Scharfe Kritik: Günther Jauch bezweifelt Unabhängigkeit von ARD und ZDF

Wie es unter Kontrollzwang vor sich gegangen sein muss, erzählt Jauch so: „Sie schauen zuweilen ängstlich nach links und rechts, sie haben Rundfunkräte, Verwaltungsräte, politische Parteien, manchmal eine Schere, die sie sich selbst im Kopf zusammengebastelt haben.“

Sascha Steinbach/Getty Images

Den Grad seiner Prominenz hat gerade wieder Günther Jauch unter Beweis gestellt, als er einer speziellen Reporterplattform ein Interview gab und sich trotzdem darauf verlassen konnte, dass Inhalte dieses Gespräches samt scharfer Kritik an den Öffentlich-Rechtlichen hohe Aufmerksamkeit bekommen. Das ist gewissermaßen die Kür einer souveränen Selbstvermarktung: Aufmerksamkeit durch Verknappung.

Wie weit Jauch sich dabei über die Debatten der anderen stellt, zeigt die Auswahl seines Gesprächspartners, wenn er sich für seine Kritik am System ARD und ZDF ausgerechnet eine der Kaderschmieden dieses öffentlich-rechtlichen Betriebes aussucht und damit durchkommt, weil man es sich auch hier nicht leisten kann, den beliebtesten Moderator des deutschen Fernsehens einfach zur nächsten Tür weiterzuschicken. Bei der „Reporterfabrik“ genannten Plattform wird ebenfalls ein Workshop des Moderators angeboten, der dort als Dozent auftritt und aus diesem Umfeld heraus befragt wurde.

„Sie sind nicht so frei und unabhängig, wie man sie sich von der Konstruktion her vorstellen könnte“, erklärt dort der 62-Jährige über ARD und ZDF. Über seine Moderation zur besten Sendezeit am Sonntagabend mit seinem Politik-Talk „Günther Jauch“ sagt er: „In meinem speziellen Fall war es einfach so: Ich bin, gerade wenn ich journalistisch tätig bin, gerne unabhängig. Mit der Unabhängigkeit war es irgendwann schwierig.“ Zu viele Leute hätten mitreden wollen.

Und wie nervig und unter Kontrollzwang das dann vor sich gegangen sein muss, erzählt Jauch so: „Sie schauen zuweilen ängstlich nach links und rechts, sie haben Rundfunkräte, Verwaltungsräte, politische Parteien, manchmal eine Schere, die sie sich selbst im Kopf zusammengebastelt haben.“

Auch die Verantwortlichen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk greift Jauch direkt an, wenn er aus dem Nähkästchen plaudert, dass es dort Karrieristen gäbe, „die zusehen, wie sie sich verhalten, damit sie in zwei Jahren diesen oder jenen Job bekommen“. Die Sendeanstalten seien in sich selbst gefangen und das trotz bester beitragfinanzierter Voraussetzungen um Bildung, Unterrichtung und Unterhaltung anzubieten.

Die Bild-Zeitung kommentiert ebenfalls und spricht von einer Abrechnung des Moderators, der von 2011 bis 2015 Anne Will für ein paar Jahre nach Hause schickte und die den durchgesessenen Platz anschließend wieder übernehmen durfte.

Nun darf man hier nicht vergessen, dass Jauch ebenso wie beispielsweise Frank Plasberg seine Sendung mit eigener Produktionsfirma gemacht hat, die bei Jauch hunderte von Leuten beschäftigt. Das Format „Günther Jauch“ live aus dem Gasometer war also eines auf Bestellung, ein Zukauf und kein öffentlich-rechtliches Eigengewächs. Heißt also, der Einfluss des Auftraggebers war aus dieser Konstellation heraus enger begrenzt, als er es bei einer öffentlich-rechtlichen Eigenproduktion je sein könnte. Nein, man will, man kann, man soll nichts mehr selbst machen, aber kräftig dreinreden will man schon. So ungefähr kann man Jauchs Kritik interpretieren, wenn der Moderator die Unabhängigkeit der Sender auf diese harsche Weise in Frage stellt.

Angesichts eines zweifachen Anne-Will-Volksempfängers mit Bundeskanzlerin oder Sandra Maischbergers Annegret-Kramp-Karrenbauer-Welcome-Show, ist ja längst deutlich, was Günther Jauch so auf den Magen geschlagen ist. Aber liegt es nun an möglichen vertraglichen Fristen und Klauseln, dass er nach seinem Aussteigen bei der ARD mit seiner Kritik vier Jahre gewartet hat?

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Kommentare ( 113 )

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113 Comments
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Theo van Gogh
5 Jahre her

Es war schon immer wichtig, WER etwas sagt. Insofern finde ich die Äußerungen Jauchs begrüßenswert, auch wenn das Ganze etwas hochgejazzt wirkt.

