Kindererziehung in der Familie muss mehr gewürdigt werden

Gerade in der Coronakrise zeigt sich, wie wertvoll und unverzichtbar der Zusammenhalt in Familien ist. Ohne sie gibt es keinen funktionierenden Staat. Es ist an der Zeit, das bisherige Elterngeld zu erweitern. Von Sylvia Pantel, MdB.

Sylvia Pantel
Sylvia Pantel, Mitglied des Deutschen Bundestages

Die Familie ist die Keimzelle der Gesellschaft und das Fundament eines funktionierenden Staates. In Zeiten von Corona tritt dies noch deutlicher zutage als sonst. Der überwiegende Teil der Kinder und auch viele Großeltern werden – nach wie vor – zuhause versorgt beziehungsweise betreut. Wenn Betreuungs- und Bildungssysteme wie Kindertagesstätten und Schulen schließen und ein Lockdown unumgänglich wird, bekommt die Familienarbeit mit der Erziehung, der Betreuung und der Sorge für die Kinder oder auch der Pflege von Angehörigen eine zentrale Bedeutung. Berufstätige Eltern leisten dann für die Gemeinschaft ganz besonders viel und sollten dafür nicht nur mit Lob, Dank und Anerkennung, sondern auch mit verdienter und allemal gerechtfertigter Unterstützung rechnen können.

In den letzten Jahren wurden viele notwendige finanzielle Maßnahmen zur Stärkung der Familien beschlossen; auch in der Corona-Zeit gab es eine wirkungsvolle Unterstützung wie beispielsweise die Lohnersatzleistung für Eltern als schnelle Hilfe. Zu den wichtigen familienpolitischen Leistungen zählen auch das Kindergeld beziehungsweise der Kinderfreibetrag oder der Kinderzuschlag, das Elterngeld, das ElterngeldPlus, das Baukindergeld, die Brückenteilzeit oder die Mütter- bzw. Väterrente. Damit die Corona-Situation nicht zu Nachteilen beim Elterngeldbezug führt, haben wir im Bundestag vorübergehende Ausweitungen beschlossen. Auch den Kinderzuschlag haben wir angesichts der Pandemie zu einem „Notfall-KiZ“ angepasst.

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Wie unentbehrlich die Elternarbeit ist, das sehen und erleben wir derzeit. Das Elterngeld hat entgegen der massiven Kritik bei seiner Einführung sich nun als wirkliches Erfolgsmodell erwiesen. Jetzt muss es weiterentwickelt werden, um die Wahlfreiheit der Eltern zu verbessern, wer von beiden die Erziehung der eigenen Kinder in den ersten 3 Jahren übernimmt und ob dies in der Kita oder von den Eltern zu Hause geleistet werden soll. Es ist allerdings nicht die Aufgabe des Staates, die Entscheidung der Familien zu bewerten. Der Staat hat vielmehr geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen, um die Eltern bei der Erfüllung ihres Erziehungsauftrags wirksam zu unterstützen.

Die Kindererziehung in der Familie wird aber sowohl von staatlicher Seite als auch in der Öffentlichkeit noch nicht in derselben Weise als Arbeit anerkannt und gewürdigt wie eine Erwerbstätigkeit. Gerade in Zeiten wie diesen lernen wir aber ihren Wert schätzen. Es ist an der Zeit, das bisherige Elterngeld zu erweitern und allen Eltern auch das gebündelte Expertenwissen zur Verfügung zu stellen. Derzeit wird die Betreuung in den Kindertagesstätten monatlich und pro Platz mit ca. 1.500 Euro je Kind bezuschusst. Die Berechnung des Elterngeldes richtet sich nach dem Gehalt der Eltern und fällt daher sehr unterschiedlich aus.

Eine echte Wahlfreiheit für Eltern in den ersten drei Jahren nach der Geburt ihres Kindes könnte in Form eines Elterngeldes in Höhe des Kitazuschusses gewährt werden; dies würde es den Eltern ermöglichen, sich anstatt für eine staatliche Fremdbetreuung mit einer Geldleistung in gleicher Höhe wie den Kosten dieser Fremdbetreuung für Elternarbeit mit den eigenen Kindern zu entscheiden. Eine solche freiwillige Leistung des Staates sollte allerdings an gewisse Kriterien gebunden und die Inanspruchnahme aller Angebote sollte vollkommen freiwillig sein.

