Zensur in Polizeiberichten – Das Misstrauen wächst

Durch das Verschweigen von Informationen lösen sich Vorbehalte nicht plötzlich in Luft auf. Im Gegenteil, so entstehen Gerüchte, Feindseligkeit, Misstrauen, man schürt noch mehr Ressentiments.

© Fabrice Coffrini/AFP/Getty Images

In Zürich gab der Sicherheitsvorsteher Richard Wolff (Alternative Liste) diese Woche bekannt, dass er per sofort die Nationalität von Tätern in Medienmitteilungen nicht mehr nennen würde. Dies sei diskriminierend, schüre Ressentiments und liefere Fremdenfeindlichen Futter.

Den Entscheid halte ich für falsch – ganz egal, ob er in der Schweiz, Deutschland oder Österreich von einem Sicherheitsvorsteher getroffen wird. Die Bevölkerung hat das Recht, relevante Informationen zu erfahren, um sich eine eigene Meinung zu bilden. Natürlich ist es kein juristisches Recht, sondern meine subjektive Empfindung als Bürgerin, die mir sagt, dass ich vorhandene Daten bei einer Straftat erhalten sollte – wie auch bei einem schweren Unfall. Gerade diese Woche geschah etwas Unfassbares, ein 80-jähriger fuhr in Lenzburg (AG) eine 19-jährige auf dem Zebrastreifen tot. Durch die Altersangabe könnte suggeriert werden, dass Ältere ein größeres Unfallrisiko darstellen. Ist es deswegen Altersdiskriminierung?

Die starke Zuwanderung von Männern aus fremden Kulturkreisen bringt einige gesellschaftliche Schwierigkeiten mit sich. Ich fühle mich nicht sicherer, wenn ich die Nationalität der (mutmaßlichen) Täterschaft kenne. Aber: Eine Nationalität ist wie Geschlecht und Alter Teil der Informationen, aufgrund derer ich Ereignisse besser einzuordnen und mir einen Überblick über mögliche Probleme zu verschaffen vermag. Es ist für die Bevölkerung (zumindest in der Schweiz) auch eine Datensammlung als Entscheidungshilfe für Wahlen, zum Beispiel bei verkehrspolitischen Entscheiden oder Integration. Ein Controlling, mit dem der Bürger abwägen kann, ob sich die Maßnahmen der Politik als wirkungsvoll erweisen.

Auch statistisch gesehen ist die Ausweisung der Nationalität bei Tätern relevant, denn ohne Problemerkennung befänden wir uns auf einem Blindflug, oder, wie es Florian Schoop in der NZZ eleganter formuliert: „Hier geht es um die Interpretation von Symptomen, die zu einem Befund führen können. Und dieser Befund bringt eine Gesellschaft weiter als das Vorenthalten von relevanten Informationen. In Zukunft bleiben diese Symptome leider im Dunkeln.“

Gewiss, man neigt dazu, Daten selektiv zu interpretieren, so, dass sie zu seiner vorgefassten Meinung passen. Das ist aber nicht das Problem der Datenmitteilung, sondern des Individuums und seiner persönlichen Vorurteile. Durch das Verschweigen von Informationen lösen sich Vorbehalte aber nicht plötzlich in Luft auf. Im Gegenteil, so entstehen Gerüchte, Feindseligkeit, Misstrauen, man schürt noch mehr Ressentiments gegenüber jenen Gruppen, die man eigentlich schützen möchte. Und, ganz nebenbei: Verschweigen ist auch dem Vertrauen zwischen Bürger und Staat nicht gerade zuträglich.

Informationen sind nie gut oder schlecht. Informationen schaffen Transparenz. Transparenz sei laut Sicherheitsvorsteher Wolff gewährleistet, da „Medien auf Nachfrage bei der Polizei die Nationalität erfahren können“. Es ist eine Pseudo-Transparenz, denn in Realität ist es eben so, dass ein gezieltes Nachfragen aufgrund von Zeitmangel auf Redaktionen oft zu aufwendig ist und Medienmitteilungen häufig eins zu eins übernommen werden.

