Jahrhundert später so einem Datum an? Die verstorbene Generation der Großeltern sagte: Wir haben davon nichts gewusst und meinte damit die industrielle Vernichtung von Millionen von Juden. An den einstürzenden Synagogen, den zerschlagnen und beschmierten Geschäften, an den Verängstigten, Geschlagenen und Erschlagenen war schlecht vorbeizuschauen. Anschließend wurde es dunkel in Deutschland. Noch dunkler in der Erinnerung.

Und wären anschließend etwa noch Reste eines zivilisatorischen Gewissens geblieben, dann verschwand es kein Jahr später zuerst unter dem Jubel des Eroberungskrieges im Westen oder erfror spätestens in der Eiseskälte des russischen Winters hin zu einer entmenschten Abgestumpftheit oder Gleichgültigkeit und wurde der Einfachheit halber mit dem anonymen deutschen Soldaten zu Grabe getragen, während in Auschwitz die Öfen in den Krematorien auf Hochtouren arbeiteten – die schiere Masse der Vergasten, Verhungerten und Erschlagenen war kaum zu bewältigen, an drei weiteren Orten wurden zusätzliche Verbrennungsgruben ausgehoben.

Am 09 November 1938 organisierte das nationalsozialistische Regime einen umfassenden gezielten Angriff „auf die noch vorhandenen moralisch-ethischen Grundlagen und Reste eines rechtsstaatlichen Bewusstseins der Deutschen.“, so der Historiker Jörg Wollenberg. Und der Historiker Wolfgang Benz befand zum 9. November: „Antisemitismus und Judenfeindschaft, wie sie als Bestandteil der nationalsozialistischen Ideologie schon immer propagiert worden waren, schlugen jetzt um in die primitiven Formen physischer Gewalt und Verfolgung. Die ‚Reichskristallnacht‘ bildete den Scheitelpunkt des Wegs zur ‚Endlösung‘ zum millionenfachen Mord an Juden aus ganz Europa.“

Also fragen wir hier noch einmal, wie man sich heute und als Deutscher diesem Datum annährt. Schuldgefühle als Nachfahre der Tätergeneration? Irgendeine besondere noch tragfähige Verantwortung? Ich habe doch mit alledem nichts zu tun, könnte man sagen. Oder gar argumentativ verweisen auf die Auflösung der Nationalstaaten, der Völker, um dann das industrielle Morden der Deutschen entlastend in ein europäisches Gedenken zu überführen.

Aber wie darf, kann oder sollte das funktionieren? Alles spricht dagegen. Zwar kann sich der Autor hier nicht erinnern, weil fast ein Vierteljahrhundert nach Kriegsende geboren, aber Erinnerungen werden doch vererbt in Form von raren exklusiven Erzählungen und seltener noch untermauert von Fotografien.

1938 war meine Großmutter eine junge einundzwanzigjährige Frau, mein Vater gerade zwei Jahre alt, die Familie lebte gutbürgerlich mitten in Breslau. Oma wurde weit über 90 Jahre alt, also hatten wir Enkelkinder Zeit genug, Fragen zu stellen. Auch die, wie das denn nun mit den Juden in Breslau war. Ja, kam da die Antwort, als Kind hätte sie mit den so hübschen blauäugigen Nachbarskindern gespielt, die immer fragten, ob das Essen denn koscher sei. Auf unsere Frage, was denn aus denen geworden ist, hieß es lapidar, die waren dann auf einmal alle weg. Die Juden waren weg, das Leben ging weiter in Deutschland. Hatte die Oma denn überhaupt nichts mitbekommen?

