Pressespiegel zum Mord an einem Achtjährigen in Frankfurt

Was da in alten und neuen Medien zu finden ist, spricht für sich selbst.

imago images / Xinhua
Die Frankfurter Rundschau fordert AfD-Chefin Alice Weidel auf: „Hetzer, haltet mal den Mund!“ Stephan Hebel schreibt dort: „“Gewalt gibt es, weil es Arschlöcher gibt und nicht Ausländer“, schrieb ein kluger Mensch am Montag, und viel mehr muss man über den politischen Missbrauch eines Gewaltverbrechens nicht sagen.“

Anschließend fragt er: „Was treibt eine Frau wie Alice Weidel (AfD) dazu, mit der Herkunft des mutmaßlichen Täters ihr schmutziges Süppchen zu kochen? „Schützt endlich die Bürger unseres Landes – statt der grenzenlosen Willkommenskultur!“, twitterte sie, kaum war die Nachricht vom gewaltsamen Tod eines Kindes am Frankfurter Hauptbahnhof bekanntgeworden. Und die Fangemeinde applaudierte.“

Für Hebel gibt es Täter, und Opfer, „also bitte: Hört auf, sie nach Nationalität und Hautfarbe zu unterteilen. Noch mal, damit ihr es kapiert: Haltet doch mal den Mund, ihr Hetzer!“

Die Welt fasst politische Forderungen zusammen, die nach dem Tod des Jungen laut wurden: „Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) will sich „angesichts mehrerer schwerwiegender Taten in jüngerer Zeit“ derweil am Dienstag in Berlin mit den Chefs der Sicherheitsbehörden beraten. (…) Bei dem Treffen soll es neben der Attacke am Frankfurter Hauptbahnhof auch um Angriffe und Drohungen gegen Vertreter der Linkspartei gehen, um Bombendrohungen gegen Moscheen sowie den rassistisch motivierten Angriff auf einen Eritreer im hessischen Wächtersbach.“

Und CDU-Innenpolitiker Philipp Amthor wird zitiert, der „jetzt rasche und spürbare Konsequenzen für den Täter“ forderte. „Zusätzlich zum Strafverfahren sollten auch aufenthaltsbeendende Maßnahmen diskutiert werden. Darüber hinaus bin ich offen für eine Diskussion über bessere Sicherheitsvorkehrungen an unseren Bahnhöfen.“

SPD-Verkehrsexperte Martin Burkert möchte mehr Bundespolizei an den Bahnhöfen. Und Anke Rehlinger (SPD) äußert nebulös: „Eine solche Tat offenbart keine Sicherheitslücke, sondern eine Menschlichkeitslücke.“

Die Hessenschau beendet ihre Nachrichten zum Todesfall mit einem Zitat des Oberbürgermeisters der Stadt, der in etwa betont, das Frankfurt ein sicherer Hafen bleibe:

„Der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) zeigte sich ebenfalls tief betroffen von der Tat, die allem widerspreche, wofür Frankfurt stehe. „Wir Frankfurter stehen zusammen, wir haken uns unter, wir helfen selbstlos Menschen, wir retten sie aus der Not und sind füreinander da – auch an Tagen wie heute, wo ein Schatten über der Stadt liegt“, twitterte der OB und sprach den Angehörigen des getöteten Jungen sein Beileid aus.“

T-Online fragt heute früh, ob man die Nationalität des Täters überhaupt hätte nennen müssen: „(D)ie Herkunft des Tatverdächtigen. Spielt sie eine Rolle? Sollte sie überhaupt thematisiert werden? Das Nennen bestimmter Nationalitäten kann Vorurteile und Klischees befeuern, die womöglich zu Erklärungen führen, die letztlich vollkommen falsch sind. Diese wiederum werden unter Umständen instrumentalisiert für eine Politik der Ausgrenzung.“ Für das Nachrichtenportal ist „zum jetzigen Zeitpunkt eine andere Debatte zielführender. Die um die Sicherheit und gegen aufkommende Angst am Bahnsteig.“

Die ZEIT berichtet, dass der hessische Innenminister Peter Beuth angesichts der schrecklichen Tat der Stadt Frankfurt einen Bescheid über 1,2 Millionen Euro übergeben hat für die Instandhaltung der Videoanlagen im Bahnhofsviertel. Der stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Jörg Radek, schlägt, so die Zeit weiter, „den Einbau technischer Sperren“ an Bahnhöfen vor.

