Maybrit Illner: Stunde der Munkelrüben

Mein Gott, dachten wir bis Mitte der Woche, lass es nicht wieder Erdogan sein! Toll, dass selbst christliche Gebete in diesen Zeiten der Glaubenskrisen doch noch erhört werden. Also Trump und Putin. Großartig, die hatten wir lange nicht.

Snapshot ZDF

Endlich auch mal wieder eine Runde mit Sahra von „Diese Lafontaines“. Hat sich gar nicht verändert seit dem letzten Mal. Ein noch seltenerer Gast, Peter Altmaier. An dieser Stelle muss ein kleiner Schlenker erlaubt sein: Hat Siggi Gabriel abgenommen, seit er unser Mann für Außen ist? Oder zeigt Bild nur vorteilhafte Fotos aus London? Zurück zu Peter, dem Resonanzkörper unserer Kanzlerin. Sein heller Frühlingsanzug verleiht dem ganzen Thema eine Leichtigkeit und lässt uns zugleich ahnen: Wenn es auch brennt – kein Grund zur Sorge.

Die anderen drei Gäste? Wir wollen nicht rüde sein, aber Nobodies. Konnte Ursula von der Leyen schon wieder nicht? Hoffentlich nichts Ernstes, denn ohne Uschi geht es eigentlich nicht. Da ist Elmar Theveßen wirklich kein Ersatz. „Geheimdienst“-„Experte“, und hat nicht mal das ausnahmsweise interessante Interview von Lanz mit dem Nahost-Experten Michael Lüders gesehen? Aber vielleicht musste Illner ihn einladen, immerhin ist Elmar ZDF-Vize-Chefredakteur und damit auch ihr Boss. Dann: Ein smarter Bursche von CNN, der irgendwie nach altem Journalismus klang. Frederik Pleitgen – ah, der Sohn vom alten Fritz. Und Ralph Freund, der Exil-Republikaner.

Bei der Besetzung war von Anfang an klar, man durfte nicht viel erwarten zum Thema „Trump und Putin. Treibt Syrien sie auseinander?“ Morgens die frisch angelaufene Bild-Kampagne gegen Assad und Putin – das deutete eher auf Unterstützungsfeuer im Propaganda-Krieg hin. Elmar von der Atlantik-Brücke gab sich auch alle Mühe.

Der Sachverhalt. Trump hatte immer gesagt, er wolle mit Putin den Syrienkonflikt lösen. Seit gestern ist das nicht mehr klar. Weil Assad Giftgas gegen Kinder eingesetzt habe. Das behauptet das Aleppo Media Center, eine obskure Organisation, die mit der Terrororganisation Al Nusra zusammenarbeitet, die erst vor kurzem ein Kind für ein Propaganda-Video geköpft hatte. Elmar jedenfalls ist felsenfest davon überzeugt, dass es Assad war. Hat er vergessen, dass das Giftgas-Verbrechen eine Kopie der Vorgänge von 2012/2013 ist? Obama hatte Giftgas als rote Linie bezeichnet. Monate später wurde diese rote Linie überschritten. Keine Reaktion von Obama, weil US-Dienste eher sicher waren, dass islamistische Terroristen in Kooperation mit dem türkischen Geheimdienst das Verbrechen verübt hatten.

Nun, vier Jahre, später die gleiche Geschichte. Warum sollte Assad Giftgas einsetzen? Seine Position ist durch russische Truppen in Syrien eher gesichert, selbst internationale Diplomaten hielten öffentlich eine Zukunft Syriens mit Assad für möglich. Wieder war es Sahra Wagenknecht, die die Schuldzuweisungen als „unseriös“ brandmarkte.

Wir können den Fall nicht abschließend beurteilen. Zu viele Geheimdienste. Zu viele undurchsichtige Interessen. Zu viele Lügen.

Eigentlich ging es ja auch um Putin, und wie er mit Agenten und diesem Internet, diesem „Neuland“, wie es die Kanzlerin nennt, unsere Demokratien zerstören will. Hat Putin die Wahl in den USA beeinflusst? Haben sich Trump-Leute mit Russen getroffen? Agenten-Elmar wusste zu berichten, dass „sich der Gründer von Blackwater (Paramilitär-Firma, die im Irak eingesetzt war) mit Russen auf den Seychellen getroffen hat“.

