Facebook-Hidschab für Birgit Kelle

Mit dieser muslimen Kopfbedeckung gewann Ibtihaj Muhammad als erste weibliche Muslima der USA eine Medaille. Ein Vorbild für alle kopftuchtragenden jungen Frauen auf der Welt? Zunächst einmal ein Bigseller für den Kapitalisten Mattel.

© Kerstin Pukall

Autorin Birgit Kelle wurde bei Facebook gesperrt und gleich wieder entsperrt. Kelle, die regelmäßig ganzseitige Essays für die WELT schreibt, las einen Artikel eben dort über die Präsentation einer Kopftuch-Barbie vom US-amerikanischen Spielzeughersteller Mattel. Anschließend forderte Kelle via Twitter ein Barbie-Spielhaus „um lustig nachzustellen, wie Ken seine Barbie auspeitschen oder steinigen lässt, weil sie den Hidschab abgelegt hat.“ Mattel wurde zudem von Kelle darüber informiert, dass Frauenunterdrückung kein Spielplatz sei.

Nun gibt es auch unter Feministinnen Debattenstoff darüber, dass Mattel mit seiner Dauerbrenner-Puppe mit den unrealistischen Überproportionen (in etwa: 96-45-86 bei einer Größe von umgerechnet 1,70 Meter) tief ins sexistische Klo gegriffen hat. Obendrein steht die platinblonde Schöne mit der Wespentaille unter Verdacht, Magersucht bei Mädchen zu befördern und die Farbe Pink in den Mädchenzimmern etabliert zu haben. Befürworter sagen hingegen, Barbie sei ein Siegertyp, eine ideale Inspirationsquelle für Selbstvertrauen. Mattel selbst sorgt immer wieder für unfreiwillige Lacher, als man die widernatürlichen Proportionen damit zu erklären versuchte, das Barbie nur so schlank sei, damit man sie gut an- und ausziehen könnte. Getreu dem Mattel-Claim: „Inspiring the Wonder of Childhood.“

Nun ist, was Mattel da anbietet, zumindest in sich schlüssig: In der Barbie-Kollektion „Sheroes“ werden erfolgreiche weibliche Sportlerinnen abgebildet wie die Ballerina Misty Copeland oder etwa die Goldmedaillen-Turnerin Gabby Douglas. Hier geht es um Wiedererkennung und Ähnlichkeiten. Wenn Mattel also in dieser Serie auch die US-Säbelfechterin Ibtihaj Muhammad nach deren Erscheinungsbild in den Sportarenen modellieren will, geht das nicht gut ohne Hidschab.

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Mit dieser muslimen Kopfbedeckung gewann Ibtihaj Muhammad als erste weibliche Muslima der USA eine Medaille. Ein Vorbild für alle kopftuchtragenden jungen Frauen auf der Welt? Zunächst einmal ein Bigseller für Mattel, auch wenn man sich hier fragen muss, was Muslime in der Welt zukünftig reitet, ihren Mädchen eine Puppe eines US-amerikanischen Herstellers zu schenken, die jahrzehntelang als Symbol für Sexismus dechiffriert wurde. Oder neutraler formuliert: für westliche Dekadenz und Freizügigkeit.

Birgit Kelles Facebook-Profil wurde jetzt von den algorithmischen Zuckerberg-Mullahs der Facebook-Hidschab übergestülpt. Sieben Tage Dunkelheit lautete das Strafmaß, das nun allerdings dank Anwalt und TE-Autor Joachim Steinhöfel innerhalb von 24 Stunden in eine Bewährungsstrafe umgewandelt wurde.

Birgit Kelle hatte sich kurz zuvor noch in der WELT zu ihrer Kritik an Mattel und Facebook geäußert. Bis heute gab es dafür bereits 400.000 Zugriffe. Chefredakteur Ulf Poschardt war hingerissen und umarmte die Autorin via Twitter, sprach von „unsere Birgit Kelle“. In einem späteren Artikel auf TE wird ganz sicher noch verhandelt werden, welche unrühmliche Rolle Poschardt und Co gespielt haben, als es ab Ende 2015 darum ging, zuwanderungskritische Stimmen mundtot zu machen. Ebenfalls heute von Poschardt retweetet: die WELT-Kolumne der TE-Autorin und ehemaligen Bundesministerin Kristina Schröder mit dem Titel: „Natürlich hat radikaler Islamismus mit dem Islam zu tun“. Und gleich hintendran im Poschardt-Twitter: ein WELT-Artikel über Alice Weidel, die berichtet: „Islam ist unvereinbar mit Verfassung.“

