Maybrit Illner: Claus Kleber, Trump und der Gordische Knoten

Das tut weh, wenn man mit allen Analysen zielsicher daneben liegt. Langsam beginnt das öffentlich-rechtliche Zurückrudern. Bei Illner: Claus Kleber von der „heute“-Show.

Kann die EU Krieg verhindern? Dicker geht’s wohl nicht! Natürlich kann EU-Europa keinen Krieg verhindern! Wer soll das tun? Juncker? Oettinger? Tusk? EU-Europa kann nicht mal seine Grenzen schützen. Aber, das wollen wir gleich zur Beruhigung anführen, um Krieg und Frieden ging es natürlich überhaupt nicht in der Sendung bei Illner. Wie seit Monaten schon geht es wieder mal gegen Donald Trump, den unsere heimischen Weltenlenker und -erklärer einfach nicht begreifen.

Uns wäre fast der Griffel aus der Hand gefallen, als Claus („Was würden Sie sagen, Claus?“), der Kleber des ZDF, den bislang kühnsten Vergleich zu Donald Trumps Nahost-Politik aus der Lamäng schüttelte: Was Trump versuche, erinnere ihn an Alexander, den Großen, und dessen „Versuch“, den Gordischen Knoten zu lösen. Es war selbst Kleber aufgefallen, dass im Nahost-Konflikt seit zig Jahren so gut wie nichts erreicht worden ist, und dass eine neue Gangart womöglich mehr bringt als alle bisherigen Gesprächstherapien. Andererseits kann er in seinem Amt als Regierungsnachrichtensprecher natürlich auf keinen Fall Donald Trump als cleveren Machtpolitiker oder gar Strategen darstellen, solange Merkel pikiert und das gesamte linksgrüne Lager entrüstet ist. Deshalb fügte er rasch hinzu, der Nahe Osten sei „nicht das ideale Gebiet für Fingerübungen eines Anfängers“.

Beim Iran-Abkommen, das Juncker und seine EU-Gesellen mit Zähnen und Klauen und auf Deutschlands Kosten verteidigen wollen, war Kleber plötzlich wieder im Trump-Lager. Man habe „ganz große Erwartungen“ gehabt, dass alles besser würde im und mit dem Iran, wenn „erst mal die Fesseln der Sanktionen abgefallen seien“. Er selber habe die „brodelnde Jugend“ in Teheran erlebt, sah schon „die Hardliner verschwinden“. Aber „das Gegenteil sei passiert“. Ja, seufzte Claus Kleber, Gute und Böse könne manchmal nicht mal er auseinanderhalten.

Die Sache mit dem mehr oder weniger sinnlosen Iran-Abkommen hatte vor Claus bereits eine junge Frau mit dem klangvollen Namen „Melody“ ausführlich dargelegt. Melody hatte uns zudem darüber aufgeklärt, dass von den 62 Toten des „March of Rage“ 50 Hamaskämpfer waren, und die Krawalle, lange bevor der Termin der Botschaftsverlegung nach Jerusalem feststand, geplant waren. Dann erklärte sie, dass der Iran die Milliarden aus dem Abkommen mitnichten für den Aufbau des eigenen Landes genutzt, sondern in seine militärische Expansion gesteckt habe. „Jetzt stehen sie an Israels Grenzen im Libanon und Syrien und 140.00 Raketen sind auf Tel Aviv gerichtet.“

Sie ärgerte sich, dass in europäischen Medien die Attacken auf Israels Grenzzaun als „Friedensmarsch“ bezeichnet wurden (Claus behauptet, das stimme nicht. Wir können das nicht beurteilen, weil wir Klebers „heute“-Show nie anschauen). Ja, sagte Melody, die in Deutschland aufgewachsen ist, sie glaube schon an die deutsche Staatsräson vom Schutz Israels. Aber warum sei die Regierung so wenig solidarisch? Warum nutze sie nicht die Chance, bei einem neuen Vertrag mit dem Iran alles richtig zu machen?