Doch. So erzählte sie weiter, dass sie auf Arbeit bei Bernhard Wedler (Fahrräder und mehr) im Büro einmal auf die Toilette ging und merkwürdige Geräusche vom Hof hoch hörte und dass sie beim Hinunterschauen dort Familien eng an eng mit Koffern versammelt sah. Das mögen wohl Juden gewesen sein. Mehr gab es da nicht zu erzählen. Der Opa wusste noch weniger, er sei ja im Krieg gewesen. Dafür konnte er die Geräusche der Stalinorgel so gut nachmachen, dass ich es heute auch noch kann. „Tagelang pfiff die Stalinorgel über uns hinweg, dass wir uns im Graben bald alle einsch … manche Kameraden haben danach geweint wie kleine Kinder.“

Und dann war da noch die alte magere Tante mit der durchsichtigen Haut, die ins Altenheim kam, die noch auf dem alten Bett der Wohnung saß, in der sie über ein halbes Jahrhundert gewohnt hatte und die uns von da aus zusah, wie wir ihren Hausrat und ihre Möbel langsam entsorgten und Kleinteile in große blaue Müllsäcke schmissen.

Immer Stück für Stück führten wir ihr die Sachen vor und sie sagte mit geröteten Augen immerfort nur: „Weg damit, bloß weg damit.“ Aber wir schmissen nicht alles weg. Eine kleine Pappkiste mit Fotos trug ich auf dem Weg zum Container ins Auto und nahm sie mit nach Hause. Ich erzähle es deshalb, weil da eben nicht nur Familienfotos vor dem Weihnachtsbaum, Bilder vom Skiausflug 1933 oder solche des Onkels in strammer Uniform zu finden waren, sondern auch ein Bild, dass mir bis heute Rätsel aufgibt und über das es keine Erzählung der Familie gibt. Wurde vergessen, es zu vernichten, als es höchste Zeit wurde, solche Aufnahmen zu entsorgen? Warum wurde es aufgehoben? Als Erinnerung? Aber an was?

Das kleine Foto hat einen weißen gestanzten Zierrand. So etwas gibt es heutzutage nicht mehr. Die Fotoautomaten hinten an der Stirnwand bei Rossmann drucken ohne Rand aus. Schon gar nicht mit so einem Fotorand, der an das Papier unter der tiefgefrorenen Sonntagstorte von Coppenrath & Wiese erinnert.

Auf der Schwarzweißaufnahme zu sehen sind fünf kahl rasierte Männer, im Hintergrund weitere Männer im Anschnitt. Sie stehen auf schlammigem Boden um einen alten Blecheimer herum. Kaputte alte Mäntel, ausgelatschte alte Stiefel; von einigen lösen sich die Sohlen. Die Männer halten helle Schalen in der Hand, der Inhalt des Eimers ist nicht zu erkennen. Auf der nur minimal vergilbten Rückseite dieser Fotografie stehen drei Worte in Kugelschreiber aufgeschrieben. Offensichtlich in Frauenhandschrift nach dem Krieg aufgeschrieben, wenn stimmt, das es Kugelschreiber für Normalsterbliche (was für ein falsches Wort in diesem Kontext!) erst später zu kaufen gab.

Da steht also in schöner Frauenhandschrift als Erklärung, was auf der Fotografie zu sehen ist: „Juden in Polen“. Und wer das Bild betrachtet, dem muss hier unweigerlich klar sein, dass es sich dabei nicht um irgendwelche Juden, irgendwo wohnhaft in Polen, handelt, sondern um eingesperrte, kahl geschorene Männer in Bedrängnis und großer Not.

Eine Aufnahme, mutmaßlich aufgenommen zwischen den Novemberpogromen in Deutschland und der millionenfachen industriellen Vernichtung der Juden in den Jahren bis 1945 vor der Befreiung der letzten Überlebenden aus den Konzentrationslagern. Nur was hat dieses Foto in der Fotokiste meiner Tante verloren, zwischen Margerinebildchen „Deutsche Kolonien“ und dem Onkel in langer Badehose im Garten bei der Pflaumenernte?