Wir erinnern uns: Poschardt war derjenige, der sich lauthals dafür bedankte, dass WELT-Autor Matthias Matussek für Äußerungen den Hut nehmen musste, in einer Schärfe und Qualität, mit der Kelle und Schröder heute für Poschardt den Umsatz der WELT wiederbeleben sollen. Ja, Meinung ist das eine, Haltung das andere. Erstere darf Poschardt getrost für sich behalten, Haltung erwartet man schon gar nicht einmal mehr.

Die ZEIT preist: "Barbie emanzipiert sich"
Barbie trägt jetzt Kopftuch
Aber kurz nochmal zurück zu Facebook, Mattel und Birgit Kelle. Der Account der Autorin ist also wieder sichtbar gestellt worden. Aber hunderte, wenn nicht tausende nicht prominente Facebook-Nutzer verschwinden vom Bildschirm, ohne dass jemand Notiz davon nehmen könnte. Heiko Maas‘ NetzDG wirkt also weiter. Und Birgit Kelle und andere konservativ-liberale Schreiberinnen sind noch so lange nützlich, werden noch so lange verteidigt, wie sie den Poschardts und anderen Meinungsmachern dieser Republik die Kartoffeln dort aus dem Feuer holen, wo diese Angst haben, sich die Finger selbst zu verbrennen.

Ein Facebook-Kommentar des Hamburgers Ben-Lukas Baumann auf Kelles Facebook-Seite meint: „Den WELT-Artikel habe ich gleich mal an meine Alt-68er Mutter geschickt. Ehemals selbst streitbare Feministin. Sie ist begeistert von Dir.“ Dieser erfrischende Baumann hatte neulich auch bei Spiegel-Online kommentiert: „Die 70er Jahre Wonder Woman war super. Voll feministisch. Die hatte noch keine Silikon-Brüste.“ Und hier stellt sich dann doch die merkwürdige Frage: Ist der Islam vielleicht doch feministisch? Denn Silikon-Brüste sind nun Mal haram, also Sünde.

Birgit Kelle schreibt ironisch zu Hidschab tragenden Frauen: „Schließlich gehen sie respektvoll mit ihrem Körper um und unterwerfen sich nicht dem Diktat der westlichen Welt, das die Oberfläche des Körpers zum Schau- und Lustobjekt gemacht hat. Die Burka also als Lösung der Emanzipation.“

Mehr ist kaum hinzuzufügen. Oder vielleicht doch noch eine Sammlung von Zitaten zum Thema aus einem Artikel von Barbara Kuchler für die ZEIT, die dort auf verstörende Weise um den Hidschab für alle Frauen bettelt: „Lasst das Schminken sein! Hört auf, jeden Tag schicke, formlich und farblich aufeinander abgestimmte Klamotten zu tragen! Geht nicht mehr als einmal im Vierteljahr zum Friseur. Frauen: Überwindet den inneren Schweinehund, oder die innere Schweinehündin, die sagt: ‚So kannst du doch nicht aus dem Haus gehen! Modemacher: Entwerft Businesskleidung für Frauen, die parkettfest ist, ohne körperbetont zu sein.‘ Doch. Du kannst. Verschärft eure Kleidungsvorschriften und zwingt Mädchen, ebenso viel von ihrem Körper zu bedecken wie Jungs.“

Das alles steht so in der ZEIT. Was nicht in der ZEIT steht, ist die Bitte Barbara Kuchlers an Mattel, eine Barbie mit Kopftuch auf den Markt zu bringen, denn die gibt es jetzt schon.