Stürzt Trump die Welt ins Chaos?
Maischberger: Donald ist an allem Schuld! Oder an fast allem. Oder auch nicht.
Melody Sucharewicz, die am Montag auch bei hart aber fair zu Gast gewesen ist, war eindeutig die interessanteste Person bei Illner, nicht nur, weil uns nun wieder die Melodie des alten Stones-Songs „Melody. It was her second name“ durch den Kopf schwirrt. Sie wurde als Kommunikationsberaterin in Israel und Deutschland, sowie als ehemalige Sonderbotschafterin Israels vorgestellt. Das verdient einen schnelle Recherche. Wikipedia: „In ihre Funktion als israelische Sonderbotschafterin wurde Sucharewicz in der israelischen Reality-TV-Show „The Ambassador“ gewählt. The Ambassador – Deutschland sucht den Super-Botschafter: Claus, wäre das nicht mal ein hübsches Spin-Off-Format für deine „heute-Show?

Peter Altmaier hat inzwischen gelernt, wenngleich die Worte ohne Pause aus ihm herausperlen, praktisch nichts zu sagen. Zu Gaza bedauert er pflichtschuldig „Gewalt gegen unschuldige Menschen“. „Wir Europäer deeskalieren“, glaubt er, „wir alle sind seit Jahren dabei“. Trotzdem stellt er fest, dass da unten „ganze Generation Leben vergeudeten“, obwohl „wir deeskalieren.“ Brachte also nicht viel. Zudem wird man das Gefühl nicht los, er verteidige sich schon mal präventiv: „Immer klar und deutlich“ habe er „darauf hingewiesen“, alles „müssen wir besprechen“, und dann irgendwas „gemeinsam“ machen. Sich um Himmels Willen nicht angreifbar machen! Auf die Frage, wie sich deutsche Unternehmen nun verhalten sollen im Iran, sagt er, er habe sich „intensiv damit beschäftigt“. Vorwürfen, das Abkommen sei recht blauäugig gewesen „muss ich widersprechen. Wir haben nichts gebilligt, was menschenrechtlich da so läuft.“ Ja, er weiß, dass er deutschen Unternehmen nicht helfen kann, will aber „beraten und zur Seite stehen.“ Als ein Kommentar des französischen Wirtschaftsministers zur neuen Lage eingeblendet wird, fasste Claus von der „heute“-Show den so zusammen: „Ist dasselbe, was Altmaier sagte, klingt aber männlicher.“ „Männlicher”? Vorsicht Claus, vermintes Gender-Gelände.

Peter ist noch wichtig zu betonen, dass er nach seiner Amtsübernahme zuerst nach Washington reiste (anders als die Eurofighter Maas und Co. im Kabinett). Nun hat sich der Wähler längst daran gewöhnt, dass die Worte seiner Führung höchstens den Wert eines Blutdrucksteigerungsmittels haben. Man stelle sich vor, es ginge, wie etwa für Israel, um Leben und Tod, und man müsste sich darauf verlassen. Dann klingt Peter dermaßen vertrauenserweckend, das wollen wir noch mal im Wortlaut schildern.

Frage: Stünden wir im Krieg bei Israel?
Peter: „Wir sind mit Israel befreundet. Wie der Bundestag entschiede, oder die EU, weiß ich nicht. Aber glauben Sie mir, dass ich wüsste, wie ich mich entscheide …“

Natürlich sind wir mit Peter immer noch besser bedient, als wir das mit Annalena Baerbock von der 10%-Partei Die Grünen wären. Wo Peter absichtlich mit vielen Worten nichts sagt, sagt Annalena mit wenigen Worten alles. Die Atombombe im Nahen Osten will sie „mit aller Macht“ verhindern, damit meint sie wohl die Macht ihrer Worte, denn mehr in die Rüstung stecken will sie nicht. Überhaupt habe die Internationale Atombehörde den Iran doch kontrolliert! Nicht aber die militärischen Anlagen, wird eingeworfen. Darauf Annalena: Das wäre egal, denn „Anreicherung muss ja da stattfinden, wo Anreicherungen stattfinden“. Die „Lampe des Friedens” und die „Leuchte der Grünen“ – das wäre was geworden! Wo Peter durchaus weiß, was die Stunde geschlagen hat, schlägt für Annalena „die Stunde Europas“! „Vergeltungszölle gegen die USA, gegen alle US-Maßnahmen klagen“ will das gute Kind.