Transparenz schafft Vertrauen. Vertrauen begünstigt ein friedliches Zusammenleben der Bewohner in einem Land. Etwas mehr Zuversicht uns gegenüber wäre angebracht statt unsäglicher Bevormundung und Misstrauen. Die Allermeisten können von Informationen abstrahieren, wissen, dass sich Einzelfälle nicht verallgemeinern lassen und ziehen nicht reflexartig fixfertige Rückschlüsse. Probleme gehören offengelegt und angesprochen. Wer das für Diskriminierung hält, verschließt sich der Realität.

Der Beitrag erschien zuerst in der Basler Zeitung.

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Kommentare ( 68 )

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68 Comments
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Wolfgang Lang
6 Jahre her

Die deutsche Regierung und die ihr angehängten Behörden haben inzwischen doch nur noch ein Interesse: Die Bürger zu belügen, wobei die regierungsaffine Presse eifrig mitmacht. Jeden Tag wird das Vertrauen von Regierenden und Regierten mehr zerstört. Fahrlässig, oft auch absichtlich. Einerseits, weil man bereits seit längerem eine Art Handelskrieg gegen die eigene Bevölkerung führt, andererseits weil die momentane Regierung nur aus Vasallen des CFR und deren Zielen, eines globalistischen Imperialprojekts« (globalist empire Project) fungieren. Die Flüchtlingskrise ist ein Teil dieser Geopolitik. Den Zusammenhang darf das deutsche Volk nicht wissen. Also tarnen, täuschen, vertuschen. Aber langsam dämmert den meisten, dass ein… Mehr

Gernot Radtke
6 Jahre her

Vielen Dank! – Ich lebe mehr ländlich, wo mich der schlimmste Lärm der Welt (noch) nicht unmittelbar erreicht.

hasenfurz
6 Jahre her

3x am Tag ist ja gold! Bei mir sind das eher 10 – 20 mal, zumindest wenn ich den Querschnitt ziehe, weil ich ja meist auf der Arbeit bin. Bin aber auch schon mal durchgehend werktags zuhause. Wohngegend: ja, paßt. Gutbürgerlich. Nächster Brennpunkt ca. 1 km, jedoch ständig hörbar. Heute vormittag schon 3-4x zu hören, nachts die PS-Karren die Rennen fahren, bis 2 Uhr. Hupkonzert um halb drei hatte ich vorgestern nacht auch. Der Verbuntungs.., äh so ein elender Verwahrlosungszustand kotzt mich dermaßen an! Statt Wild West, Wild Allahu Akbar… Gerade schon wieder Lalü in der Ferne, also 4-5 x,… Mehr

hasenfurz
6 Jahre her

Okay, ich erklärs noch mal ganz langsam: die mehrheitlich verfassungstreue Haltung der Polizisten ist für uns alle entscheidend. Die sollte dann auch, gerne unterstützt durch rechtstreue Bürger, die Putsch-Mafia des inneren / polizeilichen Mittel- und Oberbaus hinwegfegen können. Oder will EIN Vorgesetzter etwa ALLE seine Streifenbeamten entlassen oder schikanieren?

(Diejenigen, die mir jetzt wieder mit Disziplinarrecht und ähnlichem ellenlang argumentierten Winkeladvokaten-Kiki kommen wollen, mögen sich den Unsinn sparen. Wir befinden uns, was Rechtsauslegung und Rechtsumsetzung „von oben“ angeht, längst in einer Diktatur, wie sonst will man die offensichtlichen Zustände bezeichnen).

SBgB
6 Jahre her

Bei solchen Vorgehensweisen wird die Natur außer Kraft: Unsere angeborene Angst und Vorsicht vor Gefahren jeglicher Art ist Selbstschutz fürs Überleben.
Dieser Selbstschutz wird pausenlos ausgehebelt durch unvollständige Meldungen, die die Gefahr nicht mehr erkennen lassen.

Achim Schabert
6 Jahre her

Diese stalinistische „Neo-SA- bzw. FDJ-Mentalität“ hat „uns´ Mutti“ ja mit ihrer ‚Muttermilch‘ SED-Stasi-Privilegien-verwöhnt & -geprägt (!) aufgesaugt; gar kein Zweifel. – Daher auch ihr offenkundig verkrankter „BRD“-Haß. Was mich nur – schaudernd – wundert: Wie DÄMLICH muß ein Rest-„Wessi“-Volk sein, dies NICHT (!) zu durchschauen…….. ?!?? – Zumal doch sogar explizit die ehemaligen „gelernten“ DDR-BürgerInnen davor noch heute (!) „abgetörnt“ warnen, aus welch schauerlich „noch fruchtbarem Schoß“ diese menschenverachtende Einstellung bei „IM Erika“ zweifellos hervorkriecht……..?!?? Nein, kein Zweifel: Genauso, wie die „lieben Deutschen“ anno dazumal restlos (!) ‚überzeugt‘ waren – wider jedem gesunden Menschenverstand !!! – , daß der Führer… Mehr