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Kommentare ( 32 )

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willi
6 Jahre her

Als früheres DDR Opfer trinkt man heutzutage morgens den Kaffee aus und schlägt sich regelmäßig mit der Tasse reflexartig gegen den Schädel um festzustellen, ob man träumt oder schon wach ist. Es ist wirklich nicht mehr auszuhalten, das offensichtlich alles Schlechteste aller beiden früheren deutschen Staaten im gesamten Deutschland das Ruder übernommen hat und wir damit im Schechtesten, unerehrlichsten, selbstzerstörerischsten und grundrechtsfeindlichsten Deutschland schlecht und ungern leben, das wir je hatten. Ihr ideologischen Politverbrecher in Kommune,Land,Bund,Medien und Wirtschaft! Geht durch deutsche Parks und Innenstädte ab 20 Uhr und sagt den Menschen, das dies das beste Deutschland ist,das wir je hatten!Schlagt… Mehr

Bernd
6 Jahre her

Na die Damen unter den Stoffknästen sind eben auch „nur“ Frauen. Daher die Schminke… 😉

Gernot Radtke
6 Jahre her

Tja, so ist es! Nicht nur Frau Kelle, den Deutschen insgesamt wollen die rotgrünen Maas-Imame den geistigen Hidschab anlegen und sind dabei, schaut man sich nur schon eine beliebige Nachrichtensendung an, bisher überaus erfolgreich. Die Privaten im Verhüllen der Realitäten keinen Deut besser. Ob Nachrichten, Features, Krimis, Fußball, Soaps: überall macht sich der neue Burka-Gender mit seinen Dummsprüchen breit. Ich bin geradezu fassungslos, aus welchen Ritzen diese Soße schon hervordringt und wie schnell sie alles erfaßt. Was für ein schreckliches Land, wären nicht auch noch ein paar Besonnene und Unbestechliche da!

Michael Koch
6 Jahre her

Kelle ist klasse! Die Verantwortlichen der Redaktion der Welt fahren eben zweigleisig. Zumindest filtert man nicht mehr so radikal die Leserbriefmeinungen , wie das noch vor Monaten der Fall gewesen ist. Auf FB zensierte man schon vor Heiko Maas unsäglichem Zensurgesetz ordentlich die Postings der User. Und ja, das Filtern ging schon viel früher los – vor allem in den regionalen Tageszeitungen. Beispiel Allgemeine Zeitung ( Mainz, Wiesbaden, Worms usw.). Hier ist es seit langem fast unmöglich, nicht islamkonforme, jedoch Sachliche Kritik anzubringen. Mittlerweile werden Lesermeinungen nach wenigen Tagen komplett gelöscht. Mit der Folge, dass kaum noch jemand kommentiert. Und… Mehr

Hippiemädchen
6 Jahre her

Ästhetik und Schönheits-OPs in Middle East haben Höchstumsätze.
Unter den Wallekleider mit Gesichtsschutz stecken hochzurechtgemachte absolut lockende Weiblichkeiten.

Die hässlichen ungepflegten schlechtangezogenen Linkinnen würden keine Werber finden……

Michael M.
6 Jahre her

„Lasst das Schminken sein!“
Der große witz ist, das derzeit eine ‚empörungswelle‘ umgeht, weil es eine app gibt, mittels derer man die schminke ‚wegrechnen‘ lassen kann ?

Bernd Trumpfheller
6 Jahre her

Wenn Oberste Deutsche Richter inzw., in Facebook , an Ihren Ehrenkodex appellieren ,ist es doch verwunderlich , wie Presse/Medienschaffende , auch Henry Nannen Preisträger/inen , ihren “ Broterwerb “ verdienten . Das nun durch die dgitale Transparenz , ein einnässen , insbesondere bei Gerichts Reporter/innen , zu erkennen ist. Wird hier an einem strittigen debattieren zw. PMS und gleichzeitigem appellieren an wen ,und was ? auch immer erkennbar.
Nun wäre abzuwarten , wer von gewählten Volksvertretern die Pfötchen zum Ministereid und somit wiederum zum Broterwerb aufhält.

Kassandra
6 Jahre her

Deren Lobbyisten sitzen anscheinend felsenfest allüberall. Tolles Netzwerk, das seit Jahren geknüpft und verankert wurde.
Unter diesen „Brüdern“ wurden die www-Möglichkeiten schnell erkannt und genutzt. Nicht nur flashmobs zum Schaden der Gastgeber können zielgerichtet und schnell initiiert und geteilt werden – siehe Silvester.
Da sind sie uns voraus – das muss man neidlos anerkennen.

Nomsm
6 Jahre her

Vollkommen richtig. Die verschleierten Frauen in Saudi-Arabien tragen durchaus modebewusste Kleidung und schminken sich auch. Die Verschleierung bedeutet totaler Besitzanspruch.

ThurMan
6 Jahre her

DIE ZEIT ??? – was ist das denn für ein Käseblatt?