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Es gibt einige Jugendämter, die auch Tagesmütter für die Betreuung fremder Kinder bezuschussen. Diese Tagesmütter sollten einen Informationskurs zur Pflege und Ernährung von Kindern absolvieren. Der Erwerb von wichtigen Basisinformationen für Tagesmütter wäre Teil einer verpflichtenden Weiterbildung und sollte bei einer vom Staat gewährten Geldleistung eine unverzichtbare Voraussetzung für die monatliche Auszahlung der Geldleistung an die Eltern sein.

Unumstritten ist, dass die ersten drei Lebensjahre in der Entwicklung der Kinder von entscheidender Bedeutung für ihr späteres Leben und damit auch die Zukunft von Staat und Gesellschaft sind. Die Eltern müssen existentiell abgesichert sein, damit sie ihr Erziehungs- und Familienmodell gemäß unserem Grundgesetz frei wählen dürfen. Als Voraussetzung für den Leistungsbezug des neuen Elterngeldes, das durch einen Familienpakt getragen wird, sind Nachweise über Elternkurse, Sprachkenntnisse, Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen. Diesem Basismodell entsprechend sollten Eltern monatlich, vergleichbar dem Kitazuschuss, eine existentielle Absicherung erhalten. Eltern, die sich entschließen, ihr Kind vor einem Alter von 3 Jahren in eine staatliche Einrichtung zur Tagesbetreuung zu geben, können dies nach wie vor tun. Ich bin der Überzeugung, dass diese Veränderungen vielen Familien in Deutschland eine große Hilfestellung bieten, ihr Familienleben zu entschleunigen. Es sind vor allem Familien, die die Kinder und damit unseren Staat so stark machen.


Sylvia Pantel (CDU) ist direkt gewählte Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Düsseldorf-Süd

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Kommentare ( 49 )

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Aljoschu
3 Jahre her

Die Wählerstimmen von Eltern muss stärker gewichtet werden! Wir haben selber 5 Kinder und Enkel. Ich war als ehem Gymnasiallehrer ein Leben lang in der Industrie tätig. Meine Kollegen hatten – die meisten kinderlos, Single oder DINKs – spürbar andere Interessen als ich: Karriere, Geld, Autos, exotische Urlaube, während ich Polo fuhr und mit meinen Kids Wandern ging, in Jugendherbergen übernachtete oder in Kajaktouren die deutschen Nebenflüsse abruderte. Auch in der Politik beobachte ich ganz ähnliche Interessenskonflikte: Viele Politiker sind kinderlos, viele LGTBs, viele verfolgen gesellschaftsverändernde Ziele, die mE unvereinbar sind mit einer familiären Kindererziehung. Diese Leute haben bei Wahlen… Mehr

Britsch
3 Jahre her
Antworten an  Aljoschu

Der Meinung bin ich nicht. Jeder der kinder hat kann einfluß auf die gestaltung der zukunft nehmen entsprechend dem, wie er / die Eltern ihre kinder erziehen. Mit jedem Kind haben die eltern eine Stimme mehr, sobald die Kinder wahlberechtigt sind und das ist derzeit ab 18. Ich finde das ist auch richtig so, daß ab 18 (Volljährigkeit) und nicht früher. Im Gegensatz zu der Gesetzeslage bin ich aber der Meinung entweder ist jemand erwachsen Volljährig oder nicht. >Wenn jemand volljähruig und wahlberechtigt ist für den kann nicht mehr z,B das Jugendstrafrechgt gelten. Auf der einen seite sagt man noch… Mehr

Iso
3 Jahre her

Warum das Elterngeld erweitern? Es gab mal Zeiten in Deutschland, da konnte der Mann seine Familie ernähren, und arbeitete nicht bis Ende August, um Steuern uns Abgaben zu bezahlen. Seit dem haben sich die Dinge so drastisch verschlechtert, dass heute 2 Gehälter nötig sind, um mit einem Kind über die Runden zu kommen. Im Kanzleramt sitz übrigens eine unförmige Frau, und es wird behauptet, dass die Welt besser wird, wenn nur genug Frauen was zu sagen haben. Ich kann dem nicht folgen, und mache genau gegenteilige Beobachtungen.