Reiner07
5 Jahre her

Man bedenke, dass weniger als 1% der Bevölkerung *) mehr als 34% derer sind, die das Programm „mibestimmen“ und zusätzlich gibt es weitere 20%, welche die diese Parteien unterstützen. Wer kann da Ausgewogenheit, Neutralität erwarten? Der ÖR-Funk ist der vegane Metzger und entsprechend das Angebot. Enes wird gerne verschwiegen, dass die Zwangsabgabe zum überaus größten Teil nicht für ein Programm eingezogen wird, sondern für die füstlichen Pensionen, auch wieder vieler Parteimitglieder. Wer sich so ein System ausdenkt, hat sicher viel bei der Mafia gelernt. Denn es wurde etwas geschaffen, dass real nicht benötigt wird und so auf keinen Fall gewünscht… Mehr

HavemannmitMerkelBesuch
5 Jahre her

So bunt, divers und tolerant in alle Richtungen wie sich die schwarzgelbrotlinksgrünextremistische deutsche Leitkultur gerne gibt, wünscht sich das deutsche Volk – ja, das DEUTSCHE Volk – seine Medien zurück. Fernsehen, Radio, Print – wie in allen vorhergehenden deutschen Diktaturen ist die Medienlandschaft eindeutig ein abhängiges reines Propagandaorgan der Regierenden und ihrer Blockparteienuntertanen. Offensichtlich MUSS man ehemaliger DDR Bürger gewesen sein um die erschreckenden Gleichheiten in allen bereichen zum DDR Staat zu erkennnen und einordnen zu können. Als Ex-DDR-Insasse wünscht man sich mit jeder Minute heutigen Medienkonsums sein Westfernsehen, seine geschmuggelte Westzeitung, seinen Westradiosender zurück! Treffender kann man es nicht… Mehr

CW
5 Jahre her

Auf der Website https://www.rundfunkfrei.de/index.html
werden Tipps gegeben, wie man sich der „GEZ“ entledigen kann und man kann sich eintragen für eine künftige Volksbefragung zur Zwangsgebühr, die in allen Bundesländern gleichzeitig laufen soll.

AlNamrood
5 Jahre her

Jauch ist und war Profiteur des Systems welches er nun kritisiert.

Albert Pflueger
5 Jahre her

Was wir vermutlich alle viel zu wenig beachten, ist das Radio. Die ganzen Fernsehtalkshows etc. sind vermutlich viel weniger geeigent, Menschen zu beeinflussen, als das Radio, das im Dauerbetrieb auf der Baustelle, im Büro, im Cafe vor sich hindudelt und im regelmäßigen Rythmus die herrschende Sicht als Nachrichten und Kommentare bringt, in vielfacher Wiederholung, und unter Auslassung verstörender Einzelfälle und beunruhigender Nachrichten über 10-Tausende wegfallender Arbeitsplätze in der Industrie.

Fragen hilft
5 Jahre her
Antworten an  Albert Pflueger

Sie haben absolut recht.
Als ich vergangenes Jahr die Steuererklärung abgab, dudelte das Radio . Auf meine Frage, ob das nicht störe, erntete ich ein Nein. Ich habe gesagt, dass mich das aber störe und meine Konzentration beeinträchtigt würde. Das Radio wurde abgeschaltet, mit erkennbarer Missbilligung. Immerhin war ich dann nicht der Einzige, der was zu missbilligen hatte.

Thorsten
5 Jahre her

Die Beliebtheit Günther Jauch hat auch damit zu tun, dass er sich solche Aussagen auch traut und den Konflikt riskiert. Ähnlich war es mit Manfred Krug in der DDR. Sicherlich beliebt, aber besonders wegen seiner Geradlinigkeit verehrt.

Diese unterschwelligen Botschaften verstehen nicht alle….

Jo_01
5 Jahre her

Ich bin ein großer Befürworter eines wirklichen öffentlich- rechtlichen Rundfunks und zwar so, wie er ursprünglich mal gedacht war und wie es bis heute in den Staatsverträgen zu lesen ist. Da es aber zwischen dem SOLL und dem IST seit vielen Jahren und immer weiter zunehmend eine riesige Diskrepanz gibt, sehe ich bereits seit Jahren zunehmend weniger ÖR (von den Privaten ganz zu schweigen) und fordere eine Abschaffung dieses zwangsfinanzierten Staatsbetriebes. Zu einer Reform mit Rückkehr zu den selbstgesteckten Zielen ist dieses Konstrukt nicht fähig – leider. Und ein G. Jauch ist ein glasklarer Profiteur dieses Zwangssystems und wenn er… Mehr

holdtheline
5 Jahre her

Was der Jauch heute sagt ist jeden halbwegs politisch Interessierten schon lange glasklar. Es ändert auch rein gar nichts. Er hat seine Millionen u.a. damit gemacht, sei ihm gegönnt, aber ob Jauch nun ist oder nicht ist, ist so was von egal!

Kaltverformer
5 Jahre her

Praktisch alle herkömmlichen Medien wurden von linker Ideologie gekapert und verbreiten diese auf das heftigste. Am schlimmsten dabei sind die beitragsfinanzierten Sender und davon möchte ich den ORF (Österreichischer Rundfunk) hervorheben, denn dort spielen sogar Werbeeinnahmen nur eine untergeordnete Rolle und es darf volles Rohr einseitige Berichterstattung, zu Gunsten einer linksgrünen Minderheit, betrieben werden. Dieser Sender ist nicht mehr reformierbar und muss privatisiert werden, denn jeder private Sender wäre von sich aus bemüßigt, nachgefragte Inhalte anzubieten. Im großen und ganzen gilt das auch für ZDF, ARD und ihre Ableger. So aber sind diese Sender nichts anderes als Propagandamaschinen von Minderheiten,… Mehr