Meine Mutter war 1945 neun Jahre alt. Sie überlebte die Flucht, die Scheinerschießungen der Tschechen und sie entging nur knapp dem Tod durch Vergiftung, weil ihre Mutter das Gift im tschechischen Lager in letzter Minute doch nicht verteilte, so, wie es weitere Mütter mit ihren Kindern auf dem Stroh nebenan taten.

Das wenige, dass sie zur Vernichtung der Juden sagen kann, hat sie uns erzählt.
Davon, dass sie an einem Bahnhof die Mutter fragte, was das denn für Leute seien in den Viehwaggons, aber keine Antwort bekam. Waren es Juden? Oder Kriegsgefangene? Und sie erzählte weiter, dass sie lange nach dem Krieg einmal Anne Frank las. Und dass es ihr plötzlich kalt den Rücken herunter lief, als ihr bewusst wurde, dass das ein Mädchen war wie sie. Zur selben Zeit und in etwa gleich alt. Ein Mädchen, ermordet im März 1945 im KZ Bergen-Belsen.

Gestern vor achtzig Jahren brannten in Deutschland die Synagogen. Dann verschwanden die Nachbarn meiner Großmutter, mein Vater war zwei Jahre alt, auf dem Hof des Breslauer Fahrradwerkes wurden Menschen zum Abtransport zusammengetrieben, mein Opa zog in den Krieg, während einer meiner Onkel offensichtlich verstörende Filme nach Hause schickte, die hier entwickelt und noch mit einem filigranen Zierrand versehen wurden. Es muss also auch ein Fotolabor draufgeschaut und nichts dabei empfunden haben, dieses Werkzeug anzusetzen, das diesen Zierrand stanzt.

Eingangs stand die Frage, wie nähert man sich als Deutscher fast ein Jahrhundert später so einem Datum an und welche Gefühle hat man als Nachfahre der Tätergeneration? Gibt es heute noch eine tragfähige Verantwortung? Können wir Nachgeborenen sagen, wir hätten doch mit alledem nichts zu tun? Oder tragen wir mit der Erinnerung der anderen auch eine Verantwortung in uns? Eine, die so schwer wiegt, dass auch dieser Text hier als kleines Wagnis erscheint. Darf man das überhaupt? Über den 9. November ein stückweit in der Ich-Perspektive schreiben? Ich hoffe es.

Nun gibt es mindestens einen weiteren aktuellen Anlass, über den man zu diesem 9. November nicht schreiben sollte. Lea Rosh hat am Donnerstag in Berlin als Initiatorin des Denkmals für die ermordeten Juden Europas gemeinsam mit Uwe Neumärker, dem Leiter der Gedenkstätte, einem Berliner Abgeordneten Gerd Pazderski, Vorsitzender der AfD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus verweigert, die Namen ermordeter Juden gemeinsam mit Abgeordneten anderer Parteien zu verlesen:  Sein Vater hat als polnischer Zwangsarbeiter kaum das KZ überlebt. Wr hat das Recht auf Trauer? Wer darauf, dieses Recht zuzuteilen wie Hungerrationen?  Eine Diskussion, die sicher bis morgen oder besser noch übermorgen Zeit hat.

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Kommentare ( 58 )

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Abifiz
5 Jahre her

Es wird mir nicht klar, was Sie damit meinen.

Kevin Reimann
5 Jahre her

Zwiespältig, in meiner Gegend gab es damals den „Kreuzkampf“, es wurde offen Widerstand gegen die Nazis geleistet und erfolgreich die Deportation von Sinti und Roma verhindert. Da haben Katholizismus und christliche Werte die Angst überwunden, um gegen Rassismus vorzugehen. Heute ist es ein Bollwerk für Merkels Politik und wird von der CDU schamlos ausgenutzt. Die Vorfahren waren Helden und die gegenwärtigen Einheimischen sind Schuldige? Wie eng das doch beieinander liegen kann.

leonaphta
5 Jahre her

Ich möchte noch hinzufügen, daß Prof. Klemperer in seinen bewegenden Aufzeichnungen „Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten“ an keiner Stelle von den Morden an den Juden schreibt!
Damit soll die erschreckende Politik der Nazi-Führung gegenüber den Juden vor den Massenmorden nicht verharmlost werden, aber sichtbar waren sie nicht.
Auch die Ausschreitungen Nov. 1938 trafen nicht auf den Beifall eines größeren Teils der deutschen Bevölkerung.