Old-Man
3 Jahre her

Die Frage muss nicht sein wie viel Elterngeld wir wie verteilen,sondern,wie wir Familie und Berufstätigkeit so organisieren,das Familien normal existieren können,ohne Angst vor dem Monatsende. Das es heute leider für die meisten Familien ohne zwei Einkommen kaum noch möglich ist über die Runden zu kommen,das ist der Ideologie der ersten Rot-Gelben,später dann der Rot-Grünen Bundesregierung zu „verdanken. Bevor diese „Weltverbesserer“ das „Regierungsheft“ in die Hand bekamen,da konnte eine Familie noch von einem Verdienst gut leben,zugegeben nicht alle,aber alle,die etwas aus sich gemacht haben. Erst durch die erste „sozial-liberale“ Regierung wurde das „Füllhorn“ ausgepackt,und eine wahre Orgie an Leistungen erfunden und… Mehr

Thomas Geschke
3 Jahre her

Liebe Frau Pantel, mit einigem Interesse habe ich Ihren Beitrag in Tichys Einblick vom 12.05.2020 gelesen. Das Ziel scheint ja auf dem ersten Blick sehr ehrenhaft, allerdings frage ich mich gerade in der derzeitigen Situation, was Sie zu solchen Überlegungen antreibt, wo gerade Millionen Menschen in unserem Land von Kurzarbeit betroffen sind und die Angst des vollständigen Verlustes der Arbeit für breite Teile der Gesellschaft wie ein Damoklesschwert über den Menschen hängt. Von den Menschen des Mittelstandes, den Gastwirten, den Inhabern kleinerer und mittlerer Betriebe usw. möchte ich gar nicht erst anfangen zu sprechen. Aber egal! Nun zum zweiten Blick… Mehr

Medienfluechtling
3 Jahre her

Gilt das auch für Migranten Familien, in denen die Familie klassisch organisiert und die 3. Generation teilweise noch nicht integriert ist?!

Britsch
3 Jahre her
Antworten an  Medienfluechtling

Migrantenfamilien teilweise in dritter Generation noch nicht integriert. Dies Familien werden sich uns nier Anpassen, denn sie wollen es nicht! Diese wollen viel mehr daß wior uns Ihnen anpassen. Das sieht man auch täglich wie „Unsere deutsche Kultur“ immer mehr ins Abseits gestellt wird. Ach so eine Deutsche Kultur gibt es ja gar nicht. Wurde ja von Einer mit deutscher Regierungsverantwortung Stehenden Politikerin festgelegt. Eine Politikerin die genau solchen Migrationshintergrund hat. Der Begriff Inklusion, der von der Bedeutung her eigentlichj für Behinderte in unserer Gesellschaft geschaffen wurde wird nun übertagen auf Inklusion von kulturen und Lebensweisen vbon Migranten. Unter Integration… Mehr

Old-Man
3 Jahre her
Antworten an  Medienfluechtling

Was sie meinen,das ist ja gerade das „Wirtschafts Modell“ von sehr vielen die noch „nicht so lange“ hier leben!.
Versuchen sie einmal Zahlen zu bekommen wie viele derer hier nur von „Sozialleistungen“ existieren,ohne jemals auch nur einen Finger dafür krumm gemacht zu haben,dann schmeckt ihnen ihr Butterbrot nicht mehr!!.
Ach ja,und schauen sie sich deren „Weltbild“ an,dann wissen sie ohne das Ich es schreiben muss was gemeint ist!.

Bummi
3 Jahre her

Man sieht das Desaster jetzt schon in den Migrantenfamilien. Dort ist zwingend erforderlich die Kinder in staatliche Einrichtungen zu geben. Es braucht Kontakte für das Lernen der Sprache etc. Die CDU Modelle sind blanker Nonsens. Es bedarf genau des Gegenteils um noch was zu retten. Das ist Folge der desaströsen Merkel Migrationspolitik.