Vielleicht hat Annalena sogar Claus aus seiner Abgeklärtheit geholt. Der hatte zunächst festgestellt „Deutschland sei zu klein, Europa zu uneins“, um wirklich eine Rolle zu spielen. Aber dann fand er sich doch zu einem Aufruf bereit: „Mutig vorwärts!“ müsse Europa schreiten, er meinte die EU.

Die mit einem Israeli verheiratete Iranerin Shahrzad Osterer war in der Illner-Sendung unglücklich besetzt. Welche Kontraposition hätte sie einehmen sollen? Die der Mullahs, weil sie aus dem Iran stammt? Machte sie natürlich nicht. Donald hätte vielleicht zwei Botschaften eröffnen sollen, eine in Westjerusalem für Israel, eine in Ostjerusalem für die Palästinenser, brachte die Radioreporterin des bayerischen Rundfunks „Zündfunk“ ein. Da hat sie den Donald nicht richtig verstanden.

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Kommentare ( 45 )

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45 Comments
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Gerro Medicus
5 Jahre her

Kleber: „Was Trump versuche, erinnere ihn an Alexander, den Großen, und dessen „Versuch“, den Gordischen Knoten zu lösen. “ Zur Kenntnis: Alexander der Große hat nicht „versucht“, den Gordischen Knoten zu lösen, er HAT ihn gelöst – mit einem Streich seines scharfen Schwertes! Solches unterscheidet die heutige Politik von großen Geistern: während die einen an den Problemen herumpfriemeln (nach dem Motto „Es muss was geschehen, aber es darf nix passieren!“) und sie mangels Verständnis der Probleme sie als zu komplex für „einfache“ Lösungen befinden, finden die wahrhaft großen Geister gerade diese einfachen aber wirksamen Lösungen. Die Weissagung war, wer den… Mehr

spindoctor
5 Jahre her

Die Israelis wehren sich dagegen, von Herrn Altmaiers „unschuldige Menschen“ an Baukränen aufgehängt zu werden.
Herr Altmaier findet das wenig hilfreich. Wer ihm wohl helfen wird, wenn es hier so weit ist?

Stephan Kurz
5 Jahre her

Nur am Rande:
Die wievielte Talkschow war das jetzt ohne einen Vertreter/eine Vertreterin der grössten Oppositionspartei in diesem Land ?
Ironie on:
So geht Demokratie.
Ironie off.

Luisa Nemeth
5 Jahre her

Dieses einstmals als Polit-Talk gestartete TV-Format ist mE endgültig zu einer „Möchtegern-Reality-Show“ abgestiegen. Darf ein aktuell „blutiges“ Nahost-Konflikt-Thema, das die Welt in Angst und Schrecken versetzt, von einem dermaßen inkompetenten Round-Table den Zuschauern in nichtssagender oberflächlicher Weise „serviert“ werden? Es gehört mE schon eine gewaltige Portion Kaltblütigkeit dazu, dass die MSM zuerst Panik verursachen, um danach, auf Steuerzahler’s Kosten, ihre unmaßgebliche Meinung abzusondern versuchen. Da ich seit drei Jahren nicht mehr einschalte, bin ich dennoch froh, dass ich auf Ihren – wie immer – empfehlenswerten Beitrag hin, im PC diese Unglaublichkeiten nachholen kann. Danke, Herr Paetow, insbesondere für den „Eurofighter“,… Mehr

Udo Kemmerling
5 Jahre her

Hab gut gelacht! Geht mir genauso! Wie erkläre ich der Versicherung, warum der Fernseher nebst einem Haufen Scherben im Dach vom Gartenhäuschen steckt?