Ursula Schneider
5 Jahre her

Danke, Herr Wallasch, dass Sie dieses heikle Thema einmal zur Diskussion freigegeben haben! Und ja, es sollte durchaus auch aus der Ich-Perspektive gesehen werden, denn das beanwortet zugleich Ihre Frage nach Schuld und Verantwortung für uns Nachgeborene. Beides ist m. E. an die Person gebunden, eine Kollektivschuld kann es nicht geben. Ich halte bei allem Grauen und Entsetzen auch nichts von der Singularität jener Ereignisse. Ein Blick in Geschichte und Gegenwart genügt, um zu erkennen, dass Zivilisation und Barbarei immer und überall ziemlich nahe beieinanderliegen … Bleibt die Frage, was sind die Gründe dafür und was können wir tun, damit… Mehr

rainer niersberger
5 Jahre her

Definieren Sie bitte „ angehen“ und „ uns“…. Nicht zuletzt auch bei diesem Thema und da ganz besonders werden die Vermischungen und instrumentell genutzten „ Unsauberkeiten“ deutlich, die am Ende zu einem ideologisch gewünschten individuellen Schuldgefühl führen sollen. Richtig ist, dass die Bürger ? dieses Landes im Rahmen ihrer aktuell sehr beschränkten Möglichkeiten verpflichtet sind, totalitäre Entwicklungen zu verhindern, die nicht nur damals, sondern auch heute unter denselben „ Deckmäntelchen“ und Sprachregelungen von links ! daherkommen. ** Ob diese Gesellschaft den „richtigen“ politischen Umgang mit der Zeit 1933 ( und davor )bis 45 findet, bleibt allerdings sehr zweifelhaft. Jedem und… Mehr

Ronald Henss
5 Jahre her

9. November 2018
__________

Im sicheren Abstand von 80 Jahren schwelgen die Hohepriester der Hypermoral in salbungsvollen Reden, beladen ihr Volk mit der Erbsünde seiner Vorfahren und beschwören das Menetekel des zunehmenden Antisemitismus. Allen voran jene, die Millionen Judenhasser ins Land geholt haben und Tag für Tag weitere hereinholen.

Rainer Neuhaus
5 Jahre her

Werter Herr Wallasch, wenn ich das richtig gelesen habe, vermuten Sie mit dem Hinweis auf das Foto der geschundenen Juden, dass Teile der damaligen Bevölkerung mehr gewusst hat als man uns Glauben machen wollte. Ich möchte dem noch einen Hinweis zufügen, den meine Eltern ( beide Jahrgang 1918 ) gegeben haben. Mein Vater war im Russland – Feldzug und konnte während dieser Zeit mehrmals auf Heimaturlaub fahren. Die damalige Bahnverbindung führte unweit des KZ Auschwitz vorbei. Zu einer Zeit, als dort das Morden seinen Höhepunkt erreicht haben muss. Das unsäglich Treiben dort wurde von den Soldaten durchaus bemerkt und auch… Mehr

Gerro Medicus
5 Jahre her
Antworten an  Rainer Neuhaus

Das „nicht gewusst haben“ ist meines Erachtens nach bei vielen der Code für „ich habe Angst gehabt, was zu sagen“ bis hin zu „da müsste ich ja zugeben, dass ich davon überzeugt war“ gewesen. Wenn man den Terror sieht, dem heute in einem angeblich „demokratischen Rechtsstaat“ Andersdenkende ausgesetzt sind, was durchaus schon wieder über Körperverletzung bis hin zu Morddrohungen geht, von der links ebenso beliebten „Gewalt gegen Sachen“ einmal abgesehen, dann sollte man sich eigentlich vorstellen können, was Opponenten im NS-Regime drohte, nämlich KZ und Tod! Diejenigen, die heute rumgröhlen und laut Nazi schreien, wären wohl die ersten gewesen, die… Mehr

