SPD – Wer wird, wer bleibt, wer kann Außenminister?

Wie viel kosten die Wünsche Erdogans die Steuerzahler in Deutschland, die erfüllt werden müssen, weil Yücel frei kommen musste, damit Gabriels Chancen auf Außenminister verbessert werden?

© Tobias Schwarz/AFP/Getty Images

Auch der Spiegel hatte sich kürzlich an Spekulationen beteiligt, dass eine Freilassung Deniz Yücels Sigmar Gabriel eventuell das Amt Außenminister retten könnte. Nun ist es soweit, der Journalist ist auf freiem Fuß. Und Gabriel wird ohne Zweifel weiterhin gebraucht, aber wohl viel mehr als Lückenbüßer, weil den Debatten mittlerweile das Personal fehlt. Lars Klingbeil und Carsten Sieling mögen schon Abgesänge auf ihren früheren Parteivorsitzenden angestimmt haben, nur: Totgesagte leben oftmals länger, als potentielle Nachfolger sich das wünschen mögen.

Sieht man sich genauer an, was da für Personalvorschläge für „Die Zeit nach Sigmar“ gemacht werden, offenbart sich vor allem ziemliche Ratlosigkeit.
Jungdiplomatin Katarina Barley, die schon mal zwischen zwei Aschermittwochs-Heringen im rheinland-pfälzischen Zemmer über Ihren Einsatz als „Universalwaffe“ witzelt, wie hier bei der Zeit kolportiert, hat noch die besten Aussichten, als Juristin, mit ministerieller Erfahrung und „englischen sowie französischen Sprachkenntnissen,“ wie N-TV zu berichten weiß. Aber hat sie auch das Format?

Und der Focus will wissen, Umfragen hätten ergeben, dass sich 13 Prozent der Befragten (Barley bekäme hier nur 7 %) dafür aussprächen, den geschäftsführenden Justizminister Heiko Maas ins Außenamt zu versetzen. Wenngleich der Saarländische Rundfunk schon vor einer Weile erfahren haben will, dass der im Justizministerium bleiben solle.

Die Welt im Provinzstadel
Die wichtigste Frage bei Anne Will: Lügt Gabriel?
Michael Roth, Staatsminister für Europa und Beauftragter für die deutsch-französische Zusammenarbeit, liege auch nicht schlecht im Rennen, und der 47-Jährige würde als Staatsminister für Europa bereits Erfahrungen im Außenministerium mitbringen. Er ist Beauftragter für die deutsch-französische Zusammenarbeit und seit Dezember 2017 auch im SPD-Parteivorstand. Noch sei er aber in der breiten Öffentlichkeit ziemlich unbekannt. Ob das auch zum Aufstieg bis ins Ministeramt reicht, bliebe abzuwarten.

Für den ebenfalls als möglichen Kandidaten lancierten außenpolitischen Sprecher der SPD-Fraktion, Niels Annen, hat die dpa-Meldung (hier beim Siegerlandkurier) nur die hämische Frage: „Niels wer?“ übrig. In der Tat war die einzige länger im Gedächtnis haften bleibende Schlagzeile über den früheren Juso-Vorsitzenden die über sein „Langzeit-Studium Interruptum“ über das sich der Spiegel 2008 unverhohlen mit anderen lustig machte.

Und zum eben ehemaligen Vorsitzenden der SPD-Fraktion im Bundestag, Thomas Oppermann, Bundestagsvizepräsident und Mitglied im Auswärtigen Ausschuss, fällt einem sehr schnell wieder der sogenannte Edathy-Skandal 2014 ein (hier von der Berliner Zeitung als dessen „Karriereknick“ kolportiert) bei dem er ordentlich Federn und ein leibhaftiger Innenminister seinen Hut lassen musste.

Doch Rettung naht: Just in dem Moment, wo der Welt-Journalist wieder frei ist, scheinen auch „Die Deutschen“ mehrheitlich überzeugt, dass Sigmar Gabriel Außenminister bleiben solle. Hier die Meldung der FAZ dazu.

Die Yahoo Nachrichten begrüßen die, wenn auch „mit 54 % knappe Mehrheit für Gabriel“ mit den Worten: „… dass diese der SPD zu denken geben werde“ – als ob die Partei nicht ohnehin gerade genug Grund zur geistigen Einkehr hätte.

Ein Schelm, wer nun das zeitliche Zusammentreffen zweier Argumente für den Verbleib des Ministers Gabriel im Amt (Umfrage & Freilassung) nicht für einen Zufall hält? Die wachsam designierte und designiert wachsame SPD-Chefin Andrea Nahles hat dem geschäftsführenden Außenminister just wegen dessen „angeblichen Betreibens einer Kampagne in eigener Sache“ im Spiegel Vorhaltungen gemacht. (Reuters-Meldung, hier bei der „Welt“).