Pleitgen Junior vermutet, dass es schwierig für Donald wird, ein gutes Verhältnis zu Putin aufzubauen, weil er innenpolitisch Schwierigkeiten wegen zu großer Nähe zu Russen während des Wahlkampfs hatte. Ein Hinweis darauf, dass es hauptsächlich ganz bestimmte Medien sind, die diese Beziehungen kriminalisieren wollen – unter anderem sein Arbeitgeber CNN (Spötter in den USA sagen „Clinton News Network“) – , wurde nicht thematisiert. Ebenso wenig fiel in diesem Zusammenhang der Name Susan Rice, Sicherheitsberaterin von Obama, die gerade wegen Instrumentalisierung der US-Geheimdienste gegen Trump (inkl. Abhörungsvorwürfe) ein ebenso großes Thema in den USA ist.

Der alte Trick. Ein Thema wird mit eher unwissenden Munkelrüben durchgekaut, so dass beim Publikum hängenbleibt: Assad … Giftgas … Putin … Trump von Putin beeinflusst … gut, dass wir die Merkel haben. Früher hieß es mal: Journalisten fragen, Politiker antworten. Heute nur noch: Journalisten fragen nicht, andere Journalisten antworten trotzdem.

Also müssen wir mal wieder zwischen den Pixeln lesen. Peter Altmaier, der Unübersehbare, sprach immer über „die neue Administration“, wenn es um Trump ging. „Die neue Administration“ habe „sich besser entwickelt, als vermutet wurde“. Donald Trump hat „ganz vernünftige Leute besetzt“. Da scheint jemand einen neuen Freund gefunden zu haben. Nur „Menschenrechte“ und „Klimaschutz“ stehen noch zwischen Peter und der neuen Administration.

Bevor wir zur abschließenden Betrachtung „So will Putin Merkel zur Kanzlerin machen, oder vielleicht auch Schulz“ kommen, lauschen wir noch kurz Agenten-Elmar: Trump hatte Kontakte zur Russenmafia, als er klamm war. „Große Summen aus Russland“ seien damals geflossen. Oder: Der Chef einer russischen Großbank (früher Agent beim SFB) traf sich mit Trump-Vertrauten. Ist der jetzt Bankchef oder FSB-Agent? Mascolo, übernehmen Sie!

Dass allerdings Putin Trump zum Präsidenten machte, glaubt nicht einmal der Mann von CNN. Also, wenn die Russen in unseren Wahlkampf eingreifen, mit Bots und Verschwörungstheorien, also dann wird Peter Altmaier aber böse! Da wird er keine Sekunde zögern, irgendwas zu machen! Was soll Putin denn da groß beeinflussen können, fragte Sahra Wagenknecht, ganz die alte Spottbiene, die sie ist. Auch die anderen Mächte versuchten Einfluss auf Wahlen bei uns zu nehmen. Was war mit der NSA-Abhöraffäre? „Da haben wir auch geschimpft“, sagte Peter.

Wir sind nicht ganz sicher, aber wurde am Ende sogar der Syrienkonflikt am Tisch gelöst? Nur eines ist uns nicht entgangen. Die Farben von St. Petersburg (nach dem Terroranschlag) hat Peter Altmaier in Berlin vermisst.

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Kommentare ( 71 )

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Wolleus
6 Jahre her

Ist es eigentlich wichtig zu wissen wer das Giftgas versprühte? Wichtig ist aber, daß die USA jetzt wieder einen Präsidenten haben, der nicht nur schwätzt (rote Linien und so) und sich auf der Nase herumtanzen läßt (keine Handlung, nur Dampfblasen). DT warnt. Bei Ignorierung der Warnung schlägt er zu und bei dem Kriegsverbrecher Assad liegt jeder immer richtig. Punkt. Jeder der es wieder mit Giftgas versuchen will, muß jetzt diese Tatsache wieder ins Kalkül einbeziehen. Das ist wichtig, denn es ändert Entscheidungen, vor allem die der tödlichen Art.

hasenfurz
6 Jahre her

Ja, so wie Islam und Islamismus, gelle? Gähn.