Bernt Holliger
6 Jahre her

Erstaunlich, dass das auch in der Schweiz durchgezogen wird. Das lässt eben doch auf eine größere Koordinierung schließen.

hasenfurz
6 Jahre her

In meiner linksgrün verbunteten Stadt ist seit Ende 2015 / Anfang 2016 praktisch jeden Tag ziemlich durchgehend Lalü-Lala zu hören, und zwar praktisch die meisten Tage bis auf Sonntag (und mit Glück Sonnabend), von früh bis nachts. Das Nachbarskind, 6 Jahre, hat seit diesem Jahr ein neues Spiel: stundenlang immer wieder aus Leibeskräften „LaLüh! LaLah! LaLüh! LaLah!“ krähen. Über den Ordnungszustand dieses Landes braucht mir kein Berufslügner mehr was zu erzählen… Transparenz ist schlicht notwendige soziale Kontrolle von Macht in einer Demokratie, dafür muß man sich nicht entschuldigen, wer sowas nicht will, gehört in kein Amt, Punkt. Jeder der gegen… Mehr

Achim Schabert
6 Jahre her
Antworten an  hasenfurz

Seit ganz wenigen Jahren (!) hier im Münchner Norden auch immer auffälliger: Zu weit vorgerückter Abendstunde – wenn nicht [oft !] mitten (!) in der Nacht – kreist hier der einschlägig bekannte Polizei-Hubschrauber ENDLOS – „nicht immer, aber immer öfter“ – meist buchstäblich stundenlang (!) ‚unermüdlich‘ (…..) ganz dicht über unseren Wohnblöcken herum, der laut bis (!….) vor wenigen Jahren noch ‚freimütig‘ berichtender Lokalpresse eine Ultra-Hightech-Wärmebildkamera welt-neuester Bauart an Bord hat, die auch nach etlichen/vielen Stunden noch sämtliche Bewegungen sämtlicher Passanten = aller Fußgänger zuverlässig „tracken“ = nachverfolgen kann…….. Dieser „Terror-Helikopter“ – anders kann man ihn leider seit geraumer Zeit… Mehr

DanAlexa
6 Jahre her
Antworten an  Achim Schabert

Na hören Sie mal, auch in München müssen Prioritäten gesetzt werden von unserem OB Reiter: gefordertes Dieselverbot, das natürlich nur für PKW-Besitzer gilt und ganz wichtig: Bist Du nicht weltoffen, so wird dein Lokal geschlossen!

Ivan De Grisogono
6 Jahre her

Eine ruhige und sachliche Darstellung.
Warum haben die Polizei und viele Medien Angst die Wahrheit zu sagen? Erwartungsgemäß ist es durch unkontrollierte illegale Migration zu einem Anstieg an Kriminalität inkl. Terrorismus gekommen. Statistiken , auch durch TE veröffentlicht lügen nicht. Diese Tatsache wird krampfhaft geleugnet und verschleiert! In der Schweiz wie in Deutschland. Statt durch Tranparenz und Fakten dafür zu sorgen, dass Kontrollverlust rückgängig gemacht wird um Ordnung widerherzustellen.

Eine aktuelle NZZ Debatte zeigt wie es schon unter Lesern zu polarisierung kommt. Und man kann such nur wundern über manche geäusserte Meinungen.
Geseunder Menschenverstand befindet sich auf dem Rückzug!

Ivan De Grisogono
6 Jahre her
Antworten an  Ivan De Grisogono

Lesenswert ist die Meinung des Baseler Polizeipräsidenten Käser in NZZ von 13.11. zu lesen. Selbstverständlich findet es eine Zurückhaltung der Täterinfo für falsch!

Been2ArabCountriesTooOften
6 Jahre her

Leider machen die Schweizer mit Zeitverzögerung den Deutschen viele Dummheiten nach. 🙁 Das ist echt traurig.