Der Spiegel bebildert seine Berichterstattung mit einer Karte „In stiller Anteilnahme und Trauer“ und einer arabischen Übersetzung, die ein Passant am Frankfurter Bahnhof vor ein paar Friedhofskerzen gestellt hatte. Weiter berichtet der Spiegel: „Nach den Untersuchungen einer Blutprobe gibt es Hinweise auf Kokain-Konsum. Es seien bei ihm Abbauprodukte von Kokain im Blut nachgewiesen worden. „Das heißt aber nicht, dass er konkret unter Kokaineinfluss stand“, sagte der Duisburger Staatsanwalt Alexander Bayer am Montag.“

Bild stellt hinter einer Bezahlschranke ein Video des flüchtenden mutmaßlichen Täters zur Verfügung.

ZDF Morgenmagazin: „Warum stößt jemand eine Mutter und ihr Kind vor einen einfahrenden ICE? War es eine Nachahmungstat? Wie sehen mögliche Konsequenzen aus? (…)“

Ralf Stegner von der SPD twittert am Morgen: „Guten Morgen aus Bordesholm. Mein Musiktipp für Euch da draußen im digitalen Orbit ist von Ricky King „Verde“. Schönen Dienstag ;-)“ 

Alice Weidel (AfD) informiert per Twitter, dass Angela Merkel „ohne ein Wort der Anteilnahme in den Urlaub“ abgehoben wäre.

Benedikt Lux von den Grünen twittert: „Wie schrecklich. Der zweite Todesfall in einer Woche. Es muss geprüft werden, ob Züge nicht grundsätzlich mit Schrittgeschwindigkeit in Bahnhöfe einfahren sollten.“

Ein Twitter-Nutzer Paredes @LDK_Paredes zeigt einen Film aus Japan, wo es bereits Sicherheitssperren vor einfahrenden Zügen gibt und schreibt: „Ich wünschte, wir hätten so etwas auch in Frankfurt gehabt.“

Ein Twitter-Account „Volksverpetzer“ mit 24.700 Followern schreibt: „Heute haben Rassisten massiv nach #Frankfurt gegen Flüchtlinge, Migranten und Frau Merkel gehetzt. Ihre Argumentation war 100 % rassistisch. Denn der mutmaßliche Täter ist ein in der Schweiz lebender Tourist. Also alles heiße, rassistische Luft. Hetzer haben nie Recht.“

Robert Fietzke, Jugendkoordinator Die Linke Sachsen-Anhalt twittert: „Rassisten geht es nicht um Anteilnahme und Trauer, es geht ihnen auch nicht um Aufklärung und den Rechtsstaat, es geht (ihnen) einzig und alleine um die Vollstreckung ihrer Lynchgelüste & die Exzerzierung des Ausnahmezustandes. Er ist das Biotop für ihre Vernichtungsfantasien.“

Aus Wien schreibt Leo Kohlbauer, Landtagsabgeordneter der FPÖ: „Wird einem Eritrea eine Straftat angetan, berichtet Spiegel-Online von einer rassistischen Straftat. Bringt ein Eritrea einen 8-Jährigen Burschen um wird von einem Mann berichtet.“

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Kommentare ( 211 )

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WandererX
4 Jahre her

Politischer Moralismus hat Realitätssinn ersetzt, auch weil man gar nicht mehr weiss, woher unser Realitätssinn denn kommt. Man hält ihn heute für natürlich, dabei ist er ein Produkt des Zeitraums 1300 bis 2000 n. C. und dessen Kultur und Religion.

Sozia
4 Jahre her

Man sieht all diese Sympathisanten für einen Kindsmörder. Und wendet sich mit Abscheu ab. Sie entschuldigen alles, wirklich alles mit einer anderen Hautfarbe. Wenn dies kein Rassismus ist, was dann?