Udo Kemmerling
5 Jahre her

Diese Grüne Völkerrechtsstudentin könnte eine Anreicherunganlage nicht einmal identifizieren, wenn man sie mit dem Gesicht draufdrücken würde. Oder den Sinn einer solchen Anlage erklären. Oder kurz eingrenzen wo Anreicherung(en) (mehrere, interessant!) denn ihrer umfangreichen Erfahrung gemäß denn so stattfinden. Und warum so eine Anlage „damit“ automatisch den Kontrolleuren bekannt sein muß. Also so ähnlich, wie Kriminelle immer da sind wo Kriminelle nunmal sind, und die Polizei da dann hinfährt und die dann festnehmen kann. Oder mein Schlüssel, der bekanntlich… Muß ich das Beispiel wirklich zu Ende bringen bis wirklich jedem auffällt, wie [massiver Superlativ von dämlich] diese Aneinanderreihung von Worten… Mehr

Dr. Mephisto von Rehmstack
5 Jahre her

Aber Herr Paetow, die Runde war doch hochkarätikst besetzt: jede Aussage wurde mit begeistertem Applaus des Publikums ob ihrer Tiefe und Brillianz gefeiert, erst gegen Ende der Show schwächelte das Publikum etwas, konnte aber im Endspurt an die bravouröse Leistung der Anfangsminuten anknüpfen. Nur der in vielen Sportberichten gestählten Stentorstimme der auch pantomimisch einmaligen Moderatorin gelang es, die Begeisterungsstürme zu überwinden und konnte ein Platzstürmen der Fans verhindern. Also, Herr Paetow, entweder stimmt mit ihnen etwas nicht ……..oder mit dem Publikum.

Karen Dahm
5 Jahre her

Herrlich Ihr Kommentar, habe seit langer Zeit mal wieder herzlich lachen können, auch wenn es eigentlich gar nicht mehr lustig ist….trotzdem Danke….

Sonni
5 Jahre her

Solche Sendungen laufen grundsätzlich nur mit handverlesenem Publikum mit der „richtigen“ Gesinnung ab. Die Klatschen-Schilder sieht man als TV-Konsument natürlich nicht. Armer Herr Paetow – schon die Gästeliste hielte mich davon ab das zu schauen, mittlerweile reicht der Name Illner.

Ostfale
5 Jahre her

Tolle Komig – hochkarätikst !!! Daaaaaaaaaaaaaankeeeeeeeee Herr Dr..

Absalon von Lund
5 Jahre her

Nur noch ein paar kleine Ergänzungen: Donald Trump ist gar kein Anfänger. Er ist über siebzig und fängt gleich zielstrebig an, während unsere Politexperten mit der großen Erfahrung wie der Peter ständig daüber reden, daß sie sicher morgen anfangen wollen. Das tun sie seit über zehn Jahren. Nochmal zum Peter: er vergeudet seit langer Zeit, jetzt als Petra, sein Leben. Und der Claus: sieht für sein Alter unverschämt gut aus!!!

Riffelblech
5 Jahre her

Ganz langsam scheint auch in den olympischen Höhen des ZDF Nachrichtenstudios bei C. K. die Überzeugung zu wachsen ,das ein D.T . wahrscheinlich eben nicht der Trottel und Dämel ist ,für den er gerne dargestellt wird . Freilich ,g anz ganz anders als hiesige Politiker ,die Links blinken ,dann doch ohne erkennbares Ziel weitertrotten .Trump ,nicht jedermanns Freund ,freilich ,scheint aber eine Klarheit in seinen politischen Aktionen zu haben ,die uns eben aus eigenem Erleben nicht bekannt ist . Wir haben weitgehend Angst vor solchem Handeln. Und ,nicht zu vergessen , wir haben politische Größen wie P.A. ,die an einen… Mehr

friedrich - wilhelm
5 Jahre her

……und dazu noch den in südtirol maturierten!