Katharina
6 Jahre her

[Früher hieß es mal: Journalisten fragen, Politiker antworten. Heute nur noch: Journalisten fragen nicht, andere Journalisten antworten trotzdem.Zitat Ende]

Danke, Herr Paetow ….. köstlich , so appetitlich angerichtet kann man selbst diesen medialen Schrott am Samstagmorgen verkraften!

Franky Lee
6 Jahre her

….. und wenn man bedenkt, dass die Moderatoren für dieses öde und blöde Getalke noch ein Schweinegeld bekommen, wird’s einem vollkommen schlecht.

Hartwig Meier
6 Jahre her

https://www.youtube.com/watch?v=iKqVzgpqK84
wenn das nicht eindeutig ist

Katharina
6 Jahre her
Antworten an  Hartwig Meier

Jau..und das im öffentl. Medienzirkus…..

P.Reinike
6 Jahre her

Wie ließ der Kompetenzjournalist nach dem Anschlag am Breitscheidpaltz über seinen Heimatsender (Pardon) verkünden: „Ob es sich tatsächlich um einen Terroranschlag handelt oder
möglicherweise um ein tragisches Unglück, ist nach Angaben von
ZDF-Terrorismusexperte Elmar Theveßen noch völlig offen.“

Soviel Expertise ist ein neues, intimes Expertengespräch unter Wünschelrutengängern allemal wert…

Sepp Lienbacher
6 Jahre her

Es ist zum Verzweifeln:

Im Wahlkampf verstummen selbst kritische Geister vollends – nur mehr
Sahra zeigt Haltung.

Das Sittenbild der Bewerber ist vernichtend –
als Trump die Kriege beenden wollte, war er das Feindbild par
excellence!

Kaum sorgt er für Krisenverschärfung und Waffenverkauf,
wird er zu Deutschlands Freund.

Sind diese Deutschen die gleichen Kriegstreiber wie die Amis?

Sind die Waffengeschäfte wichtiger als die Menschen?

NoName
6 Jahre her

Toll geschrieben, lieber Herr Paetow. Schön spitz.

Mein Satz: „Journalisten fragen nicht, andere Journalisten antworten trotzdem.“ 😉

Mit Unterstellungen und unbewiesenem BlaBla, möchte ich noch anfügen.

Hartwig Meier
6 Jahre her

Ja, der Herr Lüders hat sich bei Lanz etwas getraut…die Wahrheit zu sagen. Seit 8.xx wird zurück geschossen…an was erinnert dieser Text? War das das Vorbild der USA beim Angriff auf das offizielle Syrien? Oder waren es die nicht vorhandenen Chemiewaffen des Iraks ?
Wenn die Geschichte sich nicht wiederholen soll, dann muss Putin konsequent auftreten…eine Sache hat er gekündigt…aber er sollte einen Schritt weiter gehen.
Den USA, Soros und Goldman Sachs sollte er klar machen, das die USA einen Krieg niemals überleben würden…und das andere ebenfalls „zurück schießen“ können.

Rainer Franzolet
6 Jahre her

Theveßen toppt in seiner Merkwürdigkeit noch Herrn Kleber. Klar bei Verstand kann der Mann nicht sein. Wird der ferngesteuert?

Leitwolf
6 Jahre her
Antworten an  Rainer Franzolet

Nein, aber u.U. nachts an der Steckdose aufgeladen. 😉

Imre
6 Jahre her
Antworten an  Rainer Franzolet

Wurde doch geschrieben, Atlantikbrücken-Filiale bei ARD und ZDF, unserem Staatsfunk, objektiv und unparteiisch…..(der musste sein!)

Sepp Lienbacher
6 Jahre her
Antworten an  Rainer Franzolet

Anders gestellt ergibt rascher Antworten:

Wer wird in Deutschland nicht ferngesteuert?

Sahra Wagenknecht, AfD, einige Medien wie Tichy … ?

hasenfurz
6 Jahre her
Antworten an  Rainer Franzolet

Na was denn sonst. Atlantikbrücken-Mitglied. Wie Uwe Krüger („Meinungsmacht“) korrekt feststellte, werden in den öR Medien solche Stellen nie ohne Parteibuch oder Netzwerkzugehörigkeit besetzt.