H. Priess
3 Jahre her

Alles mit Geld auf zu wiegen ist Schwachsinn! Sie können bestimmten Familien 1000€ extra pro Monat und Kind auszahlen, das würde an der Situation der Kinder überhaupt nichts ändern. Ich würde ja hier gerne das System des Bildungswesens erklären aber ich denke, das versteht niemand mehr weil zu an strengend. Lehrer, Kinder, Eltern, die Gesellschaft müßten am selben Stang ziehen zum Wohle der Kinder ohne sie schon im Kindergarten für irgendwelche politischen Ziele zu konditionieren. Als Vater und Mutter hat man eine Verpflichtung, man ist diese eingegangen, freiwillig und ohne Zwang so liegt die Verantwortlichkeit auch bei den Eltern. Ansonsten… Mehr

Eberhard
3 Jahre her

Das Kindergeld kann noch so hoch sein, es ändert nicht viel für die Kinder in vielen finanzschwachen Familien. Und wohlhabende Familien benötigen es gar nicht. Viel wichtiger wäre es mehr Geld in Bildungsgleichstellung und interessante Freizeitangebote zu stecken. Dazu freie Nutzung aller Nahverkehrsmittel für Kinder und Jugendliche.Es nutzt nichts „Erziehenden?“ mehr Kindergeld zu geben, um es ihnen auf andere Art und Weise wieder abzuknöpfen. Mir können die Kinder heute, mit so einer statischen, die persönliche Freiheit beschränkende und dadurch belastender Erziehung, nur leid tun. Das trifft auch auf meine eigenen Urenkel zu. Was für Menschen sollen aus diesen Kindern gerade… Mehr

Auswanderer
3 Jahre her

Wenn ich schon immer lese und höre Familien unterstützen! Wir hatten nicht viel und sind klar gekommen. Besser wäre es die Steuerfreibeträge anders zu gestalten. Da sollten die Freibeträge für Erwachsene und Kinder entsprechend angehoben werden. Kita und Kindergarten sollten generell umsonst sein. So würde man auch die „bildungsfernen“ Familien reduzieren! Und die ach so armen Familien finanzieren oft mit dem Kindergeld eher ihre Elektronics anstatt die Kinder!

J. Braun
3 Jahre her
Antworten an  Auswanderer

Familien zahlen doch ohnehin bei den vorhandenen Freibeträgen kaum Steuern. Bluten müssen die Alleinstehenden, die dank des hiesigen Umverteilungssystems auf keinen grünen Zweig mehr kommen. Wenn jemand Kinder will, soll er dafür aufkommen und nicht die Steuerzahler, die vom Geplärr der unerzogenen Bälger auch noch genervt werden. Und vor allem eines: Wer vermehrt sich denn überproportional in diesem Land? Eben! Und die will ich gewisslich nicht noch mehr subventionieren.

Wolf Koebele
3 Jahre her
Antworten an  Auswanderer

Meine Rede seit langem: Kindergeld abschaffen! Stattdessen steuerlich die Eltern entlasten, insofern als das Auf- und Erziehen von Kindern gesellschaftlich positive Aspekte hat (z.B. hinsichtlich künftiger Renten) . Meine Kinder – alle vier erwachsen und steuerzahlend berufstätig – hätte ich auch ohne Staatshilfe großgezogen; aber es gibt doch viele Menschen, denen das arge finanzielle Probleme bereitet (mit der Wohnungsgröße angefangen). Allerdings möchte auch ich nicht, daß das Kindermachen zur einträglichen Beschäftigung von Minderleistern wird, sehe auch nicht ein, warum Kinder von Beziehern sozialer Leistungen Taschengeld bekommen müssen (das dann die Eltern verbraten), daß gar sog. Minderjährigen exorbitante Leistungen zugeschustert werden.… Mehr

ingwer
3 Jahre her

Dieshttps://sciencefiles.org/2020/05/12/fruchte-des-staatsfeminismus-verzogene-goren-rechnen-ab/ . Dieser Kommentar sagt mir eindeutig mehr zu.