Für motivierende Leistungsschulen

Der „Bildungssteilhang Baden-Württemberg“ endet dort, wo er beginnt, im Basislager, konkret: im Blick nach oben und bei der Entscheidung, in der kuscheligen Komfortzone unten weiterhin munter vor sich hinzuspaßen.

© Caiaimage/Chris Ryan/Getty Images

„Willkommen im Club!“, begrüßen uns Baden-Württemberger die Schulen von Bremen. In „Deutsch“/Zuhören stürzten wir auf den 14. Platz ab (Presse, 29. Oktober), das ist der freie Fall vom Schul-Primus. Die Höhe, die wir hatten, und der Boden, auf dem wir in nur wenigen Jahren jetzt aufschlagen, lässt unser Bildungsland erschaudern – „wir können alles außer Schule“ wird die neue Anti-Werbung für Baden-Württembergs Bildungssystem.

Der Absturz kam für mich als Lehrer nicht überraschend. Ein unausgegorenes Reform-Chaos machte alles platt, was nur irgendwie nach Leistungsanforderung roch. Die Schulen wollten alles sein, nur keine Leistungsschulen. „Leistung“, das Bildungsunwort der letzten Jahre in Baden-Württemberg, „Leistung“, das Zauberwort unseres Nachbarlandes Bayern (dreigliedriges Schulsystem!), „motivierende Leistungsschule“, der Zauberstab, um eine fast schon verlorene Schüler-Generation wieder ins Boot der Bildungs-Bundesländer mit Anspruch zu hieven.

Wir haben verlernt, Leistung mit Freude, Begeisterung, Glück in Verbindung zu bringen, stattdessen denkt, wer Leistung hört: Burnout, Stress, Psychiater. Leistung muss von uns Erwachsenen positiv jungen Menschen vorgelebt werden, diese hören jedoch von uns nur: ich muss schon wieder …, blöder Beruf, blöder Chef, blöde Klasse. Leistung ist Vorbilds-Pädagogik, Leistungsanforderung ist konsequentes Einfordern, ohne feige vor „Schüler-Geheule und -Gepiense“ einzuknicken. Wohlfeile Schüler-Sympathie durch Nachgeben sich zu erschleichen, heißt, junge Menschen als Ego-Stabilisatoren zu missbrauchen. Leistung ist zunächst ´mal ein mühseliges Geschäft für den, der sie bringt, und für den, der sie fordert. Leistung gleicht einem steilen Bergaufstieg mit Unwägbarkeiten, extremen Anforderungen und am Ende der Beglückung des Gipfels, des Erfolgs. Nur, der „Bildungssteilhang Baden-Württemberg“ endet dort, wo er beginnt, im Basislager, konkret: im Blick nach oben und bei der Entscheidung, in der kuscheligen Komfortzone unten weiterhin munter vor sich hinzuspaßen.

Mein Gegenentwurf: motivierende Leistungsschulen. Motivierende Leistungsschulen nehmen Lehrer und Schüler in die Pflicht. Motivierende Leistungsschulen machen aus dem schulalltäglichen Gegeneinander ein entschlossenes Miteinander, eine sich gegenseitig fordernde Engagement-Gemeinschaft, die vorgegebene Ziele anpackt, mit Biss sich vorankämpft und den gemeinsamen „Sieg“ feiert. Fordern, Helfen, Feiern – motivierende Leistungsschulen fördern die pädagogischen Leistungsträger, schenken ihrem Glühen für Schule, Schüler, Visionen Raum und stärken ihnen den Rücken gegenüber Schüler-Trägheit und Eltern-Intervention. Motivierende Leistungsschulen setzen immer beim Lehrer an, er ist der Multiplikator für mitreißenden Leistungswillen, er steht für klare Führung – sein Fordern, seine Anerkennung lassen junge Menschen in den Grenzbereich ihrer Leistungskraft vorstoßen und von Erfolg zu Erfolg die Grenzen verschieben.

Motivierende Leistungsschulen sind meine Antwort auf das Bildungs-Desaster von Baden-Württemberg. Motivierende Leistungsschulen sind machbar, nur müssen die Rahmenbedingungen von Schule und Gesellschaft diese motivierenden Leistungsschulen ermöglichen, sie wollen – gegen alle Widerstände.

Motivierende Leistungsschulen: die entschlossene Antwort von heute für eine erfolgreiche Zukunft von morgen.

Klaus Schenck lehrt Deutsch und Religion – Psychologie als Wahlfach.