AngelinaClooney
5 Jahre her

Danke für Ihre Einsichten Herr Wallasch. Als Deutsche habe ich immer eine Verantwortung im Umgang mit unserer Geschichte gefühlt und bin froh, in einem Land zu leben, dass sich seiner negativen Vergangenheit stellt. Es hat mich gefreut und sogar ein bisschen Stolz gemacht, als in München die Synagoge am Jakobsplatz eröffent wurde (auch architektonisch ein gelungener Platz). Für mich war es eine große Ehre, dass Juden sich wieder in unserem Land beheimatet fühlten. Umso verbitterter und beängstigt bin ich, dass mit der unsäglichen Migration aus islamischen Ländern Judenhass wieder ins Land einzog. Juden verlassen wieder Europa, weil sie sich nicht… Mehr

Anna Athena
5 Jahre her

Sie fragen, Herr Wallasch, ob man sich dem Jahrestag 9. November als viel später geborener Deutscher aus der Ich- Perspektive annähern dürfe. Ich sage: Ja, man darf es allemal.. Vielleicht sollte sogar jeder, der es kann und das Bedürfnis dazu verspüre, es tun. Denn diese persönliche Sicht und Erleben bringen eine Authentizität mit sich und psychologische Erkenntnisse. Diese persönliche Erzählweise erreicht und berührt Menschen wesentlich tiefer, verschaff ihnen gleichzeitig, einen besseren Zugang zu dieser Zeit als die üblichen phrasenartigen, moralischen Bekenntnisse, die, wie ich finde, ins Leere gehen. Wenn man nur bedenkt, hätte Ihre Mutter aus Breslau (eine schöne Stadt-ich… Mehr

W aus der Diaspora
5 Jahre her

Ich persönlich stelle mir seit 28 Jahren, Jahr für Jahr am 9.11. die gleiche Frage: Darf ein Mensch seinen Geburtstag feiern, auch wenn der Großvater 51 Jahre davor einen grausammen Massenmord verübt hat? Ich denke das würde niemand diesem Menschen verbieten. Für mich ist der 09.11.89 ein Grund den Geburtstag der Wiedervereinigung zu feiern. Statt dessen Gedenken wir an dem Tag der Schrecken der Vergangenheit. Wir bauen Denkmäler für den Holocaust. Fast als würden wir ihn verehren. Wir feiern nicht das Ende des Krieges, wir feiern nicht das Ende des Hitlerregimes, nein, wir gedenken regelmäßig der Schrecken, des Bösen. Wir… Mehr

martin ruehle
5 Jahre her
Antworten an  W aus der Diaspora

Das Eine zu tun, heißt nicht das Andere zu lassen … Es ist nicht das Erinnern und Trauern um die Menschen, die dem nationalsozialistischen Rassenwahn zum Opfer fielen, was zunehmend mehr Menschen irritiert. Es ist der schäbige Versuch das dunkelste, verbrecherischste Kapitel unserer deutschen Geschichte für höchst fragwürdige politische Zwecke zu instrumentalisieren und politische Gegner zu diskreditieren und gesellschaftlich zu ächten. Wir brauchen keine mehrdeutigen Aussagen über „Denkmäler der Schande“ und auch keine 180* Wende in der „Erinnerungskultur“. Allerdings ist jedem Versuch die Vergangenheit als politische Allzweckwaffe gegen vermeintliche „Rassisten“, „Nazis“, etc. energisch zu widersprechen und geschichtsvergessenden Verleumdungen dieser angeblichen… Mehr