Der Ketzer
4 Jahre her

Seehofer bricht seinen Urlaub ab und beklagt nun eine „Werteerosion“, ohne zu sagen, wem er diese unterstellt. Wer die betreffenden sind, lassen die im Artikel genannten Zitate aus Politik und Medien erahnen, denn diejenigen, die zu uns gekommen sind, haben die betreffenden Werte zu einem großen Teil nicht mitgebracht, lehnen Sie ab oder gestehen sie – möglicherweise religiös oder tribalistisch motiviert – nur einem bestimmten Personenkreis zu. Ich persönlich fühle mich durch den Vorwurf Seehofers nicht angesprochen und gehe davon aus, dass dies für den größten Teil derjenigen, „die schon länger hier leben“ gilt. Der Minister sollte sich aber nicht… Mehr

Thorsten
4 Jahre her
Antworten an  Der Ketzer

Das Seehofer ein Schwätzer ist, ist spätestens seit dem geschredderten „Masterplan“ klar.

flo
4 Jahre her

Genau so wird es sein. >Stephan Hebel schreibt dort: „“Gewalt gibt es, weil es Arschlöcher gibt und nicht Ausländer“, schrieb ein kluger Mensch am Montag, und viel mehr muss man über den politischen Missbrauch eines Gewaltverbrechens nicht sagen.“ < Ich dehne die neue FR- Argumentation aus: „Gewalt gibt es, weil es A. gibt und nicht religiöse oder politische Fanatiker oder Menschen, die Beziehungstaten begehen, oder geistig/psychisch gestörte Personen!“. Gefällt mir irgendwie, die Grundidee, dass Verbrecher einfach A. sind. Die Welt kann so einfach sein oder wird einfach gemacht. Weitere Nachfragen nach Motivlagen erübrigen sich. Hoffe, die Frankfurter Rundschau hält sich… Mehr

Philipp Tertuete
4 Jahre her

Das Land ist nicht mehr zu retten. Die eine Hälfte hat den Verstand verloren und will die andere am liebsten vernichten. D wird zwangsläufig auseinanderfallen. Eine andere Politik als heute wird überhaupt nicht mehr realisierbar sein. Das Spiel ist aus! Zivilisationsriss! Spengler hat es punktgenau vorhergesagt. Wir werden einfach verpuffen.

Martin L
4 Jahre her
Antworten an  Philipp Tertuete

Ein wirtschaftlicher Abstieg kommt auf jeden Fall. Eventuell sogar ein Crash. Die Kriminalität wird sich sicherlich an Länder der Dritten Welt anpassen. Vielleicht kommt es sogar zu bürgerkriegsähnlichen Konflikten zwischen verschiedenen Volksgruppen.
Aber „man“ wird mit viel Geld und viel Mühe alles tun, um das System noch länger zu erhalten. Bei der DDR hat es 40 Jahre geklappt. Bei der UdSSR über 70 Jahre.

manfred_h
4 Jahre her

**** Deutschland im Jahre 4 nach 2015. Auf den besten Weg zum Shithole-Countrie…..

manfred_h
4 Jahre her

Mal so ANBEI

Und wwiter im Takt…..!

Do. Morgen 8:30h – DenStaatsfunk fur das Neue vom Tage eingwschaltwt. Und das Erste was ich auf WELT(N24) zu hören bekomme:…:

„Schreckliche Tat in Stuttgart!
Ein MANN hat mit ein Schwert oder Messer einen anderen Mann angegriffen. Das Opfer stirbt an den schrecklichen Stichwunden.

Der vermutliche Täter(ein Deutsch-Kasache?) konnte nach einer Verfolgung festgenommen werden

GUTEN MORGEN in Deutschland, im Jahre 4 nach 2015!

Peter Mueller
4 Jahre her

Endlich mal den Mund zu halten, würde den Hetzern der Frankfurter Rundschau gut zu Gesicht stehen.

J.Thielemann
4 Jahre her

Wir haben unsere beiden Kinder – 14 bzw 15 Jahre alt – bisher immer mit dem Zug in die Nähe gelegene Gross- Stadt fahren lassen. Zumindest, wenn es draussen hell war. Alleine abends nach Hause kommen verbot sich schon lange, Taxi Mama auch, Taxi Papa wurde praktiziert. Dieser Leichtsinn wird jetzt ein Ende haben Oeffi – frei in Zukunft. Pünktlich Feierabend machen wird an den entsprechenden Tagen Pflicht. Dann klappt das schon. Mit dem Zug zu Oma und Opa – letzteres 90km – da schlägt das noch mehr zu Buche. Aber ich bin in meinem Leben schon so viele Montagestrecken… Mehr

Walking Dead
4 Jahre her

Wer es nach ihrer Auflistung immer noch nicht verstanden hat, der versteht es mit Absicht nicht… will es nicht verstehen !!!