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Kommentare ( 98 )

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Ralf Pöhling
6 Jahre her

Eigentlich muss man den Heranwachsenden nur eins vor Augen halten: All die Dinge, die ihr persönliches privates Wohl und ihre individuelle Entfaltung erst ermöglichen, basieren auf der erbrachten Leistung anderer: Ohne Leistung gäbe es keine Computer, kein Internet, keine Spielekonsolen, kein Smartphone, keinerlei Software, die vorgenannte Dinge antreibt, keine Musik, keine Musikinstrumente, keine feschen Klamotten, keine Autos, kein Bier,…. Was sich in den letzten Jahren entwickelt hat, ist eine Generation von Konsumenten. Wir brauchen mehr Menschen, die Konsumgüter auch entwickeln können, sonst sitzt die Generation der Konsumenten auf dem Trockenen. Man muss ihnen nur vermitteln, dass sie alles das, was… Mehr

rolf
6 Jahre her

Stimmt, deshalb brauchen wir eine einheitliche Abi Prüfung!!!

gmccar
6 Jahre her

Hatten wir doch schon mal in den 60ern. Die Kurszuordnung durch die Lehrkräfte bestimmte die Abschlussmöglichkeiten. A,B = Abi, C=Mittlere Reife, der Rest =Volksschule.
Hat doch gut geklappt.

F.Peter
6 Jahre her

Bei den stets jedwede Anstrengung vermeidenden Grün-Rot-Linken an den politischen Schalthebeln wird das nix mehr. Weswegen schicken diejenigen, die es sich leisten können, ihre Kinder auf Privatschulen?
Es waren immer die leistungsstarken und leistungsbereiten, die dieses Land nach vorne gebracht haben. Seit der Betreuungspolitik durch die Grün-Rot-Linken ist der Rückwärtsgang eingelegt. Die Leistungsbereiten lassen sich hier noch ausbilden und verdienen anschließend ihr Geld im Ausland! Der Gleichmacherei sei Dank!

Robert Polis
6 Jahre her

Ich empfehle, den Artikel zu den Vorhaben und Maßnahmen der Frau Eisenmann (KuMi BW) in der FAZ von heute zu lesen (vielleicht taucht er ja noch in der Onlineausgabe auf).
Darin wird eine ganze Serie von Fehlleistungen der Bildungspolitik nicht nur deutlich beschrieben, sondern es werden auch Schritte zur Remedur skizziert.
Es ist halt so, daß wir um jeden (verantwortlichen) Politiker froh sein müssen, der die Arbeit tut, die wir von ihm erwarten (sollten). Für mich ist Frau Eisenmann einer der wenigen Lichtblicke in dieser „Bildungslandschaft“.

Sabine Ehrke
6 Jahre her

Unter LinksGrün hat sich bereits die Zukunft erledigt!

Jedediah
6 Jahre her

Leistungsschulen sind das Gegenteil der linken Weltsicht, der Gesamtschule für alle. Dann müssten Sie wieder ein System von Hauptschule bis Gymnasium fördern. Der Punkt wäre dann, dass auch an der Hauptschule Leistung erbracht werden müsste, praktische Leistung zB, je nach Veranlagung. So wie früher eben. Da kommen Sie aber nicht mehr hin, weil nicht nur linke Realitätsverdreher sondern auch die Eltern dagegen sind. Wenn man Eltern die Wahl lässt, wählen sie eben auch LaLaLand, Hauptsache hochtrabende Bildungszertifakte.

Tip
6 Jahre her

Plato,
kann es nicht sein, dass die ganze Verblödung gewollt ist? Schon mal nach Asien geschaut. Chiena baut eine Uni, von der man hier nur träumen kann. In absehbarer Zeit wird uns Asien in die Tasche stecken.

bfwied
6 Jahre her

Seit Neuestem wollen die Baden-Württ. wieder Leistungskurse einführen, die vor ca. 15 Jahren(?) abgeschafft worden waren, die damals auf dem Niveau der ersten Uni.-Semester stattfanden. Nur leider sind die heutigen Lehrerinnen (es gibt fast keine Lehrer mehr) nicht mehr in der Lage, den damaligen Lehrplan zu erfüllen. Die Studenten können bekanntlich auch weder etwas mit Kommaregelung anfangen noch mit den Konjunktiven noch, ganz schwer, mit Begriffen und Formen wie Plusquamperfekt oder Perfekt oder Futur II! Die Lehrerinnen auch nicht, was man sofort sieht, wenn man mal die ausgehängten Bekanntmachungen von Lehrern liest oder auch Korrekturen!

Harry James mit Armbrust
6 Jahre her

Leistungsschulen funktionieren nur! im drei- oder mehrgliedrigen Systemen. Denn wie wollen Sie Kinder motivieren mehr zu leisten, wenn sie auch mit weniger in der gleichen Klasse an der gleichen Schule sein können? Und sicherlich kann die Forderung von Leistung krank machen: Wenn Eltern von ihren Kindern unmögliches fordern. Es gibt Kinder, die schaffen nur die Hauptschule. Das erste und größte Problem sehe ich tatsächlich in den Eltern, die Lehrer oder Schule verklagen, wegen der Noten. Das zweite Problem sind Lehrer, die eigentlich gar keinen Bock haben, die nur einen Job machen. Dem ersten Problem könnte man mit einer Menge Psychologen… Mehr