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Kommentare ( 32 )

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Muller
6 Jahre her

„SPD – Wer wird, wer bleibt, wer kann Außenminister?“ Ganz ehrlich: Stehen das „wollen“ und das „können“ beim jetzigen Zustand und dem jetzigen Postengeschacher (nicht nur) bei der SPD in irgendeiner Verbindung?

Koelscherjung
6 Jahre her

Gabriel kann anderen Staatsmännern in den Allerwertesten kriechen ( s. Türkei , Palästinenser ).
Für Merkel kann er dementsprechend auch Außenminister.

jackhot
6 Jahre her

Dieser diensthabende Außenminister, mit 100% abgewählte SPD-Vorsitzende,
gerne auch gegn seinen Nachfolgert pöbelnde Mensch soll(?) deutscher Aussenminister bleiben?

Ben Krüger
6 Jahre her

Deutschland ist ein so interessanter Partner, dem technologisch und monetär jeder gern in die Tasche greift, so dass Außenminister/in keine wirklich hohe Kunst ist. Hier sehe ich praktisch jeden in der Lage, der fähig ist ein Flugzeug zu besteigen.

Thorsten Helbing
6 Jahre her

Als die Meldung der Blitzfreilassung dieses „Qualitätsjournalisten“ über die Ticker lief war Dies mein allererster Gedanke, ich schwör! Gabriel hat die Zeit vorher um Hilfe gerufen, selbst seinen Ortsverein in Goslar mobilisiert öffentlich Werbung für Ihn zu machen. Ob es jetzt Tee für alle gibt, das ist noch nicht klar. Überliefert ist nur das er Ihn persönlich einschenken würde. Natürlich ist das ein abgekartertes Spiel. Der Andreas Nahles ist doch nicht einfach so ziemlich nervös, um sogleich Gabriel öffentlichwirksam zur Räson zu bewegen. Sie hat gerade ziemlich „einen Stift in der Hose“ wie es bei uns heisst, das Ihr Traum… Mehr

Old-Man
6 Jahre her

Es ist eigentlich egal welches Amt von wem bedient wird,es sind durch die Bank alles Leute,die in der freien Wirtschaft schon längst an die Hartz-4 Futtertöpfe verbannt worden wären!
Es ist niemand mehr da,der Stall ist leer,denn wer noch halbwegs Achtung vor sich selber oder dem Amt hat,der hat sich in die Büsche geschlagen!

Wen nehmen wir den nun? Egal,setzt die Bande Schwachköpfe in einen Kreis und macht Flaschendrehen,das klappt bei den Flaschen doch immer!

Malaparte
6 Jahre her

Als Dank serviert Gabriel vermutlich nächstens selbst gebackenes Baklava zum Tee. Ein bisschen devotes Handeln ficht den Genossen nicht an, liegt ja schließlich auch im Sinne der Kanzlerin. Für den gemeinsamen Machterhalt scheint sich das servile Bücken beim Freundschaftsdienst zu lohnen. Wäre ja nicht die erste Verbindung zu diesem Zweck. Und als Morgengabe darf Erdogan evtl. demnächst in Deutschland wieder seine hier lebenden Vasallen mit Allmachtsfantasien beglücken. Ob da nicht noch der ein oder andere Waffendeal und reichlich zusätzliche Millionen aus des Steuerzahlers Kasse vereinbart werden?
Die Kollateralschäden holt Mama Merkel dann großzügig zum Schutze per Flieger aus Syrien ab.

ThurMan
6 Jahre her

Man erkennt an diesem Artikel, dass das Wort von der Lügen- und/oder Verarschungspresse eigentlich gar nicht so falsch ist.

Peter K
6 Jahre her

Die SPD lernt es einfach nie! Wurden sie schon bereits in der GroKo von Merkes CDU und heimlich auch von den Grünen ausgesaugt und als Bauernopfer missbraucht. Dann der schulzsche Kardinalsfehler, welcher vollmundig zuerst eine neue Regierungsbeteiligung ablehnt und etwas von einer starken Opposition verzapft und kaum winkt die Sirene Merkle mit der Macht, geht einem das Geschwätz von gestern nichts mehr an. Glaubwürdigkeit sieht anders aus. Merkel ist wieder fein raus, so zerlegt sich medienwirksam die SPD und lenkt von ihr ab und sie macht nichts, wie immer. Ciao SPD ihr habt ganze Arbeit geleistet.

TOM
6 Jahre her

Der jetzige „Geschäftsführende“ kann es schon mal nicht. Er hat sich selbst diesen Posten angeeignet, auch eine Form der Karriereplanung. Einen Deutschen Kurz haben wir leider nicht, soll heissen wir verfügen nicht über das geeignete Personal. Ist aber auch nicht tragisch, den die Deutsche Aussenpolitik wird in Washington und in Brüssel gemacht.