INSA für Bild: SPD fällt hinter AfD

Wer ernsthaft einen Grund sucht, findet ihn, wo das Geschrei, die Hysterie, die Schuldzuweisung und die Behauptung einer kommenden rechten Apokalypse ein Maß erreicht hat, das zuerst ungläubiges Staunen, dann Gelächter und schließlich 17% AfD provoziert.

© Clemens Bilan/AFP/Getty Images

Nun ist es passiert: Die AfD ist in der Sonntagsumfrage von INSA/Bild mit 17,5 Prozent zweistärkste Kraft im Land geworden. Die SPD liegt nur noch bei 17 Prozent, die Union bei 29 Prozent. Die für AfD-Verhältnisse erstaunliche Nüchternheit, mit der Alice Weidel dieses neuerliche Rekordhoch auf ihrem Twitter-Acount vorstellt, lässt den Rückschluss zu, dass die Alternative hier längst noch nicht das Ende der Fahnenstange sieht.

Das Geschrei folgt auf dem Fuße: Schuld sind wie immer der ominöse Rechtsruck in der Gesellschaft, die Fokussierung auf das Zuwanderungsthema und natürlich diese ganzen „Hetzseiten“ und Portale „am rechten Rand“ mit ihrem Verbreitungsraum in den sozialen Medien. Unseriös sei sogar das angeblich AfD-nahe Institut selbst, beispielsweise, weil bei der AfD in 0,5 Prozent-Schritten ermittelt worden sei. Blöd nur, wie ein Twitter-Teilnehmer recherchiert haben will, dass INSA schon seit 2013 auf diese Weise darstellt.

Aber die Wahrheit ist längst eine ganz andere: Wer wirklich und ernsthaft einen Grund dafür sucht, warum die Alternative für Deutschland diesen Zulauf bekommt, der findet ihn dort, wo das Geschrei seit Jahren nicht verebbt, wo die Hysterie, die Schuldzuweisung und die Behauptung einer kommenden rechten Apokalypse ein Maß erreicht haben, das bei immer mehr Menschen zuerst ungläubiges Staunen, dann Abscheu und Verweigerung und anschließend eben eine siebzehneinhalbprozentige Zustimmung für die AfD provoziert.

Tatsächlich sind diese Ralf Stegners, Jakob Augsteins, Georg Restles und Georg Diez’ dieser Republik die Stimmenbeschaffer der AfD. Und sie finden bis heute kein Mittel, diese ihnen unpassende Entwicklung zu stoppen, die sie allerdings selbst so leichtfertig angestoßen haben mit ihrer Gift-und-Galle-Agitation: Angefangen von einer Diskursverweigerung über Jahre hinweg bis hin zum inflationär gebrauchten Nazi-Vorwurf und der irrwitzigen Annahme, die Bürger dieses Landes wären auch nur im Ansatz Willens und bereit, irgendeinen Umbau der Gesellschaft mitzugehen.

Jakob Augstein führt den Irrsinn aktuell mal wieder an, wenn er in seiner jüngsten Kolumne „eine andere Idee von Deutschland“ fordert: «Ein neuer „Schmelztiegel“, in dem Menschen aus Europa, dem Nahen Osten und Afrika gemeinsam eine neue Nation erschaffen.» Abgehoben, verhoben, durchgedreht.

Dieses neue Deutschland fordert auch Georg Diez am selben Platz, jedoch mit weniger Optimismus, als noch bei Augstein, wenn sich Diez zum Steigbügelhalter der AfD macht mit seinem prophetisch düsteren Feuilletonblick in die deutsche Zukunft: „Und so werden sich spätere Generationen mal wieder wundern über uns, über das Maß an Wirklichkeitsverleugnung, Werteverweigerung, hingenommenem Sterben, befördert durch gezielte Wortverdrehungen.“ Würde er es nicht anders meinen, es wäre eine kluge Selbstanalyse.

Aber auch die Totengräber der SPD kennen keine Pause in der Wahlkampfhilfe für die AfD, wenn Ralf Stegner beispielsweise via Twitter Seehofers Asylpolitik als „ekelhaft“ befindet. Doch die Liste ist viel länger, wird geschrieben von einer Unzahl an Protagonisten, die mit einer Sturheit und asozialer Energie an ihrer politischen Agenda festhalten, die keine Gegenkraft mehr hat, seit Angela Merkel die Seiten wechselte, ohne freilich die Partei zu wechseln und die Kanzlerschaft folgerichtig aufzugeben.

Warum die AfD heute zweitstärkste Kraft im Land geworden ist, ist also kein Geheimnis. Es bleibt allerdings ein Geheimnis, woher diese asoziale Energie auf der entgegengesetzten Seite kommt, die weiterhin nur ein Ziel kennt: Die Gesellschaft zu spalten, alle positiven Werte, welche die Bürger mit ihrem Land verbinden, vakant zu stellen oder zu zerstören und den Goodwill der Bürgergesellschaft auf eine Weise ideologisch zu penetrieren, indem jeder demokratische Diskurs erwürgt wird. Die, die angetreten sind, den Hass zu bekämpfen, sind dieselben, die das Feuer schüren. Und die Hysterie der Pyromanen kennt dabei keine Grenzen mehr.

Nun ist es passiert: Die AfD ist in der Sonntagsumfrage von INSA/Bild mit 17,5 Prozent zweistärkste Kraft im Land. Selber schuld.

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